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Uv. ISA
Dienstag, den 3. In» 191V.
34. Jahrgang
Neu-Griechenlands Bruch mit den Mittelmächten.
Die griechische Regierung hat nun nach einer Pariser Meldung aus Athen ihrem Gesandten in der Schweiz zur Weitergabe an die Gesandtschaften in Berlin, Wien, Sofia und Konstantinopel Weisungen übermittelt, wodurch der Abbruch der Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland, Oesterreich- Ungarn,. Bulgarien und der Türlei m'taetcilt wird. Die Regierung Veuizelos geht also ihren ihr von der Entente diktierten Weg im Eilmarschtempo weiter, was bei der von Jomiart in Griechenland ausgeübten unheimlichen Macht nicht überrascht. Eine Reutermeldung weiß sogar schon von der Kriegserklärung der venizelistischen Regierung au den Vierbund zu berichten; die Meldung ist zwar noch unbestätigt, sie wird aber Wohl nicht mehr lange aus sich warten lassen. Es ist noch in frischer Erinnerung, als der jetzt allmächtige Lenker des neuen Griechenland unter dem Gelächter der Welt von Saloniki aus seine erste Kriegserklärung an Deutschland erlassen hatte und wird es deshalb niemand wundern, wenn die zweite jetzt von Athen aus folgt.
Das griechische Volk aber, das dermaßen Wider seinen Willen in den Krieg hineingezogen wird, das Volk, von dessen Heer ein ganzes Armeekorps vor der Drangsalierung der Entente in Deutschland Zuflucht gesucht und gefunden hat, ist für uns kein Feind wie die Vasallen, die England nach und nach in die Koalition unserer Gegner gepreßt hat. Die Entente erwartet für sich wohl auch kaum nennenswerte Unterstützung durch das griechische Heer, dessen überwiegende Mehrheit bisher treu zu ihrem König gehalten hat und auch künftig keine große Lust haben wird, ihr Blut für die Bedränger ihres Vaterlandes zu vergießen. Wir werden deshalb ruhig sagen dürfen, daß der Hauptzweck der Aktion,
der sich die Entente vor zloei Jahren mit Veni- zelos verbündet hat, durch die neugeschaffene Lage wieder nicht erreicht ist, eher wird das nunmehr vollzogene Zwangsbündilis Griechenlands mit unfern Feinden geeignet leim den nxmiqen neutralen Ländern Europas,.
Der Holzgras.
Eine lA- bayerische Geschichte von Hermann Schmid.
v Forlfehung. Nachdruck verbalen.
„Ja, ich komm' schön aus der Kirchen," war die Antwort. „Wir sind hingefahrcn bis an die Goitesacker- tnr, und die Vesi ist hinein in die Kirchen: der Bauer aber ist sitzen geblieben, und wie drin die Orgel angegangen ist, sind wir wieder weiter gefahren, als wenn dtm böse Feind hinter uns war' . .
„Aber das ist doch merkwürdig — und wohin dann?"
„Es ist zum Lachen! Nach Unterammcrgan hinüber. „Ich Hab' ein wichtiges Geschäft dort beim Hun- tcrivirt, das kein' Aufschub hat," hat er' gesagt .... und was war das wichtige Geschäft? Er hat sich eine Flasche Wein geben lassen, und ist dahinter gesessen und hat kein Wort geredt, sondern immer vor sich hin geschaut auf einen Fleck. . . und zuletzt hat er den Wirt gefragt, er möcht' ein neues schfönes Pferdgeschirr haben, ob er ihm keins verraten könnt. . . Da Hab' ich mir's vorgenommen, so gern ich die Prachtgäul' Hab —> ich bleibe nit^ länger mehr in dem Hans, als ich bleiben muß. . ." Damit verschwand er samt den Pferden in der Stalltüre.
