Aus Stadt und Land.

Calw, den 6. Iulk 1922.

Bolksschuldienftpriifung.

Auf Grund der am 7. Juni dS. IS. und den folgenden Tagen abgehaltenen Prüfung sind u. a. zur ständigen Anstellung an evgl. Volksschulen für befähigt erklärt worden: Eugen Claß von Ge» chingen OA. Calw, und Albert Reichardt von Decken- pfronn OA. Calw.

Feier des Calwer Bezirks-Bienenzllchter-Bereins.

Vergangenen Sonntag fand im Dreiß'schen Saale hier eine Feier des Jmkervereins unseres Bezirks statt. Dieselbe war verbunden mit einer kleinen Ausstellung von Honig, Wachs, Kunstwaben, Geräten und Bienenkästen. Die Imker des gan­zen Bezirks Calw hatten sich eingefunden, um das Jubiläum der 25jährigen Vorstandschaft ihres Vorstandes, Herrn Kauf­manns Knecht, zu feiern. Auch zahlreiche Gäste aus den Nachbarbezirken und aus dem Lands ivaren dazu erschienen. Zunächst begrüßte Herr Oberl. Mäckle, der Kassier des Ver­eins, die Versammlung und feierte in längerer Rede die Ver­dienste des Jubilars, wie er in den 38 Jahren seiner Borstand­schaft den Verein aus kleinen Anfängen zu der heutigen bedeu­tenden Mitgliederzahl heraufgebracht habe. Interessant war es, aus der Geschichte des Vereins zu erfahren, welche Fülle von Arbeit Herr Knecht als Vorstand geleistet hat, um durch Vor­träge in den Versammlungen und an Jmkerabenden die Mit­glieder in die Geheimnisse der Zmk-rer einzuführen und darin zu fördern. Als Dank des Vereins wurde dem Jubilar ein wertvolles Mikroskop überreicht, jenes Rüstzeug, das die wissen­schaftlich auf der Höhe stehende Imkerei nicht mehr entbehren kann im Kampf gegen die äußerst gefährlichen Vienenseuchen.

Vom Württ. Landesverein für Bienenzucht war das Vor­standsmitglied, Herr Oberlehrer Elsäßer-Zell erschienen und dankte Herrn Knecht im Namen des Landesvereins für seine treue, verdienstvolle Tätigkeit. Als Vorstand des Landwirtsch. Bezirksvereins Calw feierte Herr Din gl er die Tätigkeit von Herrn Knecht und würdigte des weiteren die große Bedeu­tung der Bienenzucht für den Obstbau und die Samenzucht. Nachdem noch Herr Stadtschultheiß Göhner im Namen der Stadt Calw gesprochen, dankte Herr Knecht allen Beteiligten mit bewegten Worten. Ein beifällig aufgenommenes Hoch auf Frau Knecht beschloß diesen Teil der Feier. Hierauf über­reichte der Verein allen Mitgliedern, welche ihm ununter­brochen 25 oder mehr Jahre angehören, eine Ehrenurkunde.

Im zweiten Teil der Tagung hielt Herr Oberl. Elsäßer einen Bortrag überGrößere Rentabilität in der Bienenzucht." Er berührte einleitend, daß die Bienenzucht heute dadurch in eine sehr schwierige Lage gekommen sei, daß ihre Hilfsmittel den Machen, beim Zucker sogar 12üfachen Friedenspreis erreicht habe«, die Bienenzüchter aber mit Rücksicht auf ihre bisherigen Abnehmer nicht gern über einen Preis von 50 bis 60 M. das Pfund hinausgingen. Er erörterte dann als bekannter Führer auf dem Gebiet der Bienenzucht und als alter, gewiegter Prak­tiker alle Mittel, mittelst deren eine Verbilligung der Honig­gewinnung möglich wäre. Zunächst ging er auf die Zuckerfrage ein. In diesem Punkt war schon vorher von Herrn Knecht fest­gestellt worden, daß gerade im Schwarzwald die Bienenvölker unter allen Umständen Zucker als Winterfutter bekommen müs­sen. da unser Honig als Winterfutter leicht die Ruhr der Bie­nen erzeugt, der häufig ganze Stände zum Opfer fallen. Der Redner brachte zum Ausdruck, daß nichts übrig bleiben werde, als daß die Imker im Herbst strenge Auslese unter ihren Völ­kern halten und jedes Volk, das im Honigertrag nicht voll be­friedigt habe, verschwinden lassen. Sodann ging er zu dem viel umstrittenen Gebiet der Nahmengröße und Kastenfrage über. Zusammenfassend war sein Urteil: Der Imker muß seine örtlichen Trachtverhältnisse kennen und danach das passende Maß wählen, ein großes für eine gute Tracht usw. Nachdem er noch seinedreietagige Ständerbeute" und die Betriebsweise derselben, das Wiedervereinigungsverfahren, besprochen hatte, gab er praktische Anweisungen zur Selbstanfertigung von Beu­ten und Zubehör. Reicher Beifall lohnte seinen lehrreichen

