MW
WM
KLM
SGZ
WilSliaSer Nnjeiger uns lageblatl
mil lkriskler vom SlliimMalö , lkrlle lsgeszeilung ües llllmsmls jllklienbmg
Erscheint Werktags
iSmisblatt W VMbad
mit amtlicher ftemdenljAe
lelephon -Ir. 4 )
r r Anzeigen 8 Pfg., von auswärts 16 Pfg. die Gar-
; Bezugspreis monatlich 80 Pfg. Durch die Post : mondzeile oder deren Raum.
» im Nachbarortsverkehr 2,15 Mk., in Württemberg r Reklame 25 Pfg. die Vetitzeile.
» Bei Inseraten, wo Auskunft in der Expedition ungen ist,
besonders berechnet. Bei Offerten 20 Pfg.
2,2k Mk. vierteljährlich, hiezu Bestellgeld 30 Pfg. , ^ ist, wird für iedes Inserat 10 Pfg.
Mr 146
Mittwoch, dr« 26. Juni 1918
3S. Iahrgarrg.
Reichstag.
, Die Rede Kühlmanns.
Berlin, 24. Juni. "
Staatssekretär v. Kiihlmann (jortfahrend): In der Tür. k e i sind Veränderungen nicht eingetreten. Die im Krieg wie im Frieden hochverdienten Staatsmänner Talaat Pascha und Enver Pascha sind noch auf ihren Posten. Weder in der Dobrudscha, noch im Kaukasus bestehen irgend welche ernstliche Interessengegensätze. Beide Fragen werden im günstigen Sinne ihre Lösung finden, namentlich auch in einer demnächst in Kon- Oantinopel abzuhaltenden Konferenz.
Den russischen Verhältnissen gegenüber müssen scharfe Beobachtung, äußerste Vorsicht, und. soweit es sich um interne russische Angelegenheit handelt, auch Zurückhaltung unsere Leitsterne sein. Finnland ist von der Roten Garde befreit morden, auch mit deutscher Hilfe. Ich hoffe Und wünsche, daß der neue finnische Staat innerer Festigung und einer gedeihlichen Entwicklung entgegen gehe. (Bravo!) Eine dauernde politische Trennung Kurlands, Livlands und Estlands ist nicht möglich. Wir sind dem Hilferufe dieser Provinzen gefolgt und haben das Schreckensregiment durch ein Regime der Ruhe und Ordnung ersetzt. Die diplomatisch« Anerkennung dieser Staatsgebilde ist dringend erwünscht. Besprechungen stehen für die nächste Zeit bevor. Die Regelung der polnischen Frage ist eine der Hauptaufgaben der Zukunft und nicht ohne Bedeutung für das deutsch-österreichische Verhältnis. Noch vor den allgemeinen Friedeusverhandlungen dürfte es den Staatsmänner» gelingen, hierüber eine befriedigende Lösung zu finden. Den jungen Staat Georgien, das größte Staatsgebilde im Kaukasus, begrüßen wir. Ihm haben sich die Tataren ange- schlossen zu einer Transkaukasischen Republik. Dieser Staat hat eine Abordnung nach Berlin entsandt. Ebenso haben mir Vertreter dorthin entsandt, wir hoffen, daß sich ein Verhältnis daraus aufbaut, das uns in Freundschaft mit Georgien verbindet.
Dänemark, Holland und der Schweiz wissen wir Dank für ihre Haltung. Sie haben den festen Willen, ihre Neutralität zu wahren, und darüber hinaus gewähren sic unseren Verwundeten Gastfreundschaft. Spante und sein König nehmen jede Gelegenheit wahr, Humanität zu ätzen.
Die Lage im Westen,
wo unsere Heere unter der genialen Führung, welche ihnen Gott gegeben hat,, von Sieg zu Sieg geschritten sind, ist derart, daß die Initiative vo llkommen bei der deutschen ober st en Heeresleitung liegt, und daß wir hoffen können, daß-der Sommer und der Herbst unseren Waffen neu« große Erfolge bringen werden.
Die östcrreichisch - ungarische Armee hat in frischem Anlauf die italienische Stellung angegriffen und nennenswerte Erfolge errungen, große wichtige Verbände der Feinde an ihre Front gefesselt.
Der längste Tag des Jahres ist bereits vorüber (sehr richtig, Heiterkeit), und wenn man die Ereignisse überblickt, muß man ftch fragen:
Wird dieser Krieg nach menschlichem Ermessen noch im Herds und Winter in das fünfte Jahr hinüberdauern?
