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Drenstas, den 11 Dezember I01V.
34. Jahrgang
Aus der Flanderuschlacht.
i.
Ein Bataillonskommandeur aus dein Felde schreibt uns: ' ' r
Ter 4. Oktober, einer der grössten Kampftage der Flander>:schl icht, war vorüber. Abgespannt, durchnäßt und fröstelnd scheu wir — der Bataillonsstab — in unsere,!, ^Erdloch neben einem alten zerschossenen Backofen in einem ''unter dauerndem schweren Artillericfeuer liegenden Obstgarten am Ehrenfriedhof von R,, um den heute cheist gestritten war, den wir aber im Gegenstoß dem Engländer wieder euirsien und fest in unsere Hand gebracht Hallen. Tie meisten schnarchen fest, bis auf den Signalposten draußen. Tie braven Kerle hatten die Ruhe, ans der sie jeden Augenblick gerissen werden konnten, redlich verdient. Ter zurückgeworfene Engländer lag nur 200 Meter von uns. Auch die jungen Leutnants schliefen, der schlaibedürstige Adjutant und der Maschinengeivehr Osiiuer, junge Kerlchen und doch schon Männer, nur der dritte, ein unruhiger Geist, — er sauste ab und zu hinaus —, schritt die nächsten Posten ab und redete unseren Kameraden in der Hecke des Obstgartens gut zu, den Gegner dauernd durch das ungemütliche Maschincngewehrfeuer in Schach zu halten.
Böse Nachrichten waren früh von vorn gekommen. .Kurz entschlossen hatte der Regimentskommandeur seine Befehle gegeben. Das Bataillon war vormittags in erste Linie zum Gegenstoß angesetzt: Beeelaere, Renthel. Wir Ehrenbürger von Lens und Arras — was wußten wir vom Gegenstoß in großem Stil? Wir hietten tapfer im Grabenkampf aus seit vielen Monaten an bösen Wetterecken der Westfront: Monchy, Loretto, Lens, Loos und Oullnch. Auch bei Tahure gaben wir eine Gastrolle. Nicht einen Fußbreit sind wir da gewichen. Gasangriff und Nebelbomben, Zweizcntner- und Torpedominen, geballte und' gestreckte Ladungen, wer weiß, wie viel Sorten Handgranaten, Sprengungen, Ouetschmiuen. Trichter- Kämpfe, russische und andere Sappen und was so»'"' uoch der moderne Stellungskrieg gezeitigt hatte, mm konnte niemand so leicht imponieren. Das kannte jeder. Mer Eingreif-Division, Gegenstoß! Davon hatten wir nur gelesen und gehört. Fetzt- schnell auch mal erer-
I ziert in wenigen Ruhetagen, Besichtigungen und größere / Hebungen standen bevor, um das Gelernte zu zeigen. Ta kam der Abtransport, und die größere Hebung mit Besichtigung konnte beginnen — in Flandern.
So wie wir es vereinbart, besprochen und geübt hat te". tadellos klappte der Laden. Leichte, dünne Wellen, R chenkolonnen, Gänsemarsch — das kann doch jeder — so gings hinein in das wüste, ganz furchtbare Trommelfeuer der dicksten Kaliber. Nur vorwärts! Tas war die Losung. Erste Welle! Zweite! Tritte! — Wo war unser alter Stellungskrieg geblieben? Wo der auf de», heimatlichen Exerzierplatz erlernte Angriff? — Und doch! Von beiden war noch vieles da. Vor allein der Angriffsgeist des alten guten Reglements und die Wurstigkeit den entsetzlichen Kalibern gegenüber, die uns ja jeit drei Jahren im Graben fast täglicher Gast waren. So gings vorwärts. Es war eine Lust zu sehen, wie alles klappte, wie sie sich entwickelten und hintereinander hertrotteten, die braven Kerle, junge und alte. Vorn der Zugführer und 'hie und dort der Kompagnieführer an der passendsten Stelle. Dazwischen die Maschinengewehre.
