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S^4

Mittwoch, de« 4. Dexember 1918

3S. Jahrgang.

» Ms auf die Neige.

In weiten Kreisen scheint man bei uns noch keine klare Vorstellung darüber zu haben, was dem Deutschen Reich unmittelbar bevorsteht. Man zankt und streitet noch überSchuldsragen" und ähnliche Dinge, me schreibt und debattiert für nnd wider die Nationalver­sammlung, und drüben am westlichen Gesichtskreis zieht eine schwarze Wetterwolke aus, riesengroß nnd unheil­schwanger, Wir können die Bedingungen des Waffenstill­stands nicht bis zum letzten Buchstaben erfüllen, keine menschliche Kraft und kein bester Wille sind dazu imstande, Eben deswegen wurden sie vom Feind so raffiniert grau­sam gestellt, er wollte, daß wir sie nicht erfüllen können. Fehlt noch ein Tüpfelchen auf dem I, so ist der Vertrag von den Deutschen nicht erfüllt, d. h, ge­brochen, uno dem Feind steht es zu, weiter zu verfahren, wie es ihm beliebt. Von Anfang-an haben aber die Franzosen ihrerseits sich nicht an die Vertragsbestim­mungen gehalten. Sie haben Städte und Gebiete besetzt, die sie nicht besetzen durften, so namentlich die Pfalz und das Kohlen- und Industriegebiet von Saarbrücken, sogar mit schwarzen Truppen. Sie haben den Zwischen­raum von 10 Kilometern, der zwischen den abziehenden deutschen nnd den nachrückenden französischen Truppen eingehalten werden sollte, nicht beobachtet. Marschall Fach verlangte neuerdings unter den abzuliefernden Lokomo tiven alle unsere schwersten Maschinen, obgleich das im Vertrag nicht vorgesehen war. Wir sind außerstande, diese neue Bedingung zu erfüllen. Erstens haben wir von den schweren Maschinen nicht allzu viele und die vor­handenen sind bei der übereilten Räumung großenteils so mitgenommen worden, daß sie reparaturbedürftig sind, Marschall Foch verlangt aber tadellose Ablieferung. Andere Maschinen sind im Osten und wenn je, so gewiß erst in Monaten zu erreichen. Fach kennt keine Gnade, wenn hier von Gnade gesprochen werden soll. Auf den Einwand der Waffenstillstandskoinmission, daß die Ma­schinen unmöglich zu beschaffen seien, auch dann nich>, >uenn man das ganze deutsche Wirtschaftsleben durch Aus­suchen der Lokomotiven in Unordnung brächte, daß man dagegen zur Ablieferung nach beendigten Ausbesserungs­arbeiten bereit sei, schrckte Marschäll Foch ein Ulti­matum: Binnen 24 Stunden sind die ver­langten Maschinen auszuliefern. _

Lin Deutscher

Vsn Otto Ruppiu«.

Mit einer Neigung hatte sich der Geistliche nach Harrtet und Uoung gewandt uni) hob jetzt das Auge nach Rei­chardt, der ihn wahrscheinlich mehr forschend ausah, als es zu dem gewöhnlichen Gesellschaftstone passen wollte, denn wie in fragender Besremdung blieb sein Blick in dem des jungen Mannes hängen.

Entschuldigung, Sir," begann Reichardt, der seinen Fehler schnell erkannte,ich frug mich nur so eben, ob ich nicht das Vergnügen gehabt. Sie in Saratoga zu sehen." »

Ich war allerdings dort," erwiderte der andere mit leichtem Kvpfneigen,ohne mich jedoch entsinnen zu können. Ihren Zügen, Sir, dort begegnet zu sein."

Es war nur ein halber Tag, den ich mich dort nushielt, nnd auch diesen nur mehr hinter der Kulisse!" erwiderte er, ohne den Ausdruck von Humor, den seine Antwort in ihm selbst erregte, garT unterdrücken zu können.

Ter Gentleman, der dis Orgel in der Episkopal- Arche spielen wird unser ehrwürdiger Mr. Curry von der Methodistenkirche!" beeilte sich die Frau vom Hause beide einander vorzustellen. Curry hielt ihm steif die Hand entgegen, ohne dabei die frühere Miene von Besremdung ganz anfzugeben, und nahm dann zur Seite der Mrs. Burton auf einem Stuhle Platz.

Sind schon bestimmte Arrangements für Ihr Ver­bleiben an unserer Kirche gemacht, Sir?" frug Uoung, sich an Reichardt wendend; und dieser sah aufblickend einen kurzen hämischen Zug um des Fragers Mund zucken, um dessen Deutung er nach dem von Harrtet Gehörten nicht einen Augenblick im Zweifel war.

