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Uv 39
Freitag, de» 14 . Februar 1919
Das Reichsministerium. - ^ Weimar, 13. Febr. Die neue-Regierung ist nun mehr folgendermaßen gebildet: Präsidium des Reichs- Ministeriums: Scheide mann; Vertreter im Präsidium ) des Reichsministeriums und Reichsminister der Finanzen: Dr. Schiffer; Reichsminister des Auswärtigen: Graf von Brockdorff-Nantzau; Reichsminister des Innern D r. Preuß; Reichsarbeitsminister: Bauer; Neichswircschaftsminsiter: Wisse l; Reichsnahrungsminister: Robert Schmidt; Reichsjustizminister: Landsberg: Reichswehrminister: Noske; Reichskolonialmini- ster: Tr. Bell; Neichspostminister: Giesberts;
- Reichsminister für Demobilmachung: Dr. Koeth; ferner drei Miitister ohne -Portefeuille Erzberger, Dr. David und Gothein.
Ebert und die Presse.
v- Weimar, 13. Febr. Reichspräsident Ebert empfing rm Mittwoch im Nationaltheater die Vertreter der deut-
Ichen und deutsch-österreichischen Presse. Er führte fob Fendes aus:
Der erste Tag meines Amtes soll auch der Tag «ein. an dem ich mit der deutschen Presse Fühlung nehme.' Ich war ebenfalls Redakteur. Ich kenne aus eigener Erfahrung .die Aufgaben und Pflichten, ihre Schwierigkeiten und Anstrengung. Bei mir sollen Sie jeder Unterstützung sicher sein. Ich freue mich, daß mir ein Amt zugefallen, ist, unter dessen vornehmsten Aufgaben die Wahrung der völligen Pressefreiheit obenansteht. Es ist meine Ausgabe und das Erfordernis meines Amtes, mit Ihnen allen in Beziehung zu treten ohne Rücksicht auf Ihre oder meine Parteizugehörigkeit. Nicht eine Partei, sondern das ganze Volk hat mich gewählt und kann daher auch von mir verlangen, daß ich der Präsident des Volks und nicht einer Partei bin.,.Die große Mehrheit von Ihnen gehört ja den Parteien an und steht ihnen nahe, aus denen sich die neue Regierung bilden wird 4 -Die anderen Herren bitte ich, in unseren Taten nicht nur das Trennende, sondern auch das Gemeinsame sehen zu wollen und bei mir auch vorauszusetzen, was ich auch bei Ihnen voraussetzen will: eine tiefernste Auffassung von der Pflicht zum Vaterlande. Zwei
Aufgaben hat die neue Regierung vor allen anderen: der Frieden zu sichern und die Verfassung zu schaffen. Beides "iuß geschehen im Zeichen der Gerechtigkeit.
Zum Arb ei tsp r o g r a mm der neuen Regierung will ich heute nur eines sagen: Es ist kein Kompromißprogramm im schlechten Sinne Alle drei Parteien, die daran gearbeitet haben, haben sich rückhaltslos auf den Boden unverfälschter und unverkürzter Demokratie gestellt. Wir können heute sagen: Die Demokratie ist für Deutschland in einem Umfang gesichert, wie für kein anderes Land. Eine vollkommene Uebereinstimmung wurde über die Art, wie die Sozialisierung anzubahnen sei, erzielt. Darnach sollen Wirtschaftszweige, die nach ihrer Art und ihrem Entwicklungsgang einen privatmonopolistischen Charakter angenommen haben, auf Reich, Staat, Gemeindeverbände und Gemeinden zu übernehmen sein. Als Wirtschaftszweige werden besonders erwähnt die Bergwerke und die Erzeugung von Kraft. Bis die Zeit zum Sozialismus reif ist, muß der soziale Gedanke alle Handlungen jeder Regierung bestimmen. Die Organe der Regierung, die mit den Herren der Presse zu tun haben, sind angewiesen, ihre Arbeit in verständnisvollstem Sinne zu leisten, die nichts zu tun hat mit Beeinflussung, sondern die geeignet ist, die Mitarbeitder Presse anzurufen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir darin zustimmten, daß die Freiheit der Presse,
lelephon Pr. 41
36 . Jahrgang
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mondzeile oder deren Raun-,. :
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ihre Kritik, ihre Mitarbeit, ihre Anregungen, ihre Vor
-men sei:
schlage Von jeder Beschränkung entbunden sein soll, eine notwendige- Fortsetzung unserer Arbeit in der Regierung bilden und uns Tag für Tag in lebendigen Zusammenhang mit der Volksmeinung und dem Volkswillen setzen muß.
Düngemittelrwt und Voiksernährrmg.
