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Der Weltkrieg.
WTB. Großes Hauptquartier, 8. Okt. MmtsichJ
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgrupp Kronprinz Rnpprecffi:
Me KamPstätigkoit in F'l andern lebte gestern vom Mittag bis zum Abend zwischen dem Hrmthonlster-Wald uno der Straße Meitin—Ppern erheblich auf. Starkes Trommelfeuer ging englischen Teilangriffen voran, die sich gegen einzelne A schnitte der Kampffront^entwickelten. 'Tie vom Gegner eingchebten Sturmtruppen kamen nirgends vorwärts; unsere Abwehrwirkung hielt ske im Trichterfeld nieder.
H e 7 r rppe deutscher Kronprinz:
Zu beiden Seiten der Straße Laon—Soissons wurde der Arnllcriekampf zwischen dem Ailette-Grunö und der Hochfläche südlich von Pargny mit großer Heftigkeit geführt. Mends fließen bei Vauraillon mehrere französische Kompagnien vor: sie wurden durch Feuer zurückge- w r ef c n.
r »-sich der Maas lag starkes Feuer aus unseren Stellungen und deren .Hintergelände zwischen Samogneux und Bezonvaup. Me Wirkung unserer Artillerie unter-- band einen südwestlich von Beaumom sich vorbereitenden -Angriff der Franzosen.
Auf dem
ö st l i ch e n K ri c gs sch au Platz
und an der
mazcdonis chen F rout keine größeren Kampfhandlungen.
Ter Erste Generalauartiermcister: Lndendorff-
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Me Stellung der Engländer in Flandern ist nicht beneidenswert. Ans einein erheblichen Teil der Front ziehen sich ihre Linien in den Niederungen hin, die 'von den Granaten aufgewühlt sind. Solange das trok- kene nild warme Wetter des September anhielt, ging es. noch an; da konnten die zum Teil unglaublich grossen uno diesen Granattrichter als Stützpunkte benützt werden und sie bildeten gewifseinnasten eure unendliche Kette kleiner Festungen. Tas ist aber mit dem regnerischen und kalten Wetter anders geworden. Ter Aufenthalt in den Trichtern, die sich mit Wasser füllen, wird jetzt zur Pein. So ist es natürlich, daß die Engländer bemüht sind, die Hügelketten zu gewinnen, die sich rn einem Bogen von der Lhs bis zum Donthonlü-Wald dehnen — und die im Besitz' der Deutschen sind. AnS diesem Bestreben heraus sind, nachdem der Hmipistnrm des Feindes am 4. Oktober abgeschlagen war, die verschiedenen Einzelangrisfe zu erklären, deren auch der 7. Oktober verschiedene brachte. Und es ist möglich, daß diese Teilangrifsc ans der Notlage heraus so lange fortgesetzt werden, als es die Witterung und andere Tinge erlauben. Unsere braven Feldgrauen h aben dem feindlichen Andringen einen festen Tamm entgegengesetzt, über das Trichterfeld kamen 'die Engländer oci den letzten Kämpfen nicht hinaus. — Am Westende des Ehemin-des- Tames, zwischen Ailettegrund und dein Dorfe Pärgnh entspann sich ein heftiger Geschützkampf. Bei Vauraision wurde ein Angriff französischer Kompagnien abgewdrfen. Ein beabsichtigter Vorstoß .des Feindes auf die Höhe ikkst fostl. Maasufer) kam in unserem Feuer nicht zin- Entfaltung. t
Ueber die abnehmende Kampfkraft Frankreichs schreibt Major a. T. E. Moraht in der „Deutschen Tagesztg.": Aus den Verhandlungen der französischen Kammer vom Ende September hat man erfahren, daß die französische Heeresverwaltung „bei der letzten Verminderung der Truppenbestände" den Etat um 400000 Mann verringert hat, weil es nicht mehr möglich war, im bisherigen Rahmen die Kaders zu ergänzen. Schon vor dem Kriege ging die Heeresrnstnng weit über die Kräfte des Volkes an Menschen hinaus. Tie Organisatoren vergaßen den Menschenverlnst Frankreichs zwischen 1792 und 1815, welcher, von der natürlichen Sterblichkeit abgesehen, mit rund 6 1/2 Millionen zu beziffern ist. Man vergaß auch die geringe Zunahme der Bevölkerung infolge der abnehmenden Zahl der Geburten und ver zunehmenden Sterblichkeit, sowie das Sinken der -NoUs,-!. snirdheiti Als nun der Krieg ausbrach, hatte man die Zählen der Kaders auf das weiteste ausgedehnt. Jn'ttlgc der Verluste ließen sich aber Einschränkungen nicht verhindern. Ein holländischer Militärkritiker hat
, Hauben. Nun haben die Kampfe im Oanse des Sommers an der Aisnc. in der Champagne und an der Nordfront von Verdun und schließlich auch bei B'ixschoote in VFlandern den Franzosen 'gewiß nicht weniger als V-r ! Million- gekostet, es bleibt demnach eine augenblickliche I Kampfkraft von etwas mehr als 2 Millionen Man" / übrig.
