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^ Berlin, 18. Tez.
Richard Müller: Tic Tepucierreä scheinen mit vorgefaßter Meinung hierhergetommen zu sein. Weder an der Ver--, noch an der Enrhasmng der Großindustriellen war der Vollzugsrat beteiligt. Wenn ckandsberg trotzdem dem Vollzugsrat diese Sache zuschiebt, so beweist das nur daß ihm jedes Mittel recht ist. Wenn er behaupt, wir wollten die Diktatur, so fehlt mir dazu jeder parlamentarische Ausdruck. — Ter Saal weist immer größere Lücken auf. — Tah die Unabhängigen des 1VD6 (Wolsf'sches Tele g rasche n - Bure au) besetzt hätten, ist unrichtig. Scheidemann hatte sich verbeten, daß wir irgend jemanden dorthin Letzten. (Scheidemann ruft: 82000 Mark sind in einem Monat vertelegraphien worden. Eine Kontrolle der ein- und ausgehenden Funksprüche ist dringend notwendig.
Volksbeaustragter Ti ttmann: Der Vollzugsrat hat bei den Truppen keine Autorität. Eine Vereidigung auf ihn lstitte das Gegenteil erreicht von dem, was erzielt worden ist. Dem Antrag Ledebour aus Absetzung Eberts stimmten von 25 Mitgliedern des Vollzugsrais nur 5 zu. Gegen Gegenströmungen müssen wir achtsam sein. Tie Nationalversammlung ist das große Ziel. Es handelt sich nicht um ein Parlament, sondern um eine Versammlung, die die Grundgesetze sür die Sicherung der Errungenscha teu der Republik schaffen soll.
In einer persönlichen Bemerkung wendet sich Schei-- oemann gegen Richard Müller und bemerkt u. a.: Im wurden unsere amtlichen Meldungen von anderer Seite kontrolliert. Tas geht nicht an. Das dicke Ende kam mit einer Rechnung von 30 000 Akk. nach. Wir hätten sträflich gehandelt, wenn wir gegen diese Wirtschaft nicht Einchmch erheb:» hätte».
Tie Verhandlungen wurden um 4.3ö Uhr wieder ausgenommen.
Ein Antrag, der bürgerlichen Presse zunächst eine lprozeutige Verzinsung ihres Anlagekapitals zu belassen und den Rest der Reichskasse zu überweisen, wird dem Vollzugsrat überwiesen. Angenommen wird ein Antrag aus Entwaffnung der Gegenrevolution, auf baldige Befreiung der Kriegsgefangenen, auf liebe r-- lragung der gesetzgebenden und Exekutivgewalt auf den Rat der Volksbeau ft ragten bis zur Nationalversammlung, auf Ueber- wachung des Reichs- und des preußischen Kabinetts, ans Be- und Absetzungsrecht der Reichs- und Landesämter die Vottsbeauttragten. Bei der Berufung der Fachmintt ster ist der Zentralrat zu hören. Angenommen wird ferner ein Antrag, daß dem Volksrat die Kassen- legung der Ä.- und S.-Räte vorzulegen ist. Ab gelehnt werden u. a. die Anträge auf Aushebung des Grenzschutzes, ebenso ein Antrag, der besagt, daß die Tätigkeit der Volksbeauftragten auf Vernichtung der Macht der A. und S.-Räte hinauslaufe und der Gegenrevolution diene.
Die von einer freigebildeten Kommission beschlossene Fassung der Soldatenanträge, die allgemein dem ursprünglichen Anrrag entspricht, wird angenommen.
Ein Anirag wird den Volksbeaustragten überwiesen, der besagt, daß in den Garnisonen die Kommandogewalt in der Hand der dortigen Arbeiter- und Soldatenräte liegen soll.
Ein Anttmg auf Verminderung des 53er-Marine- Ausschnsses wird nahezu einstimmig angenommen.
Tie Mandnlsprüsungskommission beantragt, 442 Mandate für gültig, 72 für ungültig zu erklären. Tie Versammlung beschließt, von den beanstandeten Mandaten zwei für gültig zu erklären.
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Berlin, 19. Dez.
Vorsitzender Leinert eröffnet die Sitzung um 9.45 Uhr. Als Aufwands- und Reiseentschädigung für die Delegierten einpfiehlt Severing, an auswärtige Delegierte 30 Mk., für Berliner 20 Mk. zu bewilligen, ferner für etwa ausgefallenen Tagesverdienst eine Entschädigung bis zu 20 Mk., dazu eine Rückfahrkarte. Die Rückreise wird heute abend erfolgen können. Die Versammlung beschließt nach diesen! Antrag.
