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Samstag, de« 16. Frbr«ar 1010
SV. Jahrs«««.
.Hinaus aufs Land!
Dir bayerische Major Franz Frhr. v. Ga gern erläßt einen Aufruf an die bisherigen Offiziere, in dem u. a, gesagt ist:
.Kameraden! Wie stehen wir heute? Mit der Demobilmachung der Feldtruppen ist das bayerische Heer zu Grabe getragen worden. Die Friedenstruppentcile sind keilt Heer mehr. Die Manneszucht ist geschwunden, der Dienst hat aufgehört, der Soldat wird in der Kaserne statt erzogen und ertüchtigt verdorben und arbeitsscheu.
Was hat unter solchen Zuständen und Aussichten ein ehrliebender Offizier noch im Heer zu suchen? Zaudert nicht, Kameraden, einen neuen Beruf zu ergreifen! Unser Volk wird ein Volk von Armen sein; jedermann wird unis tägliche Brot arbeiten und froh sein müssen, wenn er vom Ertrag seiner Arbeit sich auch wirklich das tägliche Brot verschaffen kann. .
Denkt jetzt nicht an gelehrte Berufe, an Studieren! Studium und unbezahlte Vorbereitungszeit dauern lange Jahre und verschlingen Summen, die ihr, die eure Eltern angesichts den wirtschaftlichen Zusammenbruchs unseres Volkes nicht aufbringen können. Haltet eure letzten Mittel zusammen! Denkt an Arbeit und an Verdienen! Stellt euch entschlossen in die Reihen der Armen, damit ihr euch nicht eines Tages in den Reihen der Bettler findet!
Dem Kanteraden, der kriegsbeschädigt oder durch Rücksicht auf Frau und Kinder au die Stadt gefesselt ist, sage ich: „Nimm jede ehrliche Arbeit au, die ohne lange Lehrzeit geleistet werden kann." Sein Los ist das schwerste.
Allen Kameraden, die frei sind von Familiensesseln, die jung sind und gesund, rufe ich zu: „Hinaus aus den Städten, hinaus aufsLand! Legt die Hand an den Pflug, ergreift die Axt, die Hacke, das Grabscheit!"
Der Bauernstand ist der älteste, die Bauernarbeit die vornehmste im Land. Stellt eure Arme, stellt euer Herz in den Dienst der Landwirtschaft,' die schwer unter Ärbeitermangel leidet. Vermehrt nicht das städtische Proletariat, werdet Bauern!
Auch in der Landwirtschaft ist der Anfang schwer, must der Offizier wie in jedem neuen Berns mit Selbste Verleugnung und ernstem Willen als Rekrut eintreten. Aber hiee wird er sich am wvhlsten fühlen, sobald der
Körper sich erst an die Arbeit gewöhnt hat. Das begreifliche Misstrauen wird anfänglich zu -überwinden sein, ob es euch auch wirklich ernst ist mit eurer Absicht, ob ihr das Geschick und den festen Willen zur Arbeit habt. Aber im bescheidensten Landmaun steckt ein guter Teil adeliger Gesinnung; er wird euch anfangs Nachsicht und jederzeit Takt und Verständnis entgegenbringen, und ist erst sein Mißtrauen geschwunden,, dann wird er euch mit einer Achtung begegnen, die ihr euch beim städtischen Proletariat niemals erwerben könnt.
Der Bauer war im Krieg der Kern unseres Heeres; vom Bauernstand allein kann jetzt die Gesundung unseres Volkes kommen. Da ihr nicht mehr Führer sein könnt, tretet als Mitarbeiter in diesen Stand ein!
Auf dem Land könnt ihr innerlich freie und u nabhängig eMänn er bleiben. Was auch die wirtschaftliche Zukunft unseres Volks nach dem Zusammenbruch sein mag, der Acker wird immer bebaut werden müssen. Wer Landmann wird, verliert nie die Aussicht, es in jeder Wirtschaftsordnung zu einer unabhängigen, wenn auch bescheidenen Lebensstellung zu bringen. Und wen die Verhältnisse im Vaterland schließlich zur Auswanderung treiben, dem bieten Gewöhnung an Feldarbeit und landwirtschaftliche Kenntnisse die sicherste Gewähr für gutes Weiterkommen.
Mit den landwirtschaftlichen Organisationen bin ich ins Benehmen getreten. Sie sind bereit, Offiziere, die praktisch in die Landwirtschaft übertreten wollen, bei geeigneten Landwirten unterzubringm
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TPC.
Wirtschaftliche Notlage. -.----7"..,. !
-P 2 .. Die Unterbindung unseres Verkehrswesens ' als Folge der überaus harten Waffenstillstandsbedingnn- f gen werden erst jetzt in vollem Ausmaßesühlbau. Die Pransportnot verhindert nicht nur die Ausfuhr der nötigen Kühlen, soweit diese überhaupt in ausreichender . Mcnger gefördert werden, sondern auch die Zufuhr der < noch vorhandenen Rohstoffe an die Plätze, wo sie ver- - arbeitet werden können, dazu kommt noch, daß infolge ' der gesteigerten Produktionskosten der Industrie keine j neuen Aufträge erteilt, bzw. bestehende Aufträge zurü^ tt ..ezogen iverden. Nicht mehr zu bestehender Kohlen- un-o f Rohstoffmangel und steske Verteuerung und damit Man- t gel. des.^Absatzes der Fabrikate, verursacht , durch die ?
kän Oeuiscßer
Vsn Otto Ruppius.
