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Ersch eint Werktags

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Mr. S^3 Dienstag, de« 3. Dezember 1918

38. Jahrgang.

Warum ist es sinnlos, Banknoten und Kassenscheine zu hamsternd

1. Bares Geld in Noten, Kassenscheinen usw. oer­bürgt keine höhere Sicherheit als der Besitz von Gut­haben bei Geldinstituten. Ein Mißtrauen gegen die ordent­liche Geschäftsführung der deutschen Banken, Sparkassen und Genossenschaften besteht nicht. Jeder kennt die soliden Grundsätze, nach denen sie verwaltet werden, jeder weiß, daß ihre Zahlungsfähigkeit über jeden Zweifel erhaben ist.

2. Wer Wertpapiere verkauft, um den Erlös in bar aufzubcwahren, verliert Zinsen. Bargeld frißt Zinsen, Wertpapiere und Guthaben bei den Geldinstituten bringen Zinsen. Kassenscheine und Noten sind zinslose Schuld­verschreibungen des Reiches oder der Reichsbank, ihnen stehen die verzinslichen Schuldverschreibungen des Reiches die Reichsanleihen an Sicherheit nicht nach - darum liegt es durchaus im Interesse jedes einzelnen, Bar­bestände^ die er zurzeit nicht benötigt, anzulegen.

3. Wer sein Geld mit sich herumträgt oder, zu Hause ausbewahrt, setzt sich der Gefahr aus, es zu verlieren oder durch Diebstahl oder Brand einzubüßeu.

4. Lcrlvrengegangene Banknoten sind kaum ersetzbar, während beim Abhandenkommen anderer Wertpapiere durch ein Ausgebotsverfahren der Schaden zum größten Teil gut gemacht werden kann.

5. Die Zahlung durch Bargeld ist mit mancherlei Umständen verknüpft, während die Zahlung auf bargeld losem Wege durch Ueberweisung oder Scheck vom Schreib­tisch aus erfolgen kann. Bargeldlose Zahlungen lassen sich noch näch Jahren aus den Büchern der Banken usw. Nachweisen; so werden Rechtsnachteile, die häufig durch das Verlorengehcn von Quittungen entstehen, vermieden.

6. Die Sorge vor einer Beschlagnahme der Guthaben bei Banken, Sparlassen, Genossenschaften, Postscheckämtern ist jetzt und in Zukunft völlig unbegründet. Von maß gebender Seite gegebene Erklärungen weisen eine der­artige Annahme in nicht mißzuverstehender Weise ein für allemal zurück. Daran wird sich jede Regierung gebunden halten. Außerdem sollte sich doch jeder überlegen, daß eine solche Beschlagnahme der Guthaben praktisch ganz undurchführbar wäre. Denn die Guthaben der Kunden sind ja gar nicht voll in bar vorhanden, sondern/ ab­gesehen von den dem nötigen Kassenbestand, in Hypo­theken, Darlehen, Wertpapieren usw. angelegt.

7. Die gegenwärtige Zahlungsmittelknapvheit ist eine vorübergehende, durch die Aufspeicherungswut des Publi­kums hervorgerufene Erscheinung, die um so eher ver­schwinden wird, je mehr die Mahnung zur Besonnenheit Beachtung findet. Eine Reihe durchgreifender Maßnah­men ist getroffen, um jeden sich in vernünftigen Grenzen haltenden Bedarf an Zahlungsmitteln zu befriedige». Wollte die Bevölkerung aber dazu schreiten, das gesamte Kapitalvermögen- in Geldzeichen, umzuwandeln, so ver möchte wohl keine Notenbank der Welt die erforderlichen Notenmengen zu beschaffen.

8. Eine weitere Ausdehnung des Papiergeldumlaufs, welche sich als Folgeerscheinung der Banknotenhamsterei ergeben muß, hemmt und verzögert den Rückgang der Preise, wie ihn die langsam sich entspannende Lage mit sich bringen wird.

9. Die Noten- und Geldhamsterei erschwert die Ab Wickelung der Lohn- und Gehaltszahlungen und setzt daS Reich der Gefahr von inneren Unruhen aus.

10. Ein übermäßiger Notenumlauf setzt das finan­zielle Ansehen des Reiches im Auslande herab, erschwert die Wiederherstellung des normalen Standes der Valuta und gefährdet den Wiederaufbau der Volkswirtschaft.

Darum:

l f bringt, eure überflüssigen Banknotenbestände zu den

' ! Geldinstituten!

MF -- > /F/

Landfiedelung für die Feldgrauen.

