(») Mannheim, 7. Jan. Unter deiü Verdacht des Giftmords wurde eine 33jährige Taglöhnersehefrau ver­haftet. Sie soll versucht haben, ihr Zjähriges Kind durch »Gift aus die Seite zu schaffen.

(-) Freiburg, 7. Jan. Erzbischof Dr. Nvrber hat ungeordnet, daß das von dem Papst an die deutschen Bischöfe gerichtete Schreiben vom 7. Dez. 1918, in welchem der Papst auf die neuen politischen Ereignisse in Deutsch­land Bezug nimmt und dabei auch auf eine womögliche Aenderung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche zu sprechen kommt, von den Kanzeln der katholischen Kirche Zu verlesen ist.

(-) Karlsruhe, 8. Jan. Das Ergebnis der Wah­len zur Bad., Nationalversammlung hat sich insofern geändert, als in Mannheim die Sozialdemokraten au Kosten de' deutsch-nationalen Volkspartei und in Frei­burg die Demokraten auf Kosten des Zentrums einen Sitz mehr erhalten. Gewählt sind sonach 40 Zentrum, 36 Sozialdemokraten, 25 Demokraten und 6 Deutsch- Nationale. >

Karlsruhe, 8. Jan. Der Elferausschuß erklärt, du Arbeiter-, Bauern-, Volks- und Soldatenräte werden so­lange sortbestehen, bis die Erfolge der Revolution von der Nationalversammlung verbürgt und der Achtstunden­tag gesichert sei.

(--) Karlsruhe, 8. Jan. DieKarlsr. Ztg." nimmt in einem halbamtlichen Artikel die Oberamtm^.ner gegen unbegründete Anschuldigungen in Schutz und spricht die Erwartung aus, daß eine Beamtengruppe, die auch jetzt loyal auf dem Boden der neuen Verhältnisse arbeitet, nicht ohne jeden Airlaß in ihrer Ehre gekränkt werde.

(-) Karlsruhe, 8. Jan- Auf der Landstraße zwi­schen Karlsruhe und Turchlach ist eine große blau-weiße Scheibe angebracht, die den Beginn der neutralen Zone andeutet und zugleich den Soldaten zur Warnung dient, die neutrale Zone zu betreten.

(-) Mannheim, 8. Jan. Zu den Ausschreitungen, die sich hier am Tag vor der Wa-^ -ur bad. National­versammlung in Wählerversammlui . und im Geschäfts- Hanse desGeneral-Anzeigers" abspielten, wird nach weiter bekannt, daß die Ruhestörer auch in das Rathaus eindrangen, wo Bürgermeister Ritter s seinem Zimmer aus den Flur gelockt, dort von . n Männern zu Boden geworfen und mit Füßen g^reten wurde. Er erlitt einige unerhebliche Kopfverletzungen. Anscheinend hatte man es auf den Oberbürgermeister abgesehen und sich in der Person geirrt.

- (-) Freiburg, 8. Jan. DieFreib. Ztg." meldet:

Der Freiburger Soldatenrat scheint sich in einem Zustand der Krise zu befinden. Außer dem Vorsitzenden sind dieser Tage sieben weitere Mitglieder ausgetreten. Die Krise hängt vermutlich mit Erscheinungen des Wahl­kampfes zusammen.

kalsccki, bestimmte Parteien als cbrist- Iicn oderuncliristliccki aus/.ugeben. Keine poli- tiscfte Partei als solche ist cckrristticft. Aber in jeder Partei sollten Lbrislen etntreten kür E-olkes Peebt und die b-ebensliräkte des bwangeliums auswirken.

Pastor be 8öur.

st) Freuvenstttvt, 8. Jan. (Nach Altshan­ken.) Herzog Albrecht, der in letzter Zeit im Hotel Rappen hier wohnte, ist lt.Grenzer" gestern früh mit > inen beiden Brüdern und seinen drei Söhnen von Iper abgereist. Ter Herzog wird im Schlosse in Alts! aasen Wohnung nehmen.

