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Ur. 131

M-ntag. drn 2. Juli 1S1V.

34. Iahrsa«S

Das österreichische Herrschers-mr in Stuttgart.

Als ein Tag der wehenden Fahnen, aber auch als ernster Feiertag, kann der gestrige Sonntag in den An­nalen der Stuttgarter nnd der wnrttembergischen Geschichte verzeichnet werden, gibt er uns doch Veranlassung, unsere Blicke in erhöhtem Maße unserem Nachbarstaate und seiner Entwicklung zuzuwenden. Es ist ein Tag von be­sonderer Bedeutung für das Schwabenland, wenn der Herrscher der mit Deutschland innig verbundenen Donau­monarchie unserem Königshaus seinen Besuch abstattet und wir dürfen in dem Antrittsbesuche des jungen öster­reichischen Kaiservaares am württ. Königshofe einen er­neuten Beweis für die unveränderte Gemeinsamkeit der gegenseitigen völkischen Empfindungen erblicken, die gerade Süddentschland dem österreichischen Nachbarstaate von jeher nahe brachte.

Es ist eine ernste und kritische Zeit für die ver­bündeten Mittelmächte, in der das erhabene Herrscher- ! aar Oesterreich-Ungarns den höfischen Sitten entsprechend den deutschen Bundesfürsten seine Besuche abstattet und mir werden bei der Tatsache, daß der Außenminister Graf Czernin im Gefolge seines Kaisers ist, nicht fehl gehen, wenn wir annehmen, daß bei diesen natürlichen Gelegenheiten des Sichnäherkommens der Fürsten die Sorgen von hüben und drüben besprochen werden. Das Ergebnis der Besuche wird jedoch dessen dürfen wir sicher sein die weitere Festigung des Bündnisses und das gegenseitige Versprechen fernerer unverbrüchlicher Treue ! ud Waffenbrüderschaft sein, gestützt aus die durch die O-Hren des Weltkrieges erwiesene Notwendigkeit des Zn- i nnmenstehens von Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Dieses seit Jahrzehnten bestehende Bündnis der Mittel­mächte zieht ja seine lebendigen Mäste aus der Gemein­schaft der Aufgaben und Ziele, auf die es gegründet ist und die ihren sichtbaren Ausdruck in den realen Vor-^ uilen findet, die es den beiden Verbündeten gewährt Oesterreich-Ungarn ist im Nahmen des Bundes der starke Schildhalter im Osten und Südosten, der zugleich die Brücke zum Slaventum des Ostens und znm Balkan und Orient schlägt. Sein uncrschütterter Bestand ist für das

-Deutsche Reich ebenso eine Lebensnotwendigkeit erster Ranges, wie die Donaumonarchie auf den starken Rück ! halt, den ihr Deutschland für die Entfaltung ihrer Kräfte in der Richtung ihrer eigenen Energiezentren gewähret, nicht verzichten kann.

Oesterreich und Ungarn stehen heute unter der Führ, rung ihres voll aus dem Boden der Gegenwart stehendest, Kaisers und Königs an der Schwelle zur Verwirklichung eines neuen inneren Programms, das bisher gebunden,, oder ungeweckte Kräfte zur Arbeit am Staate und inci Staate freimnchen und beleben soll. Im Deutschen Reich', finden diese Bestrebungen, die Kaiser Karl in seines Thronrede mit einem erfrischenden Bekenntnis zum Opti,- mismus in knappen Strichen gezeichnet hat, volles Ver­ständnis und aufrichtige Unterstützung; sind wir dockh davon überzeugt, daß nur ein starkes Oesterreich-Ungarns >vo die den Staat bejahenden Elemente sich um dem Herrscher scharen, sich selbst und uns Bürgschaften füü die Zukunft geben kann. Die Völker Kaiser Karls braucheist äußere Sicherheit und inneren Zusammenhalt, wenn sstz die schwierigen kulturellen Aufgaben, die ihrer mit dest Beendigung des Krieges warten, lösen wollen, aber wuc sind überzeugt, daß der jugendlich tatkräftige Herrschen seine ganze Persönlichkeit einsetzen wird, die durch di?> neuerlichen überraschenden Wendungen der österreichz- ungarischen Politik jetzt schon in den Vordergrund ge­rückten Fragen einer glücklichen Lösung zuzuführep, und so Oesterreich-Ungarn nicht nur glücklich durch den Krieg zu bringen, sondern ihn: auch zu einer allseitig befrie­digenden Neugestaltung zu verhelfen. K.

' * -

Der Empfang.

