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Kr. 18V

Dmmerstas» Vr« IS. Aug«st;i918.

35 Jahrgang.

Weshalb wir nicht zum Frieden kommen.

Tie Leute bei uns zerbrechen sich den Kopf darüber, weshalb jene drüben immer noch nicht Frieden machen wollen. Vier Jahre lang hat die Welt über uns nur das gehört, was England ihr vorgesagt oder zu hören erlaubt hat, und darüber ist denn ans dem Hunnen und Bosch ein so schenseliges Leben geworden, daß man es eigentlich erklärlich finden muß, weshalb jene Ehren­männer und ehrenwerte Männer sind sie natürlich alle da drüben uns nicht die .Hand reichen wollen. Und daran haben wie dieKöln. Ztg." ausführt alle mitgeholfen: Kaiser, Könige, Staatspräsidenten, Minister Politiker, Gelehrte, Zeitungsschreiber; jeder, der ein Wort zu sagen wußte, stammelte eine Lüge über Deutschland.

Mit einer heuchlerischen Gewissenlosigkeit, die sicher­lich seit diesem Weltkriege das Kainszeichen -britischer Staatspolitik bleiben wird, wurden uns von der amt­lichen Tribüne aus die verrücktesten Tinge angehüngt: daß wir ans Leichen Fett gewönnen, mit Gefangenen Schindluder trieben, Verwundete mißhandelten, dast mit Vorliebe unsere Flieger Lazarette und Schulen, unsere Tauchboote Rotkreuzschiffe zum Ziel nähmen, und was solcher törichten Niederträchtigkeiten mehr sind, die alle, je toller und dummer, um so lieber geglaubt werden. Es soll gewiß nicht behauptet werden, daß es immer mehrfach gesiebte und reine Wahrheit sei, was bei uns in die Zeitung gelangt. Aber nie hat sich einer unserer führenden Männer dazu hergegeben, mit seinem Namen bewußte Lügen zu decken. So schmerzlich die Tatsache au sich war: wir Boschs und Hunnen haben es mit einer Art stolzer Genugtuung empfunden, daß Lndendorss es sich.leisten kann, dem deutschen Volke zu sagen:Ter Plan unseres Angriffs vom 15. Juli ist diesmal strategisch nicht geglückt." Hat man je, selbst bei den offenkundigsten Niederlagen der Gegner, dort ähnliches gehört? Hat auch nur einmal ein Feldherr drüben sein Mißgeschick offen znzngeben gewagt? Ist unseren amtlichen Heeres­berichten je eine Entstellung der Wahrheit nachznweisen gewesen?

Gehässiges Mißtrauen, ungerechtes Vorurteil, bereit­willige Leichtgläubigkeit, wenn Schlechtes über uns gesagt wird, gesteigert bis zu der Unduldsamkeit, auch nur an­zuhören, was wir dagegen zu sagen haben, sind die her­

vorstechenden Merkzeichen der Geistesverfassung, mit der uns zu Beginn des fünften Kriegsjahrs fast die gesamte Welt gegenübersteht. Sie erzeugt, genährt und unter­halten zu haben, ist die größte/ wir dürfen ruhig be­haupten: bis jetzt die einzige Ruhmestat, die England in diesem Kriege vollbracht hat. Diese Bearbeitung der Menschengemüter ist ihm Schutz- und Trntzwasfe zugleich: der Schild, hinter dem es seine eigennützigen Absichten verbirgt, und zugleich das Mittel, um die Sympathien der/einsichtslosen Massen seiner Sache vorznspannen und aus der ganzen Welt Soldaten zu gewinnen, die sich! als Kanonenfutter für englische Zwecke hergeben.