"Frankreich wird uns also bei der Fortsetzung des Kampfes erheblich weniger Divisionen gegenüberstellen können als bisher. Und auch dann noch werden die Stämme der Truppen nicht mehr die anfängliche Stärke erreichen können. ES ergibt sich eine Verdünnung der Front da es nicht gelang, eine Verkürzung zu erreichen. Will man aber diese Verdünnung nicht riskieren, so bleibt nur übrig, die Armeereserve znm Teil an die Front zu bringen. Das bedeutet aber das Anfgeben des großen Angriffs, wozu eine starke Armeereserve unbedingt vonnöten ist.
Wir müssen abwarten, ob inan in Frankreich ans diesen nicht wegzuleuancnden Tatsachen die Folgerungen ziehen wird. Zunächst sucht man sich durch.die Hoffnung ans amerikanische Hilfe über die kritische Zeit hinwegzutäuschen. Wie aber, wenn die Amerikaner gar nicht oder mir spärlich, oder zu spät kommend Erinnern wir uns doch der Axiißcrnng Hindenburgs über dieses Kommen der Amerikaner: „Glauben Sie denn, dass wl'r so lange warten werde n?"
Tas Niniwe hollandsche Bureau mKdet, die Regierung von Siam werde freiwillige Truppen nach Frankreich senden. — Me haben noch gefehlt.
darf es geben!
Jetzt gilt nur die Tat!-
Wenn jeder einzelne— ausnahmslos — feine höchsten Kräfte anspannt, dann wird cmch diese Kriegsanleihe den großen Erfolg haben, den sie haben muß.
Denn nicht mit Granaten allein kann der harte Endkampf ausge- fochten werden; erst das erneute Zeichen unsrer ungebrochenen wirtschaftlichen Kraft wird den Ausschlag geben. Nur so zwingen wir unsre Feinde zur Vernunft.
Darum zeichne!
vor einiger Zeit die Verluste Frankreichs an Toten, Gefangenen uüb Verwundeten auf 3 770 000 Mann berechnet. An bleibenden Verlusten rechnet dieselbe Quelle 2 270 000 Mann, indem sie annimmt, daß 60 Prozent 'ver Verwundeten dauernd wlederhergestellt werden könnten. Ich glaube, daß nach allem, was man über das französische Sanitätswesen las, diese Annahme zu günstig für Frankreich lautet. Im Jüli 1915 sah Frankreich sich schon genötigt, seine Bataillonsstärken auf 800 Mann herabzusetzen.' Vor dem Kriege betrugen sie rund 1000 Mann. Im Sommer 1916 bestanden die Bataillone nur noch aus drei Kompagnien anstatt aus vier. Ein Jahrgang der Wchrpflichtigen zählt höchstens 250000 Mann. Frastkreich mußte also, um die Starke seines Heeres auch nur annähernd aufrechtzuerhalten, die Wehrpflicht bis znm 50. Jahre ansdehnen. „Strefsleurs Militärblatt" hat die Berechnungen der holländischen Zeitschrift „De Militairc Svectrrtor" ohne Widerspruch übernommen. Jene Zeitschrift-will wissen, dass das französische Front- Heer lm Juni 1917 auf 1200000 Mann zusaminenge schmolzen war, unD daß nur noch eine Stammrescrve vorhanden war von 710000 Mann. Tie schwarzen nnd andere Hilfstrnppen Frankreichs betragen nach anderen On-l-en rund 400000 Mann. Danach hätten wir also lügende Stärken .der französischen Kampfkraft vor Beginn der Sommeroffensive: In vorderer Linie 1 Milü-.m 2NOOOO Mann, Stammreserve (Armeereservch Mann, farbige Truppen und Kolonialtruppcn 100 Mann. Insgesamt waren also, ehe das große des Sommers begann, siwa 2 310000 Mann vor-
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Neues vom Tage.
