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Samstag, den 19. Iaittmr 1918
35. Jahrgang
Von Lag zu Tage.
In schweren Zeiten muß man seine Kräfte d'oppelt anstrengen, um seine Pflicht zu erfüllen und das Rechte, zu tun; aber für sein Glück und seine innere Muhe muß man andere Tinge suchen, die einig nnentreißbar sind, i - - W. v. Humboldt.
Hast Tag für Tag die Kraft zerrieben du dir im Kampf ums karge Brot, , , ck hat jeden Gang dir vorgeschrieben - 7-ch - ' ein Leben lang die harte Not,
und gabst du dennoch nicht verloren, K - > was in dir nach Vollendung rang, , K ' dann sei gegrüßt als auserkoren, ' K.
: i Held, dem der schwerste Sieg gelang! i -L.-d.. Reinhold MW.
^ ' Die Berliner Besprechungen haben begreiflicher Weise das allgemeine Interesse in hohem Maße in Anspruch genommen, wußte man doch, daß sie den Zweck hatten, eine tiefgreifende Verschiedenheit der Meinungen der Obersten Heeresleitung und der Leitung der Reichspolitik auszugleichen. Dies ist nach der „Nordd. Mg. Ztg." auch gelungen und Staatssekretär von Kühlmanu hat in Brest-Litowsk bestätigt, daß zwischen dem Vertreter der Obersten Heeresleitung, General Hoffmann, und ihm in den grundlegenden Fragen volle tlebereinstim- mung bestehe. Daß der Fall von der Berliner Presse wieder stark zur Sensation mißbraucht worden ist, ist leider keine außergewöhnliche Erscheinung mehr. Ein Blatt ging so weit, den nahen Rücktritt des Reichskanzlers anzukündigen. Graf Hertling soll die ihm angedichtete Tiplomatenkrankheit aber gelassen mit den Worten abgelehnt haben, er habe sich schon lange nicht mehr so >oohl gefühlt, wie gegenwärtig.
Tie Frie-errsverhanÄlrrngen werden zwar wei- tcrgeführt, nehmen aber, ehrlich gesagt, einen schleppenden Verlauf. Sch uld daran ist das Au streten der Pe ters-
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Humoristische Novelle von O. Gans-Bachmann.
„Mimerl,' süße kleine Mimerl," rief er. In dem Augenblick kam die Magd durchs Zimmer und die beiden jungen Leute fuhren auseinander und stürzten sich zu gleicher Zeit über das Bündel und wühlten in den Lappen, als yb sie ein Millionen-Testament darin suchten. Die Magd sah gar nicht nach ihnen hin, aber der Zauber war min doch gebrochen und sie kamen nicht mehr in so nahe Berührung.
Die Neste eines himmelblauen Kleides gaben einen guten Gesprächsstoff ab; Mariechen erzählte, daß sie darin zum ersten Male getanzt, und Gustav erzählte dann vou dem Fasching in Wien, von den Unterhaltungen die er mitgemacht; das Mädchen hörte andächtig Zu und ;agte schließlich mit einem kleinen Seufzer: „Ach, wenn ich bas nur auch einmal mitmachen könnte!"
Worauf Gustav feurig beteuerte, daß das nur ein Wort von ihm an seine Mama koste; die werde mck Freuden Mariechen mitnehmen, und er werde es sich angslege« sein lassen, der lieben Cousine so viel Vergnügen als möglich zu verschaffen.
Dabei wählten und schnitten und nähten sie eifrig und als Waldemar und Fritz mit den Girlanden erschienen, konnte man gleich ans Werk gehen. In kurze: Zeit erstand vor dem ' andaeingang ein Baldachin, oer auf zierlichen, reifignum undenen Zeltstangen ruhte; prächtige blauweiße Vorhänge blähten sich, gehalten von goldenen Schnüren; die letzteren waren gemeine Wäscheleinen, umwunden mit zerschlissenen Streifen einer einst prächtige;: gelbseidenen Bettdecke. Das Ehepaar Kienholz war entzückt von der effektvollen Dekoration, und Gustav erntete begeistertes Lob dafür; Kienholz flüsterte aber dann feiner Gattin zu: „Na, jetzt wirst du's doch glauben, daß der Junge wirklich ein Tapezierer ist."
Nun ging es ans Tischdecken und kaum war das beendet, fuhr draußen ein Wagen vor, von Fritzchen mit gewaltigem Gebrüll begrüßt. Alle eilten hinaus, die Ankommenden zu empfangen; drei Damen entstiegen dem Wagen: die eine, klein und etwas rundlich, in eleganter, hellgrauer Neisekleiduna, die zweite groß, etwas hggsr.