1 Aber wenn diese internationale Geistesverseuchung auch das wirksamste Kampfmittel ist, das die Gegner gegen uns ins Feld geführt haben, den Krieg können sie damit nun und nimmer gewinnen, dem; dazu gehörte, daß wir selbst die uns angehängtest Schauermären wider besseres Wissen als wahr anerkennten und die uns zngedächte Buße für Schandtaten auf uns nähmen, die wir nie begangen haben. Das ist der Fehler in der gegnerischen Berechnung, und deshalb wird sie nie zu ihren Gunsten aufgehen. Auf der andern Seite ver­mögen wir die nun einmal vorhandene Geistesverfassung durch unser Zutun nicht mehr zu ändern. Wir könnten Engelstaten tun oder mit Engelszuugen reden, es würde uns zu nichts helfen. Nur der Wille unserer Gegner selbst kann darin Wandel,; bringen, und dieser ihr Wille wird erst einsetzen, wenn-ihr eigenes Interesse, ihr Trieb zur Selbsterhaltung sie / dazu zwingt. Mit andern Worten, es gibt keinen andern Zugang zu einem gerechten Frieden als den, durch dyn Zwang der Waffen den gegnerischen Willen zum Kriege umzubiegen in einen .Willen zum Frieden. Tie Engländer werden, erst Frieden schließen, wenn sie Frieden schließen müssen.

Und die, Neutralen, die auch' unter dem Kriege so Bitteres zu Heiden haben, mögen, wenn sie endlich einmal gerecht sein/ wollen, sich) eingestehen, daß sie ein gni Teil der Schuld an der Verlängerung des Elendes tragen; wären sie nicht der englischen Seuche! erlegen, hätten viel­mehr der Wahrheit die -Ohre gegeben und sich dagegen ausgclehnt, daß Lüge Md,Verleumdung uns auf hie Armsünderbank bannten,!' der) Krieg wäre vielleicht längst zu Ende. 1 ) ! s, st

England und Amerika.

Aus Bern berichtet dieKöln. Ztg.": Nach der Niederlage, vom 21. März bei St. Quentin hat Eng­land Wilson dringend um militärische Hilfe gebeten Wilson sagte Truppensendungen zu unter der Bedin­gung, daß England die nötigen Schiffe aisibringe da­mals wurden dann die holländischen Schisse beschlag­nahmt. T. Sehr.). England mußte infolgedessen seine Schisse aus wichtigen Handelslinien herausziehen, mit denen es 200 000 Tonnen Frachtgüter monatlich besörO -ert hatte.

In einer Unterhaussitzung wurde darauf hüigewieseu, daß 'die englischen Schisse auf den Weltmeeren immer seltener würden, zwischen Nord- und Südamerika sei -ie englische Flagge überhaupt verschwunden; amerika­nische und s panische Schiffe seien an ihre Stelle getreten. Der Plan Wilsons ist klar. Er will die Handelsflotte Englands, einst weitaus die größte der Welt, ans der Welt schaffen oder doch lahmlegen, indes er mit allen Mitteln eine starke amerikanische Handelsflotte erb.mb und den Engländern den Handel wegschnappt. Dafür bietet derMenschenfreund" Wilson England in ieuier Not teure Darlehen und lebendes Kanonenfutter, an dem ihm nicht viel gelegen ist; die amerikanischen Soldaten sind, soweit sie nicht schwarz- oder rothäntig sind, ja do. meist Deutsche oder Abkömmlinge von solchen. Aller- ^ngs wird Wilson oder der hinter oder über ihm stehen­den Gesellschaft der Milliardäre diezivilisierte" Frei­beuterei einigermaßen erschwert, da auch Japan sich an dem Wettlanf um das frühere englische Handelsmono­pol beteiligt, denn so schlau wie Wilson sind die Japaner auch. Es wird daher auch in nicht zu großer Zeitferne der Augenblick kommen, wo der amerikanische Betrü­ger selbst betrogen sein und wo zwischen Amerika und Japan der Wettstreit zum Austrag kommen wird, dann vielleicht in wenigerzivilisierten" Formen als der eaen- wärtige Raub an Englands altem Besitz. Und dm Eng­länder stehen machtlos da mit zusammcngebissenen Zähnen und müssen Zusehen, wie ein Stück um das andere an " rer Weltmacht ausgebrochen wird. Sie können sich nicht rühren, denn der K'rieg gegen Deutschland nimmt ihre letzten Kräfte in Anspruch. Es ist.gar kein Ge­heimnis, daß die Engländer den Kvieg schon langst ins Pfesierland wünschen, und ebenso ist bekannt, daß

