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FreMag. de« SO. April 1S1V.
34. Iahrgarrg
Kriegschronik 1916
2 <r. April: 3m Dpernbogen drangen deutsch« Patrouillen ir die englischen Gräben ein und machten über K)v Gefangene.
- Sehr starke französisch« Angriffe im Eailette-Wald, d» unter schweren blutigen Verlusten für den Feind abgcwicser wurden.
— In der Woevre-Ebene und auf der Lote, südöstlich vor Bsrdun, lebhafter Artillcriekampf.
— Die Italiener setzten sich in den Besitz des Gipfele Col dr Lana.
— Die Lage der Engländer in Kut-es-Amara wird immer mißlicher. Die Schlacht am Tscheruk nimmt einen heftigen Charakter an.
— Der amerikanisch« Botschafter Gerard überreicht die Antwortnote der amerikanischen Regierung in Sachen des Unterseeboots-Kriegs in Berlin.
Das amerikanische Kapital.
Ein genauer Kenner Amerikas, Baurat G. Th. H o e ch, der bis zur Jahrhundertwende in hervorragenden Stellen in den Vereinigten Staaten tätig war, teilt der „Deutschen Tageszeitung" mit:
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika veranstalten alle zehn Jahre einen Zensus (Schätzung), dessen Ergebnisse in dicken Bänden veröffentlicht werden. Besonders wird die Zunahme aller wirtschaftlichen Werte während der Jahrzehnte aufgezählt. In dieser Darlegung des Nationalvermögens wird aber nichts gesagt von fremden Kapitalien, die im Lande angelegt wurden. Wie groß diese sind, kann man nur ahnen aus dem Umstande, daß an der Neuyorker Börse keine ausländischen Wertpapiere gehandelt, und jahrzehntelang die Einführung der Silberwährung, d. h. die Verkleinerung der Nationalschulden auf die Hälfte, eifrigst betrieben wurde.
Moreton Frewen, der Vizepräsident der Englischen Silberliga, hatte 1895 in den Vereinigten Staaten den Fortschritt der dortigen Silberbewegung untersucht. Er hielt dann einen Vortrag über die Silberwährung und nannte darin die Vereintsten Staaten die größte
Schuldnernation d e r W c l t. Nach Ermittlung bei den Neuyorker Bankhäusern müßten die Vereinigten Staa- / ten jährlich 400 Millionen Dollar an Zinsen nach Europa senden.
Die Vereinigten Staaten hätten mit riesigem Vor teil die Silb er w äh ru n g einführcn können, wenn sie nicht so sehr verschuldet wären und fortdauernd neuer Kapitalien bedurft hätten. Diese wären bei Annahme der Silberwährung ausgeblieben, und der allgemeine Bankerott eingetreten. Schon wenn die aktive Handelsbilanz der Vereinigten Staaten unter 400 Millionen Dollar fällt, werden die Zinsen der Europäer in neuen Aktien, welche die Jankees stets reichlich bereit halten, nicht mehr angelegt, und bald kommt ein neuer Krach. Von dem Geldmangel in den Bereinigten Staaten zu Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs haben die Deutschen keinen annähernden Begriff. Die Wichtigkeit des Kapitals kennt jeder Stiefelputzer in Amerika; diese Erkenntnis hemmt dort auch die Ausbreitung der Sozialdemokratie, welche in Deutschland das Kapital als etwas gegebenes, stets vorhandenes annimmt.
Allgemein gültig ist ein Ausspruch von Henry Billard oder Heinrich Hilgard aus der Pfalz, dem zweimaligen Präsidenten der Northern-Pacific-Bahn: „Amerika hat nur Geld, um ein Unternehmen einzuleiten; zur Durchführung muß Europa kommen." Dies hat leider zu den großen Anlagen alles Geld gegeben und dann teils durch trügerische Gesetzgebung verloren. Den Amerikanern selbst gehören nur die Petr oleum quellen ihres Landes, abm nicht die Kohlen-, Gold-, Silberund Kupferbergwerke, nicht die Eisenbahnen, Wolken kratzer und Fabriken. Deren Aktien sind in überwiegendem Maße in England, dann in Deutschland, Frank reich, Holland und Belgien untergebracht. Mindestens ihre Zinsen werden zu Zeiten guter Geschäfte in den Vereinigten Staaten neu angelegt, aber zu Zeiten des Niedergangs eingezogen. Dann treten die großen Goldverschiffungen ein.
