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Mr. 3V2

Freitag» de» SV. Dezember 1S18.

Schwere Revolte der

Volksmarinedivision-

Seit der Revolution war im kgl. Residenzschloß in Berlin die etwa 600 Mann starke Volksmarinedivision unlergebracht, der der Schutz des Reichskanzler-Hauses, wo der Rat der Volksbeauftragten sich besindet, ausge-- tragen war. Die Matrosen verübten aber unerhörte Dieb­stähle und Verwüstungen an den Einrichtungen und Kunst- gegenständen des Schlosses, so daß die Regierung sich genötigt sah, die Entfernung der Matrosen nach ihren ursprünglichen Standorten an der Seeküste anzuordnen. Bei der Auszahlung der Löhnung am 11. Dezember versprachen die Matrosen, das Schloß zu räumen, sie hielten aber nicht Wort und verblieben im Schloß, zu­gleich verlangten sie die Verstärkung der Vvlksmarine- division aus 5000 Mann und die Auszahlung der gleichen Löhnung, wie sie die Mannschaften der über 10000 Mann starken Soldatenwehr erhalten. Am nächsten Löh­nungstag, den 23. Dezember, forderten sie die soforuge Nachbezahlung des Löhnungsunterschieds in Höhe von 80000 Mark, was der Kommandant von Berlin, Wels, ablehnte. Nachmittag s 41/2 Uhr erschienen nun im Kanz­lerhause bewaffnete Matrosen und erklärten den Volks- beauftragtcn Ebert und Landsberg, sie haben von dem Kommandanten der Volksmarinedivision, Dorren- bach, der ein früher ans dem Heer ausgestoßener und degradierter Offizier sein soll, den Befehl, die Bolksbeanf- tragten zu internieren und das Hans zu schließen. Zu­gleich besetzten sie die Fernsprechstellen und schlossen das Hauswon jeglicher Verbindung nach außen ab; niemand durfte das Haus betreten oder verlassen. Auf den Ein­spruch Eberts, wurde nach einer Stunde der Verkehr wieder freigegeben, aber am Abend erschien eine neue Matrosen- Abteilung, die das Haus aufs neue absperrte.

Gegen 6 Uhr abends marschierten verschiedene Ab­teilungen der Marcosen bewaffnet vor die Stadtkomm,m- dantur, wo jetzt der Kommandant Wels seinen Sitz hat. Die HauptstraßeUnter den Linden" wurde von der .Charlottenstraße bis zur Schloßbrücke, ebenso der Lust- arten, der Dom und die Königstraße aügeiperrr. Vor er Kommandantur nähme eine große Zahl von Matrosen usstelluiig. Die Kommandantur alarmierte die republi- anische Soldatenwehr und Sicherheitstruppeu, g'eichzeitig wurden die Soldatenräre verständigt, die ans Lastwagen je eine Kompagnie zu Hilfe sandten. Aber bevor die Truppen anlangten, waren die Matrosen in die Komman­dantur eingedrungen und hatten den Kommandanten, den Leutnant Fischer und den Dr. Bongartz gefangen genommen und führten sie in das Marstallgebände, das sie inzwischen ebenfalls besetzt hatten. Endlich kamen einige Panzerwagen und Kraftlastwagen mit Maschinen­gewehren an, von den Matrosen mit Gewechsener em­pfangen. Die Maschinengewehre traten ebenfalls in Tätig­keit, doch wurde nach vorläufiger Meldung niemand ver­letzt, dagegen wurden durch einen andern Panzerwagen von den Posten vor der Kommandantur eilt Manu ge­tötet, drei verwundet.

Gegen 8 Uhr abends rückten vor dem Kanzlerhause große Truppenteile der Gardereserve an, die im Grune- wald einquartiert sind. Die Truppen führten Maschinen­gewehre und Geschütze mit sich und pflanzten die Ge­schütze gegenüber dem Haus in der Wilhelmstraße auf. Die Straße wurde vom Wilhelmsplatz und unter den Lin­den her durch eine Postenkette und Maschinengewehre abgesperrt. Die Garde war, wie es hieß, berufen worden, um die gefangen gesetzte Regierung zu befreien. Der die Truppen befehligende Oberst und die Stabsoffiziere be­gaben sich in die Reichskanzlei, wo lange Verhandlungen stattfanden. Ebert bat, es möchte Blutvergießen ver­mieden werden; auch die Regierung mißbillige das Ver­

stellung genommen. Nach stundenlangen Verhandlungen erschien der Volksbeauftragtc Barth, um eine Rede an die Soldaten und Matrosen zu halten. Diese verlangten aber stürmisch, daß Eberl erscheine. Dieser kam dann auch und bewirkte den Abzug der Matrosen und Soldaten. Gegen 10M Uhr löste sich das Feldlager vor dem Reichs­kanzlerhaus auf. Den Matrosen wurde die Ausbezah­lung der 80 MO Mark zngesagt, auch wurde ihnen ver­sprochen^, daß. die Volksmarinedivision nicht aufgelöst

werde. Daraus wurde um Mitternacht AZets freigegebe"

