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Ur 164

Dienstag, den IV. Intt 1S1V.

34. Jahrgang

Was nottut.

Einigkeit in: Innern eine kraftvolle Betätigung dieser Einigkeit nach außen: Das soll im Grundriß daS Programm des neuen Kanzlers Dr. Michaelis sein. Ge- tviß'ein Programm, das jeder, gute Deutsche unterschrei­ben muß.

Wir können wohl. vertrauen, daß in derkraft­vollen Betätigung nach außen" der Wille zum Siege sich ausdrückt. Daraus ergibt sich, daß mich die neue Sammlung im Innern unter das Zeichen des Durchhal­tens bis zum Siege gestellt werden soll. Dazu aber muß positive Arbeit umfassendster Art treten. Das deutsche Volk muß planmäßig und im Großen darüber aufgeklärt werden-, daß wir tatsächlich für unser Dasein kämpfen und dem Ruin und der Vernichtung entgegen­gehen, wenn wir nicht siegen. Herr Dr. Michaelis gkh"rt zu den gründlichsten und besten Kennern unseres Fi­nanzwesens: er wird sich gewiß schon längst ein Mld davon gemacht haben, welcher ungeheure Druck sich auf unser ganzes Wirtschaftsleben legen würde, wenn wir keine erheblichere Kriegsentschädigung erhielten. Tie kraftvolle Betätigung der deutschen Einigkeit nach außen erfordert vor allem die politische Unterstützung und Aus­nützung unserer Kriegführung. Hier gilt es, neben der nötigen diplomatischen Arbeit, das Ausland von unserem uwhlbegründeten Vertr anen auf den Sieg und von unserem unbeirrbaren Willen zum Siege zu überzeugen. Das wird gelingen, wenn die politische Leitung dieses Vertrauen und diesen Willen so kraftvoll und auch so häufig zum Ausdruck bringt, daß sich schließlich niemand dem Glauben daran entziehen kann.

Kraft und Willen gilt es auch in den Fragen der in­neren Politik zu zeigen. Tie inneren Streitfragen müssen endlich für den Rest der Kriegszeit ausgeschaltet, dem Versuch, die Kriegslage zu Pressionen auf diesem Gebiet ausznnützen, muß endlich ein festes Halt geboten werden- Nur dadurch kann der Streit und Druck zum Aufhören gebracht werden.

Besonders dürfte dem neuen Kanzler mit vollstem Recht die Er n äh r un g s fr a g e am Herzen liegen. Auch hier gilt es Aufklärung in größtem Maßstabe, damit der Friede zwischen Stadt und Land wieder hergestelV

wird. Hier ist besonders viel zu tun, um die innere Einigkeit herzustellen, die den ersten Punkt im Programm d>es Herrn Dr. Michaelis bildet. Ebenso aber gilt es natürlich weitgehendste Förderung und sachgemäße Be-». Handlung der landwirtschaftlichen Produktion. Die städ­tische Bevölkerung kann sich wohl »arauf verlassen, daß der neue Kanzler auch weiterhin dafür stehen wird, daß aus dem Lande alles zu ihrer Ernährung herausgdholt wird, was nur möglich ist: Wir möchten von Herzen hoffen, daß das' in zweckmäßiger Weise geschehen werde, and daß die Landwirtschaft sich daraus verlassen kann, oaß sie in ihrer jetzt so überaus schwierigen. Lage die nötige Hilfe und Förderung, sachgemäße Behandlung und gerechte Beurteilung findet- Von dem besten Willen und vaterländischen Sinn der Landwirtschaft kann und wird Heer Dr. Michaelis überzeugt sein; hilft er ihr jetzt, wo die letzte Verantwortung für die gesamte Ge­staltung der Ernährungsfrage auf ihm ruht, zu ihrem Recht, dann tut er ein großes Werk, das auch eine Vor­bedingung für den Sieg ist!

Vom neuen Reichskanzler.