?8) Auf schiefer Ebene.

Roman von Johannes van Dewall.

Man erzählte sich die pikantesten und haarsträubendsten Ku­riosa über dieses Wochenbett, je nachdem die Laune der Bericht­erstatter mehr zum Witzeln oder zum Lästern neigte, die In­timen des Hauses bekamen seitdem den Beinamen:die Ge­vattern".

Wahlendorf war im Schlosse. Als man ihn rufen ließ, war alles bereits vorüber.

Er fand den Arzt bei seiner Frau, die spanische Zofe und sein kleines, winzig kleines Töchterchen, um welches sich eine schnell herzugeholte Wärterin bemühte

Seine erste Empfindung war die des Dankes gegen Gott und eine tiefe, ungeahnte Freude. Die Wärterin reichte ihm das kleine, zarte Geschöpf, er berührte vorsichtig mit seinen Lip­pen dessen Stirn und hätte dabei laut aufjauchzen mögen vor Dankbarkeit und Vaterglück.

Dann trat er an das Lager seiner Frau, ergriff deren Hand und küßte sie. Er küßte ihren sanften Gegendruck.

Wie selig wie hoffnungsvoll Wahlendorf in diesem Augen­blicke war, vermag keine Feder zu beschreiben. Er vergaß so­gar den großen Schlag darüber, welcher ihn getroffen hatte vor wenigen Tagen erst. Nur Mut! dachte er erhobenen Sin­nes, wenn Gott mir sie erhält und das kleine Wesen hier, wenn sie meine Bitten beherzigt (und sie wird es tun), dann wird alles gut werden.

In dieser Stimmung kam er zu den Majestäten und machte ihnen die Mitteilung von dem frohen Ereignis, fuhr er hinaus nach dem neuen Palais, um auch der Prinzeß Aurclie die An­zeige zu macheii, und zu den jungen Prinzen.

Amtliche Bekanntmachungen.

Verleihung des Feuerwehrdienstehrrnzeichens.

ES wird hiemit auf den Erlaß des Ministeriums des In.ern vom 1. November 1906 Nr. 11717 (Min.A.Bl. S. 321) betr. das Der* fahren bei Verleihung des Feuerwehrdienstehrenzeichens hingewiesen. Hienach sind diesbez. Anträge bis spätestens 15. August 1923 beim Oberamt einzuretchen.

Calw, den 4. Juli 1922. Oberamt: GöS.

Bekanntmachung des Oberverficherungsamts betreffend die Erhöhung der OrtslShne (Rcichsverficherungsordg. H 149).

Vom 30. Juni 1922 Nr. -1. 28. 294 (Staats-Anzeiger Nr. 151). Die am 17. Dezember 1921 neu festgesetzten Ortslöhne (Amtsbl. des Ministeriums des Jnnem 1921 S. 330) werden mit Rücksicht auf die fortschreitende Geldentwertung um 100 v. H. erhöht. ^

Vorstehende Aendemngen treten gemäß s 151 Abs. 2 RBO. zwei Monate nach ihrer Veröffentlichung (im Staatsanz.) in Kraft.

Pfleiderer.

Vortrag. Mit Befriedigung werden die Imker des Bezirks auf die schöne Tagung zurückblicken. Sch.

Wetter für Freitag und Samstag.

Der Hochdruck im Osten läßt weiter nach. Von Westen drin­gen Störungen nach Süddeutschland vor, unter deren Einfluß am Freitag und Samstag zahlreiche Gewitter, sonst aber trocke­nes und warmes Weiter zu erwarten sind.