-) Biberach, 8. Jan. (L> a in st e rei.) Aus dem

Bastchos wurden dem Dienstmädchen eines Stuttgarter Fel Kanten eine geschlachtete Gans, 9 Ist Pfund Butter, 30 P und Käse, 22 Pfund Mehl und 36 Pfund Schmalz nbgenommen. - ' . . /

Württemberg.

st) Stuttgart, 8. Jan. (Tagess ragen.) Ge­stern vornlittag fand eine Besprechung über Tages­sragen statt, zu der der Minister des Innern, Crispien, die örtlichen Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte, die Gemeindevertreter und Oberamtleute eingeladen hatte. Der Leiter des Kriegswesens, Fischer, teilte mit. daß beabsichtigt sei, das jetzige Heerwesen ganz auszu­lösen und durch 15 Sicherheitskompagnien zu je 300 Mann mit der Hauptleitung in Stuttgart zu er­setzen. Tie Kompagnien werden in Eßlingen, Ludwigs­burg, Böblingen, Gmünd, Tübingen, Reutlingen, Ulm. Heilbronn, Mergentheim, Jsny, Weingarten und Rott weil ihre Standorte haben; nach Stuttgart sollen drei Kompagnien gelegt werden. Bei der Auswahl der Leute werden ältere erfahrende Soldaten ausgehoben. Tie Oberaufsicht sollen die Arbeiter- und Soldatenräte füh­ren. Rechtsanwalt Lin den maier verlangte, daß den Bürgerräten die gleichen Rechte gegeben werden, wie den pl.- und S.-Räten. Crispien entgegnete, das sei Sache der A.- und S.-Räte. Heber die Erna h rnngsv e r- hältnisse teilte Minister Bau m a n n mit, daß unsere Getreide- und Mehlvorräte nur noch bis Ende April oder Anfang Mai ausreichen. Mit den Kartoffeln stehe es besser. Der Viehbestand sei stark zurückgegangen und die Schweinebestände reichen eben noch für die Selbst­versorger. Wegen des geringen Vertrauens zur Z. E. G. (Zeutral-Einkaufsgesellschaft) in Berlin haben sich die. süd- p-'tttschen Staaten untereinander in Verbindung gesetzt Arbeitsminister Lindemann bezeichnet die wir. sch aftliche Lage als außerordentlich schwierig und gefährlich; ein vollständiger Zusammenbruch sei nicht ausgeschlossen. Tie vom Lande stammenden Arbeitslosen sollen wieder aufs Land gebracht werden. Oberamt- maim F r a u e r-Freudenstadt forderte genauere Bestim-- müugen über die Zuständigkeit der Arbeiter- und Bau­ernräte. Vorkommnisse wie in Backnang, uw der Ober- amtmann mit Gewalt seines Amtes entsetzt wurde, reizen vielfach zur Nachahmung, tragen aber nicht dazu bei, lic Beamten in ihrer Pflichterfüllung zu ermuntern. Alle Oberanulertte des Landes müssen sich solidarisch erklä reu: sie würden bei solchen Zuständen sanft ans die Wetterführung ihrer Arbeit verzichten müssen. Crispien erklärte, bis jetzt sei in Württemberg kein Beamter ohne weiteres vom Amt entfernt worden. Für die Gemeiudewahlen werde eine neue Ordnung ansgeistn.

st) Stuttgart, 8. Jan. (Ter neue Stadt­kommandant.) Im Schwurgericht:ftal hat der Gar­nisonrat gestern nachmittag Oberst Ernst Reinhardt mit großer Mehrheit zum Stadtkommandanten va» Stuttgart gewählt. Er hat die Wahl angenommen. Sein 'Börgäuger war Oberst von Suählin.

st) Stuttgart, 8. Jan. (T i e b.) Seit Mitte Na- oember v. I. wurden in vielen Häusern Dachkammern -rbrochen und Kleidungsstücke, Sch.nncksachen nsw. ent wendet. Als Tätee wurde der-2! Jahre alle Soldat Joh. Äeora Welsch von Walddorf sestgenoinmen. Welsch var aus Grund der allgemeinen Amnestie im November nis dem Gefängnis entlasse!! worden. Ein Teil des Ge-

tohlene» ist wieder beigebrackck.