Am 24. Dezember vormittags 10 Uhr wurde m... der Marstall, das Schloß und der Lustgarten vom 3. Gar- defeldarnllerie-Regiment und von der Gardekavallerie- Division umstellt. Die Matrosen wurden aufgefordert, sich zu ergeben und das Schloß zu verlassen. Die Auffor­derung wurde indessen abgelehnt und es fielen einige Schüsse gegen die Truppen. Darauf wurde gegen den Marstall ein starkes Maschinengewehrseuer eröffnet und auch das Schloß wurde beschossen. Gegen 11 Uhr kam ans deni Marstall eine Abordnung der Matrosen mit einer weißen Fahne und 200 Matrosen ergaben sich, die zunächst im Polizeipräsidium eingeliefert wurden. Daraus scheinen sich auch die übrigen Matrosen ergeben zu haben. Bis jetzt wurde festgestellt, daß die Matrosen in dem Gefecht 68 Mann an Toten und Verwundeten verloren haben. Das Schloß und das Marstallgebände sind schwer beschädigt. (Das königliche Schloß wurde in der Hauptsache von 1699 bis 1706 von einem der größten deutschen Baumeister, Schlüter, gebaut. Es ist die glän­zendste Schöpfung des (niederländischen) Barockstils in Deutschland.)

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Auch die Redaktion und Geschäftsstelle desVor­wärts" erhielt den Besuch von Matrosen. Diese erzwangen sich trotz der Soldatenwehrwache, die dem B all aestellt ist, den Zutritt in das Geschästsgebände und erklärten es werde nicht geduldet, daß derVorwärts" ferne^hii Hetzartikel im Sinne des Wels veröftemliche. Sie werde» in der,Nacht wiederkommen und den Inhalt des Blatti kontrollieren.

15. Jahrgang.

Die AmwLlznng im Reich.

München, 24. Dez. Generaloberst Grat Both. m er und General der Artillerie Krasst von Dell- mensingen sind auf Ansuchen zur Disposition gestellt worden.

Republik oder Monarchie Bayern ->

München, 24. Dez. Da die künftige bayerische Verfassung das Referendum vorsehen wird, will das Zentrum die Frage, ob Republik oder Monarchie, einer Volksabstimmung anheimgeb n.

München, 24. Dez. Der Erzbischof von München und Freising, Tr. v. Fanlhaber, erklärt, daß die in Freising versammelten Bischöfe gegen die Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht in dem Volksstaat Bayern feierlichst Verwahrung Anlegen. ^

Kohlenmangvl.

Nürnberg, 224. Dez. Das städtische Gaswerk wird Ende dieses Monats stillgelegt.

Ans der Waffenstittstandskommission.

Berlin, 24. Dez. Die deutsche Waffenstillstands- kommission hat zur Sicherung der Wahlsreiheit für die Nationalversammlung in den besetzten Gebieten Forde­rungen überreicht, worin die Freiheit der auf die Wahl bezüglichen amtlichen Bekanntmachungen, der mit den Wahlgeschäften beauftragten Personen, des Verkehrs der Parteiführer und Wahlredner und die Zulassung der rechtsrheinischen Zeitungen im besetzten Gebiet bis zum Wahltag verlangt wird.

Gegen die vertragswidrige Gefangennahme eines bayerischen Generalkommandos und von 4000 Wirtschasts- trnppen durch die Rumänen bei K onstadt war Protest eingelegt worden. Marschall Foch hat es aber abgelehnt, dieserhalb auf Rumänien einzuwirken. In der letzten Sitzung der Kommission in Spaa sprach daher General v. Winterfeldt sein Bedauern über die Ablehnung nits, zumal bekannt sei, daß infolge der unmenschlichen Behandlung durch die Rumänen Tausende von . deutschen Kriegsgefangenen zugrunde gegangen sind. ,

Die OLden- und Ehrenzeichen.

Berlin, 24. Dez. Der Deutsche Offizier- bund hat an die Reichsregierung einen Einspruch gegen den BÄchlnß des Reichskongresses der Arbeiter- und Sol- datenräte gerichtet, der die Entfernung der Abzeichen und Orden verlangt. Ferner wurde im Namen von IM 000 Angehörigen des Offizier- und Militärbeamtenstands ge­gen die willkürliche Absetzung von Offizieren, Verbot des Tragens der Seitenwasfen und die Entziehung oder

Schmälerung der Gehaltsbezüge protestiert. ' In Kie haben 8000 aktive Teckosfiziere und llnstwsßzie.e geg.n die verlangte Ablegung der Orden und Ehrenzeichen Ein­spruch erhoben.

