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Ur. 234
Sonntagsgedanken.
Auf Posten!
' Es gibt Dinge, Verhältnisse, Zustände, und Berufs' arten, gegen die sich der Mensch mit Händen und Füßer wehrt, wenn er eben hineingerät, und die er nachhei ganz und gar für sich zu geschnitten findet, wem er endlich drin steckt. Naabe.
s Ob nun Sprecher oder Schweiger,
-P Meister oder Helfer nur,
fr das kleinste Rädchen in der llhr 4> ist ebenso notwendig wie der Zeiger.
Z C. FMschlem
Samstag, den 6. Oktober 191V.
34. Jahrgang
Wochenrundschau.
Hittdsnburgs Geburtstag war eine deutsche Nationalfeier. Die Bewunderung für die schlichte Größe des Helden einte sich mit der aus tiefstem Herzensgrund kommenden Dankbarkeit zu einem erhebenden Ausdruck der deutschen Volksseele. Am 2. Oktober durchzuckte das bestimmte Gefühl die Millionen an und hinter der Front: Dieser Mann ist ein Geschenk des Himmels und darum eine Bürgschaft, daß. unsere Sache zu einem guten Ende gelangen muß. Wo Hindenburg ist, da muß Sieg sein, darauf vertrauen und bauen wir als auf einen Felsengrund, den keine noch so große Brandung erschüttern kann. Eine schlichte und doch großartige Feier war es in der kleinen, von Weinbergen umkränzten Stadt, wo das Große Hauptquartier sich befindet. Fahnen wehten und Blumengewinde überspannten die Straßen; niemand, der nicht in festlicher Stimmung und Kleidung war. Als erster der Glückwünschenden erschien der Kaiser bei dem Gc- neralfeldmarschall. Er überreichte ihm als Geschenk seine von dem Bildhauer Bezner geschaffene Büste. Inzwischen hatten sich die Straßen gefüllt. In mehrfachen Reihen säumten die festessvohen Menschen die Straßen, durch ine Hindenburg auf dem Wege von seiner Wohnung zum Beneralstabsgebäude kommen mußte. Die Jugend hielt Pie Bahn frei. Und als die hohe Gestalt des Generals oor dem Hause erschien und durch die Reihen schritt, dawollte der Jubel kein Ende nehmen. Ein Blumenregen ergoß sich von den Wartenden, von Fenstern und Balkonen und - bestreute den Weg. Vor dem Generalstabsaebäude
Der klrbe von Oerkeäalen.
Roman von S. Hocking.
Auf dem freien Platze vor dem Schlosse wurde ein Zelt errichtet, in dem die gesamte Nachbarschaft Platz finden sollte. Das Zelt allein war sehenswert, denn der Künstler, der es herstellte, war direkt aus der Residenz verschrieben worden. »
Die Bewirtung stand auf gleicher Höhe. Die Erzeugnisse des Gutes vereinigten sich mit den auserlesensten von auswärts gesandten Delikatessen, und des Kochens und Kuchenbackens war kein Ende gewesen.
Alle Arbeiten ruhten und jeder beteiligte sich an den großartigen Zurüstungen.
Ursprünglich war nur ein Fest für die geladenen vornehmen Gäste und die Pächter geplant, aber auf den ausdrücklichen Wunsch des jungen Mannes, dem die Feier galt, sollten auch die sämtlichen Arbeiter mit ihren Familien bewirtet werden.
Zum Glück waren die Hauptarbeiten auf dem Felde beendet, die Ernte war eingebracht, auch die Kartoffeln zum größten Teile geborgen und die Schafschur beendet.
Schon vor Tagesanbruch waren die jungen Burschen damit beschäftigt. Ehrenpforten zu errichten, indes die Mädchen mit ihrer Fcstklcidung zu schaffen hatten. Um sechs Uhr wurde d-MN geläutet, und so feierlich klang cs daß die alten Leutt meinten, nur zur Christzeit hätten di- Glocken einen selchen Klang.
An allen Orten wurden Buden mit einladenden Leckerbissen errichtet, und die Dorfmustkanten zogen durch die Straßen und spielten ihre besten Stücke,
Das Festessen war für drei Uhr angcsetzt, aber schon lange vor zwei Uhr zogen die aufs schönste geschmückten Dorfbewohner in den Schloßpark.
Auch Fräulein Anna teilte die allgemeine Aufregung. Schon am Tage vorher war sie unruhig hin- und hergetrippelt.