Vielfach herrscht in unserer Oeffentlichkeit die Meinung, das die Länge dieses Krieges ein Neues bedeutet, als hätten du maßgebenden Stellen mit sehr langen Kriegen in der neuen Zei. überhaupt nicht mehr gerechnet. Diese Meinung ist unrichtig Feldmarschal! Graf Molt Ke sagte in diesem Hause am 14. Mai 1890:
„Wenn der Krieg, der jetzt schon mehr als zehn Jahr« lang wie ein Damoklesschmeft über unseren Häuptern schwebt, zum Ausbruch kommt, so ist seine Dauer und sein Ende nicht abzusehen. Es sind die größten Mächte Europas, welch« gerüstet wie nie zuvor miteinander in den Kampf treten. Eine derselben kann in einem oder in zwei Feldzügen so vollständig niedergeworsen werden, daß sie sich für überwunden erklärt, daß sie auf harte Bedingungen hin Frieden schließen muß, daß sie sich nie wieder aufrichten soll, wen» auch erst nach Iahresf -st den Kampf zu erneuern. Es kann ein siebenjähriger, es kann auch ein dreißigjähriger Krieg werden. Wehe dem, der Europa in Brand steckt, der den ersten Funken in das Pulverfaß schleudert."
Die Verhältnisse haben sich seit der Zeit nur in dem Sinne verschoben, daß die Mächte, die am Kriege beteiligt sind, ihre Rüstungen seit dem noch ungeheurer verschärft haben und nicht nur, wie es damals als wahrscheinlich erschien, die Mächte Europas, sondern auch große überseeische Mächte, wie Japan und Amerika in den Kampf eingetreten find.- Trotz der glänzenden Erfolge unserer Waffen ist auf Seiten unserer Gegner Friedenswilli,it und Friedensbereitschast. noch nirgends hervorgetreten. -
Minister Balfour hat vor einigen Tagen die alte Legende erneuert, daß Deutschland diesen Krieg entfesselt habe, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Diese Legende wird dadurch daß sie immer wiederholt wird, nicht wahrer. Ick glaube nicht, daß ein verständiger Mensch in Deutschland jemals vor diesem Krieg die Hoffnung oder den Wunsch gehabt hat, Deutschland möge die Weltherrschaft erringen. Der Gedanke der Weltherrschaft in Europa — das hat das napoleonische Beispiel gelehrt — ist eine Utopie. Die Nation, welche dieselbe verwirklichen- wollte, würde sich, wie es Frankreich' an der Wende des Jahrhunderts erging, in nutzlosen Kämpfen verbluten.
Dieser Krieg ist das Werk Rußlands, der gewissenlosen russischen Politik, der Angst der leitenden russischen Kreise vor der Revolution. Daß die anderen Mächte, daß Frankreich als Kriegshetzer dabei schlimm mitgespielt haben, daß die englische Politik sehr dunckke Seiten in dieser Beziehung aufzuweisen hat, daß auch die Haltung der englischen Regierung unmittelbar vor dem Kriegsausbruch den russischen Kriegswillen stark entfachen mutzte, dafür gibt es bereits genügend Beweise.
Ich halte es aber für nützlich und notwendig, nicht nur zu sagen, daß die Balfoursche Behauptung ein Hirngejpinst, wenn nicht eine Verleumdung ist, sondern ich halte es für notwendig, in wenig Worten das einsach und leicht verständlich zu sagen, . _ - ...
was wir positiv wolle».
Wir wollen auf der Welt für das deutsche Volk — und das gilt auch für unsere Verbündeten —, daß wir innerhalb der Grenzen, die uns die Geschichte gezogen hat, frei, stark !und unbeeinträchtigt leben können, daß wir Ueber- ' seeländer in Besitz haben, welche unserer Größe, unjerem Reichtum, unserer bewiesenen kolonistischen Fähigkeit entsprechen/ und daß wir die Möglichkett und Freiheit haben, auf freiere See unseren Handel und unseren Verkehr in alle Weltteile zu tragen. (Lebh. Beifall.)
Es wird uns von englischer Seite immer wieder der Vorwurf gemacht, daß wir in der belgischen Frage auf englische Anzapfungen hin, nicht bereit seien, in öffentlichen Erklärungen Stellung zu nehmen. Wir betrachten Belgien als eine der Fragen im Gesamtkomplex der Fragen. Wir müssen es aber ab lehnen, in der belgischen Frage sozusagen als Voroermächtnis Erklärungen abzugeben, die uns binden würden, ohne die Gegner auch nur im geringsten festzulcgen. Uebrigens hat Balfour vorsichtigerweise schon hinzugefügt, wir sollten keineswegs glauben, daß die Einigung über die belgische Frage den Schatz der englischen, bzw. ententistische» Wünschen schon erschöpfe. 'Ich höre schon Heute die Begründung, die seinerzeit für solche Wünsche gegeben werden wird, daß Eng- ' ch doch unmöglich die große» Opfer an Gut und Blut gebracht haben könne, ohne auch für sich selbst einen bescheidenen Gewinn (Palästina. und Mesopotamien) erwarten zu dürfen.