Monate war es her, daß er keilte Taste unter den Händen gehabt, und er griff in die Klaviatur des prachtvollen Instruments, als wolle er mit einemmale alles,s was ihm d as Herz belaste, von sich werfen. Bei den ersten 'Akkorden schon waren die Gespräche verstummt, und einzelne der Anwesenden hatten in seiner Nähe Platz genommen; aber bald dachte Reichardt kaum mehr an die Gesellschaft. Wie der Zuspruch einer befreundeten Seele., der er sich voll hingeben durfte, waren ihm seine eig,-- neu Töne entgegen gelingen; er goß sein Herz mit dem ganzen Grollen, dem er nicht einmal einen Namen zu geben wußte, aus und fühlte, wie nach jedem Griffe sich seine Brust freier und befriedigter hob; weicher und Milder wurden seine Gänge, es war ihm, als habe er in der Fremde wieder den Weg nach seiner rechten Heimat gesunden, und fast willenlos begann er als Thema des geordneten Spiels: „Zieh'n die lieben, goldnen Sterne aus nur Himmelsraud". So fremd das Lied an die Ohren seiner Umgebung schlagen mochte, so allein stand auch, er jetzt mit seinem Empfinden in den selbstgcwäi l- len Verhältnissen — und sie, die ihm Ersatz für eure ganze Wett hätte geben können, stand so weit über ihm, hatte sicke luh ihre Herzensbefriedigung schon in dem eigenen Kreiie gesunden und ahnte nichts von dem, was in dem Innen, des armen Kommis, den ihre Vermittelung erst von Hausknechtsarbeit erlöst, vorging, und wahrlich! sie sollte es auch niemals ^chnen -- mit einer kräftigen Dissonanz unterbrach er sein Spiel und senkte ww in Selbstvergessenheit den Kops, dann aber, als bringe, ihn die lautlose Stille um ihn her zur klaren Besinnung zurück, ließ er eine wilde Kadenz über die Tasten kaufen und schloß in raschem Tempo die „Aankee-Toodle" daran. Selbsthohn, Aerger über die Weichheit, in welche er geraten, regierten seine Finger, aber er hals sich dadurch am leichtesten aus seiner bisberiaen Stimmung
und mit einer sonderbaren Selbstgenngtnnng begann er immer karikierter, immer trivialer die Melodie herunter zu tronr clu.
„No, Sir, no! das ist abschenl'ch!" rief eine Stimme neben ihm, „Sie stürzen die Menschen kopfüber aus ihren schönsten Träumen!" Reichardt brach mitten im Stücke ab und erhob sich rasch, und ein mehrstimmiges Gelächter um ihn her schien den vermeintlichen Spaß, den er eben vollsührt, gebührend belohnen zu wollen. 'Neben sich sah er die Pianospielerin stehen, die mit eftier Art liebenswürdigen Schmollens zu ihm aufblickte; als er aber das Auge unter die lachenden Gesichter der übrigen warf, sah er Margarets Züge, ernst und bleich, mit einem Ausdrucke von Sorge sich nach ihm heben, eine Selunde lang blieb ihr Blick forschend in dem seinen hängen, dann wandte sie sich ab und machte dem alteil Forst Platz, der die Gruppe durchbrach und aus Reichardt zuschritt. „Haben Sie uns das al:e Vaterland im Vergleiche zu dem neuen zeigen wollen?" sagte er gutgelaunt, „fast war cs mir so bei dem Kontraste, den Sie hüistellten."
„Ich wcißwirtlch selbst kaum, was ich gespielt habe, Tir," erwiderte der'junge Mann in einer leichten Befangenheit, „ich wollte nur aus der Schwärmerei und Len Dtt vnanzen. zu denen sie geführt, müder ins prak- ttsche Leben zurück."