Cohen- Neuß: Unsere Finanzen sind aufs schwerste gefährdet. Neben den großen eigenen Kriegskosten werden wir noch Kriegsentschädigungen zu zahlen haben. Wir brauchen für viele Milliarden Rohstoffe und Lebensmittel. Dabei ist der Wert der deutschest Mark erschreckend gesunken. Die Reden der englischen Minister sind vollkommen ernst. Sie entsprechen der ganzen engUschen Kriegszielpolitik. Deshalb hat die Entente aber auch ein Interesse daran, daß wir leistungsfähig bleiben. Für die nächsten Monate habest wir Rohstoffe und Lebensmittel. Ohne Ordnung keine Kohlenförderung. Deutschland ist eine große Reparaturwerkstatt. Die Entente wird an uns nicht einen Zentner Getreide liefern, wenn nicht Ordnung herrscht. Das kann nur durch die Nationalversammlung geschehen. Tie A - und S.-Räte stellen nicht den Willen des ganzen Volks dar. Wir müssen uns hüten, die Revolution zu einer großen Lohnbewegung zu erniedrigen. Viele Unternehmer stellen ihre Betriebe den Arbeitern zur Verfügung. Die Arbeiter werden aber nichts davon haben: sie können den Betrieb nicht ans- rechterhalten. Ohne die Volksgenossen Oesterreichs können wir uns das Deutsche Reich nicht mehr vorstellen. Experimente könne »Mir uns jetzt nicht leisten. Wollen wir eine sozialistische Mehrheit uns sichern, dann müssen die Wahlen so schnell wie möglich kommen. Die Entente hält sich daran, mit keinem ungeordneten Deutschland Friede» " schließen. Mit einer Revolution bei irgend einem - 4k der Entente ist nicht zu rechnen. Wir Sozia' demokraten müssen uns endlich einmal auf das entschie oenste dagegen wehren, daß unsere reine, klare, gute sozialistische Gedankenwelt durch bolschewistische Verschroben-' beiten sabotiert und mißkreditiert wird. Die A.- und S - ,.ite müssen der Nationalversammlung Platz mache». Ich bitte, die Wahlen für die deutsche Nationalversamm- jung^auf den 19. Janu ar festzujetzeu. . „ - -
sür den Vollzugsausschuß widerrechtlich beschlagnahmt worden und von denen 450 000 Franken verbraucht sind, teilt Bors. Leinert mit, daß wegen der Veruntreuung der Gelder, die dem Generalstab gehörten, eine Untersuchung eingeleitet sei. Der Soldatenrat des Generalstabs verlangt Rückerstattung.
Däumig: Die Nationalversammlung ist das Todesurteil für die Soldatenräte. Wo Erzberger seine Hand im Spiel hat, ist Vorsicht und Mißtrauen geboten. Kommen wird das Rätesystem trotz allem.
Häcker (Unabh. Soz.): Eine sozialistische Mehrheit wird die Nationalversammlung zweifellos haben. Die alte Bureaukratie muß schleunigst beseitigt werden.
Laufsenberg (Spartak,isgruppe): Tie Nationalversammlung wird ein großes Stück Sozialismus bringen. Auch wir sind der Meinung, daß zum Wahlkampf größte Geschlossenheit notwendig ist.
Flügel (dem. Fraktion): Geben Sie dem deutschen Volke die Nationalversammlung als Weihnachtsgeschenk. (Beifall und Händeklatschen.)
- 7« Gegen die Absperrung.
Berlin, 19. Tez. Jü der gestrigen Sitzung der Wasfenstillstandskommission in Span verlangten die deutschen Vertreter schleunige Beseitigung der Verkehre sperre Mischen dem besetzten Gebiet nnd dem übrigen Deutsch- land, damit die Wahlen zur Nationalversammlung ge ordnet und rasch durchgeführt toerden können. Es sei nicht bloß im deutschen Interesse gelegen, daß bald Ordnung in Deutschland geschaffen werde, was die Hauptaufgabe der Nationalversammlung sei. Ter französische General Nudant bezeichnet die Forderung als zu allgemein und unklar. Es könne nicht geduldet werden, daß Aufwiegler aus Deutschland die Wahlen sür ihre Zwecke im besetzten Gebiet benützten. Tie deutsche Kommission wird demzufolge ihren Antrag genauer fassen. ' ' ...
Die Umwälzung im Reich.
Zur" Vorgeschichte der Revolution.