g.er Bauer war indes mit Vesi in die Stube getreten, von dem Wachtmeister und der Bäuerin begrüßt, welche ihm den Grund mitteilte, weshalb dieser ans dem 'Dnrnerhof eingcsprochen hatte. Er erwiderte nur kurz, und die Bäuerin, welche ihn zu gut kannte, um nicht zu sehn, daß ihm etwas Unangenehmes begegnet sein w"we, hielt es für dcis Geratenste, wenn er' Anlaß bekäme, sich ausznsprechen. Sie fragte nach der Ursache seines Unmuts. '
, 7?^ rief er, „es ist nicht der Mühe wert,
aber m- have mich doch geärgert über den miserablen Kerl, den Fnedl von Eschenlohe. Kommt ans mich zu mit dem Weinglas und will mit mir anstoßen und lobt mei
die den Einflüsterungen oder Drohungen der Ententt noch widerstanden haben, die Augen zu öffnen, welchem Geschicke sie entgegengchcn würden, wenn sie sich den „Hütern" des SelbftLestimmnngsrcchts der Völker anvertrauen.
-t-
Berlin, 2. Juli. Die „N. A. Ztg" schreibt:. Der griechische Geschäftsträger Polychroniadis hat der deutschen Regierung gestern im Aufträge des Ministers des Aeußern Po litis folgende Erklärung übermittelt: Infolge der soeben-glücklich zustandcgekommenen Bereinigung der beiden bisher getcennten Parteien Griechenlands und angesichts der Tatsache, daß mehrere griechische Regimenter an der Balkanfront an den Feindseligkeiten teilnehmen, hält es die griechische Negierung nicht mehr für möglich, weitere amtliche Beziehungen zu Deutschland zu unterhalten. — Zugleich forderte der Ge-, schäftsträger für sich, das Gesandischafts- und Konsulats- Personal die Pässe zur Rückreise über die Schweiz. Ten Schutz der griechischen Interessen werden die Niederlande übernehmen. !
Die Begründung des Abbruchs der Beziehungen durch i dir griechische Regierung ist bemerkei^wert. Eine Kriegserkiärunc wird nicht nüsgesprochen, dagegen die Tatsache verzeichnet, daß an der Baikanfront schon ' mehrere griechische Regimenter gegen uns Kümpfen. Diese kämpfenden' Truppen sind zum alten Griechenland als Abtrünnige anzusehen. Jetzt sucht dir griechische Regierung, an deren Spitze das Oberhaupt der Abtrünnigen, B nizelos, trat; die Tatsachen auf den- Kopf zu stellen und tut so, als ob Veuizelos von jeher das einzige rechtmäßige Oberhaupt Griechenlands gewesen wäre. Die Kriegserklärung an uns findet er gar nicht mehr für nötig,, wäre ja nach dem bisherigen auch nicht einmal logisch, denn
das „wahre" Griechenland (Veuizelos) ist ja auf Grund der serbischen Verträge und der seinerzeit von Saloniki aus
erfolgten Kriegserklärung des Herrn Veuizelos schon lange mit uns im Kriege, noch obendrein in einem gerechten Kampfe, de» es ohne Druck der Entente aus sich nahm. Griechenland führt (nach dieser falsche» Darstellung) den Krieg allein zur Erfüllung „heiliger Bündnispflichte'n". beileibe nicht zu Eroberungszwecken oder im Solde der Entente. Noch einen
weiteren Zweck scheint Veuizelos zu verfolgen, der ihn als ^Meister taktischer Vorsicht zeigt: Er weiß noch nicht, -welchem Ausmaß und Tempo sich seine Macht befestigen wird ob er rechtzeitig und in genügender Zahl seine Griechen
aus den Kampfplatz bringt. Gelingt ihm die Mobilisierung achtbarer Streitkrüste, so kann er sic ins Feuer wersciß sobald es ihm paßt. Denn die Form, wie er die Beziehungen abgebrochen hat. war ja für ieüen. der jeden wollte, gle'ich-
nen schönen Hof, und wcnn er mir feil war', wallt' er mir gleich dreißigtausend Gulden dafür auf den Tisch hinlegen! Himmelsakrament — Ein solches S-chandge- dot für einen schuldenfreien Hof, wie der meinige, der unter Brüdern seine fünfzig wert ist. . ."