Als einmal der Direktor Cramp der größten Schiffswerft in Philadelphia eine Rede mit den Worten begann: „Die größten Kolonien Englands sind Indien und die Vereinigten Staaten", da wurde es bekannt, daß auch
Vietkelm von Lucksnberg.
Schwarzwülder Dorfgeschichte von Berthold Auerbach.
41) (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Der Richter stellte fast nur noch der Form wegen einige Nachforschungen an, dann fragte er Diethelm zuletzt, ob er in bezug auf feine Haft noch etwas zu wünschen oder zu klagen habe. Diethelm erwiderte, daß er den Advokat Rothmann sich zum Rechtsbeistand nehmen wolle. Als der Richter hierauf entgeguete, daß dieser im Aufträge der Fahrnisversicherung sein Ankläger sei, schloß Diethelm:
„Daun will ich gar keinen Advokaten. Ich Hab' aber noch eine Bitt', ich schäm' mich fast, sie zu sagen: man hat mir die Hosenträger genommen, damit ich mich nicht dran aufhänge, und ohne die Hosenträger ist mir's immer, als ob niir der Leib auseinanderfallen tät."
Der Richter klingelte dem Amtsdiener und bekahl chm, daS Gewünschte Diethelm wieder zurückzugeben. Der Amtsdiener meldete leise etwas, und der Richter sagte:
„Diethelm, Ihr könnt Eure Frau und Eure Tochter wenn Ihr versprecht, nichts von Eurer Anklage mit ihnen zu reden."
'--Diethelm versprach und blieb auf dein Stuhl sitzen, it '-scheuest lMcklingen trat Martha ein, Franz aber drang ihr vorauf,'undMpeckte dem Vater beide Hände entgegen. Dicckheliit qchütteMsie^wacker und reichte dann ri: andere Hand seiner'FrauDdiIerMer bald zurückzoq, um sich eine Träne abzuwischenM§ranMbLxjchtete, daß Oe mit der Mutter in der Post wohsDUMerMtichter befahl, daß Diethelm abgeführt kein
Wort mit den Seinigen und ging von dannen.^^
Der Richter sagte nun Martha, daß er sie auch gleich verhören wolle, da sie nun da sei; er bot ihr den l^tuhl an, den Diethelm soeben verlassen, sie setzte sich und legte die Hände ineinander. Sie bat, ob nicht ihre (vränz bei ihr bleiben dürfe, der Richter verneinte dies mit Bedauern, Fränz könne indes im Vorzimmer warten.
, Martha preßte die gefalteten Hände wie zu einem
Dankgebct zusammen, als ihr der Amtmann die schön- menschliche Gesetzesbestimmung erklärte, daß ein Angehöriger keinen Zeugeneid zu leisten habe und es überhaupt seinem Belieben anheimgestellt sei, Zeugnis al>- zulegeu oder zu verweigern. Martha erklärte sich für ersteres, teils in der Hoffnung, ihrem Manne zu nützen, teils auch, weil sie den Mut nicht hatte, ohne Red' und Antwort das bestellte Gericht zu verlassen.
Martha war so offenbar ein Bild des ausrichligen Jammers, daß der Richter sie nicht mit verwickelten Fragen quälen wollte. Sie konnte mit Fug beteuern, daß sie von der Handelschaft ihres Mannes fast gar keine Einsicht hatte, und als auf ihren Ehezwist wegen der Großtuerei und Verschwendung Tiethelms die Rede kam, glaubte sic, daß Gott es ihr verzeihen müsse, wenn sie das nicht unter die Welt kommen lasse; sie bestritt daher jeden ehelichen Zwist und lobte ihren Mann aus Herzensgrund. Der Richter ging bald hiervon ab und fragte:
„Ist nie zwischen Euch und Eurem Manne davon die Rede gewesen, daß er brandstiften will?"
