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Kr. 1V0
. Mtiwoch. den I. Mai 1918
Das Ende der deutschen - Je tungen in Amerika.
Tie „Köln. Ztg." berichtet:
In Amerika gab es bisher rund 1000 fremdspra-' chige Zeitungen, darunter fast 700 .deutsch geschriebene. Von diesen waren allerdings die meisten Wochenblätter, zu denen noch zahlreiche religiöse und Fachblätter kamen; die Zahl der deutschen Tageszeitungen betrug etwa 80. Die Zukunft der deutschen Presse war.selbst den Leuten vom Bau ein Buch mit sieben Siegeln; manche rechneten mit'ihrer Erhaltung für unabsehbare Zeit, die meisten jedoch saßen die Zeit nahe, da wegen der schwindenden Einwanderung das Bedürfnis nach einer deutsch« geschriebenen Zeitung auf Null sinken müsse. Der Ausbruch des Krieges änderte das Bild mit einem Schlage. Das Interesse der Amerikaner deutscher Abkunft suchte Befriedigung in ausgiebigen und zuverlässigen Nachrichten aus der alten Heimat, und selbst 'der des Deutschen kundige Amerikaner nichtdeutscher Abstammung musste zu den deutschen Zeitungen greifen, wenn er dem Lügengewirr der englisch geschriebenen Presse entgehen wollte. Die Folge war ein Riesenaufschwung der deutschen Blätter, der sich in einem entsprechenden Kückgang der englischen Zeitungen fühlbar machte. Die Leidtragenden aus dem andern Lager liefen deshalb wütend Sturm gegen den unbequemen Wettbewerb und heischten immer dringlicher seine Unterdrückung. T-ie Neutralität Wilsons konnte indes nicht so weit gedehnt werden, das; sie die deutsche Presse hätte einfangcu können. Erst der Kriegszustand bot diese Möglichkeit. Ein Gesetz vom Juli 1017 war zwar für die fremdsprachige Presse bestimmt, in Wirklichkeit aber ausschliesslich für die deutschen Blätter gemeint. Das Gesetz bestimmte, daß jeder .Artikel, der sich mit dem Krieg beschäftigte, vor seiner Beröstentlichung in einer englischen lieber- setznng dein Postmeister des Ortes vorzulegen sei, um--, ,nß die erteilte Druckerlaubnis am Kopfe des Artikels in englischer Sprache mitgeteilt werden müsse. Das Übelste war, dass der Postmeister darüber zu entscheiden hatte, was gedruckt werden durste und was nicht. Auf diese Weise - wurde nicht nur der Persönlieben Aufai-
sung ein schrankenloser Tummelplatz geöffnet, sondern auch der persönlichen Neigung oder Abneigung Raum gegeben, und damit einer W'illkürherrschaft ohnegleichen. Die Folge dieser geradezu unglaublichen Schikanierung war, daß manche deutsche Zeitung auf die Regierungs- volitik einschwenkte und mit fliegenden Fahnen überdies, um so sich der Plackerei zu entziehen.
Neuerdings schnnt man indes selbst der gutgesinntem' deutschen Presse nicht mehr zu trauen. Wenigstens '-'richtet die Londoner „Daily Mail", in der letzten Zeit hätten viele deutsche Blätter ihr Erscheinen eingestellt, nachdem in einzelnen Fällen die Lokalbehördc die Erlaubnis zum Verkauf deutscher Zeitungen verweigert habe. Als neuestes Opfer ist das „Deutsche Jou- nal" gefallen, das im Verlage der Hearst'schen Zeitungen in Nenyork erscheint. Sogar die „Neuyorker Staats- zeitnng" wird als dem Tode verfallen bezeichnet, trotzdem sie seit Kriegsausbruch zu den weitaus gefügigsten 0 Zungen gerechnet werden mußte. Wilson und Lon- oon können nun einmal nicht leiden, was an Deutschland und deutsch? Kultur erinnert. So vergewaltigen sie di? amerikanische Preßfreiheit genau so, wie sie die kleinen Neutralen vergewaltigt haben. Natürlich nur im Namen der Preßfreiheit! Man hat ja auch den holländischen Schiffsraum im Namen des Völkerrechts geraubt und die amerikanischen Dumdum,Kngeln und Äü- genbohrer im Namen der Menschlichkeit übers Meer ge- i-indt. Aber Mister Wilson wird trotzdem schon noch Deutsch verstehn! müssen, denn wir werden hoffentlich -?ld deutsch mit ihm reden. Sehr deutsch sogar! ,
Der Weltkrieg.