In einer Sitzung des Deutschen Offizierbunds er­klärte der bisherige Kriegsminister General Scheuch, er werde fortan seine Arbeit in den Dienst des Bundes stellen. Es werde die Zeit kommen, wo die deutsche Ju­gend an deni Beispiel der Offiziere lernen werde, was deutsche Treue und deutsches Pflichtgefühl heißt.

Die Bergarbeiter nnruhen im Ruhrgobiet.

Hamborn, 24. Tezf Einer Abordnung von Berg­leuten gab der Vollsbeanstragte Barth (llnabh.) den Bescheid, die Sozialisierung (Enteignung) der Berg­werke müsse sofort in die Wege geleitet werden, sonst werde er (Barth) zurücktreten und der allgemeine Aus­stand werde ausgerusen. Auf Anfrage der Industriellen wurde dagegen von der Reichsregiernng mitgrwilt, Barth habe nur seine persönliche Meinung geäußert und nicht im Namen der Regierung gesprochen. Durch Sparta knslcute aufgereizt, haben gestern mehrere tausend. Ber leute die SchächteDeutscher Kaiser",Neumühl" un. Campschacht Meiderich" gestürmt, den militäriichen Wa­chen wurden die Maschinengewehre und Munition abge- nommen und ein Polizeikommissar und mehrere Be­amte schwer verwundet. Ein Teil der Betriebsanlagen ist zerstört.

Verletzung -er Pressefreiheit.

Bremen, 24. Dez. DieWeserznrung", die gegen ihre Maßregelung durch den Arbeiter- und Solvaten- rat Einspruch erhoben hatte, ist. vom Rat bis 27. De­zember einschließlich verboten worden. Das Blatt hat bei der Reichsregierung Beschwerde eingelegt.

Mannheim besetzt.

Mannheim, 24. Tez. Gestern abend erschien aus )cm Rathaus eine französische Kr Mission und er­klärte, dach auf Befehl des Marschalls Foch heute mit- ag eine französische Infanterie-Brigade und drei Schwa­dronen (140 Offiziere, 5000 Mann und 1200 Pferde) in Mannheim einrücken werden/um das neugebildeie Sammellager für die rückkehrenden Gefangenen der Ver- mndeien zu überwachen. Das Bataillon des bad. Gre- ladierregiments habe so'ort die Stadt zu verlassen. Ter Sberbüvgermeister w.m t sich s.fort an die zuständigen Stellen und es wurde nach Vereinbarung zwischen i. , deutschen und der fr, Zischen Obersten Heeresleitung ''stimmt, daß nur ei. r.u'ösisches Bataillen in Stärke .ml 1000 Mann ein Das badische Bataillon und >ie Urlauber dürfen bleiben.

Ri-ues vom Tage.

^ Heimatlose.

Müllheim (Baden), 24. Tez. Wohl der erste Zug. aus dem besetzten Gebiet kam gestern nachmittag auf dem hiesigen Bahnhof an, geleitet von französischen Be­gleitmannschaften. Ter Zug enthielt 160 Beamte der Kreisdn-ektion Mülhausen i. E., zumeist Polizcibeamte -mt ihren Familien, die den Ausreisebefehl erbal'en hat- .u. Dieser Transport war nicht den Mißhandlungen und Verhöhnungen »pusgesetzt, wie der kürzlich hier augekommene. Tie französische Besatzung in Mülhau- fen Hut strr Schuß Heim Verlassen der Stadt Sorge ge-- tragen. Die Heimatlosen wurden nach Freiburg weiter geleitet. ' ^

Einholung unserer Ostafrikaner.

Kapstadt, 18. Tez. (Reuter.) Die TampürFeld- . marschall und Turban gehen nach Telagoabucht ab, mir die deutschen Offiziere und Mannschaften ans Ostafrika . nach Europa zu bringen. Unter ihnen befindet sich wahrscheinlich auch General v. Lettow-Vorbeck.

Togo an die Tschechen?

Wien, 24. Tez. DasW- Tagblatt" erfährt aus Prag, die Entente habe beschlossen, die frühere deutsche ) Kolonie Togo (West-Afrika) an die tschechi'che Re- publik zu schenken. (Ta Tschechien keine Meeresküste , hat, müßte es den Verkehr mitseiner" Kolonie wohl > durch die Luft bewerkstelligen. Ter Witz der Enten', ,väre übrigens nicht schl.cht. T. Schr.) ^ ,

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