Das

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Von E. Marlitt

Ich setzte mich wieder, wie in der Stcrbcngcht meiner Großmutter, aus das Fußende des Bettes und sah hinaus in die unermeßliche Weite. Nein auch ans öem Dierck- hof fand ich keine Ruhe, und je tiefer und lautloser di» Stille um mich webte, desto furchtbarer schriejmein ein­sames Herz auf.... Jetzt begriff ich, wie meine Groß-? mutter stundenlang dort in der Baumhofecke Mle steheiv und unverwandt in die weite Welt hinansstarren können die umschleicrten Augen hatten ein Wesen in dm Terne, gesucht, die Verlorene, die das schwergekränkte Miltterz, Herz dennoch nicht vergessen konnte. Und für mich breitete sich der werte Nachthimmel auch nur über einen'einziges Punkt, über das ferne alte Kaufmannshans. ! H

Draußen fuhr der Wind auf und ließ die dürren. Zweige des Ebereschenbaumes an die Scheiben/, klopfen'; ich wich zurück, unter dem Fenster stand ja die Bank, ans welcher ich ^.mite Christinens Brief gelesen. Nun hatte ich sie lir der Tat aus den Knieen liegen sehen und zwei zm te . Arme hatten ^ sich ausgestreckt, um den einst tief beleidigten Mann schmeichelnd wieder an das. treulose Herz zu ziehen. Ich schlug mich mit den geballten .Minden gegen die Brust ich war feig gewesen in "jenem verhängnisvollen Augenblicke, ich durfte nicht Hinaus­zehen, meinen Kopf mußte ich, wie wenige Stunden zuvor fest an feine Brust legen er selbst hatte mir diesen Platz angewiesen, und ich wußte, daß es in Zärtlichkeit geschehen war; ich hatte es an dem Klopfen seines Her­zens, ail der leise zitternden Hwrd gefühlt, die^währenü ich gebeichtet, immer wieder zartschmeicheliid über meine ! Locken hingeglitten war. Ich durfte nicht dulden, daß diese ' rosig weißen Hände ihn berührten, dann wäre) vielleicht der böse Zauber nicht über ihn gekommen. nA )

Jetzt war es wohl hell im Vorderhause, s- hell, lme an jenem Teeabend, Wo die Prinzessin daa- ?esen Und

er saß am Flügel)/' ?'vergesftnZwar/die/Zeitz Ivo e, um ihretwillenstkeine-Va.stch.mehr cherührt. hätte; Mes sarig ibm ja jetzt. die sberajlMettdel Varantella. /Und^binnen wenigen Wochen r schrKtöeime ^ne»e Hausfrau, dmech' I' hallenden Gänge) desjClfiudius-haNses nicht simöStirn- schleier, wohl; aber Mt Feidenrausjchender Schleppep/Blu- men in das/ Häar/MesHeut - und, jes wurde! lebendig) sin den GesillfWstszrmmerii, Wste s.sstogeil ein und auMäund niemand-/ verdachteMem/ Manne? NneWahl, die, Frau war ja noch "vonHinpsißender/Schönheit". Nuntzvurde er mein OnkelfRch.WMng anfImd rannte anßesi imr auf und ab/INaMM. sikchrtü iiH nicht wieder zurück; ich wollte mesiiM Baßer beschwören, einen andern Ausi enthaltsort znsiwählep wich Lchmte, ich! je das Wort Onkel" überFmeineMppen Mrrgssn? -Nie, nie! '