Glaube kaum, Sir," erwiderte er leicht,jeden­falls habe ick. wenn kein UebereinkomMN zu Stairde j

Die Frist ist schon am Montag vormittag 10 Uhr ! abgelaufen. Die Regierung hat das Volk von dem un­geheuer wichtigen Ereignis erst nachträglich in K-, "tms gesetzt. Was nun? Marschalt Foch ist an den stillstand, wenn er nicht will, nicht mehr gebunden. Er kann die Feindseligkeiten sofort wieder beginnen. Niemand frage, ob das recht oder Recht sei. Wir haben keinen Mechts-, sondern einen Gewaltssrieden zu erwarten, D ,.^er nach Hindenburgs Erklärung bei der allgemeinen . Lage das deutsche Heer keinen Widerstand mehr leisten ' kann, so wird es sich jetzt um den siegreichen Einzug der Franzosen in Deutschland handeln. Das war das Ziel der französischen Heeresleitung bei Abschluß des Waffenstillstands gewesen, daher die unmöglichen Be­dingungen, Die angeblichen Bemühungen Wilsons, Deutschland vor feindlichem Einbruch zu bewahren, sind auf diese Weise für die Entente unschädlich gemacht, Foch kann mit Fug behaupten, die Deutschen haben die gestellten Bedingungen nicht erfüllt und darum habe er nach dem Waffenstillstandsvertrag das unbestreitbare Recht, den Waffenstillstand als unwirksam zu betrachten. Dagegen kann und will Wilson nichts machen. Einigen amerikanischen Generälen scheint allerdings die skythische Beweisführung mit dem Schwert gegen die Soldatennatur zu gehen, aber was können sie machen! Höchstens daß sie den amerikanischen Truppen anbefehlen, sich nichts zu Schulden kommen zu lassen.

Daran ist nun also wohl nicht mehr zu zweifeln, daß die Franzosen auch auf das rechtsrheinische Gebiet in nächster Zeit kommen werden. Auch die Berliner Re­gierung rechnet mit Bestimmtheit damit. So schreibt der Vorwärts" an leitender Stelle:Der Versuch des fran­zösische» Generalissimus, seinen Triumph mit dem Ein­zug in Berlin zu krönen, war schon längst erkennbar. Er steht vielleicht in diesem Augenblick schon vor seiner k Verwirklichung. Die Besetzung Deutschlands ist uuter den gegenwärtigen Umständen kein militärisches Kunst­stück, wie es auch in keiner Weise eine politische Not­wendigkeit ist. Wir müssen unter den gegebenen' Um­ständen allen Möglichkeiten gefaßt ins Auge sehen und können dazu nur sagen, im gegenwärtigen Augenblick sind wir machtlos und müssen alles über uns ergehen lassen, was über uns verhängt wird. Das Deutsche Reich kann aber auf die Dauer nicht als eine eroberte Provinz der Westmächte behandelt werden. Leder Versuch» der

Kommen sollte, hier einige höchst angenehme Lage ver­lebt, und ich bleibe dann nahe genug, um meine hiesigen Bekanntschaften nicht ganz aufgeben zu niüssen. Ich ge- , gedenke schon morgen eine andere Stellung in Nasville anzunehmen, falls sich bis dahin hier nichts entscheidet

O, da fällt mir etwas ein," unterbrach ihn Har­rtet, sich erhebend,darf ich Sie wohl bitten, Mr. Rei­chardt, mich zu meinem Vater zu begleiten?' Die Herren werden entschuldigen ich bin schnell wieder hier, Mut­ter!" wandte sie sich zurück, und im nächsten Augenblick fand sich Reichardt an ihrer Seite, der nächsten Äir zu­schreitend.

Ich begehe die größte Torheit, Sie zu meiner Begleitung aufzuforderu," sagte sie, als beide daI nächste Zimmer erreichten, in dem das Reden und Lachen der umherstehenden Gruppen jedes Einzelngespräch Derdeck- ten,aber als die schwarze Schlange sich zu uns setzte und ich so recht zwischen ihr und Der Eidechse saß, über-- kam es mich fast wie Angst und dazu Ihr sonder­bares Gesicht! Kennen Sie Mr. Curry? Ich habe etwas in Ihrem Arme gelesen, das anderes erzählte, als Sie gesprochen, und mir liegt an dem Mann mehr, als ich Fluren jetzt sagen kann. Sprechen Sie, Sir, wenn der Tanz begonnen hat, werde ich kaum ein unbehorchtes Wort mit Ihnen reden können."

Jch weiß kaum, Miß Harriet, was ich Ahnen er­widern soll," entgegnete Reichardt,ich habe in Saratoga ! durch einen Zufall eine Art geistlicher Zusprache des ) Mannes belauscht, die mir ganz merkwürdig erschien."

Sie wollen nicht offen reden, Sir,ich höre es!" unterbrach sie ihn, wie ungeduldig.Sie dürfen aber nicht zurückhaltm, Sie können nicht wissen, wie viel wichtiges, in dem, was Sie belauscht, für mich liegen mag. ^ In werde Ihnen indessen in voller Offenheit voraugehen 1 lassen Sie uns ein anderes Zimmer aufsuchen, in dem i wir weniger beobachtet fmdl" !

