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Vilküiaöer Nnjeiger und Isgeblatt
Mi! lkrjghler vom schlpsMSld ' We Isgesjeilung des lvberamls Kleuenbürg
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Uv 175
Wie Bismarck starb.
Bu seinem 20. Todestage, 30. Juli. ^
Am 30. Juli sind 2g Jahre hingegangen seit dem Tage, an dem der Schöpfer der deutschen Einheit sein irdisches Dasein geendet. Sein geistiges^ Wesen aber lebt fort in dein, was er geschaffen hat. Wir wissen aus mannigfachen Zeugnissen, de Bismarck in den letzte» Jahren seines Lebens den großen Wclt- brand vorausahiite, der nun entfacht ist, i»id in den schlaflos, n Nächten aus seinem Krankenbett rang er schon mit all den Sorgen, die uns heute erfülle». Seine Tochter -horte ihn kurz vor seinem Tode des Nachts immer wieder laut beten: „Gock schütze das Deutsche Reich." „Meine Trompete ist durchfchofjen, , sie gibt keinen Ton mehr," sagte er einmal in diesen letzten Wochen zu Schweningcr und fügte prophetisch'hinzu: „Wir gehen schweren und schwierigen Zeiten entgegen." Freilich an der Dauer und der Größe seiner Schöpfung, an der unbesiegbaren Krgft des deutschen Volkes hat er nle gezweifelt. Nur kamen die sich damals anbahnenöen politischen Konflikte, die heute ihre gewaltsame Lösung finden, zu der schweren KraMheit, die feinen Riesenko'rpcr langsam unterwühite, um eine tiefe Müdigkeit, eine abgeklärte höchste Reife in ihm erzeugen. Ei finde! für seinen Zustand das schöne Wort: „Es geht nikr wie einem Wanderer im Schnee, er fängt allmählich an zu erstarren, er sinkt' nieder, und die Schneeflocken bedecken ihn. Es ist ein angenehmes Lustgefühl." Der Tod der geliebten Lebensgefährtin. hatte ihn tief erschüttert. „Ich habe nur noch den Wunsch, daß ich nicht länger lebe, als sie. Als Witwer, was soll ich jetzt noch .»'iz der Welt?" sagte er damals. Sem Leiben verschlimmert«: <sich von nun an mehr und mehr, das letzte Lebensjahr warL. fast immer in den Rollstuhl gebannt. Der Geist blieb frisch und alles überschauend klar, aber die Glieder verfügten oft den Dienst. Dann scherzte er wohl seibst über den „Iammersmann" und sagte lächelnd: „Auf dem Dache sitzt ein Greis, der sich' nicht zu helfen weiß." Aber zu Lenbach tat er das traurige Geständnis: „Für mich gibt es nur noch den einen glücklichen Tag — an dem ich nicht wieder erwache." So kam allmählich die letzte Leidcnswoche heran. Immer deutlicher zeigten sich die Zeichen des Verfalls. Dann plötzlich, am 28. Juli, raffle er sich wie durch ein Wunder noch einmal auf. Ein Augenzeuge schildert in dem von Marcks' und von Müller gesammelten „Erinnerungen an Bismarck" den Tod des Fürsten: „Wie! ein alter Löwe ist er gestorben. Den 28. hat er noch heiter In der Familie verbracht und sich geistig so frisch wie immer, gezeigt. Am 29. war er dann, matt und schwach, im Bett geylieben, aber ohne Schmerzen, ohne Beschwerben. Um 30., um die Mittagszeit, sank er in eine Ohnmacht, aus der er sich noch einmal zum Bewußtsein erholte, aber bis zum Abend müde hingestreckt liegen blieb. Nach 6 Uhr schwand sein Bewußtsein,' mächtige, aber anscheinend schmerzlose Atemzüge hoben die Brust; immer tiefer, in immer größeren Pausen' drangen sie empor, der umstehenden Familie deutlich vernehmbar. Kurz.
II, Uhr floh ein letzter leichter Hauch von seinen Lippe i'-d Bismarck war tot!"
Dienstag, de« 30. Juli 1918.