Dev Reichskanzler im Großen HaiMq«arlier.
Berlin, 8. Okt. Reichskanzler Tr. Michaelis ist am Samstag abend nach der Mimischen Reichstagssitznng ins Große Hauptquartier abgereist.
Ans dem Parteileben.
Berlin 8. Okt. Am Samstag fand hier eine Sitzung tcs Zentralausschusses der Fortschr. Volkspariei statt.
Abg. Wiemer warnte vor dem Beitritt zur deutschen Vateriandspartei. Bezüglich der Vorträge des Landtagsabg. Dank wurde eine Entschließung angenommen, daß den Parteimitgliedern zwar die Meinungsfreiheit zustche, aber die Agitation eines Abgeordneten gegen die Haltung der parlamen- nrifchen Partcivertretnng sei unvereinbar mit den Partei- Tüchten. Abg. von Patzer sprach über die innerpolitischen Auf- nchen der Partei. Eine Entschließung besagt, daß die inncr- > attischen Reso-men um so rascher verwirklicht werden müßten,
- länger der Krieg dauere. Die Wahlrechtsänderung in Preu- cn und die Vermehrung der Abgeordneten In den großen Rcichstagswahlbezirken sollen unverzüglich durchgeführt werden. Schließlich sprach sich der Ausschuß gegen die Einmischung Wilsons aus.
Deutsche Kohlen für Holland.
Amsterdam, 8. Okt . Amtlich wird mitqeteilt, daß die beiderscitigen Unterhündl r sich über die lüohlenliese- rung und andere wirtschaftliche Fragen geeinigt haben. (Nach einem Pressebureau soll Deutschland cm Holland 200000 Tonnen deutscher nnd 50 000 Tonnen belgischer Kohlen monatlich liejenr.
Sozialistenkonserenz in Bordeaux.
Bordeaux, 8. Okt. Hier ist die Konferenz der französischen Sozialisten zusnmmengctreten. Der Vorsitzende Barennc Mitglied der soz. Mehrheit) sagte, die einzige Frage sei die noch dem Wert des Friedens, nicht nach dem Zeitpunkt des Friedens. Er werde nicht nach Stockholm gehen, denn der Sozialismus dürfe seine Unterschrift nicht unter ein vorläufiges Abkommen setzen. Mistral (Minderheit) erklärte sich nur für einen -L-ieg des Rechts. Wenn die Regierung die Pässe für Stockholm verweigere, lehnen sie die Mitarbeit an der Regierung ab. Zustimmungsknndgebnngen der russischen, italienischen und amerikanischen Abteilung wurden verlesen.- Henderson (England) telegraphierte, er wünsche den baldigen Zusammentritt der Konferenz der Sozialisten der alliierten -änder; die englischen Arbeiter wünschen die Fortsetzung Des Kriegs bis zum Siege. Eachin erhob Klage, daß ein Begrüßungstelegranim der russischen SozialistenPartB beim Kongreß nicht eingcgangen sei, man kenne ein solches nur aus Zeitungsberichten. Die Negierung wird anf- zefordert, sofort eine vollständige Abschrift des Tele- zramms auszufolgen. Brizon sagte: Deshalb sind wir nach Zimmerwäld und Kienthal gegangen, um dort die deutschen Sozialisten zur Arbeit für den Frieden ans- znfordern.
Schwerer Unfall.
- Lörrach, 8. Okt. In der Eisengießerei von Eri,st Wehrcr ereignete sich ein schwerer Unfall. In dein konvertcr entwickelten sich Gase, die die flüssigen Mas- len hcrauspreßten. Ter flüssige Stahl überschüttete 10 in der Nähe des Behälters stehende Arbeiter, von denen 9 sehr schwer verletzt wurden. Ter Gebäudeschaden ist nicht unerheblich.
Pern gegen Deutschland.
Neuhork, 8. Okt. (Reuter.) Eine Nachricht aus Lima besagt, daß der peruanische Kongress sich mit nahezu allen Stimmen für den Abbruch der divlomatischen Beziehungen mit Deutschland ausgesprochen hat.
Ansstand in Paris.
Paris, 8. Okt. 3000 Angestellte der Omnibns-Ge- sellschasten sind am Sonntag in den Ausstand getreten.