burger Bevollmächtigten, vor allem Herrn Trotzt! der seit dem 5. Januar sich der Abordnung beigesellt ha und der mit seinem eigensinnigen Doktrinarismus fick darin gefällt, durch anmaßende Sprache und immer mn- Winkelzüge die Beratungen hinzuziehen. Was will Trotz; eigentlich? Sein Freund Krylenko hat es nenlicl ausgesprochen: „Wir wollen den heiligen revolutionärer Krieg gegen das russische, deutsche, englische und französische Bürgertum!" Trotzki und seine Partei hoffen, wenn nur Zeit gewonnen wäre, so würde dieser Traum in Erfüllung gehen. Was liegt ihm an Rußland! Maxim Gorki, der bekannte russische Dichter, hat es vor einiger Zeit ausgesprochen: „Die Reformatoren von: Smolni- Jnstitut d. h. die Bolschewiki kümmern sich nicht um Rußland. Kaltblütig opfern sie Rußland im Namen ihres Traumes von der Weltrevolution." Trotzki wird sich wohl täuschen. Die Bolschewiki kamen in Rußland zur Macht, nicht wegen ihrer revolutionären Satzungen, sondern weil sie dem rnssischim Volk Frieden und den Bauern Land versprachen. Können oder wollen sie ihr Versprechen nicht einlösen, dann ist es auch mit ihrer Macht vorbei, die ohnedies nur in einem verhältnismäßig bescheidenen Teil des europäischen Rußland Geltung hat. Finnland, Esthland, Kurland, Litauen, Polen, Beßarabien, die Ukraine, das Tongrbiet, Turkestan u. Sibirien jedenfalls zum Teil haben sich losgelöst; die Weißrussen wollen eine eigene Republik gründen, woran sie trotz des „Selbstbcstimmungsrechts" bisher aber noch durch die bolschewistischen Maschinengewehre gehindert wurden. Nach einer Stockholmer Meldung ist nun aber auch in Archangcl ein selbständiger Staat ausgerufen worden, der 7 Gouvernements (darunter Perm, Wologda und Ko- stroma) und 15 Millionen Einwohner umfaßt. Die Bol- schewiki-Regierung ist als solche außerdem von den Mittelmächten von keiner Macht anerkannt: England, F-rmk- reiÄ und selbst Japan haben die Anerkennung ausdrücklich abgelehnt. Ganz abgesehen von der Kriegslage und den inneren Verhältnissen Rußlands würde also der Petersburger Abordnung in Brest-Litowsk ein bescheideneres Benehmen wohl anstehen. Der bayerische General Hoffmann nahm in der Sitzung vom 12. Januar Veranlassung, als Vertreter der Obersten Heeres- leittmg dem Herrn Trotzki die Meinung zu sagen und
! es sich zu verbitten, daß Trotzki versuche/die sibokschs- j wistischen Phantastereien über die schwarz-weiß-rote«
I Grenzpsähle einzuschmuggeln. Staatssekretär v. Kckht- j mann wies mit juristischer Schärfe und bemerkenswertes: .-diplomatischer Gewandtheit den inneren Widerspruch i».
! den Forderungen der Petersburger Abordnung nach. In folgerichtiger Auslegung der von ihnen selbst vorgetra- g-men Grundsätze hätten die Bolschewiki kein Recht und keine Ermächtigung, sich zu angeblichen Sachwaltern derjenige:; Völker des vormals zaristischen Rußland aufzu- Wersen, die sich jetzt von Rußland trennen wollen. Bezeichnend für die Gesimmng Trotzkis ist seine Weigerung, das Protokoll zu unterzeichnen, das den Satz enthielt: „Tie vertragschließenden Teile sind entschlossen, fortan in Frieden und Freundschaft zu leben." Er nannte das eine den Tatsachen nicht entsprechende „dekorative Phrase". Das Entgegenkommen Kühlmanns, namentlich auch das Versprechen, daß Deutschland kein östliches Land in Besitz nehmen werde, mag vielen als z« weitgehend- erscheinen, aber es wird dockt deutlich, daH er den russischen Gernegroß langsam und sicher in dir' Enge treibt. Den Petersburgern soll übrigens bedeut»!, worden sein, daß die Geduld der Mittelmächte ihr«? Verschleppnngsversuchen gegenüber nicht unerschöpflich sich Während die Bolschewiki die Verhandlungen durch un^ mögliche: Forderungen stören,, sollen die Ukrainer dagegen in ihren Vorschlägen: eine maßvolle und vernünftige Haltung Leodachten. Hst' ,
Ein merkisÄ^tgsv nArrfE — oder ist es kein Zufall? — will es, daß die Hauptvertreter Deutschlands bei den Arbeiten für den Friedensschluß lauter Bayern find. Ter obersteuLeitende ist der-Reichskanzler Graf Hertling, früherer ^UniversiLLtsprofessor, Land-, und Reichstagsabgeordneter, Minister und Ministerpräsident in Bayern, der Vorsitzende der Abordnung « Brest-Litowsk, Staatssekretär v. Kühlmann, ist ei» Bayer, der Vertreter der Obersten Heeresleitung dort- .stckbst, General Hoffmann, ist bayerischer Offizier, unÜ nun ist auch noch der frühere hayerische Ministerpräsident Graf v. Podewils zum bayerischen Vertreter in der Abordnung ernannt worden. ?. '
tn grellschottischem Siaubmantel, und endlich ein junges Mädchen mit feinen Zügen, das blaß und merkwürdig ernst aussah.
