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unterzeichnet.
Tie Reichsregierung hat an den Reichsminifler Erzberger, Waffenstillstandskommission in Trier, folgende Mitteilung gelangen lassen:
Bitte Abkommen unterzeichnen, aber vorher Marschall Foch folgende schriftliche Erklärung übergeben: Die deutsche Regierung ist sich der Schwere der Folgen bewußt, die sowohl die Annahme wie die Ablehnung des Abkommens nach sich ziehen müßte. Wenn sie ihre Delegierten angewiesen hat, zu unterzeichnen, so geschieht dies in der Ueberzeugung, daß die alliierten und assoziierten Regierungen mit Ernst bestrebt sind, innerha/b der kurzen Frist, für die sie den Waffenstillstand verlängert haben, der Welt den ersehnten Frieden wieder zu geben. Die deutsche Negierung ist aber genötigt, ihren Standpunkt zu den drei Bedingungen des Abkommens durch folgende Bemerkungen klar zu stellen:
1. Das Abkommen ignoriert die aus dem Volkswillen in geordneten Finnen hervorgegangene deutsche Regierung. Es legt den Deutschen in Form schroffer Befehle und Verbote zugunsten der aufständischen 1polen die Pflicht aus, eine Anzahl wichtiger Plätze, darunter Birnbamn u.td Bentschen, ohne weiteres zu räumen. Diese Plätze sind iw deutscher Hand, überwiegend deutsch besiedelt und von wesentlicher Bedeutung für den Verkehr mit dem deutschen Osten. Dabei leisten die alliierten und assoziierten Mächte nicht einmal Gewähr dafür, daß die Polen es ihrerseits unterlassen, neue Angriffe zu unternehmen oder vorzubereiten, daß sie die deutsche Bevölkerung, auf deren Schutz wir verzichten sollen, menschenwürdig behandeln, daß sie die deutschen Geiseln freigeben, deren Festhaltung jetzt jeden Sinn verliert, und daß sie den bisherigen Lebensmittelverkehr nach dem Westen hin aufrecht erhalten. Wenn wir auch bereit sind, jede militärische Angriffshandlung in Posen und anderen Gebieten einzu st eilen und die gegenwärtige militärische Lage dort als Grundlage anzuer- ..vnnen, so müssen wir doch erwarten, daß auch die aufständischen Polen die Demarkationslinie einh alten. Andernfalls müssen wir befugt sein, uns mit Waffengewalt zur Wehr zu setzen.
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„Dr. Hostell, der Patentmedizin-Mann?" lachte eine Stimme.
„Derselbe," fuhr Johnson fort, „er wird mit rinem noch nicht dagewesenen Glanze Bresche in unsere aristokratischen Kreise schießen und sich den Eintritt in Sie gute Gesellschaft erzwingen; . es wird so viel Erstaunliches von dem, was er bieten will, berichtet, daß Sie Neugierde unsere Ladies nicht ruhen lassen wird."
Margaret hob den Kopf, als sei ihr die Gelegenheit , willkommen, ihre bisherige Stellung aufzugcben, und ein Schein von Lächeln ging über ihr Gesicht.
„Bill macht Unsinn!" rief Johns Stimme vom unteren Ende der Tafel herauf, „Hostell hat Geld gemacht, bleibt aber immer der Patentmedizin-Mann und nichts weiter."
,',Warum, Sir?" rief Johnson, „wsr leben in einem Lande, in dem nichts unmöglich ist. Heute ist einer Porter und hat morgen in der besten Gesellschaft Zutritt, heute schlägt Hostell seine letzte Sassaparilla-Kistc zu und empfängt morgen, vom Geschäfte zurückgezogen, die Leute aus der fünften Avenue!"
Ein einziger Blick des Sprechenden hatte Reichardt 'oei Erwähnung des „Porters" gestreift, aber diesem das Blut zum Herzen getrieben. „Und so wohl auch umgekehrt," begann er plötzlich, „junge Leute in guter Stellung voll Porter-Rohheit, großen Dünkels mit der wunderlichsten Hohlheit gepaart — es sind allerdings die eigentümlichsten Gegensätze-, die besonders dem Fremden hier im Lande entgegcntreten!" Eine augenblickliche Stille folgte den Worten Reichardts; es war, als ahne Jeder die verdeckte Bedeutung derselben, bis sich unter den einzelnen Paaren ein allgemeines Gespräch zu entwickeln begann. „Glauben Sie nun an die bösen Geister?" wandte jich Reichardt halblaut an Zeine Nachbarin. __
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2. Deutschland darf daraus Hinweisen, daß es sich bis zur völligen Erschöpfung seiner wirtschaftlichen Kräfte und bis zur Zerrüttung seiner Vcrkehrsverhältnisse bemüht hat, den Waffenstillstandsbedingungen nachzukommen. Es will auch jetzt versprechen, die Punkte zu erfüllen, in denen ihm die Durchführung bisher nicht gelungen ist. Dabei darf es aber annehmen, daß seine Ver- Pflichtungeen nicht in einer Weise ausgelegt werden, die mjt den beiderseits anerkannten Grundsätzen des Prä- ( sidenten der Vereinigten Staaten von Amerika unvereinbar ist und den Gedanken des Rechtssriedens im voraus zunichte macht. Ob wir die in Aussicht gestellten Weisungen der alliierten obersten Heereslei-
, tung in vollem Umfange zu befolgen in der Lage sind, müssen wir abwarten.
