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Mr. 897

Die Umwälzung im Reich.

Kricgsminister Scheuch über feinen Rücktritt.

Berlin, 17. Tez. Kriegsminister Scheuch erklärte einem.Vertreter derNationaleit,ing" über seinen:l- tritt: Maßgebend waren für mich 'die unaufhörlichen Verleumdungen und Herabsetzungen des Offizierskorps. Tie Hetze fing am 9. 11. an. Damals wurde be­richtet, Offiziere hätten sich iin Marstall, im Schloß, im Kaffee Viktoria und bei Nschinger verschanzt und auf das Voll geschossen. Kein Wort davon ist wahr. Trotz­dem haben die gegen die Osfiziere erhobenen Beschul­digungen bis zum heutigen Tag angedauert. Tie von mir erteilten und natürlich von Herrn Göhre gegenge­zeichneten Befehle dringen nicht bis nach unten, da unverantwortliche Stellen und Personen ihre Ausführung zu verhindern wissen. Ferner wurde in der vorigen Woche ein mir direkt unterstellter Offizier, ohne daß mir vorher irgend welche Mitteilung gemacht wurde, ver­haftet. Trotz meines mehrmaligen Einspruchs blieb er, ob­wohl seine Schuldlosigkeit beweist ch ist, 5 Tage in Hast. Ich ernannte einen . Kommandeur für Potsdam und zwar die für diese Stellung geeignete Person. Ter ge­nannte Offizier konnte sein Amt nicht antreten, da ein Soldat des Potsdamer A.- und S.-Rms erklärte, er sei Kommandeur von Potsdam. Mit Herrn . Göhre bin ich stets gut ausgekommen, auch haben zwischen dem Rat der Voltsbeau traglen und mir niemals persönliche Dif­ferenzen bestanden.

Landlagstvahlen.

Neu-Streli r. 17. Tez. Nach der heute erfolgten amtliche!: Feststellung der Wahlergebnisse in Neu-Stre- litz und Neu-Brandenburg find in Neu-Strelitz gewallt! 9 Vereinigte Liberale und 9 Sozi loeiuokralen, in Neu- Brandenburg 6 Vereinigte Liberale, 2 Handwerkerbund und 1 Bauernbund. Das/amtliche Wahlergebnis aus dem Fürstentum Ratzeburg ist infolge von Fernsprech­störungen zur Zeit noch nicht euigetroffcn. Nach den nichtamtlich bekannt gewordenen Zahlen sind dort ge­wählt: 3 Bereinigte Liberale und 3 Sozialdemokraten, so- daß insgesamt in den verfassunggebenden Landtag, der am 19. Dezember Zusammentritt, 21 Vertreter der bür­gerlichen Partei und 12 Sozial: emokraien sitzen werden.

Immer ncne Verschärfungen.

Berlin, 18. Tez. Tie Vertreter Frankreichs bei den Waffenstillstandsverhandlungeil haben angedroht, wenn bis zum 16. Januar nicht die apsbedimgeneu 5000 besten und stärksten Lokomotiven ausgelie'ert seien, so werden als Strafe weitere 500 Lokomotiven ver­langt werden.

Nach der Abreise des Präsidenten Pomcare aus Metz sollen dort 6 Geschäfte geplündert worden sein und der französische Gouverneur behauptet, daß daran zu­rückgebliebene Deutsche beteiligt gewesen seien. Sie sol­len vor ein Kriegsgericht gestellt und zu Zwangsarbeit verurteilt werden.

Marschall Foch hat die Verbreitung rechtsrheinischer Zeitungen in den besetzten Gebieten verboten und das Verbot trotz des Protestes gegen die vertragswidrige An­ordnung aufrecht erhalten.

Tie Finanzabteilung der Waffeustillstandskominis- sion in Spaa hat ein Abkommen unterzeichnet, das die freie Verfügung der Reschsregierung über den Gold- und Silberbestand des deutschen Staatsschatzes, der Rcichs- bank und der öffentlichen Kassen aufhebt und die Aus­fuhr des Metalls ohne Genehmigung der Verbündeten verbietet.

Tie LondonerTimes" erfährt, Helgoland solle Zunächst entwaffnet und entweder an Dänemark oder England fälleni Im Falle, daß es deutsch bliebe, werde es so vernichtet werden, daß es für Marine­zwecke nie mehr brauchbar sei.

Dre Kongreß der A.- u. S.-Räte

Berlin, 17. Dez.

i Die Beratungen werden um 3 Uhr wieder aus­genommen.

Heckert: Nach einem Telegramm ans Elberfeld wird mit der Auflösung der A.- und S.-Räte in der neutralen Zone fortgefahren. Ludendorff muß vor Gericht gestellt werden. Die Volksbeaustragten haben die Pflicht, mit rücksichtsloser Kraft gegen die Gegenrevolution vor- zuaeben.

Donnerstag, de« 19. Dezember isitz.

Ein Schlußantrag wird eingebracht. Im Hammel­sprung stimmen für Schluß 273 Delegierte, dagegen 191.

