Boykot vcntscher

Bt'ilstel, 24. Tez. ,,^'avas" meldet, der Verbau! der Kaufleute für Herrenartikel und Wollwarrn habe beschlossen, Waren aus Deutschland, Oesterreich, Bnl garien und der Türkei zu boykottieren.

Der holländische Episkopat gegen den Sozialismus.

Amsterdam, 24. Dez. Das katholische Blatt Tijd" meldet: Vorgestern wurde in allen katholischen Kirchen Hollands ein Hirtenbrief des Erzbischofs von Rotterdam und der vier holländischen Bischöfe ver­lesen, worin es heißt: Tie sozialistischen Lehren über Eigentum, Gesetz, Ehe, Familie, Obrigkeit und mensch­liche-) Zusammenleben lassen die ewigen und unabänder­lichen Gesetze Gottes und die Lehre deS Evangeliums völ­lig außer Acht. Ter Sozialismus steht im Streit mit dem katholischen Glauben. Es ist deshalb Katholiken verboten, Mitglieder anarchistischer oder sozialistischer Ver­einigungen zu sein oder solche zu unterstützen. Tas Sa­krament muß jedem .Katholiken verweigert werden, solange er Anhänger des Sozialismus und des Anarchismus ist.

25 Milliarde,-stener.

Washington, 24. Tez. Reuter.i Ter Senat Hai die Krjeasgewinnsteuer Vorlage, die 6 Milliarden Tol- lars 25/2 Milliarden Mark- ansbringen soll, angenom­men. ^ie Vorlage wird jetzt vom Repräsentantenhaus und dem Senat in gemeinsanier Sitzung verhandelt wer­den.

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(-) Karlsruhe, 24. Dez. Nach Besprechungen zwi­schen dem Ministerium für soziale Fürsorge und Bei tretern der Arbeitgeber- und Arbeiterverbände wurde die Betriebs einstellung einer Reihe Fabriken im Lande zwischen Weihnachten und Neujahr (bis einschl. 4. <>an.) beschlossen. Tie Arbeiterschaft erhält eine entsprechende Vergütung. Diejenigen Arbeiter, die ohne den Verbrauch von Maschinenkraft und Licht in den Betrieben beschäftigt werden können, sind verpflichtet, in den Werkstätten die volle Arbeitszeit einznhalten und haben dafür Anspruch

auf vollen Lohn. ...

(-) Karlsruhe, 24. Tez. Das Gesamtmunstermm hat beschlossen, den Absatz der elektrischen Kraft des Murgtalwerks stacttlicherseits zu übernehmen.

I . Karlsruhe, 24. Tez. Für nachdrücklichen Be­kämpfung der Geschlechtskrankheiten hat die Landesversi-- cherungsanstali Baden vier BeratungSstcl en errichtet und zwar an der Universitäts-Hautklinik in Heidelberg, im Gebäude der Landesversichernngsanstalt in Karlsruhe, an der Universitäts-Hautklinik in Freiburg und im städt. Krankenhaus iu Konstanz. Tie Aerzte wurden gebeten, Kranke nach Abschluß ihrer Behandlung der Beratungs­stelle zu melden. Jeder Fürsorgeberechtigte kann jede der genannten Beratungsstellen anrusen, doch werden die Reisekosten nur zu der dem Wohn- oder Beschäftigungs­ort nüchstgelegenen Beratungsstelle vergütet.

(-) Karlsruhe, 24. Dez. Beim Verrlassen Polens haben viele Militäreisenbahner, darunter auch badische, ihr Privateigentum ganz oder teilweise verloren, teils durch Beschlagnahme, teils durch- Beraubung. Das Gut soll nun den Eigentümern wieder zngestellt werden oder, wenn das nicht möglich ist, ersetzt werden. Die General­direktion hat daher den betreffenden Eisenbahnern Listen zum Eintrag der gestohlenen oder beschlagnahmten Gegen­stände überreicht.

(-) Eber-ach» 24. Tez. Ter geschüstsfübcende Ausschuß der mittleren Städte Badens nahm eine Ent­schließung an, in welcher es als unbestreitbare Notwen­digkeit bezeichnet wird, daß im neuen Staa, den Ge- meinden, den össentlich-rechtl chen Verbänden, den reli giösen Gemeinschaften, den Schulen, den organisierten Berufsständen, den Organisationen der Beamten, Auge stellien und Arbeitern, den Krauenvcreinignngen usw. ein geordneter Einfluß ans die Bildung des Staatswillens und eine entsprechende Parlamentarische Vertretung ge- sichert wird. Ter Verband wird in dieser Frage mit den anderen Städten und Organisationen Fühlung in chen.