„Geschwankt heben Sie wenigstens nicht dabei," lächelte Frost; „beides ließe sich aber vielleicht ans diesem lde verhöhnen, wenn Sie dann und wann mit John abends heran kämen; es hängt mir selbst immer noch etwas von der deutschen Musillicbe an. "
„Lie wissen, Mr. Frost, dnß Sie ganz über mich tu vertilgen haben," erwiderte Reichardt sich verbeugend, wahrend das Blut in seine Wangen stieg, um dann langsam einer tiefen Blasse Raum zu geben. Ter alte Herr hatte sich mit einem ! rennt liehen Kopfnicken weg- gewandt, da der junge Frost, hermttrat, ihn mit einer-
höheren Lohnfordernngelk, verkürzte Arbeitszeit und verminderte Arbeitsleistung, kennzeichnen das trübe Bild j der industriellen Lage. Ueberall aus dem Reiche wird i Einstellung der einzelnen Betriebe' zum Teil sogar der f rnzen östlichen Industrie berichtet. Vollbeschäftigt sft ! eigentlich nur die Lokomotiv- und Waggonfabriken, so- ! wie einzelne Zweige der Metallindustrie, welche nach ihrer Umstellung itt Friedensarbeit Unterausträge für jene^ s angenommen haben. Wenn auch die Ablieferung der offenen Wagen an die Entente beendet ist, so hat sich die Gestellnngsmöglichkeit doch nicht gebessert, da es an Loko- ! Motiven fehlt, der Reparaturstand der Wagen der gleiche I geblieben ist und die Leistungen der Werkstätten und ! Industrie dauernd unbefriedigend sind. Bezeichnend für f die trostlose Lage des Verkehrswesens ist, daß Viels f größere Industriebetriebe in Mitteldeutschland den Rb- s transport ihrer Fertigfabrikate ans Mangel an Trans- ! portmifteln nicht bewerkstelligen können.
, TPB. Herderiheim, 12. Febc. In der General- f Versammlung der Deutschen demokratischen P ar- f tei Heidenheim wurde folgende auch für die Allgewein- i heit interessierende Entschließung einstimmig angenom- st men: „Tie heute in den Nadsälen zahlreich versammelte ! Te»rsche demo kratische Partei Heidenhei m a. Br.^prote-, Z stiert mit aller'Gntjchiedenheit gegen die dem deutschen j Volke von französischer Rach- und Bentesncht angesonnene i Vergewaltigung. Sie erwartet von der Nationalversamm- ^ lnng tatkräftigste Wahrung der deutschen Rechte auf der ; Grundlage der Wilson'schen Grundsätze- Besonders verlangt sie eine gerechte Verteilung. des Kolonialbesitzes, f Selbstbestimimingsrecht für Elsaß-Lothringen, Rückgabe unserer Handelsflotte und vor allem alsbaldige 'Zn- rückführnng unserer Kriegsgefangenen. Nur auf einem , Ncchtssneden kann sich der von der ganzen Welt er- ; sehnte Völkerbund ansüanen." *
j TPC. Stuttgart, 13. Febr. Der Staatsrechtlich e A n s s ch n ß der Deutschen demokratischen- s Partei war gestern unter dem Vorsitz von R.-A. Dr., R e i ß-Stnttgart wieder znsammcngelreten, um über das Verhältnis von S t a a t s le i tu n g und Volksvertretung zu beraten. Zn den grundlegenden staatsrechtlichen Fragen des Entwurfs für die württembergische Landesverfassun g hak T r. Wölz ein umfangreiches Gut-
Gntjchuldigung bei - Seite ziehend. „Lassen Sie mir die PianosPielerin für heute abend, ich bin schon daraus vorbereitet," sagte der letztere, „unser Truthahn in. bereit, und da Sie sich wahrscheinlich noch keine stach- charin engagiert, so kommen Sie zu meiner ..-er!"
Nur einen Moment zuckte es wie Wide r en in Reichardt; in dem nächsten aber wüste er, dag er hier keinen Ausweg gab, daß ihm der härteste v. uiys-nicht erspart werden sollte, :d daß er diesen -ai bestehen, habe nach besten Kräften. In möglichst freier Haltung folgte er dem Freunde quer durch das "immer nach einer lachenden Gruppe nd stand in der nächsten MMirko vor Margaret, aus der. .ügen bei scineui Aubl.ck.plötzlich der lachend- 'Ausdruck schwand. „Reichardt möchte Dich ^ii Tiich? c l tten, Schwester, und ee ist gut, wenn wir rechtzeitig Paare bilden!" sagte John kurz und wandte sich wieder davon; d- Mädch w:- Blick aber ruhte still und ernst aus Reichaw s Gesuche, bis diewr ihr den 'Arm bot und sie in langsamer Promenade durch' das Zimmer führte. Er hatte ihr forschendes Auge ge- - sehen, und jedes leichte Wort, mit dem er hätte eine Unterhaltung einleiten können, schieu dann, wie an-e seinem Gedächtnisse gestrichen zu s in: er sübile ihren 'Arm leicht wie eine Feder auf de u jeinigen rn en, und eine Empfindung, wie er sie nie vorher gekannt, rieselte durch seine Nerven; er wußte, wie albern er erstcheinen mußte, ohne Laut an ihrer Seite zu gehen, w-'stuend sich um sie her lachend und scherzen!)' die übrigen Paare- formierten und selbst der alte Frost mit einer launigen ' Rede sich bei der Pianospielerin als John's Stellvertreter einführte, so lange dieser abwesend sei — und ' doch schien ihm sein Gehirn jeden leidlichen Gedanken zur Anknüpfung einer Unterhaltung verweigern zu wollen. Da hörte er plötzlich seine Begleiterin halblaut, in dculscher Sprache beginnen: „Ich hatte mich gefreut, Air. Reichardt, Sie bei uns zu sehen; Harriet Burton l hat mir so mancherlei von Ihnen geschrieben, daß S>c - ttume: wie ein.lmgst Best;.:Per vor nur jSuden,-.-. .