WTB. GvoZcs Hauptquartier, 30. April. (Amtlich.s
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auf deni Schlachtfeld in Flandern entwickelten sich in einzelnen Abschnitten heftige Jnfanteriekämvse. Nördlich von Voormezeele und Groote Vierstraat nahmen wir mehrere englische Gräben. Bei L oker in die feindlichen Linien eindringende Sturmabtcilun gen stießen mit starken französischen Gegenangriffen zu. sammen. Im Verlauf' dieser Kämpfe konnte sieb der
038 OeiäeprinxeÜcken
Von E. Marlitte
„Ach, eine kleine Zigeunerin!" riefen zwei Stimmet auf einmal, als ich befangen den Kops hob und di Augen aufschlug.
„Ei, warum nicht gar auch — ein Zigennermädchen!' sagte Ilse tief beleidigt. „Es ist dim Herrn von Sasser sein leiblich Kind —"
„Wie, Echsen hat Kinder?" unterbrach sie die groß, junge Dame überrascht, und um ihre roten Lippen zuckt! es fortgesetzt in verhaltenem Mutwillen. Die anderer aber Zogen sich ein wenig zurück und sahen mich auj "'"tz'A mit ganz anderen, ich möchte sagen, freundlick ehrerbietigen Blicken an.
In diesem Moment kam auch der junge Herr über den freien Platz her. Ich sah auf meine Schuhe, die ihre plumpen Spitzen, keck über den Hellen Ms hinstreckten, und unwillkürlich zog und zerrte ich au meinem schwarzen Rock, um ihn, wenn auch nur um einen halben Zoll, zu verlängern.
Der Herr warf den Reifen im Werterschreiten hoch !n die Lust und fing rhu stets mit einer gewandten, graziösen Bewegung wieder auf. Da fiel sein Blick auf mich — er stutzte und kniff die großen braunen Augen prüfend zusammen; daun kam er spornstreichs auf mich zu.
„Was, der Tausend — das ist ja das Heideprinzeß chcn!" rief er erstaunt.
„Wer?" fragte die hochgewachseue junge Dame.
- ".„Ei, Du weißt es ja, Charlotte — das Heideprinzeßchen! Ich habe Dir doch von dem kleinen barfüßigen Wesen erzählt, das wie eine Eidechse durch die Heide schlüpfte — freilich eine Eidechse mit einem Prinzessinnen- krönchen!" Er lachte auf. „Wie in aller Welt kommt )eun die kleine Perleiiverkäuserin hierher?"
Die Rücksichtslosigkeit, mit der er tu meiner Gegenwart von niir sprach, und das unverhohlene Erstaunen .)es stolzen jungen Herrn über meine Anwesenheit in seinem Garten schlugen den letzten Rest meines Selbst- oewußtseins zu Boden; aber die Bezeichnung „Perlenverkäuferin" machte mir auch das Blut sieden.
„Es ist nicht wahr!" stieß ich heraus. „Ich habe ßhnen die Perlen nicht verkauft — Sie wissen doch, daß ich Ihre Taler in den Sand geworfen habe!"
Charlotte lächelte und trat mit aufstrahlenden Augen rasch auf mich zu.
„Ach wie reizend — sie ist stolz, die Kleine!" rief sie. Sie bog sich herab und strich mir mit ihrer schlanken Hand über das .Haar „.Was meinst Tu zu der ^merkwürdigen Neuigkeit, Dagobert?" sagte sie zu dem jungen Herrn. „Sassen hat Familie — das niedliche Ding da ist sein Töchterchen —" ^
„Unmöglich!" fuhr er in maßloser Ueberraschung zurück.
„Na, was ist denn dabei so zu verwundern?" versetzte Ilse trocken. „Meinen Sie denn, weil die Kleine nicht auch solch eine Schabracke um hat" — sie zeigte auf Charlottens elegantes Jäckchen — „da darf sie nun auch nicht vornehmer Leute Kind sein?" j
Charwtte lachte wie ein Kobold — die schneidige Zurechtweisung schien sie höchlich zu amüsieren. :
„Aber wie ifts denn, bleibt Heideprinzeßchen bei dein Pater?" fragte sie noch.
„Versteht sich!" eutgegnete Ilse. „Bei wem denn wüst? . . - Nun möchte ich aber bitten, uns vorüeizu- lasseu — wir haben müde Füße. Ist das dort die Karoliueulust?" fragte sie und zeigte auf einen mattweißen Streifen, der durch die Hecken und Baumkronen herüberdäminerce.
„Ich werde Sie führen," erbot sich der junge Herr sehr höflich — er war vollständig umgewandelt. ,
35. Jahrgang
Feind in Loker sestsetzen. Seine Versuche, über den Ort hinaus vorzudringen, scheiterten. Die tagsüber stärke Artillcrietätigkeit dehnte sich auf das gangze Gebiet des Kemmel aus und hielt bis zur Dunkelheit an .