3. Wenn Deutschland jetzt an Stelle bestimmter Fri
sten für den Waffenstillstand, die es gestatteten, sich aus die Erfüllung der Bedingungen einzurichten, nur eine kurze unbestimmte Frist mit einseitiger dreitägiger Kündigung gewährt wird, die geeignet ist, die Ruhe und Ordnung in Deutschland in hohem Maße zu gefährden, so bedeutet das eine ungerechtfertigte, Erschwerung unserer Lage. Wir vermögen die Hoffnung nicht auszugeeben, daß die alliierten und assoziierten Regierungen es für tunlich halten, unter Verlängerung des Waffenstillstands bis zum Präliminarfrieden in Verhandlungen über die deutschen Gegenvorstellungen einzutreten. (Gez.): Scheidemann.
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Weimar, 17. Febr. Gestern vormittag versammelte sich im Schloß das Kabinett zu einer Sitzung, um zu den neuen Waffenstillstandsbedinguugen der Entente Stellung zu nehmen. Die Regierung glaubte nicht allein die Verantwortung übernehmen zu können, daher wurden die Führer der Fraktionen zu der Beratung hiuzugezogen. Mit Ausnahme der äußersten Linken und der Deutsch-Nationalen waren alle erschienen.
Trier, 16. Febr. Das Abkommen über die Verlängerung des Waffenstillstands ist heute abend 6.30 Uhr im Salonwagen des Marschalls Foch unterzeichnet worden. Wie bereits gemeldet, enthält der Entwurf des Verlänge- > nmgsabkommens nur drei Artikel. Die Unterzeichnete. Fassung weist folgende Veränderungen auf: Ober-I
Ichlesien, der Netzedistrikt und Bromberg lauen westlich der Demarkationslinie und sind daher durch die von den Alliierten übernommene Garantie vor den Einfällen polnischer Banden gesichert. Leider fällt Birn ' "aum östlich der Demarkationslinie. Der Bahnhof Bem- lchen erhält deutsche Bejahung. Den Schutz der Deutschen östlich der Demarkationslinie übernimmt die interalliierte Kommission in Warschau. Zu Artikel 2, in dem bestimmt ist, daß die Verlängerung des Waffenstillstandsabkommens auf kurze Zeit erfolgt, fragte der Reichsminister Erz- be rger, warum kurze Frist vorgeschlagen sei und ob dieser Vorschlag etwa mit der Möglichkeit eines baldigen Vorfriedens im Zusammenhang stehe. Marschall Foch sagte: Ich vermute es. Marschall Foch fragte, warum unsere Handelsschiffe zur Lebensmittelversorgung noch nicht auslaufen. Erzberger betonte, die drei wirtschaftlichen Abkommen über Abgabe der Schifte, Lieferung der Lebensmittel und deren Bezahlung stier, ein einheitliches und untrennbares Ganze. Marschall Foch stimmte dieser Auffassung zu.
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Neues vom Tage.
Trc ""e derungen der Reichsverfaffu g.
Berlin, 17. Febr. Wie das „Tageblatt meldet soll der Entwurf der Reichsverfassung in erster Lina in der Richtung abgeändert werden, daß der Staaten- aus schuß (bisher Bundesrat) ein aufschiebendes Einspruchsrecht gegenüber Beschlüssen des Reichstags Habei soll Er wird Beschlüsse oder Gesetze des Reichstags mir denen er nicht einverstanden ist) zurückweisen kön neu. Wen: indessen der Reichstag mit einer Zw srittel- Mehrheä sei-en ursprün liehen Beschluß bestatt en s llt-, dann muß das Gesetz als endgültig angenommen betrachtet werden. Allerdings hat der Reichspräsident die Möglichkeit, nach eigenem Ermessen eine Volksabstimmung über einen derartigen Beschluß herbeizuführen. Ferner soll die ^Stimmenzahl Preußens im Staaten-, ausschuß auf ein Drittel der gesamten Stimmen beschränkt werden. Tie kleinen Bundesstaaten müssen sü'' "'-it ihrer.: Nachbar längstens innerhalb drei Jahren m Einheiten zusammenschließen, die mindestens eine Million Einwohner umfassen, andernfalls erhalten sie keine Stiiume im Reicksrat. Wenn die Verhandlungen der
I Sie schlug langsam das große Auge zu ihm auf.