Berlin, 19. Dez. Nach dem genauen Bericht übe- den Reichslongreß machte Ledebour am Dienstag fol gende Mitteilungen: „Schon seit Mitte 1916 datiert das Bestreben einiger Vorkämpfer der Sozialdemokratie, durch eine Revolution die „nichtswürdige Verbrecherseseitschaft" zu stürzen. Der Entschluß von 191k verstärkte sich nach dem Januarstreik von 1918. Ne ' diesem Streik reifte der Entschluß, wenn es noch einmal loSginge, dann ganze Arbeit zu machen. Alle Vorbereitungen wurden getroffen, und besonders haben sich Barth Wegmann, Ecker, Däumig und andere Vollzugsratsmit- glieder um die Sache verdient gemacht. Es fragte sich nur, wann losgeschlagen werden sollte. So haben wir Monat für Monat gewartet. Als der Zusammenbruch au der Westfront erfolgte, hielten wir die Zeit sür gekommen Wir hatten auch Verbindungen mit der Front angeknüpst. Wir wußten, daß ganze Regimenter übertreten würden.
/ Am 2. November fand eine Sitzung des Revolntionskomi- I tees statt, an der auch Haase, Dittmann und Liebknecht teilnahmen. Wir beschlossen, am 4. November' loszuschlagen."
Kopenhagen, 19. Dez. Aus Rußland kommt die Meldung, gegenüber der Ableugnung der deutschen Genossen Barth und Haase halte Joffe an seiner Erklärung fest, daß er sehr hohe Summen für die deutsche Revolution zur Verfügung gestellt habe.
Reichshnrgertag.
Berlin, 19. Tez. Der Bürgerrat Groß-Berlins (Berlin NW. 6, Schiffsbauerdamm 6/7, Telephon Norden 8108) beruf auf Grund zahlreicher Aufforderungen ans dem Reichx ans Sonntag, den 5. Januar, einen'Reichsbürgertag nach Berlin ein, wozu alle Bürgerräte usw. im Deutschen Reich und in Deutsch-Oesterreich eingeladen werden, für je 100 000 Einwohner des von ihnen vertretenen Bezirks einen Delegierten, mindestens aber zwei Delegierte zu entsenden.
Stettin, 19. Tez. Als erste Kandidatin für die Wahlen zür Nationalversammlung wurde Oberlehrerin Krobiell von den Demokraten Pommerns an 5. Stelle ausgestellt.
Der Verband gegen die Arbeiter- und Soldatenräte.
Düsseldorf, 19. Tez. Nach den „Düsseldorfer Nachrichten" hat der e ngnchse Gouverneur in Köln besohlen, daß die Arbeiter- und Soldatenräle im besetzten Gebiet ihre Tätigkeit sofort einzustellen und die von ihnen benützten Gebäude zu räumen haben. — Tie französischen Kommandanten sind angewiesen, die Teilnehmer am Reichskongreß bei ihrer Nnckkchr von Berlin zu verhaften. ' . .
Berlin, 19. Tez. Staatssekretär Erzberger leckre amtlich nach Berlin mit, daß Marschall Fach und der englische Admiral Weyß die Arbeiter- und Soldatenräle UKter keinen Umständen anerkennen.
M. dreires vom Tsge. AM ^
Holland lehnt die Auslieferung des Kaisers ab?
Zürich, 19. Dez. Die Blätter berichien, die Staatskonferenz im Haag unter Vorsitz der Königin habe unter Berufung auf das Völkerrecht die vom Verband ^geforderte Auslieferung des Kaisers Wilhelm abgelehnt,
Tie Herzogin von Mecklenburg P.
Rostock, 19. Tez. Herzogin Adolf Friedrich wurde am 17. 12. nachts von einem gesunden Töchlerchsn entbunden. Zu der großen Schwäche der Herzogin trat Lungenentzündung und Rippjcklentzündiing hinzu, sodaß sie gestern abend halb 12 Uhr in Rostock gestorben ist.
280 Milliarden Schadenersatz.
P- London, 19. Tez. „Dativ Mail" meldet aus Pa-
Forderungen von Schadenersatz an Deutschland in Höhe von 280 Milliarden Franken vorgelegt. Dazu käme noch die Kck'iegsentschcidignng.
Gute Beute. -
Paris, 199. Tez. „Agence Havas" meldet aus Tientsin: Tie Japaner haben den Führer des Bolschewismus in Sibirien mit einem Teil seiner Anhänge gefangen genommen.. Tie Gefangenen waren im Besitz von 500 Kg. gemünzten Goldes.
Deutsche Tauchboote in Frankreich.
Cherbourg, 19. Tez. (Havas.) Fünf deutsche Tauchboote sind aus Harwich am hiesigen Arsenal eingetroffen.
Romanones in Paris.
Madrid, 19. Tez. (Remer.) Romanones ist gestern nach Paris abgereist.
Paris, 19. Dez. Die Sozialisten veranstalteten überall Versammlungen gegen den Gewaltsrieden. In den Munitionsfabriken wurden die Arbeiter aufgesor- vert, sich sür den kommenden Samstag zu bewaffnen. „Humanire" fordert die sozialistische Partei zur Einigkeit ans, da die Revolution bevorstehe. Alan glaubt, daß Clemeneeau zum Rücktritt gezwungen werde.