! sochril Ansturm französischer und amerikanischer Divisionen zum Scheitern brachten, auch gestern wieder besonders hervorgetan.
35. Jahrgang.
sieg.
Leutnant Löwe nhardt errang seinen 45. Luft- Der Erste Generalquartiermeäster: Ludendorff.
Der Weltkrieg.
, WLB. Großes Hauptquartier, 29. Juli. (Amtlich. Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Teilangriffe, die V-. Engländer nördlich der Lps, nördlich der Scarpe und in breiter Front auf dein Nordufer der S o m m e fühkte, wurden abgewiefen.
Heeresgruppe deutscher Kronprinz:
' In den Kampfabschnitten südlich der Aisne ruhiger 'Vormittag. AnENachmittag wurden nördlich von Ville- Montoire Teilangnffe des Feindes, denen heftiger Ar tilleriekampf voransging, im Gegenstoß abgewiesen, l In der Nacht vom 26. auf den 27. Juli habest wir etwa zwischen Onrcq und Ardre unser vorderes Kampfgelände planmäßig geräumt und die Verteidigung in die Gegend von Fere-en-Tardenvis- Ville en-Tardenost verlegt. Dem Gegner blieb unsere Bewegung verborgen. Mn 27 7. lag noch das Feuer seiner Artillerie'auf nn- lerec alten Linie. Nachhuten verhinderten seine erst am Nachmittag zögernd vorfühlenden Truppen an kampfloser Besitznahme des von uns aufgegebenen Geländes. Gestern versuchte die feindliche Infanterie, sich unter starkem Feuerschutz an unsere neue Linie heranznarbtiten. kchw'ch-, im Vo-gläM belassene Abteilungen empfingen den Feind aus naher Entfernung atzt Gewehr- und Maschineng Wehrs'»er und fügten ihm empfindliche Verluste zu. Auch die Tags vorher eingerichtete Artillerie und Schlachtflieger fanden in anmarschierenden Kolonnen und Panzerwagen des Feindes lohnende Ziele. Vor starken Angriffen des Gegners hei und südöstlich Fer. en-Tardenois ging unsere Bvrfeldbesatzung nach Erledigung ihrer Anfg ibe befehlsmäßig auf unsere Linie zurück. Meh.fach wiederholte Angriffe des Feindes sühr- l zu hestigeu Kämpfen, die mit Zurückwersen des Gegners endeten. Hierbei haben sich unter Fsthrnng des Generals Bachelin oft- und westpreußische Regimenter, die.schon ans den Höhen nordwestlich von Chateau Thierrh und seit Beanin der Scldacht säst täglich mehr-
/ ^ Vor einigen Tagen haben wir angedentet, daß aus strategischen Gründen die Möglichkeit einer weiteren Zu- rückverlegung der deutschen Front von dem Nordufer der Marne nicht von der Hand zu weisen sei, da für die deutsche Heeresleitung der Gewinn von Gelände nur in soweit ins Gewicht fällt, als damit ausschlaggebende stra- st'gische Vorteile verbunden sind. Unbedenklich wird be setztes Gebiet aufgegeben werden können, dessen Behaust-. tiing nur unter Bedingungen möglich ist, die mit dein strategischen Gesamtzweck nicht vereinbar sind. So war )er bekannte Rückzug aus der Picardie auf die Siegfried-Stellung im vorigen Jahr eine strategische Tat, ans her die schweren feindlichen Niederlagen dieses Frühjahrs sich ableiteten wie die Tageshelle vom Sonnenlicht. Es wäre höchstwahrscheinlich möglich gewesen, trotz der zahlenmäßigen Ueberlegenheit der verbündeten Feinde, hie Linie Bapanme-Peronne-Nesle zu halten. Aber welche Opfer hätte das erfordert! Solchen „Raubbau" an Menschen— wenn das Wort verstattet ist — kann sich die Rücksichtslosigkeit unserer Feinde leisten, ohne zwingend? -cot wird ein deutscher Heerführer sich stets fern davon halten. Der Tagesbericht vom 29. Juli teilt nun mit, vast die deutsche Heeresleitung tatsächlich die Stellungen auf den Höhen entlang der Marne räumen ließ und einen allgemeinen Rückzug aus der Keilstellung zwischen Ourcq inst Westen und Ardre im Osten bis ans die Linie Fere xn Tardenois- Ville en Tardenois anordnete. Di" Entfernung des Städtchens Fere en Tardenois von dev. dorfe Bille en Tardenois beträgt in östlicher Richtung etwa 22 Kilometer; Fere liegt 12Hz Kilometer nördlich von Jaulgonne, von dem aus Generaloberst v. Böhn am 