„Wenn doch Dora erst herunterkommen wollte," dachte
hielt der treue Mitarbeiter und Denker Ludendorfs ein« Ansprache, kurz, militärisch und doch von stärkstem Gefühl getragen. Dann trat Hindenburg in den großer Kreis, der daneben von den städtischen Behörden, Vereinen und den verwundeten Feldgrauen gebildet war. Nach de'- Beglückwünschung rief der Feldmarschall mit laut erhobener Stimme der Festversammlnng zu: „Tun Sic noch mehr, kämpfen Sie mit mir auch gegen jene Wenigen im Lande, die noch weichlich und flau sind. Kein Mann im Reiche darf uns fehlen, wenn über die Zukunft des Reiches, über die Zukunft unser Aller da vorne blutig entschieden wird!" — Diesen unfern Hindenburg hat der Engländer Churchill einen „Feind des Menschengeschlechtes" genannt!
Der Reichstag hat am 3. Oktober sich wieder versammelt und nach Erledigung einiger Bittschriften sich der Beratung der Regierungsvorlage betr. den Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte mit Reichsunterstütznng zugewandt. Zu dem Zwecke würde eine Summe von beiläufig einer Milliarde Mark nötig sein. Gemäß dem Antrag des Ausschusses für Handel und Gewerbe, der mit geringen Abänderungen die Annahme des Entwurfs empfiehlt, wird die Unterstützung zweifelsohne auch vom Reichstag bewilligt werden. Inzwischen hat der Hanpt- ansschuß seine umfangreichen Arbeiten teils in der Vorberatung erledigt, teils wenigstens in Angriff genommen. Erledigt sind die Antwortnote auf die Friedensnote des Papstes, die Besprechungen der Kriegszielpolitik und Hee- cesfragen. An weiteren BeratungSg gmständen liegen noch oor die Ordnung der Dinge in Polen, Litauen und Kurland, das Verhältnis zu Argentinien, Schweden, Holland und der Schweiz. Auch die elsaß-lothringische Frage .vird eingehend behandelt werden. Dazu kommen die wiederholt behandelte Zensurfrage bzw. die Kompetenz der Militärgcwalt in politischen Angelegenheiten, die Heranziehung der Ausländer zur Dienstpflicht im Deutschen Heer, die Erhöhung des Soldatcnsolds und der Familicn- auterstützung, die Fürsorge für Kriegsbeschädigte und die Sicherung der Ernährung Minderbemittelter. Kriegswucher, Zwangssyndikate, Mittelstandssürsorge und Rohstosf- oersorgung im kommenden Winter bilden den Abschluß )es reichhaltigen Arbeitsplanes. Der Versassungsausschuß, -acht die ins Stocken geratenen Bestrebungen der Parla-- uentarisierung wieder in Fluß, zu bringen. Die Aussichten ind indessen wenig günstig. Einerseits zeigt die Regierung wenig Neigung zu weiteren Zugeständnissen, sodann aber versteift sich der Widerstand innerhalb des Reichstags
Dora war schon vor der Tante unten gewesen, da war ihr Blick auf einen Brief mit ihrer Adresse gefallen, sie nahm ihn und eilte damit in ihr Zimmer. Und nun saß sie unbeweglich da und hatte die Augen aus das Power geheftet.
Was war es denn, was sie so bewegte?
Hans hatte in schlichten Worten Dora in seinem und Olgas Namen zu dem Feste eingeladen. Das war es, wor ihr das Herz klopfen machte, Hatte Wohl Hans auch die anderen Einladungen selbst geschrieben, und wenn n- ln, warnzn hatte er gerade sie ausgezeichnet? Warum i-ite nicht Olga geschrieben?
O diese „Wrrnms" — wie wurden sie ihr zur Qual!
Er hatte sie ausgesucht, wenn sie längere Zeit nicht m Olga gekommen war, er hatte ihr durch die Tante Grüße gesandt. So lag doch eine bestimmte Absicht in seinem Benebmen. Es war kein Zweifel, daß er sie aus- N'ichnete.
„Ich dachte, du kämst heute gar nicht mehr znm Frühstück." wurde sie von der Tante begrüßt, als sie endlich bei dieser erschien.
„Es tut mir leid Tante, ich dachte gar nicht, daß es schon so spät sei."
Während des Frühstücks wurde die Einladung von allen Seiten hin durchgesprochen, ja sie bildete so ziemlich den ganzen Tag oos einzige Unterhaltungsthema für Fräulein Anna.
„Natürlich mußt du sie annehmen" sagte sie eifrig, „eine Absage wäre sehr unhöflich, es würde sehr auf- sallen."
„Ich bleibe lieber zu Hanfe."
„Das geht aber nicht, Dora. Diese Einladung ist eine große Auszeichnung für dich und du mußt die Ehre > ;u würdigen wissen."
„Nun gut, Tante, io kannst du mich mit anmelden."
Aber bald wurde ihr die Zusage wieder leid. Sie ha: üt etlichen Wochen s o redlich mit ih rem
selbst, namentlich nachdem das Zentrum mit Rücksicht ans den bundesstaatlichen Charakter der Reichsverfassung weitergehenden Wünschen der Nationalliberalen, Fortschrittler und Sozialdemokraten gegenüber Bedenken erhoben hat.