Das Ende des K. Marstalls. Am 21. und

22. Januar werden im Leibstallreithaus in Stuttgart 64 Pferde des K. Marstalls öffentlich versteigert. Es sind dabei 14 Reitpferde, darunter mehrere Vollblüter, und 50 W-Heupferde.

- Diebstahl von Fahrkarten. Ein am 6 De

zember in Stuttgart nach Göppingen abgesandtes Paket, enthaltend 100 Fahrkarten 2. Kl. Eil- oder Personenzug GöppingenHeidelberg Nr. 10l/2M ist entwendet worden.

Abrüstung. Nach Anordnung der Rcichsregie- rung gilt als Tag des Befehls zur allgemeinen Ab­rüstung der 10. -Januar. Tie zum Einjahrig-Freiwil- ligeudienst Berechtigten werden wie die anderen Ange­hörigen der gleichen Jahrgänge behandelt. ..

Zwei Proqrammreden.

Ulm, 8. Jan. (Payer zur rag e.) Friedrich Payer sprach am Dreikönnigsiag tm Saalban. Beginnend nnl der Revolution hob Payer hervor, Sah ein Zurück den Bürgerkrieg bedeuten würde. Das Wahlergebnis von Baden, 40 Zentrum, 16 Sozialdemokraten, 25 Demokraten, 6 deutsch-nationale Boiks- partei und keinUnabhängiger" werde ungefähr auch für Wärt temberg ein Bild geben. Die Sozialdemokratie habe den Zulaus umsomehr, als sie das Wahlgesetz auf ihren Leib Angeschnitten habe. Die Sozialdcmokraiie ivcrde nicht mehr die alleinige Verantwortung der Regierung tragen ivolien, auch fehle es ihr an genügenden regierungsfähigen Leuten. Eine bürgerliche Koali­tion gegen die Sozialdemokratie mache die Demokratie nicht Mit, weil sie nicht die Geschäfte der Rechten besorgen wolle. Line Koalition der bürgerlichen Parteien und der Sozialdemo­kratie wäre nicht lebensfähig: möglich wäre auch eine Koali­tion aus Demokraten und Sozialdemokraten, oder eine solche aus Demokraten. Sozialdemokraten und Zentrum (das sich auf den Bode» der Republik gestellt habe). Diese Koalition würde drei Viertel des Volks hinter sich haben ,und auch für btt Sozialisierung den erforderlichen sozialen Sinn f "Nsweisen, sow.lt diese angängig sei. Grundstürzenbe Aenderung L.^ürde in nächster Zeit hier nicht erfolgen können. Das Bo" ^ brauche Arbeit, Frieden und Heraushebung aus dem Eleiw. FürSozialisierung" werden die neuen Stcnergefetzs zu­nächst genügend sargen: keiner werde mehr zuviel Huben. Die