Trotzdem erhält noch Volksbeauftragter Barth da^ Wort: Unseren Kamergden im Osten droht der Zusam­menbruch. Wir müssen in Moskau und Warschau alles tun, um zu einer Verständigung zu kommen. Verbrecherisch ist das Treiben der Militär-Kamarilla im Westen. Ob­wohl wir sofortige Demobilisation befohlen hatten, er­suchte uns am Samstag die Oberste Heeresleitung tele­graphisch um unsere Zustimmung, 10 Kilometer hinter der neutralen Zone, wo die Truppen des Grenzschutzes stehen, die Bewachungsmannschaften der Soldatenräte auf­zuheben (hört, hört). Haase, Dittmann und ich waren wie aus allen Wolken gefallen. Und was erklärten Ebert > "ch Landsberg dazu ? Ja, wir können doch unsere Grer zcn nicht schutzlos lassen. (Großer Lärm. Rufe: Verräter.) Wer von einem Grenzschutz im Westen spricht, der begeht sin Verbrechen am deutschen Volk, denn der bedeutet heute Ane rücksichtslose Herausforderung der Entente (lebhafte Zustimmung bei einem Teil der Versammelten), der bringt den Frieden in Gefahr. Wir müssen verlangen, daß unser" .schlüsse von der Militärautokratie ausgcführt werde., (erneuter Beifall). Wenn das nicht geschieht, müssen wir sie sofort zum Teufel jagen und ins Kittchen stecken. Es steht fest, daß die rücksichtslose Militärantokratie in Berlin am Werke ist, sich zu stabilisieren. Tie Soidaten- räte find aufgehoben mit dem Bemerken, daß es nur noch Vertrauensräte der Fronttruppen geben sollte. Ich schlage vor: Der Rätekongreß möge beschließen: jedweder Grenz­schutz, soweit er zur Demobilisation nicht notwendig ist, ist sofort im Osten und Westen aufzuheben, alle Truppen sind sofort zu demobilisieren, alle Offiziere sind bei An­kunft jn der Garnison zu entlassen, wobei die Kosten der Ausbildung für einen bürgerlichen Beruf zu über­nehmen und bei alten und kranken Offizieren eine Pen­sion zu zahlen ist. Die Volkswehr ist schnellstens in aus­reichender Weise zu schaffen.

Volksbeaustragter Ebert: Was Barth vorgetragen hat, sind Fragen, die einmütig im Kabinett angenommen sind, teilweise noch schweben. Wir haben von Anfang an, die schleunigste Heimführung unserer Truppen betrieben. (Sehr richtig!) Das Kabinett ist sich einig darüber, daß der Grenzschutz im Osten für unsere Soldaten notwendig, ist. Der Grenzschutz im Westen wird immer wieder be­tont, deshalb sind Barths Angriffe nicht gerechtfertigt. (Lebhafte Unruhe, Rufe: Nein.) So kann man nicht Zu­sammenarbeiten. Wir müssen uns Vorbehalten, wenn nicht Sicherungen getroffen werden, zu entscheiden, ob wir überrhaupt noch in der Lage sind, unser Amt weiter zu führen. (Lebhafter Beifall, Hochrufe, dauernde Un­ruhe.) Die weitere Aussprache über diesen Punkt wird ansgesetzt.

Etwa 30 Soldaten mit Plakaten, die ihren Truppen­teil anjp. en, rücken in den Saal ein. Der Sprecher gibt ihre Forderungen bekannt. 1. Einsetzung, eines Obersten Soldatenrates, der die Kommandogewalt ansübt. 2. Die Rangabzeichen sind verboten. 8. Die Offizier' sind zu entwaffnen. 4. Für die Disziplin sind die Soiüatenräte verantwortlich. Der Redner bittet, die Anträge sofort ' zu erledigen.

Der Vorsitzende Seeger: Wir nehmen diese An­träge entgegen und werden sie sofort zur Diskussion stellen. Ein Soldatenrat erklärt: Heute sei dies nicht mehr möglich. (Es kommt zu ungeheurem Lärm, der stärker wird, als Lede'wnr das Wort nimmt, um die so­fortige Erledigung zu fordern. Die Mehrhe.itssozialisten schicken sich an, unter Protest den Saal zu verlassen. Neuer Lärm.)

Volksbeaustragter H aas e mahnt zur Ruhe und be­antragt Vertagung. Die Soldaten könnten versichert sein, daß bei der morgigen Beratung ihre Rechte vollauf ge­wahrt würden. Nach 6 Uhr wird beschlossen, das Haus zu vertagen. (Tosender Lärm.)

Berlin, 18. Dez.

In der heutigen Sitzung wird zunächst die Geschäfts­ordnung angenommen. Tann folgt die Beratung der gestern überreichten Anträge der Garde-Regimenter. Ein soldatischer Vertreter Hamburgs führt aus: Die Mehr­heit der Hamburger Kameraden stellt die gleichen For­derungen, wie die Berliner. Me Sache kann wicht im Bausch und Bogen erledigt werden. Es ist ein . Unter­schied zwischen dem achtzehnjährigen Leutnant, der die Rekruten drangsaliert und einem niilitürwissenschastlich durchgebildeten Offizier. Wir schlagen vor, daß die Em-

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zelheiten den Volksbeauftragten und der Kontrolle des VollzugsratS überlassen werden.