Madrid, 19. Tez. (Havas.) Eine am.liche Note gib! betannt, daß Präsident Witson die Einladung -der spanischen Regierung zu einem Besuche Spaniens abgelehnt, aber den Wunsch ausgedrückt habe, sich mit dem Grafen Romanones zu besprechen, der zu einer Unterredung mit den Vertretern der englischen und italienischen Regierung, die sich gegenwärtig in Paris befinden, sowie mit der französischen Regierung nach Paris gereist ist.
Paris, 19. Tez. Präsiden! Wilson einpsing gestern die Vertreter der amerikanischen Presse und erklärte, daß die amerikanische Friedensabordnung sie täglich empfangen würde. Ans die Frage nach seinen Eindrücken in Paris antwortete er, daß der ihm bereitete Empfang überwältigend gewesen sei. . i
Unruhen in Bulgarien.
Berlin, 19. Tez. Aus Bulgarien sind, dem „Berliner Lokalanz." zufolge, sehr beunruhigende Nachrichten eingetrossen. Im ganzen Lande herrscht Hungersnot. In Sofia kam es zu blutigen Zusammenstößen. Auch bolschewistische Umtriebe sind zu verzeichnen. König Boris drohte mit der Abdankung.
Bratianu wieder Ministerpräsident.
London, 19. Tez. Reuter meldet aus Bukarest, Bratianu sei wieder mit der Bildung des Ministeriums beauftragt, in das auch Take Jonescu eintreten werde. (Tiefe beiden waren die Haupttriebfedern zum 'ch Rumäniens an den Verband.)
(-) Lndwigsburg, 19. Tez. (Aus der Garnison.) Nachdem der Garnisonälteste, Generalmajor v. Gleich und der Adjutant wegen der vom Landesrat der Srldatenräte erlassenen Anordnung, daß Offiziere keine Waffen tragen dürfen, zurückgetreten waren, hat der Vorsitzende des hiesigen Soldatenrats, Reiner, bis, auf weiteres die Geschäfte des Garnisonältesren übernommen. Ten Offizieren wurde das Tragen des Degens, bis weitere Anordnungen ergehen, gestattet. Ter Major beim Stab der Inspektion der Ersatz-Abt. 3 hat sein Amt niedergelegt.
(-) Leonüerg, 19. Tez. (Zur Land es Versammlung.) Wie die „Leonb. Zeitung" schreib*, wird für die Deutsche demokratische Partei Forstmeisters! Schleicher in Leonberg kandidieren.
(-) Ellwangen, 19. Tez. (Kandidatur.) Tie Vertrauensmännsrversammlung der Zentrumspartei des Bezirks hak als Kandidaten für dis Landesversamm- l mg den "andwiri Feil mayr von Rnital ausgestellt.
(-) Laupheim, >9. Dez. (Zentrnmskandi- dat.) Schultheiß und Berwalnmgsaktuar Fr. Rothe ls er in Wi trugen wurde al /'entrumskandidm jür die Landesversammlung ausgestellt.
(-) Wangen i. A., 19. Tez iKandidatenaufstellung.) In einer Bertranensmännerversammlnng der Zentrumsparlei des Bezirks wurde als Kandidat der Nationalversammlung der bisherige Reichs- und Land- tagsabg. Pfarrer Stiegele in Vo schlag gebracht.
(-) Waldshttt, 18. Tez. Wie mitgeleitt, haben die' Gemeinden Jestetten, Lottstetten und Bilfingen im zollfreien Gebiet den AiischlrK an die Schweiz beschlossen; Ter Große Rat in Schaffhausen hat nun lt. „Karlsr. Tagbl." beschlossen, den Bundesrat in Bern zu ersuchen/ die gen. Gemeinden auf dem Friedenskongreß als zur Schweiz gehörig zu fordern und Baden eine Entschädigung zu zahlen. AZch " g»Z : , . - -Pc,
Verkauf von Lhristbämnen
Saurstag de« Lt. Dez. 1SL8
nachmittags von 1—2 Uhr werden iin Hose der Lehrerwohnungen Christbättme zu 50, 80 und 1 Plack pro Stück gegen Barzahlung fverkaust. AJm Interesse der raschen Abivikluug des Verkaufs wird um Milbringen von Kleingeld gebeten.
Stadtpfkrs*'
ferdefkeislch
ist heute zu haben bei
Carl Rath.
Ev. Jüvglingsverein.
Freitag, Abends 8 Uhr S;l:l und Bibelstimde. Samstag abends 6 Uhr Weihnachtsfeier.
Druck und Verlagver B. Hofmann'schen Buchdruckerei
in Wildbad. Verantwortlich: E. Reinhardt daselbst