„Du mußt dich- darüber nit ärgern," begütigte die Bäuerin, „der Mann muß nit nüchtern gewesen sein... aber wie bist du denn mit ihm beim Wein zusammenge- öommen? Bist du denn nicht in der Kirche gewesen, im Seelengottesdienst?"
„Ich Hab' ein dringendes Geschäft gehabt, drüben in Unterammergau," war die Antwort, „und wie ich znrückgekommen bin, war's schon zu spät. . ." Dabei hatte er sich mit dein Gesichte gegen die Wand gewendet und nahm den dort hängenden Doppelstntzen mit Jagdranzen herab.
Tie Bäuerin sah ihm entsehf, der Wachtmeister befremdet zu. „Also du bist nit in der Kirche gewesen!" jammerte sie. „Und was hast jetzt mit dem Gewehr im Sinir? Wirst doch nit auf die Jagd gehn wollen an dein Tag, wo sie dein' einzigen Sohn in's Grab gesegnet haben? Aber freilich, warum-soll'st du nicht! Hast'nit einmal Zeit gefunden zu ein' armseligen Vaterunser für dein eignes Kind!"
„Mach' mir den Kopf nicht warm," entgegnete der Bauer, das Gewehrschoß putzend und prüfend.' hJch muß mir's aus dem Sinn schlagen, und wenn wir uns alle zwei hinter den Tisch hinsetzen und flennen, machen wilden Buben doch nimmer lebendig."
„Wenn Ihr mir's nit übel nehmen wollt, daß ich ein Wort darein rede," begann der Wachtmeister, „so möcht' ich wohl raten, das Jagdgehen heute bleiben zu lassen. Es ist der Leute wegen, und ein vernünftiger Mann wie Ihr, Turnerbauer, gibt den müßigen Zungen nicht gern etwas zu tun."
Ter Bauer hatte die Ladung der beiden Läufe untersucht: jetzt stieß er den Ladestock darauf und ließ ihn sich in die Hände springen. „Na, weil der Herr Wacht-
vedemend mit Krieg. Mißlingt ober Vas Experiment, zo I wartet er ab, was wir und unsere Verbündeten tun. Gehen I wir zum Angr!,-' über, sö"""Merk'VKi§L!W 'übet dk". hiÄrr- > listigen Ucberfall aus das friedfertige Griechenland. Die griechische Erklärung ist also gar nicht übel ausgedacht und abgefaßt, aber eben deshalb scheint es uns gut, von vornherein
zu zeigen, daß der Zweck uns nicht verborgen geblieben ist. Wir werden damit manchen späteren Entstellungen vorbeugcn können und die Antwort für die Folgen der venizelistischen
Kricgspolitik von Anfang an den Hetzern und Verführern
aufbürden, die die an dem Unglück des griechischen Volkes wirklich Schuldigen sind. , , , -
Winke für die diesjährige Obstverwertung.
Von Obstbauinspektor Winkelmann - Ulm a. D. Aß
Der Wert des Obstes wird leider vielfach noch unterschätzt. Namentlich den Kindern, die jetzt mancherlei entbehren müssen, sollte oft und reichlich Obst gereicht werden. Abgesehen vom Winterobst, sind alle Früchte, die nach der Ernte nicht sofort zur menschlichen Ernährung Verwendung finden, in irgend einer Weise für spätere Zeiten haltbar zu machen, damit nickt--' umkommt.