In landwirtschaftlichen und gewerblichen Kreisen erwartet man von dem Aufhören der Feindseligkeiten fast allgemein das Ende der Düngernot schon für die nächste Bestellung. Diese Hoffnungen finden leider in den tatsächlichen Verhältnissen keine Stütze. Einmal liegen viele Prodnktionsstätten von Kali, Thomasmehl und Stickstoff im besetzten Gebiete, sodann aber verhindern die Verkehrs- Verhältnisse und die Arbeiterlohnforderungen ein gedeihliches Arbeiten der Werke. -Auf Einfuhr können wir zumeist rechnen, diese wäre aber auch an sich zur
Deckung des Bedarfs nicht erforderlich, nachdem die Stick- stoffgewimmug im Lande so gewaltige Fortschritte gemacht hat. Die Kokereien und Gasanstalten produzieren etwa 100 000 Tonnen schwefelsaures Ammoniak jährlich. Die neuen Anlagen zur Gewinnung synthetischen Ammoniaks lassen technisch die Herstellung von 300 000 -sonnen Stickstoff zu, der je nach den vorhandenen Ums Wandlungsanlagen als schwefelsaures Ammoniak, Natrons- Salpeter und Ammon-Salpeter in den Handel kommt. Dazu kommt die Herstellung von Kalkstickstoff in einheimischen Fabriken und die Einfuhr darin aus Skandinavien und der Schweiz. Die Werte, die zum Teil vom Reiche selbst erbaut sind, sind sehr leistungsfähig und können gegenwärtig rund 100000 Tonnen Stickstoff liefern, so daß die Gesamtproduktion an Stickstoff im Inlands bei ungestörtem Betrieb auf rund 500000 Tonnen Stickstoff jährlich veranschlagt werden kann. Das würde etwa daÄ Doppelte dessen bedeuten, was vor dem Krieg in Deutschland für Landwirtschaft und Industrie zusammen verbraucht wurde, so daß noch Stickstoff zur Ausfuhr vorhanden wäre. Die Erwartungen, die an die Möglichkeit der Herstellung dieser Menge für die Zeit nach dem ' Krieg geknüpft wurden, haben sich aber bislang nicht erfüllt. Die Wecke aller drei Produktionszweige arbeiten infolge der Kohlen-, Rohstoff- und Arbeiterschwierigkeiten unter den größten Behinderungen und mußten ihren Betrieb einschränken, teilweise sogar vorübergehend völlig einstellen. So ist es gekommen, daß die zweite Hälfte des verflossenen Wirtschaftsjahrs trotz des Fortfalls des Heeresverbrauchs kaum die Produktionsmenge des ersten Halbjahrs erbracht hat. Die Belieferung der Landwirtschaft mit Stickstoff wird sich daher eher verschlechtern als verbessern.
Noch ungünstiger liegen die Verhältnisse auf dem Phosphor säuredünger markt, der zurzeit im wesentlichen durch Thomasmehl bestritten wird. Statt einer Friedensproduktion von 250 000 Waggons sind für das abgelaufene Jahr nur rund 150 00 Waggons verfügbar gewesen. Nun aber entfallen von der ThomasmehlpröH duktion 15 Prozent auf Luxemburg, 21 Prozent aup^ Lothringen, 8 Prozent auf das Saargebiet und 12 Pro-^ Mnt auf das linksrheinische Rheinland, lieber die Hälft-^ ^->er Produktion fällt also für das laufende Jahr forrF wozu noch kommt, daß auch die rechtsrheinischen Proq duktionsstätten gefährdet sind. Auch die noch arbeitendes Betriebe leiden in gleicher Weise wie die, Slickstoffwertzi
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Lin Oeutsciier
Von Otto RuppiuS.
„Aber in Anbetracht des zu erwartenden Truthahns, der noch eine Weile auf sich warten lassen wird, möchte ich kleine Appetitreizuug Vorschlägen," begann jetzt John, sich erhebend. „Wenn," fuhr er sich nach einer der Ladies wendend fort, „wenn Miß Henderson uns die Quadrille spielte, die sie nur allein in dieser Art zu spielen versteht, so tanzen wir zuerst!" /
„Ich unterstütze den Antrag!" — „und ich vereinige meine Bitten an Miß Henderson!" klang es von Seiten; der jungen Männer; die weiblichen Gäste aber hatten sich im Fluge um die Genannte lachend versammelt, und sichtlich geschmeichelt erhob sich diese, um sich nach dem Klavier zu wenden. Reichardts Blick flog über die sich erhebenden tanzlustigen Gruppen, die nur den ersten Ton zu erwarten schienen, um das Karree zu bilden; er traf von Neuem aus Margaret, und ein Ausdruck von Aufforderung blickte ihm aus ihrem Gesichte entgegen, der alle seine Nerven in Erregung setzte; mit Macht drängte es ihn, sich den Platz an ihrer Seite zu sichern, im nächsten Augenblicke aber stand auch schon sein Entschluß, jeder Versuchung möglichst aus dem Wege zu gehen, wieder vor ihm — noch schwankte er in hartem innerem Kampfe, da rauschten die Akkorde der Einleitungsakte auf, die jungen Männer flogen den Damen entgegen^ Johnson schien der bevorrechtete Bewerber um Margaret zu sein, denn keiner der klebrigen machte auch nur einen Versuch, ihm ihre Hand streitig zu machen; fast meinte aber Reichardt, als sie ihrem Tänzer die Hand bot, einen bedauernden Blick von ihr aufzusangen.