(--) Rastatt, 24, Dez. Das hiesige Bürgermeisteramt hat in den beiden hiesigen Blättern die Namen derjenigen Frauen veröffentlicht, die sich beim Abtransport von Kriegsgefangenen in schamloser Weise aufführten.

(--) Rastatt, 24. Dez. Am 29. Dezember wird hier eine Besprechung zum Zusammenschluß aller Vereinig»« gen und Verbände des bad. Handwerker- und Gewerbe standes stattfinden.

(-) Freibrtt'ft, 24. Dez. Ter Badische Bauernverein schreibt uns: Es wird von gewisser Seite der Versuch gemacht, falsche Mitteilungen über die Verschmelzung des Bauernvereins mit dem Genossenschastsverbaud bad. land­wirtschaftlicher Vereinigungen in den Kreisen der Mid gtieder des Badischen Bauernvereins zu verbreiten. In seiner Sitzung am 21. Dezember hat der Hauptvorstand des Badischen Bauernvereins beschlossen: l. Der Bad. Bauernverein wird seine Selbständigkeit bewahren; er­sehnt jegliche Verschmelzung mit irgend einer anderen Organisativn ab. 2. In Einzelsällen kann mit anderen Organisationen zu bestimmten Zwecken znsammengegangen werden.

(--) Freibnrg, 24. Dez. (Die Erlebnisse d-er a u s g e w i e s e n e n Elsässer.) Ein trauriges Bild wurde in der in vergangener Woche hier abgehaltenen Versammlung der vertriebenen Deutschen ans dem Elsaß enthüllt, als Zahnarzt Bensel über die Vorgänge in Mülhausen berichtete. Als der Pöbel der Fabrikstndt sah, daß das Militär ihm freie Hand ließ, wurden etwa 20 deutsche Läden von ihm ausgeplündert: man drang in die Wohnungen der Deutschen ein und schlug alles kurz und klein. In einem deutschen Möbelhaus blieb auch ^ kein einziges Stück Möbel mehr ganz. Die Deutschen waren den brutalsten Schmähungen und Mißhandlungen .sgesetzt und besonders elsässische Offiziere, die im fran­zösischen Heere dienten, kühlten da ihr Mütchen an den verhaßtenSchwaben". Dieser fanatische Haß ging weit in die Kreise. der Gebildeten hinauf und mancher Mül- Hauser Fabrikant, der so gern an den Deutschen ver­dient hatte, schürte das ruchlose Treibeil mit Geld. Br. der Ausweisung durfte niemand Geld bei den Banken erheben und nur 30 Kg. Gepäck mitnehmen. In den Arbeitervierteln mußten sich die Ausgewiesenen ver-

lnüniMn. Blutüberströmt, augespieeii, mit Stöcken gk? schlagen kamen sie dort au. Die Frauen mußten sich von der Bevölkerung gesehen völlig entkleiden und untersuchen lassen. Teilweise wurde ihnen das Gepäck weggerisse- und ganz mittellos sind manche der Unglücklichen bei un-> 'gekommen. Aehnliche Vorgänge wurden von einem Esgewiesenen aus Straßburg berichtet, ebenso aus Kvl- mar, Schlettstadt und Zabern. Die Versammlung der ausgewiesenen Elsässer beschloß, an den Volksbeauftragten Ebert in Berlin, an den schweizerischen Bundespräsidenten und an das Rote Kreuz in der Schweiz Telegramme zu richten, in denen gegen die unerhörte Behandlung Protest eingelegt ist.

(-) Bom Heuberg, 24. Tez. (Ende der Ge- sangenschaft.) Tie gefangenen Franzosen und Eng­länder haben das Gefangenenlager Truppenübungsplatz Heuberg verlassen; die Russen kommen in den nächsten Tagen ebenfalls von hier weg.

Württemberg.

(-) Stuttgart, 24. Dez. (Teuerungszulagen Die bürgerlichen Kollegien haben dcnfftädt. Beamten, Un- terbenmten und Arbeitern eine weitere Teuerungszulage nach den staatl. Grundsätzen in Höhe von 2HK Millionen Mk. verwilligk. Dabei führte Bürgermeister Klein aus, daß man sich in der Inneren Kvmmission der bürger­lichen Kollegien einig gewesen sei, daß jetzt nickst schon wieder eine Teuerungszulage "ölig oder anqezeigr ge­wesen wäre, da man ja noch gar nicht wisse, ob das Reich die von den Gemeinden vorgeschossenen Gelder über­haupt wieder zurnckerstatten könne; die ganze Arbeits­losenunterstützung mache für die Stadt Stuttgart allein, die die Beträge vorschießen müsse, täglich 50 000 Mk. aus. Auch Oberbürgermeister La n t e n sch l a^er be­merkte, daß cs so nicht weitergehen könne, das; immer nur von oben herab verfügt werde: Die Gemeinden haben zu bezahlen.