15. Juli seinen Vorstoß über die Marne bis Conde gemacht hatte. Ville en Tardenois befindet sich beinahe ebenso weit nördlich von Chatillon an der Marne, au der Bahnlinie und Hauptstraße Dormans-Mims. Tjas aufgegebene Gebiet umfaßt also ungefähr 22 Kilometer in der Breite und 12 Kilometer in der Tiefe oder 261 Geviertkilometer. Der Rückzug wurde in der Nacht vom 26. zuni 27. Juli, unbemerkt vom Feinde, ausgeführt. Tie Kampfespausen der letzten Tage sind also wohl zum Teil auch dadurch veranlaßt gewesen, daß die Feinde wieder wie bei der Räumung des Brückenkopfes südlich der Marne von dem deutschen Abzug überrascht, aber infolge der vorhergehenden schweren Kampfe doch nicht imstande waren, die Verfolgung mit voller Kraft anfzg- nehmen. Die deutschen Nachhuten haben vielmehr- den nachrückenden feindlichen Abteilungen schwer zu schaffen gemacht und sie so lange in Schach gehalten', bis die neuen Stellungen bezogen waren, vor denen dann die feindliche Infanterie sich gleich eine, gehörige Schlappe zuzog, denn unsere Artillerie und die Flieger Hilten die Rückzugsbewegnng zugleich dazu benutzt, das Feld gcnaü abznmessen, so daß es ihnen ein leichtes war, sich in kürzester 'Zeitspanne einzuschicßen, als der Feind sich zum Angriff vor der neuen Stellung anschicktc. Die Stadt Fere en T. ('zum Unterschied des etwa 60 Kilometer südlich von Reims gelegenen Städtchens Fere-Champenoise) ist dem Feind überlassen worden, die Südbasis unserer jetzigen KadkstAlung hat demnach gegen Westen eine Eindämmung von.rund 10 Kilometer, L. h. um die Entfernung von Oulchy le Chateau bis Fere en T. erfahren. Gegen Osten dürfte die Frontgrenze beinahe mit der Straße Dornums—Reims von dem Torfe An- thenay (6 Kilometer nördlich von Chatillon! ab parallel gehen; ChamPvoisy, nordwestlich des Riswaldes, ist nach feindlicher Behauptung in den Händen der Franzosen. - Ter Rückzug war eine strategische Notwendigkeit. General Fach hatte das Neusterstc daran gesetzt, nur die deutsche Keilstellung abzuguetichen. Nach dem WTB. hat er nicht weniger als 70 Divisionen, darunter 6 amerikanische, 4 englische, 2 oder 3 italienische und eine pol-? »ische ins Feuer geführt. MehntaMnde von Schwar- „ n sollten den Bahnschlitten machen. Insgesamt waren es über anderthalb Millionen Menschen mit einein ganzen Heer von Panzerwagen, vielen Hunderten von Schlacht- sliegcrn, der riesigen Artillerie - - vielfach englisch — nicht zu gedenke», die aeaen die Armee des General
obersten von Whn den überraschenden furchtbaren Swß ansführten in dem Augenblick, als unsere.Truppen zur Offensive sich in Bewegung gesetzt hatten. Daß diese Gegenoffensive, die bekanntlich am 18. Juli einsetzte, itz der für den Feind so günstigen Umstände miste" ist, ja daß sein Riesenheer von der verhältnismäßig gerochen Zahl der Deutschen derart geschwächt worden ist, daß Joch mehrmals Nachschübe Iseranholen mußte, das stellt unserem Heere, Führern und Soldaten, ein geradezu glänzendes Zeugnis aus. Ob der Rückzug sein End> gesunden hat? Das mag nur Hindenburg und Lnden- dorfs wissen. Vermutlich wird es — wir möchten das, wiederholen vom Gegner abhängen; setck Fach seine Angriffe in der bisherigen Weise fort, so wird in der neuen .Stellung ihm Wohl so lange-Widerstand geleistet, bis Foch wieder eine größere „Atempause' machen muß. Lohnt sich für uns der Einsatz nicht mc!;r, dann wird vielleicht eine neue Stellung bezogen, und so fort, bis Foch „nicht mehr kann". Und dieser Augenblick wird kommen, ohne daß Hindenburg seine strategischen Reserven jetzt schon zu verwenden braucht, wahrend Foch wohl seine letzten Reserven eingesetzt hat. Das ist aber nicht ein Uebergehen der strategischen Initiative an die Ententeführung, sondern das Gegenteil davon: die elastische Front Hindenburgs ist eine Leimrute, an der Fock, hängen bleiben wird. .