Im gegenwärtigen Stadium der Entwicklung ist auf dem Wege zum Frieden von öffentlichen Erklärungen, di« wir uns gegenseitig von den Rednertribünen aus zurufen, et" merklicher Fortgang kaum mehr zu erivarte... Solange jede Anregung von dem anderen als „Friedensoffensive", als Unternehmung, um zwischen die Verbündeten Zwietracht zu säen, aufgesaßt wird, solange ist nicht abzuschen. wie ein Gedankenaustausch eingeleitet werden kann, der zum Frieden führen soll, und ohne solchen Gedankenaustausch wird bei der ungeheuren Größe dieses Koalitionskriegs und bei der Zahl der in ihm begriffenen Mächte
durch militärisch« Entscheidungen allein ein absolutes Ende ; kaum erwartet werden können.
Wir hoffen, daß die Gegner einsehen' werden, daß gegen die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, der Gedanke an Sieg ein Traum ist. .
Abg. Gröber (Ztr.): Ob die russische Gefahr durch die Revolution beseitigt ist, erscheint mir zweifelhaft. Wir erblicken in Finnland und in der Ukraine ein herrliches Absatzgebiet, auch für die Zukunft ein gutes Siedelungsland. Aus die glückliche Lösung der polnischen Frage muß das größte Gewicht gelegt werden. Vor allen Dingen muß die polnisch-russische Grenze strategisch geschützt werden. Die Litauer werden wie Gefangene behandelt. So erwirbt man ihre Herzen nicht. Me deutschen Balten wollen sich uns anschließen, also darf die Heimat sie nicht zurückstoßen. Ls muß verhütet werden, daß England sich an den Ostseeprovinzen fcstsctzt. Die Ukraine ist und bleibt eine Schatzkammer. Cs kommt nur daraui
Das tteiäeprLn^eüeken
Von E. Marlitt
„Das liegt doch Wohl anders, als Sie denken," fiel er ihr in das Wort ... welche Qual! Nun -griff auch noch Ilse ahnungslos mit harter Hand in die Wunde, die ich ihm zugefügt. Das ganze Reuegefühl überkam mich wieder — noch in diesem Augenblick konnte ich wieder gutmachen, was ich verbrochen — nein, ich durfte nicht mehr, ich wäre dann ebenso falsch gewesen, wie der alte Buchhalter, der seinen Herrn verraten hatte und doch scheinbar auf gutem Fuße mit ihin blieb.
„Trost braucht wohl vor allen Dingen Ihre Schutzbefohlene, Frau Ilse," fuhr er fort - seine Augen hingen, mir zur Pein, unverwandt an meinem Gesicht. „Sie ist so blaß, ich fürchte, Abscheu und Angst vor dem engen Kreis/ der ihre Stirn bedroht, werden nun do^>- pelt über sie kommen." Er nahm einen neuen Schlüssel von der Wand und legte ihn vor mich hin. „Ich weiL wo Sie das Trennungsweh am ersten überwinden wer-- den, Fräulein von Sassen," sagte er. „Ich habe das -chloß an der Gartentür Herrichten lassen — der Schlüsse gehört Ihnen; Sie können nun ungestört die Familie Helldorf besuchen und mit ihrem kleinen Lieb- .ling Verkehren, so oft Sie wollen."
' Ilse sah sehr verwundert drein; allein es blieb keine Zeit zu näheren Erörterungen. Draußen üb?r das Pflaster des Hofes rasselte em Wagen.
„Frau Ilse, Sie müssen fort," sagte Herr C^ndiuss vor der Hoftür stand seine Equipage. der alte Erdmann hob eben Ilses Kiste hinein. .
„I was, in dem Wagen sott ich doch nicht fahren? , rief sie erschrocken.