Berlin, 16. Juli. Wie derLokalanzeiger" berich­tet, setzte Reichskanzler Tr. Michaelis gestern nachmittag mit den Mitgliedern des Reichstags die Besprechungen fort, die er ani Samstag begonnen hatte. Die Ein­ladungen waren auch diesesmal von Staatssekretär Dr. Helfferich ergangen, und den Schauplatz der Zusam­menkunft bildete auch gestern wieder der Garten des ReichLamts des Innern. Feldmarschall v. Hinden- önra und General Ludendorff nahmen wiederum an den Besprechungen teil. Bei der Samstagzusam- menknnst waren die Parteien vertreten, die der Erzber- gerschen Friedensformel znneigen. Gestern waren die Vertreter der Parteien geladen, die diese Formel als unheilvoll ablehnen. Es war dies Graf Westarp, Dr. Rösicke, Dietrich, Bruhn, von Hale m, S ch i f- fer, Prinz zu S chö n aich - Ear 0 lat h und Tr. Stre­be m a n n. Außerdem waren die Staatssekretäre Helsserick», 'und Zimmermann und Unterstaatsselretür Wahn'chaffc zu­gegen. Gegenstand der Unt.rhaliung bildeten die im Vor­dergrund des parlamentarischen Interesses stehenden Fra­gen, und der neue Reichskanzler nahm Gelegenheit, sich

darüber ungezwungen auszusprechen. Er teilte mit, oatz er am Donnerstag zu Beginn der Reichstagssitzung das Wort nehmen werde. Man darf somit eine program­matische Erklärung über seine Auffassung unserer inne­ren und äußeren Lage erivarten.

Wie von Teilnehmern an der Besprechung versi­chert wird, wurden sie alle von der klare:: und ziel­sicheren Weise, in der sich Reichskanzler Dr. Michaelis ausließ, angenehm berührt. Eine freudige'Ge­nugtuung war es, zu beobachten, welches vollständige und rückhaltlose Einvernehmen zwischen dem neuen Kanzler und den beiden Vertretern der Obersten Heeresleitung, Lindenburg und Ludendorff, besteht. Zu- sammcnsassend kann man sagen, daß die -Vertreter der drei beteiligten Fraktionen, Konservative/ Nationallibe­rale und Deutsche Fraktion, einen überaus günstigew.Ein- druck von dieser Besprechung mitbrachten. - Die, um die fünfte Nachmittagsstunde begonnene Zusammenkunft fand -rst um die achte Stunde ihren Abschluß. ''JrO der Wilhelmstcaße hatte sich inzwischen das Gerücht verbr-' tet, daß Hindenburg im Reichsamt des Innern weir^. So empfing den Feldmarschall, als er das Haus, ver­ließ, eine vielhundertköpfige Menge, die ihn mit, j u-

Erste Liebe.

Ein russisches Idyll von Karl Detlef.

9 Fortsetzung. (Nachdruü verboten.)

Alexander Michailowitsch," sagte Nina,ich danke Ihnen, so hat noch niemand zu mir gesprochen. . Und ich möchte Sie fragen. . . soll ich nicht anfangen, mich uni die Wirtschaft zu kümmern?"

Er billigte diesen Vorsatz, und indem er sich über die Pflichten der Hausfrau ausließ, denen sie sich auch in den höchsten Kreisen nicht entziehen dürfte, verfiel er wieder in den pedantischen Don, der allein anzeigte, daß der Sprechende ein halbes Jahrhundert hinter sich hatte.

Nina wollte im ersten Eifer gleich zu der Wirtschaf­terin gehen, die mit Einkosten von Orangen beschäftigt war, und ihre.Hilfe anbietcn: doch besann sie sich anders. Sie mußte allein sein und die Ereignisse des heutigen Tages bedenken. Im Spiegel sah sie. die erhitzten Wan­gen, das unordentliche Haar. Die Amme bürstete und glättete die Locken und holte das weiße Kleid, das zu Mittag angezogen werden sollte. Das junge Mädchen halte Gencht und Hals in frischem Wasser gebadet und saß, ein lost-.' Hauskleid um die Schultern, auf der nied­rigen Fensterbank: zum ersten Mal galt ihr der Besitz die,es Ltübchens, das sie mit allerlei' bunten Tand von Nippesnguren, Bildchen, Pfauenfedern, gemalten Oster­eiern geschmückt hatte, als ein wirkliches Glück. Es war still und dämmerig, der wilde Wein vor dem Fenster bildete grünschimmerist e Jalousien und wenn die Ranken >ich bewcften, tanzten flüchtige Sonnenstrahlen über die Wände, -vie Amme nähte in der Ecke an einem rotseidencn Meide uild summte leise ein Lied. Sie wunderte sich, oaß die Kleine so unbeweglich blieb das war sonst nicht ihre Art. Nina dehnte sich in süßem Behagen und kreuzte die runden Arme über der Brust. Es war wie ein Traum, hier in dem heimlichen, kühlen Zimmer nach Herzenslust an ihn zu denken, während er, nur

wenige Schritte entfernt, unten mit den Eltern saß und sie ihn jeden Augenblick sehen und hören konnte.