WTB. Berlin, 1. Dez. Ein Ausruf Hinden- bnrgs teilt mit, daß die Vorarbeiten zu einem groß­zügigen Ansicdclungswerk im Gange sind, wodurch auf billig erworbenem Laude mit billigen öffentlichen Geldern für Landwirte, Gärtner und ländliche Handwerker Hun­derttausende von Stellen errichtet werden. Für städtische Arbeiter, Angestellte, Beamte und Angehörige verwandter Berufe werden .Häuser in Garteustädte n

und Gartenvorstädten erbaut und gegen mäßige Verzin­sung der Selbstkosten abgegeben. Der Aufruf schließt mit der Aufforderung an die Kameraden, die nnt bisher nicht gekannter Todesverachtung und ebensolchen Opfern 60 Monate hindurch die heimatliche Erde schützten, das Vaterland nochmals durch deutsche Mannes­zucht und deutschen Ordnung ssinn zu retten und sich die eigene Zukunft und das eigene Glück zu bereiten.

Ein weiterer Aufruf de- Staatssekretärs Bauer fordert die aus dem Kriege heimkehrenden Landarbeiter und alle, die auf dem Lande vor dem Kriege tätig ge­wesen waren, auf, nicht in die Städte und Jn- dustr i ebezir k e, sondern auf das Land zu ge Heu, wo mehrere Millionen Hektar Raum zur Besiede­lung bereitgestellt werden. Auf dem Lande gebe es Un terkunft und lohnende Beschäftigung, weil mehr als 1000000 Kriegsgefangene und Wanderarbeiter ihre Ar beitsplätze verließen.

Die alten Ausnahmegesetze gegen die Landarbeiter und die Gesindeordnung sind außer Kraft gesetzt. Die Arbeits- und Lohnverhältnisse werden durch Tarifver­träge zwischen den Organisationen der Landarbeiter und der Gutsbesitzer geregelt. Zur Herstellung der nötigen Wohnungen und zur Bereitstellung von Pachtland für der Haushaltsbedarf sollen die Gemeinden verpflichtet werden

Der Kaiser erkrankt?

Basel, 1. Dez. Havas meldet aus Amsterdam: Kaiser Wilhelm ist von einem Nervenanfall betroffen worden. Er beabsichtigt, sich in eine Heilanstalt in der Umgebung von Arnsheim zu begeben. Reuter be­richtet, daß die Mitglieder des Gefolges des Kaisers nach Deutschland zurückkehren werden.

Berlin, 1. Dez. Sämtlichen königlicheil Prinzen und Prinzessinnen des Hohenzollernhauses wurde das Verlassen deutschen Bodens freigestellt. Ihre Vermö­genswerte bleiben in Deutschland bis zur reichsgesetz^ lichen Regelung.

Di^ Llrnwälzrmg iw Reich.

Das Programm Ebevts.

Berlin, 1. Dez. ImRheingold" fand heute eine Kundgebung für die Sozialdemokratie statt, in der Ebcrt u. a. ausführte: Für-die Sozialdemokratie ist der ^eg klar vorgezeichnet durch das Erfurter Programm. Die verfassunggebende Versammlung wird die deutsche Nation wieder fest zusammenfassen. Keine Macht der Welt ist stark genug, die auf der Einheit des deutschen Wirtschafts­lebens beruhende politische Einheit der deutschen Stämme dauernd zu entzweien oder die Stämme gegeneinander ansznspielen. Für die Arbeiterschaft wäre nichts verhäng­nisvoller als ein Rückfall in die Kleinstaaterei. Nicht Trennung, sondern einheitliche Zusammenfassung aller- schaffenden Kräfte des ganzen deutschen Volks ist das Gebot der Stunde. Nur da, wo die sozialistische Wirt schaftsweise höhere Erträge bringt, dem Volk wcniger Arbeitslast auserlegt und neue Verfahren des Verbrauchs eröffnet, ist der Sozialismus am Platze und kann sich behaupten. Sozialistische Versuche in einzelnen Betrieben könnten nur zum Schaden der Arbeiter und zur Herab Würdigung des Sozialismus ausschlageu. Ter Kapital Profit wird schärf erfaßt werden. Möglichst völlige Beseitigung des arbeitslosen Einkommens muß erstrebt werden. Die Kriegs gewinne müssen restlos ein gezogen, die Erbschaftssteuer ver schärst und das Erbrecht der Republik geschaffen wer­den. Jede politische Putschabsicht muß aufs entschiedenste bekämpft werden.

Hoffmann über die Gewissensfreiheit.

Berlin, 1. Dez. Ter preußische Minister'-für Wis­senschaft, Kunst und Volksbildung, Adolf .Ho ff mann , hat auf eine an Ebert gerichtete Zuschrift vom 25. No­vember 1918 über die Entschließung einer Versamm­lung von Vertrauensmännern des Zentrumspartei des Reichstagswahlkreises Tortmuud-Hörde vom 24. Nov. u. a. erwidert: Auch von den neuen Männern denkt nie­mand daran, die religiöse und Gewissensfreiheit anzn- tasten. Das Erziehnngsrecht der Eltern wird unge­schmälert bleiben. Deshalb sollen die Eltern das Recht haben, ihre Kinder von Angestellten derjenigen Kirche, welcher sie selbst angeboren, in ihrem Glauben erziehen zu lassen. Dem Christentum wird volle Freiheil und

Gleichberechtigung nach jeder Richtung hin gewährleistet. Hinsichtlich der Trennung von Staat und Kirche ist eS selbstverständlich, daß an dem Etat, der bis 1. Aprils 1919 läuft, nichts geändert wird. Sollte die Trennung bis dahin vollzogen werden, so wird ein staffelweisev Abbau der Bezüge der Kirche, in einer Weise vorgenom­men werden, der keinerlei soziale Härten besonder- gegen ärmere Gemeinden mit sich bringt.