„Warum nicht? ... Ich meine, der Abschied vollzieht sich rascher, als wenn Sic zu Fuß das Haus verlassen." -
„Na, denn in Gottes Namen.7 . .T Da, Kind, vergiß den Schlüssel nicht" — sie schob ihn mir in die Tasche —; „ich weiß zwar nicht, was l es für ein Bewenden damit hat; aber Herr Claudius-gibt ihn Dir, und da lasse ich ihn ungesehen in Deinen Händen " ^ Sie schüttelte ihm herzhaft die Hand und gin„. Draußen in der Hausflur standen Fräulein Fliedner und Charlotte. Ich konnte den funkelnden Blick, das strahlende Lächeln des jungen Mädchens (nicht ertragen und lehnte schluchzend das Gesicht an Jlfts Brust. Die Starke rang heftig mit dem Weinen, ich hörtesthren mühsamen Atem; einen Augenblick umschlossen hmich ihre Arme krampfhaft. Wie durch einen Schleier sah ich drüben zwischen den grünen Vorhängen Herrn (Claudius stehen; er winkte Ilse verstohlen zu, die Qual ; abzukürzen; sie brauchte es nicht — ich tat es selbst.'- Die Hände mf die Schläfen gepreßt, floh ich durch den Hof in den Karten hinein; als ich über die Brücke.ließ, hörte -ich )en Wagen durch den Torweg brausen.
Ich schlug die Läden vor meine Fensters'verriegelte )ie Türe und warf mich in die Sofaecke, wo, .Ilse zuletzt zesessen. So lag ich stundenlang in dumpfemiDchmerz...
- Mittags kam die Prinzessin Margarete?, ich hörte vie Herr von Wismar und das Hoffräulein den (Kranich cheltend fortjagten, der jedenfalls der DurchbaushtigstM. Dame mit seinen Verbeugungen zu nahe gekommen war.. Am ersten Stock verstummten die Dritte der! Hinaufteigenden, die Prinzessin verharrte.'wahrscheinlich vor »en geheimnisvollen Siegeln — eine entsetzliche BekLm- nnng schnürte mir die Brust zusammen, Jfts war ft mn fort und der Augenblick nahe, mit wekheich ich micy- heischig gemacht hatte, die Beweise zu den Mitteilungen »c.s Buchhalters zu bringen — ich griff en die-Dasche und chleuderte den Schlüssel, als senge er'mir die Finger/
^ veit in das Zimmer hinein.... Maru'vertraute mir, wo ' r-'n.z. .der Mann - V-vderhause
(auv an meiner Seile, Ivotiltt auch/wenhsn
mochte, zartvorsorglich, ernst und still, aber unabweisbar_ Und ich wollte doch keine Gemeinschaft mit
ihin, ich hielt zu den anderen; eines Tages mußte er das erfahren — zu seinem Schaden.
Tie -Prinzessin kam wieder herab, und mein Vater klopfte an meine Tür, er wollte mich holen. Ich rührte mich nicht und war froh, als ich alle das Haus verlassen hörte; aber nicht lange nachheu kam Charlotte gelaufen; sie rüttelte ungestüm an dem Türschloß und rief gebieterisch meinen Namen. Schöner als je i d in der brillantesten Toilette stand sie draußen, als ich die Tür öffnete.
„Schnell, schnell, Kind, die Prinzessin will Sie sehen!" rief Charlotte ungeduldig. „Sie und nicht bei Trost, sich einzuschließen und das nur, weil Sie eine hausbackene Moralpredigerin losgeworden sind!"...
Sie fuhr mit den Fingern durch das Haar und zupfte mein zerdrücktes Kleid zurecht, und der Arm, der sich um meine Taille legte, dirigierte so kräftig, daß ich mich rasch auf dem Weg nach dem Vorderhause befand.
„Ich war mit Dagobert zufällig im Garten, als die Prinzessin nach den Treibhäusern ging," erzählte sie; bei all meiner Naivität sah ich doch ein wenig zweifelhaft auf die ausgesuchte Eleganz, in welche sie sich „zufällig" gehüllt hatte — „und was sagen Sie dazu, Ihr zerstreuter Vater, der mich sonst nicht vom alten Erd- mann zu unterscheiden vermag, hat uns vorgestellt, und denken Sie.sich» es ging — es ging wirklich ganz vortrefflich, er'- hat mich nicht einmal mit Dagobert verwechselt!" .. . ' .. . ^
Das war wieder der übermütige Ton, der mich durch seine Sicherheit stets einschiichterte. . , ^ .
„Onkel Erich ist auch zwischen die Hofgesellschaft geraten — natürlich sehr gegen seine Absicht," fuhr sie fort; „er ließ gerade an der Felsenpartie r»' " Warmhause etwas ändern, als die Prinzessin r uns «intrat. Er hat sich mit aller Ruhe und Ge. uieist eit öftrer V.ie„e„iuu.cuoeu..unuuriel und jie.)i au-, oe-