Sie führte iün durch die heleM.n Wume Mch MiM

offenen, aber jetzt gänzlich verlassenen Zimmer, Vesten Mitte ein Flügel einnahm. ' >

Hier blättern Sie," sagte sie, eines der dortlie­genden Notenblätter vor ihm öffnend und sich unweit von ihm auf den Pianosessel setzend. Mit vorsichtig ge­mäßigtem Tone begann sie dann wieder:

Als ich vor zwei Jahren hierher wieder zurückkehrte, >and ich eine neue Mütter vor, an die ich mich zwar an­schloß, weil ich sah, wie sehr Vater dies wünschte. ES ging alles gut, bis vor sechs Monaten von Mr. Curry -ine Glaubenserweckung veranstaltet wurde; bei vielen soll der Eindruck ein kaum zu schildernder gewesen sein, darunter auch bei dier Schwester des Mr. Uoung, die so­gar Nervenstörungen bekommen hat. Auch Mutter wurde von da ab eifrigeres Kircheumitglied als je; aber erst zwei Monate darauf begann ich einen persönlichen Ein­fluß des Mr. Curry aus sie wahrzunehmen. Seine Be- ^ suche wurden häufiger und fanden meist während Va­ters Abwesenheit statt; Plötzlich wird Mr. Uoung, der noch niemal. in unfern Kreisen gesehen worden, hiev durch Mr. Curry eingeführt und wird nach kurzem ein Günstling der Mutter. Ich hatte nichts gegen ihn, Venn er vertrieb mir wenigstens die Langeweile,' erst als wir nach unserer Abreise von Saratoga einige Tage in Neuyork verweilten, sollte ich merken, wohin alles zielte. Miller fragte mich da eines Morgens in Vaters Gegen­wart, ob Mr. Uoung sich in Saratoga gegen mich er­klärt habe; so viel sic wisse, sei, er doch zu diesem Zweck uns nachgereist ich sehe meinen Vater an; der aber lacht nur und sagt, er habe meinen Neigungen noch nie viel entgegensetzen können und werde es auch jetzt nick Mn. Als ich aber erwiderte, daß mir ein derartiger Gedanke noch nie in den Kopf gekommen sei, geht ec chend zur Tür hinaus und sagt, ich möge das mit . c Mutter und dem jungen Gentleman ausmachen.

Die Mutter aber erklärt mir, Mr. Nouug habe bereits ihre Zustimmung erhalten, und sie hoffe, ich werde ihn unyc zum Spielzeug meiner Laune machen wollen."

in dieser Richtung unternommen wird, muß schließlich denen, von denen er ausgeht und ganz Europa zurrt Verderben gereichen. Generalspolitik, sei es deutsche oder französische, kann der Welt kein Glück und keinen dauern­den Frieden, sondern nur immer neues Unheil bringen. Zerstört man in uns das Vertrauen in die international« Gerechtigkeit, so bleibt uns nur das Vertrauen in die Kraft unseres Volkes, die unzerstörbar ist."

Der Oberbürgermeister von Köln erläßt lautTägl. Rundschau" an die Bevölkerung Kölns folgenden Auf« ruf: In wenigen Tagen treffen fremde Besatzungs­truppen in Köln ein. Tut nichts, das Euch die Feind­seligkeit der fremden Soldaten zuziehen kann. Bedenkt, daß, hierdurch nicht nur Ihr, sondern auch Eure An­gehörigen und Eure Vaterstadt schwer leiden würde. Selb höflich und zurückhaltend. Vergeht nicht, daß Ihr Deutsche seid. Vergeht auch nicht, daß die Be­setzung unserer Vaterstadt durch fremde Soldaten eru, schwere Zeit, vielleicht die schwerste unseres ga n, zen Lebens werden wird. - - , MM

DieKöln. Volksztg." erfährt von zuständiger Seit«, mit der Verlängerung des Waffenstillstands könne nur gerechnet werden, wenn die deutsche Regierung bereit sei, noch schwerere Bedingungen zu übernehmen.^ DieKreuzztg." weist darauf hin, daß sie oft genug ihre warnende Stimme erhoben habe, wenn der Glaub« an deck Anstand der Sieger austauchte. Unsere Optis misten haben nicht gerechnet mit dem Haß eines Clemem ceau und seiner Gefolgschaft, noch weniger ccher mit herH realpolitischen Denken der anderen Völker. M

i Das Neichswahlgesetz. *

DerReichsanzeiger" veröffentlicht folgende stimmungen über die Wahlen zur Nationalversammlung^ Für jeden Stimmbezirk wird eine Wählerliste an­gefertigt, die spätestens 4 Wochen vor dem Wahltag ans die Dauer von 8 Tagen zu jedermanns Einsicht, aufgelegt wird. -

Für den Fall, daß sich am Wahltag noch größere geschlossene Truppenverbände außerhalb des Reichs be« finden, bleibt der Erlaß einer besonderen Verordnung Vorbehalten, wonach die Angehörigen dieser Truppeuver«, bände nach ihrer Rückkehr, gegebenenfalls zugleich mit.