An der übrigen Front blieb die Gefechtstätigkeit aus Erkundungen und zeitweise auflebendes Nrtillerie- feuer beschränkt. ' .. PP
K> Mazedonische Front. .'
Zwischer Wardar- und Doiran-See brach ein nach mehrtägiger Artillerievorbereitung erfolgter feindlicher Vorstoß vor unseren Linien zusammen.
Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff.
Berlin, 30. April. Das finnische Hauptquartier meldet: Wyborg ist erobert.
*
Clemenceau hatte in Paris eine lange Unterredung mit dein englischen Kriegsminister Milner. Dabei soll die Notwendigkeit, einen Plan für die Verteidigung von Calais anszuarbeiten, zur Sprache gekommen sein. Von Npcrn ist nur -noch insofern die Rede, als es dort gilt, die Deutschen durch verzweifelte Gegenangriffe möglichst lange hinzuhalten, um für den Abbau der flandrischen Front Zeit zu gewinnen. Mit der Räumung von Wern, das seit dem 21. Oktober 1914 in den Händen der Eng- lländer ist, wird als einer feststehenden Tatsache gerechnet- Heftige Kämpfe sind seit dem 28. April vom Wern- Comines-K.anal bis Clytte, 3 Kilometer nordwestlich des Torfes Kemmel, aufs neue im Gange, die Umfassung Wcrns hat im Süden weitere Fortschritte gemacht und die Straße Wern-Poperinghc liegt nur noch 6 Kilometer vor dem einen Hebel der Zange, die die englische Verteidigungsstellung gefaßt hat. Der Armeebefehl Haigs, daß Wern unter jeder Bedingung gehalten werde, und die Bürgschaft Fochs sind durch di? Macht der Tatsachen ausgelöscht, wie schon manches große Wort von drüben als leerer Schall in die Luft gegangen ist. Jetzt also '^lais! Schon einmal mußten die Engländer Calc. verteidigen, gegen die Franzosen. In dem über zwei Jahrhunderte sich hinziehenden Streit Englands und Frankreichs um den Besitz von Klein-Britannien (Bretagne) und der Normandie, unterlagen schließlich die Eng-
Mir schwoll das Herz. Was für ein Mann mußte mein Vater sein, daß schon sein Name allein hinreichte, Ilse und mir sofort Geltung und Achtung zu verschaffen!
Die Damen blieben grüßend zurück, und wir schritten in Begleitung des Herrn Claudius schräg über das Kiesrund, in das Taxusgebüsch hinein.
Es war nur ein kurzer Weg durch grüne, heimliche Dämmerung; aber ich ging ihn mit pochendem Herzen. Ilse schritt voraus und wandte sich nicht um — kaum aber waren die Mädchengestalten hinter uns verschwunden a!o sich .Herr Claudius rasch zu mir niederbog und mir tief und schelmisch in die Augen sah.
„Zürnt mir Heideprinzeßchen noch?" fragte er mit unterdrückter Stimme.
Ich schüttelte den Kopf — seltsam, daß! ein paar l tz.bgefiüsterte Worte einen bis ins tiefste Herz hinein eßchauern-machen können.
Ta lag sie plötzlich vor uns, die Karolinenlust.! Ein Zauber hielt mich bereits gcfangen, und das Haus vor uns war durchaus nicht geeignet, ihn zu lösen und mich zu ernüchtern. Was wußte ich damals von Renaissance- und Barokstil! Ich sah nur schöngeschwungene Linien, Säulen, Pflaster und Gesimse reizend verknüpft durch verschwenderisch hingestreute Frucht- und Blnmenschnüre, und zwischen ihnen die breiten Scheiben der Feilster — ein Rokokoschlößchen, so verschnörkelt und '"'vpig geschmückt, wie es nur je der Zopfstil des 18. Jahr- , indcrts ersonnen. Sein Spiegelbild dämmerte noch einmal aus in dein silberklaren Gewässer, das, umfangen vo- einein durchbrochenen Steingeländer, zu seinen Füßen la^. Wie eine Perle in grüne Wogen versunken, lag das Schlößchen heimlich geborgen inmitten der Waldbäume, die im Hintergrunkl hoch bergauf stiegen. Noch im Gebüßt huschte uns ein Silberfasan fast über die Füße, und vo, dem Portal schritt ein Pfau und entfaltete sein edel ste'nflimiiierndeS Gefieder. im'W-.md ein ak'ligraiicr Kee.e
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