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Ar. 133
Donnerstag, -e« 13. Innt 1918.
33. Jahrgang. ^
Der Entscheidungskampf Westen.
. Von Prof. A. Bauser.
Am 21. März 18 hat der große Entscheidungskampf im Westen begonnen, der den Landkrieg beendigen wird. Tiefes Ringen hat in der Geschichte kein Beispiel, deshalb versagt l)ier jeder Maßstab. Es ist ein Kamps, der nicht nur Wochen, sondern Monate dauern muß, infolge der Millionen-Heere, die auf beiden Seiten eingesetzt werden und der ungeheuren Material-Massen, die beiderseits zur Verfügung stehen. (Nach einer Schweizer Zeitung soll eines der 3 deutschen Angriffsheere am Morgen des 21. März 18 in der 6stündigen Beschießung allein IV 2 Millionen Artilleriegeschosse verbraucht haben, während im Krieg 1870/71 der gesamte deutsche Verbrauch 650 000 Stück betragen habe.) Ter Kamps kann auch nicht wie im August und September 1914 als ununterbrochener Bewegungskrieg geführt werden, aus denselben Gründen und vor allen: auch, weil als oberster Grundsatz für unsere oberste Heeresleitung die größtmöglichste Schonung unserer eigenen Kräfte gelten muß. Deshalb muß der Kamps nach Erreichung eines Teilzieles an einer Stelle abgebrochen werden, sobald der feindliche Widerstand dort zu groß wird, deshalb vollzieht sich dieses Riesenringen in einzelnen Abschnitten, gewissermaßen sprungsweise, deshalb müssen Pausen ein- treten, die dem Strategen hinter dem Biertisch nicht gefallen wollen. Er mag sich beruhigen. Wenn es so leicht wäre, Hindenburg und Ludendorff in die Karten zu schauen, so wäre eine Ueberraschung unserer Feinde, wie wir sie in der letzten Zeit erleben dursten, ausgeschlossen. Also Geduld und unbedingtes Vertrauen. Hin- Lenburg und Ludendorff haben einen Plan von unerhörter Großzügigkeit gefaßt und ihr Geist und unser unvergleichliches Heer geben uns sichere Bürgschaft Kr die glück-, liche Durchführung desselben. »'
Was ist der Zweck dieses riesenhaften Entscheidungsringens? Weder die Eroberung feindlichen Gebiets noch militärischer Ehrgeiz unserer Führer, sondern einzig und allein die Erzwingung des Friedens. Eine „Friedensoffensive" könnten wir den ganzen Kämpf nennen, wenn wir dieses Wort von unseren Gegnern entlehnen wollen. Vergeblich waren alle,Be-
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Vsn E. Marlitt
Ich rsiß mich entsetzt von ihr los und unterdrückte mit Mühe einen Aufschrei.
„Gott, seien Sie doch nicht gar zu kurdisch!" fuhr Charlotte mich ungeduldig an. „Es war ein ehrliches Duell, in welchem Eckhofs Sohn fiel, und sicher der interessanteste Moment in Onkel Erichs spießbürgerlicher Existenz- Aber gehen wir hinein!"
Es ging im Sturmschritt vorwärts, und plötzlich standen wir, wie vom Himmel gefallen, vor der erstaunten Gesellschaft.
„Ich habe das Prmzeßchen im Garten aufgelesen," sagte Charlotte. „Liebste Fliedner, sehen Sie sich das Kind an, ob es nicht ganz anders aussieht? Es hat Hof- tee getrunken und ist im Hofwagen heimgesahren, ganz a la Aschenbrödel!"
Bei aller Beklommenheit lachte ich doch und setzte mich auf den Stuhl, den mir Dagobert brachte.... Charlotte hatte Recht gehabt: verstummt war der Streit und als ich die Augen hob, sah ich den Buchhalter in dem Dunkel verschwinden, durch das wir eben gekommen.. Herr Claudius stand noch neben der Palme — scheu forschend streifte ihn mein Blick — hatte er nicht ein Mal auf der Stirn? Er hatte ja einen Menschen getötet!
— Ich sah nur die ernsten, blauen Augen auf mich uie- derleuchten und zog erschrocken den Kopf zwischen die Schultern. ' .
Fräulein Fliedner atmete auf; sie war sichtlich froh über mein Kommen und drückte mir zärtlich die Hand.