Die Deutsche demokratische Partei.

Berlin, 1. Dez. In einer großen Versammluni im Zirkus Busch sprach der preuß. Handelsminister Fischbeck über die Aufgaben und Ziele der neuge­gründeten demokratischen Partei. Er betonte, daß dir Partei auf den Namen Deutsch Wert lege; das ganze Deutschland, einschließlich Deutsch-Oesterreichs soll, es sein. Die Partei wolle die wahre Demokratie in dem alten unverminderten Vaterland. Gegen Eisner wurden scharfe Worte laut. Unterstaatssekretär v. Ger! ach fand star­ken Widerspruch, als er die deutschfeindlichen Umtriebe der Polen entschuldigen wollte.

Ohne Nationalversammlung kein Brot.

London, 2. Dez. TieTimes" meldet aus Neu- York, die amerikanische Regierung habe 32 ehemalige deutsche Handelsschiffe gemietet, die Nahrungsmittel nach! Deutschland überbringen werden. Die Versorgung werde aber erst beginnen, nachdem in Deutschland die Wah­len für die Nationalversammlung stattgefunden haben. Delrgiertenvcrfamrnlung der Frontsoldatenräte. 1 Bad Ems, 2. Dez. Gestern versammelten sich die Frontsoldatenräte in Ems zu einer Tagung. Anwe­send waren etwa 300 Delegierte. In der Aussprache wurde allseitig der Wille des Volksheers bekundet, hinter der Regierung zu stehen und etwaige separatistische Bestrebungen des Berliner Vollzugsausschusses zu be­kämpfen.

In der Versammlung am Nachmittag äußerte der Volksbeauftragte Barth Bedenkken gegen die Wahl dev Nationalversammlung am 16. Februar. Wir müssen alleL hinnehmen, was die Entente diktiert. Daraus sprach Molkenbuhr über das Verhältnis zwischen Vollzugs­ausschuß und Regierung. Es wurde beschlossen, daß die Frontsoldaten 5 Delegierte als ständige Mitglieder irr den Vollzugsausschuß entsenden. Eine Entschließung spricht den Willen der Frontsoldaten aus, die Republik zu verteidigen; die politische Demokratie soll durchg» führt werden. Tie schrittweise Sozialisierung der Be­triebe sei notwendig. Tie Nationalversammlung wird dringend verlangt. , . '

Eisner ansgepfiffen.

München, 1. Dez. Im Nationalthcater wurde zestern eine Revolutionsfeier veranstaltet, zu der u. a.. Studenten und heimgekehrle Soldaren besonders eings- laden waren. Als Eisner ans der Bühne erschien, um die Festrede zu halten, wurde er ausgepsisfen. Seine, Rede wurde oft von Schmährufen auf ihn unterbrochen.

Nürnberg, 2. Dez. TerFrank. Kurier" schreibt: Die Art und Weise, wie der Rcvoliitionsmann Eisner dem Herrn Clemeneeau ins Garn gegangen ist, wird in München als eine fürchterliche Blamage empfunden. Es ist wahrscheinlich, daß der Landesverräter Weilt, der frühere elsässische Abgeordnete, seine Hand im Spiele hak.

Die Ostfront gegen Molkenbuhr.

Berlin, 2. Dez. Auf die Ausführungen des Führers des A.- und S.-Rates Berlin, Molkenbuhr, die voll­kommen ungerechtfertigte Aeußerungen über die Ostver- hällnisse bringen, erging folgender Protest durch den Zentralrat dpr Ostfront: Der Zentralrat der Ostfront ist erstaunt über die Aeußerungen von Ihnen, daß die in Rußland liegenden Armeen wohl kaum an eine Rück­kehr denken könnten. Wir verstehen nicht, wie sie derartiges in öffentlicher Versammlung sagen können, wo die ganze Lage der Ostfront zu diesem Pessimismus keinen Anlaß gibt, solange es den Soldatenräten gelingt, ihre Politik der Nnbe und Ordnung weiter durchzuführen. Mit der­artigen Mitteilungen verwirren Sie sowohl die Stimmung in der Heimat, als auch bei der Truppe, die davo- Achricht empfängt, erschweren unsere außerordentlF. großen Aufgaben und beschwören erst die Gefahr herauf, die Sic als schon vorhanden darstellen. Wir ersuchen Sie dringend, über die Ostfragen nur unsere bevollmächtigten Vertreter svrecben zu lassen, die wirklich mit der Sach­lage vertraut sind, Zeulralrat der Ostsroiu