(-) Stuttgart, 24. Dez. (Auszeichnungen.) Ter Apostolische Nuntius in München, Erzbischof Paccelli, hat anläßlich seines Besuchs in der Diözese Notrenburg, wobei er das Gefangenenlager Ellmangen besichtigte, dem Domkapitular Fr ick die Ernennung zum päpstlichen Hausprälaten durch Breve mitgeteilt. Semiuarregens Fi«? scher iu Rotteuburg und Stadtpfarrer Stauden­maier in Ellwangen wurden zu Ehrenkämmerern mit dem Titel Monsignore ernannt.

(-) Stuttgart, 24. Dez. (Ossiziersbu nd.) Eine Versammlung von Vertretern der meisten württ. Standorte beriet über den Anschluß an den württ. Ofsiziersbund. Am Montag, den 30. Dez. nachmittags 2 Uhr soll eine allgemeine Offiziersversammlung im Oberen Museum hier stattfiuden.

(-) Ludwigsburg, 24. Tez. (Einbrecherbande.) Ans dem Schloßgut Harteneck unternahm eine Bande den Versuch, einznbrechen. 20 Mann der Sicherheits- kompagnie umstellten aber das Gut und es gelang ihnen, eine Gesellschaft von 11 Personen, worunter eine Anzahl Frauenzimmer, festznnehmen.

(--) Murrhardt, 24. Tez. (E i n b r u ch s d i e b st a h l.) In der Villa des Geh. Kommerzienrats Robert Frau k, die zurzeit unbewohnt ist, wurden durch Einbruch Silber­zeug, eine Waschgarnitur, Kunst^egenstände usw. im Wert von mehreren tausend Mark gestohlen.

(-) Geislingen a. St., 24. Dez. (Notstands­arbeiten.) Die bürgerlichen Kollegien haben der Er­bauung einer Steigstraße nach Weiler a. Steig zuge­stimmt. Der Aufwand war früher auf 150009 Mk. ver­anschlagt, dürste jetzt aber ein Mehrfaches betragen. Von den Kosten übernimmt nach Abzug der Beiträge von Swat und Amtskorporation die Stadt Geislingem 36, die Ge­meinde Weiler 64 Prozent. Die Württ. Metallwaren? iabrik wird ihre ganzen Wasserkraftanlagen umbaue,

(-) Mm, 24. Dez. (Teuerungszulage.) Die neue Teuerungszulage für die städtischen Beamten usw. verursacht einen Aufwand von 473 300 Mk.

Lin Oeutsctter

Bin Ott« RuppmS.

Mlttäuscht trat Reichardt den Rückweg an. Es sÄlte ihm aber niemand seine Entmutigung anmerken, Noch war er zu dem Entschluß gekommen, sobald er Har- riet noch einmal gesehen, die Stadt zu verlassen.

Mit aufberichtetem Kopfe betrat er das Hotel, in dem soeben die Mittagsglocke geläutet hatte, und wandte sich nach dein Speisezimmer. Sein Eintritt schien hier Aussehen zu erregen. Die noch eben von einzelnen Gästen lebhaft geführten Gespräche stockten, während sich die Blicke mit einem Ausdrucke von Neubierde nach ihm kchrten. Reichardt konnte sich einer leichten Befangen­heit nicht erwehren, nahm indessen ruhig seinen Platz ein. sHer hatte also die Angelegenheit schon zu arbeiten be­ginnen und es konnte nun kaum fehlen, daß nach wenigen stunden die ganze Stadt davon voll war. Ohne Hast, aber in möglichster Kürze beendete er sein Mahl und verließ kurzer Hand das Haus er gestand sich, daß es bald hohe Zeit für ihn sein werde, dem Orte den Rücken zu kehren.

Planlos schlug er die nächste Straße ein, die aus oer Stadt führte; er wollte nicht eher zurnckkehren, als bis er Harriet gesprochen aber es war bereits zehn Uhr abends, als er durch die Dunkelheit seinen Weg zurück Nichte, ohne zu seinem Ziele gelangt zu sein. Ein eigen,ümliches Unglück schien ihn verfolgl zu haben. Er batte, in» ein Paar Stunden zu töten, seine Richtung über die nächste Höhe nach einem Wald genommen und sich hier zum Schlafe niedergelegt.' Erst bei Einbruch der Dämmerung war er ans allerhand verworrenen Träu­men erwacht. Ejsch hatte er jetzt Bnrtons Haus ans gesucht, aber nur wiederholt den Bescheid erhalten, da., Re Herrschaft noch nicht zurück sei. Als er sich jetzt. Re Straßen der Stadt meidend, langsam wieder enr- ierni.,.enchüMe.--eoich Plötzlich, das ihN AsuMnver­

brochen, heute wegen seiner A Zeitung mit Young z, ceden. War durch diesen dem alten Herrn vielleicht zr Ohren gebracht worden, was gegen ihn vorlag, und du Fährt aufs Land nur angeordnet, um seinem Besuch, aus dem Wege zu gehen? Zum ersten Male seit den Morgen fühlte Reichardt ein Gefühl herber Bitterkei, in seiner Seele aufsteiben, das sich erst bei dem Ge­danken an Harriet sänftigte. An sie glaubte er, und sie wollte er trotz allen Widernissen aufsuchen.