Heute vormittag 9 Uhr traf das österreichische Kaisef paar mit Gefolge, worunter sich der Erste Obersthof meister Prinz Hohenlohe-Schillingsfürst, sowie der Mini­ster des Aeußern Graf Czernin befanden, von München kommend zum Besuch des Königspaares ein. Am Balm- Hof hatten sich eingesnnden: Der König in österreichi­scher Generalsuniform mit seinem Gefolge, die Königin gleichfalls mit Gefolge, der württ. Thronfolger Herzog Albrecht und feine Brüder Herzog Ulrich und Herzog Robert, sämtliche in österreichischer Uniform, die Herzog­innen Philipp und Robert, die Söhne und Töchter des Herzogs Albrecht, Herzog Karl von Urach, die Prinzessin

von Schaumburg-Lippe, die Mitglieder der österrerchr- sckwn <Ä>-chnM> ,'i,R mit G raf N emes von-veg, dAin i-

sterpräfident Freiherr Dr. von

.Regierungsdirektor von Nickel, Oberbürgermeister Lauten' ichlager, Bürgerausschußobmann Dr. Wölz, Vertreter des hiesigen österreichisch-ungarischen Vereins. Der Himmel war bewölkt und es regnete leicht, als der Hofzug in langsamer Fahrt um 9 Uhr in die Bahnhofhalle einfuhr. Die Musik spielte den Präsentiermarsch. Mit schnellen Schritten entstieg der jugendliche Kaiser dem Zug und eilte aus den König zu. Die Begrüßung zwischen dem Kaiser- und Königspaar war überaus herzlich. Der Kaiser trug die Uniform seines Füsilier-Regiments Nr. 129 mit dem Zeichen eines Generalfeldmarschalls. Nach dem Ab- geh reiten der Ehrenkompagnie, die das Ersatz-Bataillon des Grenadier-Regiments dir. 119 stellte, begann die Vor­stellung der gegenseitigen Gefolge, wobei die lebhaft frische virt des jungen Kaiserpaars angenehm auffiel. Als iM Kaiser und der König im offenen Wagen durch die reich­geschmückten Straßen nach dem Residenzschloß fuhr, war der Jubel und die Freude der Bevölkerung, die sich zahl­reich eingcsunden hatte, überaus herzlich und kam in nicht enden wollenden Hochrufen zum Ausdruck. Der Kai­ser dankte sichtlich gerührt nach allen Seiten. Im Resi­denzschloß hat das Kaiserpaar in den Oldenburgern Zim­mern Wohnung genommen.

Das Frühstück im Residenzschloß.

Unter Fanfarenklängen betraten die Allerhöchsten Herrschaften den Weißen Saal, des Residenzschlosses, um das Frühstück einzunehmen. Der Kaiser führte die Köni­gin, der König die Kaiserin. In der Mitte der langen Tafel nahm das Kaiserpaar Platz. Rechts von der Kaiserin saß der König, links vom Kaiser die Königin, dann Herzog Albrecht.

Im Verlauf der Tafel hielt Kaiser Karl folgende Ansprache:

Für den herzlichen Empfanq wie auch insbesondere für )en gütigen Willkommgrusj, welchen Eure Majestät an Uns zu achten die Gnat- Kotten, bitte ich Meinen und der Kaiserin lesempsundenen Dank entgegcnnchmcn zu wollen. Eingedenk >er treuen Freundschaft, welche Eure Majestät Meinem Hause so-

Der Holzgras.

Eine oberbayerische Geschichte von H erma n n S ch m i d. 7 Forlsehimg. (Nachdruck verboten.)

Das ansehnliche Gebäude mit weißgetünchtem ge­dauertem Erdgeschoß, mit dem wetterbrauncn Holzge- ' ölke der obcrn Räume nnd dem breiten steinbeschwerten ache lag an sanft ansteigender Anhöhe ans einer kleinen

- rasigen Hochebene, nach Morgen und Mittag der Sonne eöffuet, gegen den rauhen Norden nnd den kalten Westen

aber, durch einen hohen waldigen Berg gedeckt, der das liebliche Asyl in seinen Schutz genommen zu haben schien, Me ein Vater das zu ihm geflüchtete Kind auf seinen Ohoß und zwischen seinen Knieen verbirgt. Der grüne, mit Bäumen bewachsene Abhang senkte sich nach drei Seiten allmählich und angenehm gegen den Talgrund rab, an der vierten,, der Straße' zugewendeten "Seite stürzte er plötzlich in eine senkrechte turmhohe Felswand ab, an deren Fuß Gebüsch und Trümmer erkennen ließen,

-, hier einmal ein Steinbrnch betrieben worden war. Dadurch ward der Anblick des Hofes noch eigentümlicher; was aber den angenehmen Eindruck desselben vollendete, war ein mächtiger alter Turm, mit einer Mauerkrone

ns seiner Rundung, der über der Felswand nnd so unter Bäumen versteckt stand, daß er zum Gehöfte selbst zu ge- 'wrcn schien. Dadurch gewann dasselbe das Ansehen Euer Burg, wie denn auch mancher wissen wollte, daß -a einmal ein Ritterschloß gestanden Und der Dnrncrhof >ann in die Trümmer hineingebant worden sei. Wieder indrc meinten aber, der runde Turm mit seinen nnge- wmren Quadern müsse noch viel älter sein und ans der Pit herstammen, in welcher die Römer überall in deut- Peii Landen ihre Wartburgen und Kastelle hingestellt ! !ten.