Marinevertreter Tost: Die gestrigen Vorfälle sin! auf die Stadtkommandaniur zurückznführen. Die Käme raden sind zu diesem Schritt getrieben worden. Unlieb same Offiziere müssen verschwinden.

Sahm (Ostfront): Wir hatten gestern den Ein druck, daß es sich um eine politische Demonstration Han delte, nicht um die Betonung der Wichtigkeit der Fords rungen. (Lebh. Zustimmung.) Dagegen müssen wir unl wehren. Die Berliner stellen sich selber ein Armuts, Zeugnis aus, daß sie sich nicht selbst helfen können. W« haben viel erreicht.

Vorsitzender Lein ert teilt einen Zusatzantrag mit: Die Kommandogewalt der Garnisonen liegt in der Hanl der örtlichen A.- und S.-Räte.

Vogt-BreSlau: Im ganzen Reich außer in Bev lin sind die Anträge schon durchgcsührt, nur in Berlin scheint man über dem Reden das Handeln zu vergessen Das Bild von gestern abend kann uns keinen Respeb verschaffen.

D ä u m i gMitglied des Vollzugsrats Berlin: Be« der Revolution sollte zunächst der Militarismus beseitig! werden. Tie Spitze ist weggefegt, aber sein Geist ist noch sehr lebendig. Wir sind in Berlin noch nicht s, weit, weil wir immer auf Widerstand bei den Volksbeauf­tragten gestoßen sind. Es bereitet sich wieder etwas vor. Der Rat der Volksbeauftragten muß jetzt einen Kriegs­minister einsetzen, der das Vertrauen der A.- und S.-Räte besitzt und auch Nachgeordnete Leute einsetzt, die von dem neuen Geist beseelt sind.

Ein Vertreter der Westfront: Von der Westfront vermag kein Kamerad die Verantwortung für die De« Mobilisation zu übernehmen. Es geht nicht an, alle Offü ziere abzusägen.

Vorsitzender Leinert teilt mit, daß die gestrige De« > utation der Gardetruppen wieder erschienen sei. Sie vünsche mit den Vertretern der Fraktionen zu verhandeln Ihre Forderungen wollen sie abändern.

Im Kongreß haben sich vier Fraktionen gebildet: Mehrheitssozialisten, Unabhängige, Soldaten und Demo-? traten. Letztere zählen 21 Mitglieder.

Cohen hat den Antrag eingebracht, die Wahl zur Nationalversammlung auf den 19. Januar anzuberaumen.

Ziegler-Württemberg beaiuragt freundschaftkW Beziehungen zum revolutionären Rußland.

Neinertz-Kassel beantragt die Wahl eines vor­läufigen Präsidenten der deutschen Republik und bring! Ebert und Preuß in Vorschlag.

Nach Wiederaufnahme der Verhandlungen teilte der Vorst: che mit, daß wieder einige Deputationen, darunter Vertre: r der Berliner Arbeiter, erschienen, welche droh­ten, daß sie, falls man sie nicht vorlasse, morgen mit 250 000 Arbeitern die Arbeit niederlegen wollten. Das gleiche Recht wie die Berliner müßten alle deutschen Arbeiter haben und unsere Beratungen fortgesetzt unter- brrechen können. Wohin kommen wir dann! Es wird fast einstimmig beschlossen, für den Empfang von Deputationen einen besonderen Saal zur Verfügung zu stellen. In die­sem Augenblick erscheint eine große Arbeiterdeputation im Saale. Sie trägt rote Plakate und rote Fahnen. Vor­sitzender Leinert macht die Deputation auf den soeben ge­faßten Beschluß aufmerksam und bittet sie, sich damit zu bescheiden. Der Führer der Abordnung versucht zu sprechen; wird aber durch saßen Lärm und die Präsi­dentenglocke übertönt. Sch.ießlich versteht sich der Voi> sitzende dazu, diesmal noch die Forderungen der Arbeiter­schaft anzuhören, da auch die Soldaten zu Worte ge­kommen seien. Der Führer trägt die Forderungen vor: 1. Deutschland eine einheitliche sozialistische Repu­blik. 2. Alle Macht den A.- und S.-Räten. AR. - zierungsgewalt für den Vollzugsrat. 4. Beseitl- ""ng des Rats der Volksbeauftragten. 5. Maßnahmen ^m Schutz der Revolution. 6. Entwaffnung der Gegen- cevolution. 7. Bewaffnung des Proletariats. 9. Ausruf zur Durchführung der sozialistischen Volksrepublik. Nachdem Leinert die Forderung zur ordttiingsmäßigen Er­ledigung entgegengenommen hat, verläßt die Abordnung allmählich den Saal.