Und immer vorwärts gings durch dies Höllenfeuer. Was purzelt, muß liegen bleiben. Nur kein Halten in dieser Hölle. Weg von allen Wegen, Wegekrenzen, Hecken, Höfen und anderen Hilfszielen der feindlichen Artillerie. Nur nicht an Häuser halten! Zu gerne strebt alles dahin. Cs bringt den Tod. Hier und da ein Zaghafter bedarf der freundlichen Ermahnung im harten Ton und besinnt sich. Sieh auf deine Führer! Wir haben auch'Vater und Mutter zu Hause, auch Frau und Kinder. Heute den ken wir nicht daran. „Tas Herz gehört dem Vaterlande!"
Tie Reihen lichten sich, die Wellen kommen nach und nach näher aneinander, hier und da schon ineinander, und immer noch heult das wahnsinnige Trommel- und Sperrfeuer. Da — ein glänzendes Bild! Eine deutsche Stoß- chatterie fährt an der Höhe vor uns auf, geht in Stellung und will uns vorne Bahn schießen. Ein Held, der Batteriechef, Helden die Kerle auf den sechs Gäulen vor den Geschützen. Mitten zwischen den Wellen der vor- tuärtseilenden Infanterie zwischen Drahtverhau und Gra- '-.mttrichtern, behackt von dicksten Granaten," die turmhohe Erdfontänen in die Luft jagen. Das Ganze ein gewaltiger Anblick. Das kann niemand malen, weniasteus
nicht für den, der dabei war. „Ich werde euch freie Bahn verschaffen!" Jin Vorbeigehen ein Händedruck dein Batteriechef mit der zerhackten Quartbacke. Er hat uns nicht- viel helfen können. Nur gar zu bald mußte die Batterie in dieser Hölle hier zum Schweigen gebracht sein. Ratsch! Ratsch! Bruch! hauen die Granaten ein. Wir stürmen weiter, um ein Haar begrub uns eine riesige Ziegelmauer eines großen Hauses, durch das eine schwere sauste. Weiter, weiter! Jeder springt von Trichter zu Trichter. Hui! Da saust ein Splitter durch die Luft. Ein Zünder gurgelt über uns weg und zieht einen langen Feuer- streifen hinter sich. Alles liegt platt auf dem Bauche, ob im Wasser, Schlamin oder Mist, ganz gleich. Weiter! Ins nächste Loch! Hier wiminert ein braver Kamerad. Tort schläft ein anderer den ewigen Schlaf. Meiner alten guten Ordonnanz reißt es den Kopf weg. Weiter! Mein getreuer Adjutant bekommt von einem gutmütigen Blindgänger einen dicken Erdsetzen ins Gesicht, und der hübsche. Junge sieht böse aus. Gut, daß wir keinen Spiegel da haben — wir hätten jetzt auch keine Zeit. Patsch! Ich fühle einen Truck am linken Oberschenkel, fasse hin und eine Schrapnellkugel liegt im linken Rockzipfel. Sie hatte keine Kraft mdhr. Tas Notizbuch in der Tasche hatte ihr Halt geboten. ? ch .j. ?
Waffenruhe und Waffenstillstand.
Das Völkerrecht unterscheidet genau zwischen Waffenruhe und Waffenstillstand. So schreibt Bonfils in seinem Lehrbuch des Völkerrechts: - !