Regierung, die letzt da sei, müsse unterstützt werden: aber so sollte nach Ausschaltung der Unabhängigen meh> Entjchlubkraft zeigen, gegenüber weiteren Vergewaltigungen vor matzen her und gegen die Bolfchewidi-Gefahr. Die Spartak»-- »eilte sotten endlich einmal entwaffnet, Ruhe und Sicherhei, für Wahltag und Rationnlverfamnilling gewährleistet, Radek ent fcrnt, der polnischen Frechheit deutsche Gemalt entgegengesetzt der sinnlosen Verschleuderung öffentlicher Werte und Mitte! Einhalt getan, und die Erwerbsiojeiisürsorge nicht zu eine, Prämie für die Aröcitsunlust gemacht werden. Der Dlktatui Ludendorfs dürfe keine Diktatur der Stratze folgen. Wir können keine Lostrennunq vom Reich, die überall sich bemerkbar mache, in Bayern, Odcrschlesien, Rheinland ustv. ertragen, cs sei genug an dem, was uns aus der Friedenskonferenz verloren gehen werde. Dafür müßten mir Ersatz suchen an den Deutsch-Oester- rcichern. Weiter besprach der Redner die Regierungspläne betr Neuaufbau des Reichs, (Volkshaus, Staatenyaus, parwmentarischc Regierung, Präsident) mit stark unttarischcm Zug: Wegfall der'Rcprvntrechte, Eisenbahn- und Postemheit, Steuerwcse», Steu­ere!,lschätznng und -Erhebung durch Reichsorgane u. a. m. Auch die Neuorientierung in Württemberg wurde gestreift: die Erste K'nmmer werde nicht mehr kommen und eine offene Frage sei, ob ein besonderer Lauöespiäsiüent neben dem Mimstcrpräsl- denten beschafft werde. Die Trennung von Staat und Kirche werbe nach gerechten Gesichtspunkten erfolgen; die Kirchen wer- den ösfentlich rechtliche Korporationen bleiben, Vermögensrecht unc Steuer-recht behalten und eine staatliche Rente, entsprechend dem Kirchcngut des Staats, erhalten. Die Zukunft werde Deutschland nicht bankrott werden lassen: der Berttner Radikalismus werde nicht triumphieren können über Deutschland, und die württ. Wahlen werden ei» Zeugnis für Freiheit und Ordnung in der Republik und eine Probe der inneren Disziplin des Volk« zum Wohl des Ganzen sein.

Laupheu», 8. Jan. (Grober zur Lage.) In zwei Ver­sammlungen der Zenirumspartci sprach Staatssekretär a. A. Gröber. Durch die Revolution seien die Monarchien sonne die gcs.tzgcbenüeu Körperschaften, Reichstag mW Landtag rasch und ohne eigentlichen Widerstand beseitigt worden. Hiebei habe» das H c e r und die B eamten , weiche zur Vertcihlgung der Mo­narchie bestimmt waren, versag t. Eine Wiederkehr der Mo­narchie, sowie des Reichstags und Landtags sei nicht wahr­scheinlich. Reichsregicrnng und Arbeiter- und Soldatenräie, auf die sei! 5. Dezember 1918 die ganze politische Gewalt übergcgaugen, seien rein sozialdemokratisch und daher nur ein Ausschnitt de, Gesamtheit: die Bestellung sott durch Ausschüsse vom Stand­punkt der eigenen Interessen aus erfolgen. Gröber sprach ihnen die Iähiokeit zur Erfüllung ihrer Aufgabe» ab. Unter der alte» Negierung sei zur Wahrnehmung von Reglernngsgeschästen eine jnhr-iange gründliche Vorbereitung erforderlich gewesen. Aus die Arbeiter'- und Soidatenräle könne eine dauernde Orüuuug nicht gegründet werden. 'Auch die Befugnisse der B o l k s b c a u ft r a g- i e'n seien nicht bestimmt; augenblicklich herrsche eine Partei- reg ! c r u n g im vollsten Sinn des Worts. Diese Regierung sei aber vor ihrer eigenen Bewachung nicht sicher. Der Spar­takusbund benl sichtige die Sprengung der Raiionaiversammumg und die Erhebung des Proletariats zur Macht. Die Auf­gaben der Nationalversammlung seien in erster Linie die Bil­dung einer Negierung, die die öffeniiiche Ordnung wieder her- stette und das Eigentum schütze, die Entwaffnung des Spartakus- vlinds und die Aufstellung einee neuen Verfassung. Außerdem müßten Mittel zur Kricgsverhüiuug gesunden werden durch ein Völkerbund auf der Grnndlngc der ivirtscha,ttichen Gieichbered. nun; der Völker, der Abrüstung zu Wnsfcr und zu Lande und Freiheit der Meere. Die Sozialdemokratie strebe d>e Soziali- ,,crung der Industrie an, auch die Ser Landwirtschaft. Letztere sei ganz unmöglich, erstere vorläufig noch nicht reif. Bcr einer Sozialisierung wäre der Wettbewerb auf l-a Weltmarkt cms- selchlosie». Der G r o k a r u n d b c i i 1j müne >m Fnteresie cmer