„Warum kümmern Sie sich so viel darum und bauen i nicht auf den guten Geist in Ihnen selbst?" fragte sie;
' aber es war ein Blick so still und ernst, der ihn traf, daß ihm plötzlich die Erwiderung, die er sich hatte entreißen lassen, als das Törichteste seines ganzen Lebens erscheinen wollte.
Für ein wirkliches Glück sah Reichardt es an, daß schon nach kurzem der Wunsch nach einer Fortsetzung des Tanzes laut wurde; er hatte kaum mehr aufsehen mögen; als sich aber die Gesellschaft endlich erhoben hatte und die Mädchen, wie von eindm Zwange erlöst, lachend nach dem anderen Zimmer flatterten, zog er den jungen Frost beiseite. „Ich fühle mich so unwohl, Sir," sagte er, „daß ich am besten tun werde, nach Hause zu gehen; wäre ich in gewöhnlicher Stimmung, so hätte ich auch nicht den unverzeihlichen Fehler in Bezug auf Johnson begangen; und ich weiß, Sie tun es mir zu Liebe, meine Entschuldigung gegen Ihren Vater und- ihre Schwester so zu übernehmen, daß kein falsches Licht ans mich fällt!"
John sah den jungen Mann einige Sekunden schweigend an, während er dessen Seele ergründen zu wollen schien. „Sie sind der sonderbarste Mensch, Reichardt. der mir je vor Augen gekommen," erwiderte er dann; „Johnson ist ein Esel, und ich hätte ihn vielleicht noch derber ab- geputzt, als Sie es getan — seinethalber gehen Sie aber doch sicherlich nicht —"
„Ich bin krank, Sir, nichts anderes," unterbrach ihü Reichardt, „nnd wenn Sie freundlich gegen mich sein wollen, so glauben Sie mir und lassen mich ganz unbemerkt davon schlüpfen."
Ter andere blickte mit neuem Forschen in die Augen des Sprechenden. „Es steckt Ihnen irgend etwas quer im Kopse, Sir; das ist es!" sagte er, „und ich wollte, .Sie sprächen dreist heraus, was es ist. Aber," fuhr er .
fort, als Reichardt eine fast ängstliche Bewegung zur Entgegnung machte, „ich will Sie nicht zum Bleiben zwingen, so sehr mir auch Ihr Entschluß in mehrfacher Beziehung leid tut. Kommen Sie, wenn Sie durchaus nicht anders wollen!"
„Aber ich übergebe mich Ihrer Freundschaft, John, daß ich durch keine Mißdeutung lächerlich werde!"
„Werde alles besorgen, Sir, wenn ich auch nichts weiter weiß, als daß der Teufel aus Ihnen klug werden mag!"
Beide waren nach der Garderobe am Ende der Vorhalle gegangen, Reichardt hüllte sich in seinen Ueberrock und hatte in den nächsten Minuten das Haus verlassen. Er atmete freier auf, als er die kalte Luft der Straße fühlte, und ging raschen Schritts den Weg nach seiner Wohnung. Erst als er dort in seinem Zimmer Licht angezündet hatte, blieb er in der Mitte des kalten Raumes stehen und sah starr vor sich nieder. „Es ist recht so," sagte er nach einer Pause halblaut, „was habe ich mit diesen reichen Menschen zu tun, unter denen ich doch nur immer der arme Angestellte bleibe? Soll ich mir das Herz iu Stücke brechen, wenn es fühlt und verlangt, wie Andere? Aber warum bin ich gegangen? habe ich doch vvrausgewußt, was kommen mußt?," fuhr er fort, den Kops hebend und die Fanst gegen die Stirn drückend, „habe mich selbst wahnwitzig in den Strudel gestürzt —!" Er machte einen raschen Gang durch das Zimmer und blieb dann von neuem stehen. „O Margaret!" rief er plötzlich wie im Ausbruche des bittersten Wehes und schlug beide Hände vor das Gesicht, ans den nächststehenden Stuhl sinkend.
Es war manche lange Stunde verflossen, ehe er das Bett suchte und die Ermattung ihm die Augen schloß, und als ihn am Morgen die Frühstücksglocke weckte, war es ihm, als sei jedes Glied an ihm zerschlagen. .