Natascha," sagte sie und hob langsam die Augen­lider.

.Mein Seelchen?" die Amme kam eilig herbei.

Hast du Alexander Michailowitsch gesehen?"

Was werde ich nicht!" Ich erlaubte mir, dem gnä­digen Herrn die .Hand zu küssen."

Wie gefällt er dir?" fragte Nina, sich ans ihrer lie­genden Stellung aufrichtend.

Ein lieber Herr, ein vornehmer Herr? Und wie er noch gut aussicht! Man merkt ihm sein Alter kaum an, nur ein Paar graue Härchen und Krähenfüße um die Augen."

Schwatze keine Dummheiten," herrschte das junge Mädchen die Amme an,Alexander Michailowitsch ist nicht alt!"

Aber, mein Engelchen," verteidigte sich Natascha, unser gnädiger Herr zählt höchstens 'acht Jahre mehr und man nannte ihn schon alt, als Sie geboren wurden."

Das ist eben etwas ganz ander?'und du verstehst eS nicht. Pustoff ist ein sehr schöner Mann, ein Kava­lier! . . . Hast du auch gehört, daß es heißt, er wolle sich verheiraten?"

Ich glaube wohl nicht, Seelchen. Eine Alte wird ihm nicht gefallen und eine Junge wird ihn nicht mögen es müßte denn sein, um eine reiche Dame zu werden."

Nina lachte laut auf. Was würde Natascha für Augen machen, wenn ihre kleine Herrin sich als die künftige Frau von Pustoff vorstellte!

Erlauben Sie, Nina Fedorowna, jetzt fällt mir ein, daß der Kutscher von Alexander Michailowitsch in der Gesindelstube so mancherlei geschwatzt hat. Das Hans in Nagorni würde wie ein Palast hergerichtet, weil sein Herr nächstens heiraten würde."

Und wen?" Tie Frage wurde sehr leise getan, obgleich es bloß die Amme war, vor der das junge Mädchen sonst kein Geheimnis hatte.

Wen? Das wußte er nicht. Um sich wichtig zu machen, bemerkte er so nebenbei, es könnte sein, daß cs eine Dame aus Petersburg wäre, eine Witwe. Mer es dürfte niemand davon reden."

Nina erbleichte. Das Ganze war nichts als Tiener- geschwätz doch auch das tat ihr weh. Eine Witwe! Ihre Lippen träufelten sich verächtlich. Nach ihrer Mei­nung war eine solche eine alte, dicke Frau mit einem fal­schen Scheitel und einem Doppelkinn. Obgleich diese Witwe ganz ungefährlich und ihre Existenz stogar höchst zweifelhaft war, faßte sie dennoch einen ungerechtfertigten Haß gegen dieselbe und sie beschloß, bei Tische besonders reizend zu erscheinen, um der unbekannten Feindin den Todesstoß zu versetzen. Und die anmutige, von luftigen Stoffen umflossene Mädchengestalt mit der Voten Rose im dunklen Haar, war, wie ihr der Spiegel zeigte, so verführerisch, daß sie mit lächelndem Siegesbewußtsein die verwitwete Rivalin zum Kampfe hcrausfordertc.

Es mochte ungefähr zwei Wochen nach dem ersten Besuch Pustoffs in Makrod sein. Vor dem Herrciihanse in Makrod hielt die altmodische Kalesche, die der Major seiner verstorbenen Gattin zur Hochzeit hatte. Fedor Fedorowitsch hatte abermals seinen geliebten Schlafrock gegen eine elegantere Kleidung vertauschen müssen. Ter Sommerrock hing in weiten Falten nm seine behäbige Figur, das Halstuch war so locker geschlungen, daß der runzelige Hals frei blieb, trotzdem reckte und dehnte er sich und behauptete die Empfindung zu haben, als wäre er in ein Futteral gesteckt. Tic Vorliebe für Schlafröckc mußte in der .Karin'schen Familie Erbteil des Blutes sein, denn auch die alte Dame teilte sic. Anschließende Kleider , waren ihr ein Greuel, selbst die kostbarsten Stoffe ließ sie zu losen, faltenreichen Blusen verarbeiten. Ucbrigens sah sie heute recht stattlich aus iu dem silbergranen Ge- tvande von schiverein Seidendamast, das unter dem Halse mit einer faustgroßen, unförmlichen Brillantbrosche ge­schlossen war.