Eine Hauptbedingung für die diesjährige häusliche Obst- veiwcrtung ist die Benutzung von nur reifen Früchten. Unreifes Obst ist nicht wohlschmeckend und erfordert wegen des hohen Säuregehaltes einen starken Zuckerzusätz. Trotzdem entsteht etwas Feines nicht. Die Beeren unserer Wälder werden Heuer eine wichtige Nolle spielen. Bei ihnen besteht ganz besonders die Gefahr der zu frühen Ernte. SiÄ.Beim Ob ste i nm a ch en verdienen nach wie vor die zGx^
säße den Vorzug, die sich luftdicht verschließen lassen: Gläser und Krüge mit Gummiring und Deckel, Krüge und Flaschen mit Pfropfen. An die Stelle des sonst üblichen Ueberzugcs der Pfropfen mit Flaschenlack und Paraffin tritt mit Wasserglas angerührtes Talkum. Die großen Früchte werden in Gläser und Krüge mit Deckeln, die kleinen und zerteilten >n Krüge mit Pfropfen und Flaschen gebracht.
Bei Benutzung der luftdicht «erschließbaren Gefäße kann ohne Bedenken ohne Zucker eingemacht werden, weil der Inhalt durch das Verfahren selbst haltbar wird. Bekanntlich tritt aber die Fcuchtsäure nach dem Erhitzen oder Kochen stärker hervor, als in den rohen Früchten. Deshalb wird sich bei den meisten Obstarten ein Nachsüßcn vor dem Gebrauch nicht uingehen lassen. Um dieses auf ein Mindestmaß ein- scbränken zu können, empfehle ich, die süßen Früchte ohne jeden Zrrzab cinzufiillen. sie also im eigenen Saft zu kochen die sauren Früchte dagegen mit Wasser zu übergießen. Dieses unnt die F.uchtsänre, wodurch an Zucker gespart werden kann Bei dem Vorhandensein genügender Mengen Zucker ist ein fo o.tiger Zusai, ratsam, um gebrauchcertiges Eingemachtes zu habM. Mr ein c>n»r-Gesäß sind 4—8 Eklipse! zu rechnen, die
meistcr so meint," sagte er dann mit einem spöttischen Seitenblick auf denselben, „und weil er doch ein so guter Freund von uns ist, will ich tun, was er haben will und daheim bleiben. Dann will ich aber auch gleich Ordnung machen in meinem Hans, und da ist es mir gerade recht, daß ein Zeug' und Beistäuder dabei ist, wie der Herr Wachtmeister!"
Das Gewehr in den Händen haltend, trat er an die Türe und rief laut nach Vesi. Nach einigen Sekunden trat sie ein; sie war unmittelbar nach der Ankunft in ihre Kammer gegangen, hatte den Trauerstaat abgelegt und kam nun wieder in der gewöhnlichen Kleidung, wie inan sie Tags über und zur Arbeit trägt.
„Seit Ihr wieder daheim seid, du und die Mutier," begann der Bauer, „geht Ihr alle beide herum, als wie verlassen und verloren; das vertrag' ich nit, das muß anders werden. . ."
„Du wirst nit klagen können, Vater," sagte Vesi, „daß etwas im Haus und im Feld nit richtig geschieht. Ich tu' meine Schuldigkeit..."
„Schuldigkeit?" höhnte der Bauer, „die tut mir jede Dienstmagd für Kost und Lohn — dazu brauch' ich keine-Töchter . . . aber die schiefen, verdrossenen Gesichter sind mir zuwider, und ich will ein End' machen, soll's biegen >oder brechen! . . . Ich Hab' nichts mehr zu dir gesagt, Vesi, wegen deiner dummen Bekanntschaft; ich Hab' gemeint, du sollst selber zur Einsicht kommen — jetzt ist die Sach' anders 'worden, jetzt Hab' ich kein' Sohn mehr, dem ich den Hof geben könnt' — jetzt muß es auch mit dir anders werden! Kurz und gut also — ich Hab' das Bauernleben satt, ich zieh' nach München in die Stadt und will nur noch meinen Holzhandel treiben: drum will ich dir den Dnrnerhof übergeben, Vesi, und Hab' dir einen prächtigen Hochzeijer ausgesucht-"
Vesi sah schweigend vor sich hin. „Nun," schrie er, „hast du gar keine Antlvort für mich?"
(Fortsetzung folgt.) i - ° - D ß ,