Kienholz war schon im Begriff gewesen, der rundlichen Dame, deren elegante Toilette trotz ihrer Einfachheit ihm ausgefallen war, zuerst entgegenzueilen; aber zur rechten Zeit hatte er bemerkt, daß sie lächelnd Gustav zu- genickt, und er stürzte sofort auf die buntgckleidcte Dame zu.
„Amalie, welche Freude!" rief er. „Ferdinand, so sehen wir uns wieder!" klang es zurück, und der rotschottische Mantel umhüllte den biederen Kienholz.
Unterdessen hatte Frau Betti die rundliche Dame in die Arme geschlossen und das blasse Mädchen stand allein, sah von einem zum andern und lächelte seltsam müde und traurig.
Frau Betti hatte trotz der Zärtlichkeit, mit der sie ihre Verwandte und Jugendfreundin begrüßte, doch Zeit gefunden, ihren Gemahl zu beobachten, und hatte mit Mißfallen seinen langen Aufenthalt in der schottischen Umhüllung bemerkt. Es war ein säuerliches Lächeln, mit dem sie Amalie begrüßte, als Kienholz sie ihr zuführte; die Amerikanerin nahm das blasse Mädchen an der Hand und rief theatralisch: „Hier, meine Lieben, mein kostbarster Schatz, mein höchstes Glück, meine Tochter Edith! Oesfnet ihr eure Herzen!"
Ein feines Not stieg in die Wangen Ediths bei dieser Vorstellung, und dies Erröten gewann ihr das Herz Frau Bcttis. Sie schämt sich für die komödienhafte Art ihrer Mutter, dachte sie und schloß das Mädchen mit größerer Wärme in die Arme, als sie sonst wohl getan hätte.
Unterdessen hatte Gustav seiner Mama die Kinder des Onkels vorgestellt; Mariechen schmiegte sich besonders innig an die Tante und erregte auch deren besonderes Wohlgefallen.
Tante Amalie aber brach fast in Tränen aus, als sie die Kinder sah. „Mein Gott, wie frisch, wie blühend sehen eure Kinder aus und mein Kleinod ist so bleich!"
„Bei uns wird sie bald Farbe haben," rief Kienholz eifrig; „unsere Gegend ist gesund und das Leben in unserem Hause heiter; ich wäre stolz datauf, wenn deine Tochter sich gerade bei uns erholte.
. . Mow-ginr dem Hause zu, bewunderte laut die. ge
schmackvolle Dekoration und Kienholz lovte ln Mir« Herzensfreude Emma gegenüber die Geschicklichkeit thrst Sohnes überschwenglich.
Vorerst begaben sich die Angekammenen in die ihner zur Verfügung gestellten Zimmer, um die Reisekleider ab- zulegen. Mariechen ergriff die Hand Tante Emmas unk fragte ängstlich besorgt: „Tante, bist dm auch gewiß nich» böse, daß ich in deinem Zimmer schlafe-? Wenn du lieb« allein bleibst, dann will ich's Mama sagen, daß sie mich i» ^rmcns Stübchen legen läßt, die kann-ja indessen in d« Küche schlafen."
„Aber du liebes Hcrzcrl." sagte die Tante herzlick und druckte einen Kuß in das Blondhaar der Nichte, „ich bin ;a froh, wenn ich so ein nettes Mädcrl bei mir habe« darf; rch wollte, ich hätt' eins oder der Gustl Wäre einLI Von den Buben hat man ja gar nichts."
„Ist denn Gustav nicht gut zu dir, Tante?" fragte stund schawe der Tante dabei forschend in die Äugen. Die Tptwie lachte zuerst über die kindliche Frage, dann leuchtete ihr Antlitz auf einmal auf in Rührung und stolzer Freude.
" .w, mein Kind, gut ist er und lieb und brav; aber: schau, ern Mann muß in die Welt, seine Studien, sein Uiu- Ei Kameraden, das alles entfernt ihn von der» heranreift. Dich, Mariechen, dich werd^ rch recht lrebgewmnen, das seh' ich schon jetzt. Aber, saa einmal, darf rch mcht Mrzzerl zu dir sagen? Mariechs» rst gar so lang." --v—
. .Die Kleine, die erst den Worten der Tante mit An-, dacht gelauscht hatte, lachte nun hell auf. „Dasselbe baki nnr Vetter Gustav auch schon gesttgi," rief sie frählich- „Nur will er nicht Mizzi, sondern Mim: zu mir sagen."
„Gefällt dir das besser?" fragte die Tante. Die Kleine zögerte einen Augenblick.
„Ja," sagte sie endlich und lächelte dabei ganz eigen süß und schelmisch.
. „Also Mimi, meine liebe, Heine Mimi!" sagte die Tante herzlich und drückte den Blondkopf -m sich.
Jndesstn hatte Kienholz die Amerikanerin in die für sie vorbereiteten Zimmer geleitet und entschuldigte sich tausendmal, daß er der lieben Cousine nicht mehr Komfort bieten könne. Sie wehrte grrädfg.ab.^