„Sie tanzen nicht, Sir?" rief ihm John zu, „very well, so tu' ich es!" und damit eilte er der einzigen noch übrigen Dame zu — Reichardt bemerkte jetzt erst, daß die Zahl der Anwesenden, wenn der junge Frost und die Klavierspielerin abgerechnet wurden^ genau,^einem >
Karree äüsreichte, und daß er sich also jedenfalls spaier einer der jungen Ladies werde anzuschließen haben. Aber waren sie denn neben Margaret nicht sämtlich ohne alles Interesse für ihn? Ihm gegenüber schien eben Johnso- seinen vollen Humor in der Unterhaltung mir seim. Tänzerin sprudeln zu lassen, und das beifällige Lachen, das sich auf deren Gesicht zeigte, wollte Reichardt fast wehe tun; er wartete, ob sie den Blick nicht noch einmal nach ihm wende - erde; aber die Quadrille begann, lustig und nur . Tanzlust hingegeben rauschten die Paare durcheil, . wer, und Reichardt fühlte mitten in
fremd, und die Fühlhörner wollen erst ausgestreckt sein. Sagen Sie," fuhr er halblaut fort, seinen Arm vertraulich unter den des Andern schiebend und einem fast
der fröhlichen Umgebung plötzlich ein Gefühl von Allein- über sich kommen, wie es ihm nur in den trübsten
stehen
Zeilen geworden war.
Am liebsten hätte er dem lustigen Gewühle gar nichl mehr zugesehen und sich in eine Fenstervertiefung zurückgezogen, um mit sich allein zu sein — aber der gut« Ton verlangte jetzt ein Verdecken seiner inneren Regungen; er mußte lächelnd das Auge auf den Tanzenden ruhen lassen, mußte sehen, wie Johnson seine Unterhaltung mit Margaret völlig in der leichten, sichern Ws»ü- eines bevorzugten Bekannten führte, wie seine Worte in gleicher Weise von dem in Heiterkeit strahlenden Mädchen erwidert zu werden schienen, und unwillkürlich kam ihm der Gedanke, daß Beide doch durch Stellung und Verhältnisse ein wie für einander geschaffenes Paar abgäben. — Reichardt mochte nichts mehr davon scheu; seine Augen blickten starr unter die klebrigen, während doch keiner seiner Gedanken bei dem war, was sich ihm bot, und erst am Ende der Quadrille raffte er sich wieder zum Bewußtsein der Gegenwart auf.
„Aber, by George, Reichardt, ich denke, Sie werden nicht den ganzen Abend so steif da sitzen bleiben!" trat John lachend an ihn heran.
„Sicher nicht," erwiderte der Angeredete, sich erhebend, „aber ich bin unter den klebrigen noch ganz
peinlichen Drange in ihm folgend, „steht nicht Mr. John-
'on Ihrer Familie näher, als ich bis jetzt gewußt/
Der junge Frost sah den Frager groß an, warf dann einen Blick hinüber, wo Johnson in eifrigem Gespräche vor Margaret und einer ihrer Freundinnen stand, und wandte dann das Auge mit einem eigentümlichen Ausdruck von Laune nach Reichardt zurück. „Ich weiß von nichts Besonderem," sagte er, „indessen will ich Nachfragen, wenn Ihnen ellvas daran liegt —"
Reichardt griff fast erschrocken nach des Andern Arm; da sah er plötzlich, wie sich Margaret mit ihrer Nachbarin erhoben hätte und in gerader Linie auf ihn los- kam — er fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesichte wich. „Nicht wahr, Mr. Reichardt." sagte sie heran- kommend, und. dem Angeredeten war es bei dem süßen Tone, der ihin entgegenklang, als fülle sich sein Herz zum Zerspringen, „Sie lassen uns eine deutsche Komposition hören? der Genuß wird uns so selten, und wir nüssen die Gelegenheit wahrnehmen!"
Reichardt verbeugte sich schweigend, er wußte, daß er kein Wort hätte sprechen dürfen, ohne seine Bewegung zu verraten; fchon in der nächsten Sekunde aber hatte er wieder die volle Macht über sich gewonnen. „Sie haben nur zu befehlen, Miß!" sagte er langsam aufblickend and traf auf ein Auge, das wie in fragender Befremdung auf ihm ruhte. Er hielt den Blick aus, es war ihm wie eine Art Wollust, aOe überquellenden Empfindungen zurückzudrängen und nur die halbe Bitterkeit, die sich in chm gebildet, blicken zu lassen es war eine Selbstqual, er wußte es, aber er fand Festigkeit darin und mit einer leichten Neigung des Kopses wandte er sich dem Klavier zu.
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