Ilse tMt mittzdem! Lämpchen lein,hum nachttmir zu sehen.,sisi- P st, ;stf " )/ ' / sisi

'' / ^ H siL 'sinnrsMjedacht, daß Mn i nichtsschlafenkkannst," sagte, sie, MlÄ fies mich angekleirdet auf dem Bett Fitzen sah.Kinp, 'hDich-bisch das!, alte Aeisielied - nicht niehH ge­wohnt./1 OeheFDu 'nurlin Dein; warnles; Bett siL der Sturm tiÄ Äirchlichts)!" ' ^ "

Stürme psfffen Dago und . Nacht -rnsteiLiem'sÄtem ' über die weite FlächchHin. Ulbert es wshöep tvarm> herein,; und. ich meinte- dtrnnpmdßwann) fliege zschion ernlfemer BlLinen- atenl aus /seinen »-'Schwingen nntsi t GegenpsAbend ließ der Sturm. nmh;/flänggeip.Iittl es rniLAnicht jmehr im Hause ich' sprang hmränsi- in* das WMen jund Tönen - nna ließ mich) hinüber nach? dem, Hügel-DraMu; ... -'tch/ja,' da stand siieHnoch, / die/alte 'Fahre. sUnttz dort waildlsilch , er; Fluß/hin, neben welchem die ldrei-Herren damals eilig gestrebt; haitMi,, die öde Hei des zu !w erlassen ^

war die hoMMstalt desaltenMFrrrcksi fest AlrA^das Gestrüpp aeMrsisten, wäbrenb die jiierwölmten ?l!i

schönen Tankred fast ängstlich den sammetweichen Rasen- Weg innegehalten hatten.

Jetzt war es todeseinsam da drüben nein ich hielt die Hand über die Augen, um das Wunder in der menschenleeren Heide besser anstarren zu können. Dor^ bewegte sich ein dunkles Etwas auf dem schmalen Sand? weg. Himmel, Ilse hatte ihre Drohung wahr gemach; und den Doktor klommen lassen! Mein bleiches Gesicht, mein niedergeschlagenes Wesen ängstigten sie unbeschreiblich. Der dunkle Punkt schwankte näher und näher; das rote AbendR licht übersloß ihn grell es war richtig die alte Kutsche, in welcher man den Arzt an das Sterbebett meiner. Großmutter geholt hatte. Sie machte eine Schwenkung und plötzlich hielt der Wagen still. Ein Herr sprang heraus und wenn die Gestalt dort vom Scheitel bis .zur Zehe herab verhüllt gewesen wäre, an dieser einen Bewegung hätte ich sie unter Tausenden heraus erkannt! Meine Pulse stockten, ich' biß die Zähne zusammen und starrte angstvoll ans die Wagentür jetzt mußte anchs sie aussteigen, die schöne Frau im schwarzen Sammet-! mautel; allein die Tür siel zu, und der Wagen schwenkte um, nach dem Walde zurück. Herr Claudius aber schritt über die .Heide her, direkt auf den Hügel zu; ein weiter Mantel flatterte von seinen Schultern, und die blauen Brillengläser funkelten in der Abendsonne. Ich liey dm Föhre los, breitete die Arme weit aus und wollte den Hügel hinabstürmen; aber ich ließ sie st'fvrt wieder sinlen einen Onkel begrülst inan nicht leidenschaftlich.

Jetzt kamen die Schritte näher und naher :ch bewegte mich nicht, mir war es, als müsse nv miv- harren in lautlosem Schmerz.

Am Fuß des Hügels blieb er stehen.

Auch nicht um einen Schritt kommen Sie nur ent­gegen" Lenore?" rief er herauf.

,Onkel!" rang es sich von meinen Lippen.

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wenigen Schritten stand er droben 'ö-PRu zuckte um s.inen Mund.