Mrkeren Bewirtschaftung den KleinbeittttMt" Pläss^lNacheilR dl« Fideikommisse seien aufzuheden. Bezüglich Lex Steuer­lasten habe eine gerechte Verteilung unter Berücksichtigung der Standes- und Familienverhältnisse zu erfolgen. Die Kriegs­anleihe dürfe durch die neue Regierung nicht entwertet werden. Das Zentrum srrdere Glaubensfreiheit für )eües Bekenntnis und religiöse Erzi hung in den Schulen und halte daher an der konscsjionelieu Volksschule fest. Die Ordensmederlassungen seien bereits unter der nlten Negierung beschlossen worden.

Mus; Württemberg Preußen verhalten? l

Die Mittelsteste (Landesausschuß) schreibt uns: Immer wieder hört man die Ansicht, daß Württember g in großem Um­fange Lebensmittel nach Preußen senden »niste, und daß aus diesem Grunde an manchen Lebensmitteln bei uns Knappheit herrsche. Diese Ansicht ist falsch. Bei den beiden wichtigsten Volksnnhrungsmitteln, bei Getreide und Kartoffeln, ist Württemberg aus einen starken Zuschuß aus Preußen angewie­sen. So hat Württemberg im abgelausenen Ernteiahr von der Reichsgetreidestelle 814 000 Doppelzentner Mehl empfangen, da­gegen an Getreide in Mehl ningcrcchnct, 582 000 Doppelzentner adgeliesert, so daß es also 232 000 Doppelzentner inehr empfangen hat. Diese Menge kommt fast ausschließlich aus dem Norden Denischlands. Dabei ist der zahlenmäßig nicht bekannte Bedarf der württ. Truppen während des Kriegs noch gar nicht berücksichtigt: um ihn vermehrte sich der Mehrempfang Würt­tembergs. In ähnlicher Weise steht es mit unserer Kar­iös fe i v e r s o r g u n g. Kartoffeln wurden fen Herbst 1SI8 nach Württemberg folgende Mengen abgeilefert: Aus der Herbsternte 1918 aus preußische» Provinzen 149 000 Zentner (angesichts der großen Karwsfelnot Norddeutschlands im Kohlrabenwinter 1916 bis 1917 eine nicht hoch genug anzuschlagcnde Leistung); aus der Frühkartoffelcrnte 1917 aus preußischen Provmzen 138 500 Zentner. Ferner haben die ivürtt. Bedarssstellen im Sommer 1918 an Frühkartoffeln wieder 135 000 Zentner aus Preuße» und 57 000 Zentner aus Hessen erhalten. Württemberg hat nichts abgetreten. Fleisch bzw. Vieh wird nach Preußen überhaupt nicht geliefert. Me bisher von Württemberg verlangten Lieferungen an Vieh gingen durchweg an das Feldheer bzw. an einzelne Konservenfabriken, in denen Konserven für Las Feldheer hergestellt wurden. Der »n Lande gewonnene Speck bzw. das hieraus gewonnene Schweineschmalz wird voll­ständig dem inländischen Verbrauch zugeführt. Preußen erhält hiervon gar nichts. Das bei den gewerblichen Schlachtungen von Rindern und Schafen anfallende Roh fett mutz an die württ, Fettschmelzen abgeliefert werden. Aus diesem Rohsett wird Feiittalg horgestellt, der zur Hälfte den württ. Verbrauchern zugute kommt, während die andere Hälfte an Bedarfsgebiet» abgeliefert werden muß. Welche Mengen hiervon nach Preußen kommen, ist nicht bekannt. Von Butter wurde» geringe Mengen »ach Karlsruhe. Darmstadt. Frankfurt, Straßburg, Metz und Kalmar, also nur nach süddeutschen Bedarfsbczirken ge­liefert. Zurzeit beträgt die monatliche Ablieferung von Butter etwa 3500 Zentner. Desgleichen müssen monatlich ungefähr 1100 Zentner Käse nach außerhalb Württemberg versandt werden. Ebenso muß Württemberg an Obst und Gemüse bestimmte Mengen abgeben. Dagegen ist Württemberg für die Einfuhr wichtiger Rohstoffe, wie Kohle, Eisen, Kall ustv. durch- aus auf Preußen angciviejen. Die Ansicht, Württemberg werde von Preußen ausgefogen, ist also durchaus unrichtig. Württem­berg ist vielmehr nicht der gebende, svndern der nehmende Teil, es könnte ohne Einfuhr von Preußen gar nicht bestehen.