Als er sich dem Hotel näherte, siel ihin/in eigen­tümliches Leben in der nächsten Umgebung desselben aus. Kleine Trupps von Menschen standen zerstreut an den Häusern umher, und wo das Licht der Verkanfsläden aus einzelne derselben fiel, ließen sich Gestalten erkennen, deren unsaubere Kleidung und verwilderte Gesichter an, wenig­sten in die reiche, elegante Landstadt zu gehören schienen. Trotzdem ließ sich nirgends ein überlautes Wort hören, und nur eine Art Summen verriet den lebhaften gegen­seitigen Wortaustausch. Reichardt war indessen nicht in der Stimmung, Beobachtungen anzustellen. Er ging rasch nach der Hoteltür, die er zu seines Verwunderung ge­schlossen fand, und die erst nach scharfe»! Klopfen seiner­seits vorsichtig geöffnet wurde. Ohne sich aber mit Fragen über die Ursache der ungewohnten Maßregel aufzuhalten, eilte er nach seinen, Zimmer hinauf.

Er hatte soeben Licht angezündet, als die Tür hastig geöffnet wurde und der Wirt mit verstörtem Gesichte eintrat.^ Ohne ein Wort zu sprechen, löschte er das Lichl und faßte Reichardts Arm.Sie dürfen keine Minute hier bleiben, Sir, wenn Sic sich nicht dem Aergsten aus­setzen wollen," sagte er in hörbarer Aufregung.Ihr Ein­tritt ins Haus ist bemerkt worden."

Aber was gibt es denn?" rief Reichardt, dem ?s wie eine böse Ahnung durch die Glieder gefahren war.

Was es gibt. Sir?" erwiderte der Hotelbesitzer in steigender Erregung,daß Sie aus dem Hanse geschleppt, geteert und gefedert und sodann aus der Stadt gepeitscht verdeni das aiüt es, Sir!Ein ioürügMftes.MstftsLk

der Bürger war heute nachmittag zweimal hier, um Sie aufzufordern, unverzüglich den Ort zu verlassen. Ich wurde selbst ins Verhör genommen und mußte ihnen die Wahrheit sagen. Jetzt sind die Exekutionsmann- schasten, das verwilderte Volk, das auf unseren Plan­tagen lebt und dessen höchste Lust ein Mob ist, herein­gekommen ich muß das Haus durchsuchen lassen, wenn ich mir nicht eine Demolierung gefallen lassen will, und ^-e"

Ein hundertstimmiger, brüllender Schrei auf der Straße verschlang die übrigen Worte. Zugleich aber drang zu den Fenstern eine rote Helle herein.

Da sind schon die Fackeln jetzt fort, um Gottes­willen! Jeder Atemzug Zögerung ist Lebensgefahr!" rief der Besitzer, und Reichardt, verwirrt, von Schrecken vor dem Unbekannten, flog an seiner Seite die Treppe hinab nach dem hintern Teil des HauseS. Von der Bordertür tönte ihnen Schlag auf Schlag nach. Mit fliegender Hand öffnete der Wirt eine kleine Hintertür, die in eine schmale, durch zwei hohe Bretterwände gebildete Gaffe führte. Jetzt gebe Gott, daß der Ausgang hier noch frei ist," flüsterte er,laufen Sie wie für Ihr Leben!"

Reichardt, der Angst des Augenblicks folgend, war wie ein Pfeil die Gasse hinabgeflogen. Schon sah er das Ende derselben da schlug Plötzlich Fackelschein vor ihm auf er schnellte um die Ecke rn die sich auftuende breite Straße. Aber in einem wahren Teufelsjnbel klang es hinter ihm:Da ist er! da ist er!" und zugleich dörte er die Schritte seiner Verfolger.

Der Flüchtling war mit einer Schnelle, wie sie nur die höchste Not verleihen kann, davon geeilt, ohne sich von der eingeschlagenen Richtung Rechenschaft zu geben, aber die ihm Nachsetzenden schienen zähe an seinen Fersen zu hängen fort und fort hörte er wilde Rufe und das Geräusch der ihm folgenden Tritte hinter sich, als sei es auf einen Dauerlaus abgesehen, dem er unterliegen mußte, s obal d feine Kräfte, zu er lahnren beg annen.