Schwere Ausschreitungen auch in Hellbraun.

(SCB.) Heilbronn, 5. Juli. Gestern iwchmittag fand hier, wie in anderen Orten ein Demonstrationszug statt, der im all­gemeinen ruhig verlief. Nur an einer Stelle wurde versucht, eine Fahnenstange herunterzureiben. Ein Wachtmeister der städt. Polizei, der dagegen einschritt, wurde von den Demon­stranten schwer mißhandelt. Der Zug endigte mit einer Ver­sammlung auf dem Marktplatz, wobei zum Schluß von kom­munistischer Seite aufhetzende Reden gehalten wurden. Die Menge drohte das Rathaus zu stürmen und warf Fensterscheiben ein. Eine Deputation verlangte vom Stadtvorstand, daß die städt. Polizei ihre Pistolen abgeben sollte, was zunächst auch zu­gesagt wurde. Ein Eemeinderat, der zur Ruhe ermahnt hatte, wurde von der aufgeregten Menge als Verräter mißhandelt. Da die Lage gefahrdrohend wurde, griff die staatliche Ord­nungspolizei zusammen mit der städt. Schutzmannschaft ein und säuberte den Marktplatz, sowie die anstoßenden Straßen. Die Polizeiorgane waren dabei wiederholt schweren tätlichen Angriffen ausgesetzt, die sich bis Mitternacht hinzogen. Mehrere Polizeibeamte wurden verletzt.. Die Polizei war mehrmals genötigt, von der Waffe Gebrauch zu machen. Erst gegen 1 Uhr nachts herrschte in den Straßen Ruhe.

(SCB.) Heilbronn, 5. Juli. Stach Abschluß der offiziellen Demonstratio» kam es zu Ausschreitungen. Junge Burschen rissen die Fahnenstangen und Flaggenstöcke vor den Häusern nieder, zerbrachen sie und drohten mit weiteren Gewalttaten. Ein Polizeibeamter, der auf gütlichem Wege Einhalt zu tun versuchte, wurde mißhandelt, und der Revolver wurde ihm ent­rissen. Größere Haufen von Demonstranten zogen vor die Po­lizeiwache, wo sie die Dienstentlassung dieses Beamten und die Entwaffnung der Polizei forderten. Der Marktplatz mußte abends gesäubert werden, weil die Demonstranten sich auf keine Weise sich zum Weggehen bewegen ließen. Der eiserne Kilian unter der Rathaustreppe ist umgeworsen und zerstört worden. An mehreren Häusern der Stadt wurden die Hoflieferanten­schilder entfernt.

(SCB.) Heilbronn, 5. Juli. Bei den Ausschreitungen am Dienstag wurden insgesamt 11 Personen verletzt, darunter vier durch Schüsse und die übrigen durch Bierflaschen- und Stein­würfe. Der sozialdemokratische Gemeinderat Baßler wurde durch Hiebe und Tritte schwer mißhandelt, als er zur Ruhe mahnte. Die Fenster der Polizeiwache wurden eingeschlagen. Der Arbeiter-Samariterbund hatte eine Verbandsstelle einge­richtet. Fahndungsinspektor Kaiser wurde am Mittwoch früh

von Auflauernden niedergeschlagen und bewußtlos in sein«' Wohnung gebracht. Die Kommission unter Führung des Be­vollmächtigtender Menge und Arbeiter" unterbreitete dem Oberbürgermeister Weutinger folgende Forderungen: 1, Der Fahndungswachtmeister Schneider muß sofort entlassen wer­den, 2. die Schutzmannschaft darf heute und bei Tage überhaupt keine Waffen tragen. Die 100 Mann Schupo, Re lediglich mit Gummiknüppeln vorging und den Marktplatz säuberte, sperrte die Straßen auch durch spanische Reiter ab, weil die Menge gedroht hatte, morgen wieder zu kommen. Beruhigungsan­sprachen des Eemeinderats Buckel und des ALg. Ulrich waren ohne Erfolg. Erst nachts 1 Uhr waren die Straßen leer und die Ruhe hergestellt.