Mutmaßliches Wetter-

Der große Lustwirbel hält an. Am Freitag und samstag ist meist bedecktes und mit vereinzelten Nie­

derschlägen, erwarten.

auch Schneesälleu verbundenes Wetter Zu

Lokales.

Wilbad. 7

Württembergischen

Januar Die hiesige Ortsgruppe der BürgeiPartei hotte als Redner Herrn Landrichter Dr, Gütz aus Stuttgart gewonnen, derextra eil Stuttgart nacb Wildbad gefahren ist um uns vieles ftu sagen". Herr Götz hat durch seine grotesken Gesten und leine oft unangebrachten derben Spässe seinen Ausführungen fthr geschadet. Konnte doch Herr Schlüttcr am Schlüße konstatieren, daß dies einefidele" Versammlung gewesen sei/undbd«l" sollte eine Wahlversammlung in so bitter ernster Zeit doch nicht sein. Nachdem Herr Götz über 1 Stunde über die Entstehung der Bürger-Partei gesprochen und in geradezu naiver Weise das Verhältnis der Parteien un- iereinander klargelegt und den einzelnen Parteien die von ihm in studentischer Weise gewählten Farben gegeben, kam er endlich aus dar eigenlliche Thema zu sprechen:Warum "soll marl sich der Bürgerpartei anschließen? (Die deutsche demokratische Partei erhielt vom Redner die Farbe und den Namen Rosa.) Die Bürgerpartei muß das in raschen Lauf geratene Stattsschtff bremsen, sie hat viele idiells Worte, sie will besonders für die Kriegsinvaliden sorgen und will die gefährtete Religion dem Volk erhalten. Mit einem eindringlichem Appel an die Frauen schloß der Redner seine Ausführungen. Herr Schlutter betrat »ach ihm das Redner­pult und klagte über das schl- chte Essen an der Front und über die weiten, geflickten Hosen, die man ihm bei seiner Heimkehr vom Felde geben wollte. Eine Erwiederung war das nicht. Trotzdem glaubte Herr Schriftsetzer Fnebrich Aurger, Schützling der Trau von Wittgenstein (in Uniform) dein Herr Götz zu Hüfte eilen zu müssen. Er las au» einem Buch von Sven Hedin vor. Da die Vorlesung zu lange dauerte und die Zeit schon weit vorgeschritten war, entstand ein Tumult, ein Gejohle und Geschrei, so daß auch die Schlußworte des Herrn Götz nicht mehr recht verstanden wurden Wir wollen hoffen, daß nur einige jugendliche Zuhörer, die übrigens keinen Zutritt zu den Wahlversamm­lungen haben sollten, diese Unruhe venirsachtcu, denn von Männern wäre es unverzeihlich, denn im freien StaalIge- t jedem Bürger auch ei» freies Wort. s

Uepsammtuirtz. Die von der sozialdemokratische Partei angekündigte Versammlung aus heute abend in de> Turnhalle findet nicht um 6 Uhr sondern um halb 7 Uhr statt

V0I1

NetzresAirl

bei äeii LuMuätAtzn Lkd8r<ieu ksickLvsr'w'örtuL?5Livt, LerUn 8,

5ik'iiedrivtisti'L886 66