Aushebung des Belagerungszustandes in Spanien.
Madrid, 8. Okt. Der Belagerungszustand in Madrid ist aufgehoben worden.
Die amerikanische Blockade.
Bern, 8. Okt. Me Pariser Blätter melden, daß die Sperre der Lebensmittelzufuhr und Kohlen von Amerika au dce neutralen Länder in Nordeuropa setzt streng durchgeführt werde. Tie Kohlenverweigerung an neutrale Schiffe komme praktisch einer Unterbrechung der Verbindung der Vereinigten Staaten mit den Neutralen Nordenropas gleich. Tie Blockade gegen Deutschland werde endlich Wirklichkeit. Ten Neutralen, die sich gegen die Maßnahme beschwerten, müsse man enkg-genhalten, daß der Verband berechtigt sei, Deutschland mit allen Mitteln zu blockieren. Tie Verschärfung der Blockade beschleunige die Sunde des Fciedensschlns-'es. Im übrigen sei weder im Haag, noch in Stockholm, noch in Kopenhagen eine Hungersnot zu befürchten, solange Spekulanten die eigenen Länder ausräumen könnten, um den Hanpigegner des Verbands zu verproviantieren.
Reichstag
- . > - Berlin, 8. Oktober.
Erste Lesung eines Gesetzentwurfes zur Ergänzung des Gesetzes über die privaten Persicherungsnntcrnehmungen. (Forderung des Grundkrcdits durch Uebcrnahme des Hypoihcken- schutzes.)
Das Gesetz wird einstimmig angenommen, ebenso eine Aendcrnng des Rcichsstcmpe'gesetzes.
Abg. Dr. v. Payer (F. VÜ beantragt, den Nachtragsetat nnd das Besoldungsgesetz vorznikehmen, um beide Vorlagen an den Ausschuß zurückverweisen zu können. Die Festsetzung der Interpcllationsbesprechung müsse so lange zurllckgestellt werden und Vertagung beschlossen werden, bis der Ausschuß sich schlüssig geworden sei.
Abg. Graf W e sta rp (Kons.): Ich muß diesem Vorschlag widersprechen. Das augenblickliche Büd der Reichstagsverhand- lungen muß nach außen die Auffassung erwecken, als ob Konflikte und Spannungen beständen und das wäre im Interesse des Landes zu bedauern.
Abg. Haase (Unabh. Soz.): Wer nach den Verhand
lungen am Samstag noch nicht weiß, woran wir mit der Regierung, mit dem Kriegsminister und Herrn Helfferich sind, dem ist überhaupt nicht mehr zu helfen. (Sehr wahr!)
Abg. Ebert (Soz.): Gerade Graf Westarp und seine Freunde von der Vateriandspartei sind schuld da-an, daß
die Konfüktsstimmung entstanden ist. Wir müssen feststeilen, in wie weit Mittel des Reiches für die Vateriandspartei verwendet werden. Das muß im Hauptausschuß geschehen. Wir wollen dann Dr. Helsferick keineswegs bloß Liebenswürdigkeiten sagen. Vielleicht sind die neuen Einrichtungen ganz anders zu treffen.
Abg. Mertin (D. F.): Wir können der Verweisung an den Ausschuß nicht zustimme,,. Ein sachlicher Zusammenhang zwischen Nachtrngsetat und Interpellation besteht nicht. Die Baterlandspartei ist an dem Konflikt nicht schuld, sie hat das entgegengesetzte Bestreben.
Abg. Grtzf Westarp (Konp): Die Vateriandspartei ist
unschuldig. Wer hat denn die Interpellation eingebracht? (Sehr gut! Heiterkeit.) Dr. Helfferich hat vollkommen richtig aehandelt angesichts Ihrer Zwischenrufe.
Gegen die Stimmen der Konservativen und eines Teiles oer Deutschen Fraktion werden Umstellung der Tagesordnung, Kon Missionsberatung und Vertagung beschlossen. (Die Sitz 1 » - Hane kaum mehr als ,/? Stunde gedauert.)
Nächste Sitzung Dienstag I Uhr nachmittags: Anfragen, Interpellation Fortsetzung, Auswärtige Politik, Interpellation beirefseud Vereins- und Versammiungsrccht, Schutzhast, Zensur Interpellation des Zentrums betreffend die wirtschaftlichen Per- hältnisse des selbständigen Gewerbes, Nachtragsetat.
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