*

Gechingrn, 5. Jult. Begünstigt von herrlichem Wetter fand hier am Sonntag, den 2 Juli, die Einweihung des Krieger» denkmals statt. Um X2 Ubr sammelte sich ln der Gariensiraße ein stattlicher Fcsizng. Außer den hiesigen Vereinen vetejligten sich einige auswärtige Vereine oder Vertretungen von solchen. So von Atthengstett, Calw, Dachtel, Deckcnpsronn, MartinSmoos, Neubulach, Ostelsheim. Auch die Alt-Veteranen von hier, Alcheugstrtt und Ostels­heim waren vertreten Punkt 2 Uhr setzte sich der Fesizug unter Glockengeläuts und unter den Klängen eines Trauerinarfches des hiesigen Mustkvcrcins und der Tambours der Feuerwehr in Bewegung. Das herrliche Denkmal wuroe aufgestellt aus sein Kirchplatz, westlich von der Kirche, da wo einst der Friedhof war, wo viele Vorfahren der Gefallenen im ewigen Schlafe ruhen, wo Alt und Jung täglich vorüber kommt, da ist der würdige Platz für das Ehrenmal unserer gefallenen Helden. Dahin bewegte sich der Festzug. Durch den Ge- meindegesang mit MusikbegleitungMein Glaub' ist meines LebcnS Ruh " wurde die Feier am Denkmal elngeleitei. Ortsvorsteher Schmidt erösfnete die Feier, worauf der Schöpfer und Erbauer des Denkmals. Kunstbildhauer Gläser aus Stuttgart sein Werk der Gemeinde übergab und enthüllte. Auf einem schlichten Aufbau zeigt es einen von der Meute zu Tod gehetzten Hirsch, als Sinnbild der Treue, unter sich den Stahlhelm eines Kriegers. Zwischen den Geweihstangen ist der Reichsadler angebracht, zur Verkörperung der Einigkeit und Zugehörigkeit zum Reich. Auf der Ost- und West­seite sind die Namen der 49 Gefallenen (von 210 Ausmarschierten), sowie das Geburts- und Todesjahr derselben zu lesen. Auf der Vor­derseite trägt das Denkmal die InschriftUnfern Helden Im Weltkrieg 19141918; auf der RückseiteIn Treue und Dankbarkeit die Ge­meinde". Das ganze ist aus Crailsheimcr ^Muschelkalk hergestellt. Ein­gefriedet von jungen Tannen darf sich das Denkmal würdig an die Seite der andern Kriegerdenkmale des Bezirks stellen und macht sei­nem Erbauer alle Ehre. Nach der Enthüllung spielte der Musikverem Wir liebten uns wie Brüder", worauf die Nebernahme des Denk­mals durch den Ortsvorsteher erfolgte. Als äußerliches Zeichen der Trauer und Dankbarkeit legte er den gefallenen Söhnen der Gemeinde einen Kranz am Ehrenmal nieder. Unter der bewährten Leitung von Haupllehrer Baicr-Dachtel sang der Liederkranz Gechingen den ChorWie sie so sanft ruhn". Herr Dekan Zeller-Calw hielt hierauf in ergreifenden Worten eine eindrucksvoll« Festrede. Durch den SchülerchorMorgenrot" und durch den Vortrag einiger Gedichte beteiligte sich auch die Schuljugend in geeigneter Weise an der Ein­weihungsfeier. Es erfolgte noch eine Reihe kleinerer Ansprachen nick» Kranzniederlegungen. Im Namen des Bezirksvereins des Württ. Kriegerbundes sprach Bezirksobmann Oberreallehrer Küchle-Ealw und legte einen vom Kriegerverein Martinsmoos geschickten Kranz nieder. Weiter wurden je mit Ansprachen ein Kranz niedergelegt: im Namen der Alt-Veteranen von Alt-Veteran Ferd. Geh ring

hier, im Namen des Kriegervereins von Maurermeister Morgen- tHaler hier, für die Gefallenen des Gesangvereins von Vereins- Vorstand Schaible hier, für die Gefallenen von der freiw. Feuer­wehr von Feuerwehrhauptmann Gehrtng hier. Als Nettester der

hies. Ausmarschierten sprach Kaufmann Vöhringer im Namen der Kriegsteilnehmer aus der Gemeinde und legte ebenfalls einen Kranz nieder. Nach dem Chor des LiedcrkranzesIch hatt' einen Kameraden" hielt der Ortsgeistliche, Pfarrer Grundgeiger, die Schlußansprache, und durch den GemeindegesangMag auch die Liebe weinen" fand die würdige Feier ihren Abschluß.