wD-e Nettes vow Tage.
Ter Reichsfinauzhof.
Berlin, 29. Juli. Die „Kreuzzeitung" meldet: Im Finanzausschuß des bayerischen Landtags gab der Vorsitzende Hammeischmidt im Namen der Kammer der Freude darüber Ausdruck, daß der Reichsfinanzhos durch den Beschluß des Bundesrats in München errichtet wird.
Der Gouverneur von Litauen.
Berlin, 29. Juli. Der bisherige Etappen inspekteur oer 8. Armee, von Harbou, ist zum Militär-Gouverneur von Litauen ernannt worden.
Spiritusmonopol in Rumänien.
Bukarest, 29. Juli. Die rumänische Regierung hat die Einführung des Alkoholmonopols beschlossen. Der Staat wird den Spiritusfabriken eine gewisse Spirr- tnsmenge Meilen, die sie ihm zu liefern haben, während er selbst das Verkaussmonopol haben wird. Die Fabriken werden das Recht haben, außer diesem Spiritus für Len inneren Verbrauch noch Ware für die Ausfuhr hepznstellen.
Der Münitionsstreik in England.
London, 29. Juli. Amtlich wurde gestern abend mitgeteilt, daß die Mehrh t der ausständigen Munitionsarbeiter heute die Arbeit tv a H r s ö, (ich wieder aufnehmen werde.
Krieg nach dem Kriege.
London, 29. Juli. (Reuter.) Nach einer amtlw u Mitteilung hat die Reichskricgskonferenz in ihren letzte.! Witzlingen u. a. eine Entschließung angenommen, die P c - lroleumerzeugung innerhalb des britischen Reiches zu fördern, ferner eine Entschließung betr. einen Akt der Gest'tzgebung, der für einen bestimmten Zeitraum nach dem Kriege die Naturalisierung von Untertanen ans jetzt feindlichen Ländern einschränkt, ebenso die Erwerbung von politischen Rechten, von Land- und Berg- werkkonzessionen durch derartige Personen. Weiter wurde beschlossen, in dieser Woche vor der Abreise der überseeischen Vertreter eine besondere Konferenz über . die Frage der Nationalität und der Naturalisierung ab- Inhalten. Die Konferenz nahm den Bericht eines Son- oerausschusses über die Kontrolle von Rohstoffen nach dem Kriege an und fordert die Regierung ans, sich mit den Regierungen des Dominions und Indiens in Verbindung zu setzen, um dementsprechende Maßregeln zu ergreifen. Endlich beschloß die Konferenz, daß jetzt- Schritte getan werden sollten, um den Bedarf der Verbündeten an Rohstoffen festznstellen.
Das deutsche Eigentum in Amerika.
Paris, 29. Juli. Nach einer Meldung des „Matin" aus Neuyork hat der Verwalter -des feindlichen Eigentums, Palmer, die Veisteigerung von 40 Fabriken, die feindlichen Ausländern gehören, im Gesamtwert von über IM Millir-ue:: Toll'!, anqeirdmt. -
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