Auch beim nähern Hinzutreten erfüllte der Durncr- ws, was sein Anblick von der Ferne versprochen hatte, )enn überall waren die Spuren jener Ordnung und jener

reichen Bequemlichkeit sichtbar, welche die Folge und Be­gleitung der Wohlhabenheit sind. Alle Bäume waren an schöne Pfähle zierlich aufgebunden, alle Wege zum Gehöfte nnd tun dasselbe herum waren sauber und reinlich, nirgends wurde Unrat oder am ungehörigen Orte ein Stück Werlzeng sichtbar. Das Hais selbst stimmte damit vollkommen überein; alles darin spiegelte und glänzte, und die von den bäuerlichen Gewohnheiten der Umgebung äußerlich in nichts abweichende Einrich­tung unterschied sich doch dadurch, daß alles ans feineren .Holzarten gefertigt und mit besseren Stoffen bekleidet war. Der meiste nnd überraschendste Aufwand hatte stattgefnn- den, um den alten Turm wieder herzustellen und ein paar Gelasse dieselben wohnlich zu machen. Tie Gemächer darin waren natürlich nur eng, aber sie boten in ihrer unge- suchten und darum mit dem altertümlichen Wesen des Gebäudes übereinstimmenden Einrichtung und Ausschmük- knng einen Aufenthalt, wie ihn die Einbildungskraft eines Künstlers öder Dichters nur ersinnen konnte, als stillen Zufluchtsort für die stillen Stunden ihrer Schöpferzeit. Es sprach aus allem ein entschiedener Sinn, ein bestimmter Wille des Ungewöhnlichen nnd Bessern, nicht ahne unver­kennbare Zeichen des Bestrebens, mit beiden: zu prunken. Der letztere Umstand und die ungewöhnliche Stille nnd Einsamkeit des Ganzen mochte Ursache sein, daß sich bei längerem Verweilen zuletzt das Gefühl eines erkünstelten Zustandes nnd damit das Unbehagen einstellte. wclebes unvermeidlich ist, eine, wenn auch tüchtige Kraft, be­strebt ist, über das hinausziigehen was sie sein soll nnd sein kann. Ueber aller Fülle des Besitzes nnd allem Schmuck lagerte daher etwas, was die- wahre innere Freudigkeit nicht aufk-ommen ließ: man konnte die Be­wohner beneiden, aber man fühlte zugleich, daß in dem steten hastigen Schaffen nnd Bessern das Pflänzchen nicht zu wurzeln vermocht hatte, das vor allem eine Stille, möglichst unveränderte Scholle bedarf die Zufriedenheit.

' Wer daran noch gezweifelt hätte, mußte sich über­zeugen, wenn er an

stnbe des Erdgeschosses getreten wäre nnd die abgehärmte Miene beobachtet hätte, mU welcher die Bäuerin an dem glänzend gescheuerten großen Ecktisch saß. Der Aufent­halt in der huschen, würzigen Gebirgsluft hatte ihr nn- verkmubar gut getan, aber dennoch zeigte ihr Aussehen, daß es den Keim des Ueb-els in ihr nicht zu zerstören, sondern höchstens seine zerstörende Entwicklung mn einige Pulsschläge aufzuhalten vermöcht hätte. Ihr Gesicht und die mageren Hände waren mit jener Blässe bedeckt,- mit die Auszehrung ihre Opfer zu schmücken pflegt. Das Lämpchen brannte noch, selbst Heller als zuvor, aber es zehrte an den letzten Tropfen der Lebenskraft, und ein rascher Luftzug schien genügend, es Plötzlich zu erlöschen.

Tie Bäuerin war vollständig in tiefes Schwarz 'ge­kleidet: sie hätte nur die Augen zu schließen gebraucht, um für eine Töte zu gelten. Vor ihr lag ein größes Buch. es möchte Wohl Pater Köchems stoldner Him­melsschlüssel sein; die Frau sah Vor sich hin, und es war zweifelhaft, öb sie las öder den Worten des neben ihr sitzenden Mannes zuhörte.

Es war dies eine gv-oße Gestalt, deren Haltung mit dem mächtigen, wohlgepflegten Schnurr- nnd Kuebelbart den alten Soldaten verriet, auch wenn das rote Band im Knopfloch ihn nicht als solchen bezeichnet hätte.

Der Mann erhob sich jetzt.Und so müßt Ihr Euch in Gottes Namen mit dem Gedanken trösten, Frau Lo­derin," sagte er,daß Euer Martin dem Rufe unseres Königs getreu auf dem Felde der Ehre als ein braver Soldat und tüchtiger Chevauxlcgcr gefallen ist. Ich Hab' gewußt, daß Ihr nicht hinunter könnt in die Kirche, heute die Seelenmessen für ihn gelesen werden, nnd da Hab' ich's für meine Schuldigkeit gehalten, zu Euch herauf zu gehen nnd Euch ein tröstliches Wort zu sagen, als sein alter Wachtmeister und Kriegskamerad. .

Das ist ein trauriger Trost für ein Mutterherz." erwiderte die Frau tief aufseufzend, O

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