Die Waffenruhe ist ein Abkomme», das zwischen den Befehlshabern der Heere, der Armeekorps und der Truppen-, abtclluiigen siir kurze Zeit gefchüchen wird, und das sich nun auf bestimmte Gebiete des 'Ktte-z-schnnplatzes erstreckt. — Es wird getroffen, um dringende, -.Her zeitlich und örtlich be- schiänkte Bedürfnisse zn befnet^en, wie die Anflcsung der. Berwundelen, Beerdigung der !' «-»-lenen, Abhalten von Feier-, Uchbeiten oder um dem' Anführer der Truppen Gelegenheit' zu: geben, die Befehle seiner Vorgesetzten einzuholen und entgegen-; zuitt-hmen (bei letzterem hat der Verfasser wohl die Fälle im Ange, wo rin Truppenteil vom Ganze»' abgeschnitten ist). Der-st artige Waffenruhen werden meistens von Parlamentären nachgesucht.
Der Waffenstillstand ist ein allgemeines Abkommen von länge er Dauer, von politischem und miiilä'.ischcm Charakter. Kraft dessen die Kriegspnrteien - die Einstellung der Feindselig-, keft-- vereinbaren. Er wird von den Oberbefehlshaber».
Oie Herrin von Erholt.
Roman von Levin Schücking.
-,Es ist. da nichts, gar nichts zu' machen," sagte rr verdrossen. „Eine ungerechte Welt ists — eine schmachsoll ungerechte Welt. Auch wenn mein Kind ein Kno^ iväre, würde da nichts zu erben sein für ihn — es gehör, alles, alles noch der alten Frau auf Arholt, alles nur ihr! Ist gar nichts zu hoffen. Und was die Sache mit Deinem Wolsgang, verstehst Tn, betrifft, so hätte sie auch einen ganz verdammten Haken gehabt — man hätte mich wegen Unterschiebung eines Kindes beim Kragen genommen und eingesteckt — Du siehst, Heinrich, es ist für Nils eben nichts zu machen in dieser ungerechten, niederträchtigen Welt, wo solch ein habgieriges altes Weib alles, just alles an sich reißt und unsereins das Nachsehen hat! Reden wir nicht mehr davon, r Und es ist auch zwischen uns nicht niehr davon geredet worden, Herr von Mureck, bis zn dieser Stunde ist kein Wort mehr davon über meine Lippen gekommen, bis jetzt, wo Sie mich darnach fragen und ich Ihnen nun alles gesagt habe, was ich weiß — alles!"
„Ich glaube es Ihnen, und ich danke Ihnen," antwortete Naban hocherfreut — ,,haben Sie ein Tanf- zengnis Ihres Sohnes?"
„Nein — aber ich' könnte es beschaffen — ans Böhmen kommen lassen."
„Bitte, tun Sie das — zur Vollständigen Sicherheit; ich möchte es meinem Vater^ um ihn völlig zu überzeugen, vorlegen." U? - '
„Es soll geschehen —' aber hängt von der Beschallung des Taufscheines das Zeugnis ab, welches Sie mir zugesagt haben? Das Zeugnis für Wolfgangs Unschuld?".
„Nein — ich glaube nicht, daß es noch von irgend etwas abhängen wird — kehren Sie nach einer Stunde hierher zurück, und ich hoffe, es in Ihre Hände legen zu können — warten Sie hier auf mich, falls ich noch nicht da sein sollte!" . - . ' — - - - — -l- - —
>,Jch werde pünktlich da sein," versetzte Heinrich Melber, erhob sich und ging. - ^ ' iPchsT-
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Eine Viertelstunde später klingelte Raban an der Tür von Mariens Wohnung. Er gab dem Diener ein aus seiner Brieftasche gerissenes Blatt für das gnädige Fräulein. Es enthielt die Worte: „Ich muß Sie sprechen. Es handelt sich um wichtiges für Sie, Wolfgang und mich." Der Diener kam zurück und führte Raban in den Salon mit der Bitte, zu warten. Bald nachher erschien Anna, um Raban zu ihrer Herrin zu führen. Er fand Marie in ihrem Zimmer auf dem Ruhebett ansgestreckt, sehr bleich und mit einem milden Gesichtsausdrucke ihm entgegensehend, die eine Hand auf ihr Herz drückend, als ob sie dessen Schlag Niederhalten wolle.