„Erzähl.en, Kindchen!" drängte sie mich, während sie mir den Hut abnahm und die zerdrückten Aermel- puffen zurechtzupfte. „Wie wars bei Hofe?"
Ich schmiegte mich tief in den Korbsessel — einer
mühungen auf einem andern Weg zum Frieden zu kommen; vergeblich haben wir die Vernunft unserer Feinde wiederholt angerufen; unser Kaiser am 12. Februar 1916, der Reichstag am 19. Juli 17, der österreichische -Kaiser tm Frühjahr 1917. Wir haben geglaubt, dcE' unsere Gegner ähnlich denken wie wir, wir haben auch bei ihnen das gute deutsche Herz vorausgesetzt. 'Sie haben es nickst, zum mindesten ihre Führer nicht. Zu wenig haben wir mit der fast zum Wahnsinn gesteigerten verletzten Eitelkeit und W'^msncht der Franzosen gerechnet, zu wenig mit der buivo g gen artigen Zähigkeit der Engländer in der Verteidigung ihrer Weltherrschaft, zu der sie jetzt den letzten Stein mit der Unterwerfung Teutschlands fügen wollten, zu wenig mit den amerikanischen Geldinteressen, die den Sieg der Entente brauchen. Mag unser Verhalten auch psychologisch falsch gewesen sein, w haben wir doch das gewonnen, daß wir vor der Geschichte, vor unserem Volk und vor der Welt mit ruhigem Gewissen sagen können, wir waren bereit, es anders zu machen und der Vernunft freie Bahn zu öffnen, die andern haben es Picht gewollt, sie haben uns gezwungen, den Weg der Gewalt zu gehen, um zum Frieden zu kommen. Nur mit einem gedemütigtcn und wirtschaftlich vernichteten Deutschland wollen sie Frieden schließen. Einzig und allein die Ueberzengung von unserer unbesiegbaren Stärke kann diesen Kriegswillen unserer Feinde brechen. So ist es nur der Entscheidungskampf im Westen,' der uns den Frieden bringen kann und bringen wird im Znsammen-- bang mit unserem Tancbbootkrieg, der die Engländer
den
auch auf ihrer Insel fühlen läßt.
Der Weltkrieg.
WTB Großes Hauptquartier, 12. Juni. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Artilleriekampf wechselnder Stärke. Tie Jnfanterie- tätigkeit blieb auf Erkundungsgefechte beschränkt-
Heeresgruppe deutscher Kronprinz:
In schwerem Kanrpfe hat die Armee des Generals von Hutter gestern den erwarteten. Mg MiMWü-
Stirn;' ich saß da wie unter einem schützenden Baldachin und fühlte mich geborgen. Zudem zog sich Herr Claudius zurück; aber er verließ das Glashaus nicht — man 1 hörte ihn leise hinter den Felsen auf- und abgehen.
Mein Mut wuchs wieder, und ich erzählte von meinem glorreichen Debüt — wie mir die so wohl vorbereitete Verbeugung in den Gliedern stecken geblieben sei; von dem Bortrag des Kinderlicdchens und meinem Stück Lebensgeschichte, das ich der Prinzessin treuherzig mitgeteilt.
Charlotte unterbrach mich alle Augenblicke mit einem schallenden Gelächter; auch Fräulein Fliedner kicherte in sich hinein, nur Dagobert lachte nicht mit; er sah mich genau mit demselben staunenden Schrecken an, wie die grauen Hoffräuleinaugen, und als ich schließlich, weil mir zu heiß wurde, das Tuch auf den Tisch warf und dabei sagte, daß es der Prinzessin gehöre, da nahm er es in unverkennbarer Ehrfurcht auf und hing es mit vorsichtigen Händen über seine Stuhllehne, und das ärgerte und verdroß mich über die Maßen:
„Halt!" rief Charlotte. „Nun sagen Sie selbst, Fräulein Fliedner, ob das Prmzeßchen, trotz seiner dunkelblauen Augen, nicht eher eine jener interessanten Töchter Israels sein könnte, wie sie die Bibel schildert, als der Sproß eines alten, echt deutschen Adelsgeschlechts! ... So wie h.er wildlockige Kopf da unter dem Farnkraut auftaucht, — bitte, Prmzeßchen, lassen Sie Ihre Hand noch einen Augenblick beschattend über der Stirn schweben — erinnert er mich lebhaft an Delaroche's Jüdin, wie sic im Uferschilf den ausgesetzten kleinen Moses verstohlen bewacht."