Er fand Prinzeß Aurelie mit ihren beiden Hofdamen am Klavier.

Sie erbleichte ein wenig Gräfin Martha bemerkte es mit Unwillen sprach aber dann ihrem, ehemaligen Geliebjen ihren Glückwunsch ruhig und herzlich aus, so daß ein Unein­geweihter nicht ahnen konnte, was in ihrem Herzen vorging in dieser Minute, wie alle die alten Empfindungen und Schmer­zen in ihrer Brust noch einmal wach wurden.

Aber auch die Vaterfreude Wahlendorfs sollte bald ge­trübt werden durch das unverständige Wesen seiner Frau und durch die allerhand Mitteilungen, welche bis zu ihm drangen, wie der Duft einer Pflanze zu den Sinnen der Menschen er wußte selbst nicht woher.

Anstatt sich nämlich über das zarte Wesen, welchem sie das Dasein gegeben hatte, zu freuen, wie andere Mütter, empfand Mariquita gleich vom ersten Tage an eine beinahe unüber­windliche Abscheu gegen ihr Kind, weil es kein Knabe war, dachte Wahlendorf, sie entschuldigend.

Gleich als man das zarte Geschöpf, welches kaum das Licht der Welt erblickt hatte, Mariquita reichte, stieß sie dasselbe bei­nahe erschrocken zurück. Mit Entsetzen sah sie dasselbe an und über ihre Lippen kam ein spanischer Ausruf, welchen nur Pe­pita verstand.

Und so blieb es die Mutter hatte eine seltsame innere > Abneigung gegen das Kind von der ersten Stunde seiner Ge- ' burt an und sollte ihm fremd bleiben ihr ganzes Leben hin­durch. Man kann sich denken, wie Wahlendorf hierüber erschrak und wie er sich grämte. Dazu kam noch die seltsame Art, wie Mariquita die kleine Josephine warten ließ: auf einer Matratze, ohne Kopfkissen und Wickel, mußte das Würmchen liegen, und schrie es, so ließ man es schreien, bis es von selbst

wieder still wurde. Die Mutter meinte, das sei bei ihr daheim die übliche Art, die Kinder auszuziehen, dieselben würden groß und stark dabei das sei spanische Sitte. Die deutschen Müt­ter seien albern und verwöhnten ihre Kinder. Mahlendorf mochte sagen, was er wollte, Mariquita blieb mit einem Starr­sinn ohnegleichen bei ihrem Willen.

Dafür aber saß sie, nach einer Woche schon, wieder mit den Gevattern des Morgens zusammen beim Spiele. Wahlendorfs Geduld war fast erschöpft. Nur mit der größten Mühe hielt er noch an sich, nur in Rücksicht auf den Zustand seiner Frau, aber es gärte in ihm.

Eines Tages faßte er sich ein Herz.

Die Königin hatte eine leise, mahnende Bemerkung zu ihm gemacht über das, was ihr von jenen seltsamen Dingen zu Ohren gekommen war. Sie hatte ihm schonend zu verstehen gegeben, daß er zu nachsichtig sei, daß ein Mann in seinem Hause sich das Szepter nicht aus den Händen nehmen lassen dürfte. Diese Worte waren im höchsten Maße zart und rück­sichtsvoll, aber doch immerhin verständlich gesprochen worden.

Dazu kam noch dasjenige, was, wie vorhin schon erwähnt, bis zu ihm drang von allen Seiten her, die Beurteilung, deren seine eigene Person und die Extravaganz seiner Frau ausgesetzt waren im Publikum. Er hatte dabei das Gefühl, als sänke er in der Achtung der Menschen, er, der stolze, gefeierte Wah- lendorf. Einige Bemerkungen der Frau von Bodmar, noch, ganz in seiner Nähe geflüstert kurzum, Wahlendorf faßte endlich den festen Entschluß, mit seiner Frau zu sprechen und eine Aenderung herbeizuführen.

Er machte sich Vo-rwürse. Er war zu nachsichtig gewesen, ein wahrer Freund zeigt den Spiegel und schmeichelt nicht. Hundertmal hatte er gegen seine bessere Ueberzeugung nach».