Die Frist zur freiwilligen Ablieferung der Rüstungsrnetalle ist am 30. September abgelaufen; von jetzt ab unterliegen die Bestände an Kupfer, Zinn, 'Nickel, Messing, Aluminium, Bvonze im Privatbesitz der Zwangsenteignung. Man wird sie holen, denn die Heeresverwaltung braucht sie, trotz der Einschmelzung der Kirchenglocken. Manche ängstliche Gemüter sagten sich, die Glok- k ' die letzte Reserve, und wenn diese verbraucht sim, weiten wir dann nicht aufhören müssen? So allerdings rechneten die Engländer; sie glaubten, wenn sie uns die Zufuhr von Kupfer abgeschnitten hätten, so müßten mir wegen Munitionsinangels klein beigeben. Nun, wegen der Kupferfrage brauchen wir noch nicht daran zu denken- rlus dein Weittupsermarkt war Deutschland vor dem Kricgo )er größte Käufer. Im Jahr 1912 führten wir neben
einer Gewinnung aus eigenen Bergwerken von 900000 Zentner weit über 4 Millionen Zentner ein, vornehmlich ans Spanien, Mexiko und den Vereinigten Staaten. So hat sich in unserer hochentwickelten Elekktrizitäts- Jndustrie, in Fabriken und Haushaltungen, in öffentlichen und privaten Bauten in den letzten fünf Jahrzehnten eine ungeheure Menge von Kupfer aufgestapelt, von der wir trotz des riesenhaften Bedarfs durch den Krieg noch einige Zeit zehren und auch, unsere Verbündeten unterstützen können. Daneben ist auch unsere eigene Erzeugung wieder erheblich gewachsen. Manches Bergwerk, das vor dem Krieg als nicht lohnend stillgelegt worden war, ist wieder in Betrieb genommen worden und die arg vernachlässigten Kupferminen in Serbien helfen unseren Bedarf decken. Der wertvollste Faktor ln unserer Wirtschaftsrechnung ist aber der deutsche Erfindergeist. Für alles haben wir ErsaP gesunden, was die englische Seesperre unserem Markt sernhält, und wenn auch naturgemäß nicht aller Ersatz vollwertig sein kann, er genügt doch zum Dnrchhalten. Wir brauchen die Million Zentner Chilisalpeter, die wir um teures Geld in Friedenszeiteu ein- fnhrten, nicht mehr, weil wir den Luftsalpeter haben. Wir haben Ersatz für die Baumwolle gefunden und für das Glycerin, das wir zur Herstellung von Sprengstoffen benötigen. Wir sind ans dem besten 'Wege, uns von der Muminiumeininbr für alle Zeiten unabbänaia zu mach en.
kämpft, daß sie sich sagen durfte, sie habe endlich einen Sieg errungen.
Würde nicht, wenn sie Hans wiedersah. der alte Kamps von neuem beginnen?
Auch der Gedanke an Walter Schmidt hielt sie zuruck; die Bedenkzeit, die sie ihm gewährt, war nächstens abgelaufen.
So ging der Tag datin. Am folgenden Morgen wurde sie durch Glockengeläutc geweckt, und zum Fenster hinausblickend. sah sie örs festliche Gewoge der geschmückten Dorfbewohner.
Endlich hatte man den Gästen aus dem Dorfe Einlaß gewährt, Hans und Olga standen auf der Terrasse und bcwillkommneten die Ankömmlinge. Hans schüttelte jedem herzlich die Sand, und Olga lächelte sie in ihrer holden Weise freundlich an. Der Großvater lief geschäftig hin und her; selbst er ließ sich heute herbei, den Pächtern die Hand zu drücken.
Gegen ein Uhr trafen die geladenen Herrschaften ein, und gespannt blickte Hans nach allen Seiten, um Dora zu erspähen. Er war sehr enttäuscht gewesen, daß Fräulein Anna zugleich im Namen ihrer Nichte geschrieben hatte; er hatte so fest auf ein Briefchen von Dora gehofft, das er wie ein köstliches Kleinod gehütet hätte. Aber er batte doch wenigstens die tröstliche Aussicht, sie zu sehen, nach so langer Zeit einmal wieder. Warum war sie ibm nur in den letzten Wochen immer ausgewichen. Er wollte sie heute nach dem Grunde fragen.
Da sah er Fräulein Anna neben Olga stehen; io konnte Dora auch nicht mehr weit sein.
Olga kam ihm entgegengecilt, „denke dir nur, Dora ist nicht mitgekommen! Ist das nicht recht garstig von ihr?"
„Warum nicht?" wandte Hans sich direkt an Fräulein Anna.
„Sie kühlte sich nicht Wohl; heute früh habe iw noch garnichts bemerkt, aber die häßlichen Kopfschme' -n kommen immer so vlötckrch."