„Sie haben mir wichtiges zu sagen — aber, bitte," sagte sie lächelnd, „geben Sie mir es tropfenweise, wie Anna mir die Arznei — auch wenn Ihre Mitteilung freudiger Art ist, wie ich an Ihrer Miene sehe. .
>,Sie ist freudiger Art," versetzte Raban, sich gewaltsam fassend und zurückhaltend — „sehr freudiger Art sogar. Freilich zunächst nur für Sie und nicht für mich, der ich mit einer nur um so größeren Schuld bedrückt vor Sie treten muß. Ich habe Ihnen Enthüllungen gemacht, die ans ganz falschen Vorstellungen von den Tatsachen, auf völlig unwahren Voraussetzungen beruhten — auf rein ans der Luft gegriffenen Andeutungen, Aeußernngen eines Mannes, die völlig inhaltlos und leer waren. Wenn ich mich nicht gewaltsam zu beherrschen hätte, weil Sie es wollen und mir anferlegen, so würde ich jetzt kniefällig vor Ihnen flehen: Vergeben Sie mir — was ich selbst mir nie vergeben kann Sie in diesen Zustand gebracht, Sie unnütz, völlig unnütz in so schwere Sorge versetzt zu haben. Alle Schlüsse, die >»ir an? dem Briefe meines Vaters gezogen, sind unrichtig - eS ist ein unseliges Verhängnis, daß dieser Brief je geschrieben wurde!"
Marie drückte ibre Hand stärker ans ihr Herz, mit
der andern winkte sie Raban, als ob er schweigen, <uZf ob er ihr Zeit lassen solle, sich zu fassen, und dann hochi aufatmend sagte sie: - ' ' -.-'E-h
„Ist das möglich "— möglich' — Sie täuschen mich nicht? Nein, ich weiß, Raban, Sie können mich nicht täuschen" — und dabei streckte sie ihm glücklich lächelnd die Hand hin, die er ergriff und leidenschaftlich küßte. „Wer nun," fuhr sie fort, „erklären Sie mir, . '
>,Das bedarf Pncr langen Auseinandersetzung, der ganzen MitteilniiZ. die ich aus dem Munde des alten Melber erhalten habe. Für den Augenblick habe ich Ihnen etwas zn sagen, etwas von Ihnen zu erbitten, was mehr drängt als die Mitteilung der Enthüllungen Heinrich Melbers. Es kommt darauf an, Wolfgang Melber einer sehr unangenehmen Lage zu entreißen, in welche ihn nicht just ein Verschulden, aber jedenfalls eine Handlung, die Sie selber beurteilen mögen, gebracht Hat." TKüch „Ah — und diese Lage ist. . .?" - wHstFF'l
>,Jch hoffe, der Tropfen fällt nicht zu schwer auf Ihr Herz, Fräulein Marie, wenn ich. antworte: diese Lage ist die eines Verhafteten, eines einer Schuld Ver-w dächtigten, dessen sich das Gericht bemächtigt hat. Er-, schrecken Sie nicht darüber — Sic haben in der Tat nicht darüber zu erschrecken, liegt es doch in Ihrer Macht, seine Unschuld an dem ihm zur Last gelegten Verbrechen darzntun, da einige schriftlich gegebene, Zeugnis für ihn ablcgendc Worte ihn aus seiner Lage retten . .ihn ganz sicherlich sofort befreien werden." 'ck-
„Ich bitte Sie, was — o sprechen Sie rasch, wap - ist geschehen?" rief Marie erregt aus.
„Erinnern Sie sich unseres neulichen Gesprächs über: die auf Arholt gefundenen Münzen, von denen ein halbes . Dutzend in das hiesige kaiserliche Kabinett gekommen,',
,nährend in Ihren Händen noch drei derselben,, welche : Wie Großmutter znrückbehalten, sich befänden?.",-:SDM -