„Meine Großmutter war ja auch eine Jüdin," sagte ich unbefangen.
„Haben Sie das auch, der Prinzessin gesagt, Fräulein v. Sassen?" fragte Dagobert endlich.
Ich schüttelte schweigend den Kopf.
nahrne'des Hö'henblocks südwestlich von Noyon geführten Gegenangriff mehrerer französischer Divisionen zum Scheitern gebracht. Unter schwersten Verlusten wurde der Feind aus seiner ganzen Angriffsfront von Vlayron bis Antheuil zurückgeworfen. Seine «coßer Zahl Mm Einsatz gebrachten Panzerwagen liegen zerschossen auf dem Kampffelde zwischen Mery und Bell oy. Wo der feindliche Ansturm an unserem Gegenstoß zerschellte, dauerten erbitterte Kämpfe bis zur Dunkelheit an. Das westliche Oiseufer nördlich der Matzmündung wurde vom Feinde gesäubert. Tie Zahl der von der Armee eingebrachten Gefangenen hat sich auf mehr als 13VÜÜ erhöht.
Ter Verlust der Höhe südwestlich von Noyon zwang den Feind zurRäumung seiner Stellung im Carlepont- walde auf dem Ostufer der Oise. Dem weichenden Feinde stießen wir über Carlepont und Caisnes scharf nach und erreichten käinpsend die Linie nördlich von. Bailly—Tracy-le Val — westlich Nampcel.
Hartnäckig und keine Opfer scheuend, setzte der Feind seine vergeblichen Angriffe nordwestlich von Chateau Thierry fort. Mehrfacher Ansturm brach hier blutig zusammen. ?
Ter Erste Generalquartiermeister: L u dendorff, st .
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„Aber aus welchem Grunde denn?" fragte Fräulein , Fliedner. ' ,
„Das können Sie sich doch denken, liebe Fliedner," ' versetzte er unwillig. „Es ist bekannt genug, daß der Herzog den Juden nicht hold ist, und, was die Hauptsache ^ ist — der Name v. Sassen gilt am Hofe als ein seit ^ Jahrhunderten völlig unbefleckter. 'Für Seine Hoheit; gibt allerdings die Gelehrsamkeit des Herrn von Sassen s den Ausschlag — anders dagegen ist's mit der Umgebung s — ihr imponiert sicher nur das hohe Mter und die Rein- s heit des Stammbaumes; solch eine kleine Ansplauderei t könnte mithin der brillanten Aufnahme des Herrn Dok- > tors, wie auch seiner Tochter, einen empfindlichen Stoß s versetzen, und das wird sie sicher nicht wollen." i Ich schwieg, weil mir die ganze Rede nicht klar war; j ich begriff durchaus nicht, wie es meinem Vater schaden - könne, daß seine Mutter eine Jüdin gewesen, denn mir s fehlte ja der Begriff von jener sogenannten Weltordnung , vollständig. ' I
„Ich will heimgehen — Ilse wartet," sagte ich. I „Na, da kommen Sie," meinte Charlotte aufstehend. ! „Ei, der Tausend, ich sehe an Ihrem Blick, daß wir Sie , nicht halten dürfen! — Sie wären im Stande und zer- 1 schlügen uns die Scheiben wie der wilde Darling —" , „Darling hat heute abend seinen Herrn abgeworfen st und mit den Hufen zerschlagen," sagte ich. st
Dagobert fuhr empor. „Wie, Artur Tressel? Den - famosen Reiter? Unmöglich!" rief er. /
„Ah bah, ein schöner Reiter das! Der Mensch hätte ^ auch weiser getan, daheim auf seinem Kontorstuhle sitzen s zu bleiben," warf Charlotte mit scheinbarein Phlegma hin; l aber unter ihren verächtlich zugekniffenen Lidern hervor . flammte ein Blick voll Aerger — er glitt verstohlen durch t den Hintergrund des Glashauses. „Hat er sich wehe ge- ' tan, der arme Junge?"
„Herr von Wismar sagte zu der Prinzessin, das sei ' robustes Blut und eine ganz andere Knochenmasse --