Martha war's, als schlügen ihr Flammen ins Gesicht. Was sollte sie darauf antworten? Zwar hatte damals am Versicherungstagc Diethelm die Sonne zum Zeugen angerufen, daß sie ihn mehr erwärmen solle, wenn er einen solchen Gedanken habe, aber wenn sie das bekannte, wer weiß, was daraus gemacht wird? Aber sie hat doch versprochen, die Wahrheit zu bekennen. Zweimal ließ sich Martha die Frage wiederholen, und schon stand ihr das Bekenntnis auf der Zunge, aber sie schluckte die Worte hinab, und matt die Hände in den Schoß sinken lassend, sagte sie:
„Nein, nie, niemals."
lieber Medard befragt, erklärte sie, daß er ihrem Mann schon lange gram war, weil er ihm manchmal im Zorn das Zuchthaus vorgeworfen, und der Medard fei ohnedies aussätzig gegen den Meister gewesen, weil er seinen Bruder, den er lieb hatte, nicht vom Militär los- gekaust habe; gegen sie aber sei er immer gut gewesen, er habe ztvar manchmal Veruntreuungen gemacht, aber die könnten einmal die Schäfer nicht lassen. Wartha
vre Crampsche Schiffswerft englischer Besitz war. Von den Bethlehem-Stahlwerken für Panzerplatten usw., deren Präsident der deutsch-amerikanische frühere Bierwirt Schwab ist, sind 20 Prozent der Aktien sogar im Besitz von Deutschen. Aber die 2000 reichsten Familien Englands besitzen den größten Teil der Vereinigten Staaten und die halbe Welt. Sie verdienen überall und in jedem Kriege, wenn auch der englische Staat mit Schulden übe--« bürdet wird.
Beachtet man, daß die no rd am er ika ni s ch e n Fabriken englischer Besitz sind, so kann inan die rege Munitions- und Waffenherstellung verstehen. Hätte diese der englandfreundliche Wilson entsprechend seinem geäußerten Friedensdrange verhindern wollen, >o wären die Arbeiter wieder brotlos geworden. Unter seiner Schaukelpolitik haben die Agenten, Arbeiter, Fabrikbcnin- ten und Eisenbahnbediensteten gut verdient und mehr Geld ausgegeben. Die hohen Dividenden der Fahck. n jedoch sind in die Taschen der englischen Aktien^!: ee geflossen bzw. von ihnen in den Vereinigten Stamm neu angelegt worden. Jedenfalls wurden diese Gelber in den Vereinigten Staaten verrechnet und um, m m; daraus konnte Pierpont Morgan, der erste Vertrete, der englischen Kapitalisten, die großen Anleihen zur Beza,;--, lung der Lieferungen für die Ententestaaten ausbrümm. Die Uankees sind nicht die Geldgeber, sondern die Wechsler, und Neuyork gleichsam das Clearing.; uw unserer Kriegsgegner.
Tie Zinsenlast der Vereinigten Staaten hat sich Volk i895 bis 1914 sicherlich durch Wiederanlage der europäischen Einnahmen über 400 Mill. Dollar hinaus vergrößert. Würden die sehr großen Gewinne der englischen Fabriken in den Vereinigten Staaten aus den Kricgslieferungen an die Ententestaaten ausgelieheu und nicht in den Bereinigten Staaten angelegt, so wäre dies als günstig für das Land im Laufe der Zeit zu erachten. Not vor allem tut den Vereinigten Staaten, ihre Volkswirtschaft durch Sparsamkeit auf eigene Füße zu ste! cu.
Diese interessanten Ausführungen lassen die po! To, Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von Englam. ohne weiteres erklärlich erscheinen; und tvenn auch zu berücksichtigen ist, daß die Krieaskomunktur einen großen Teil
unterschrieb das Protokoll und wankte hinaus zu ihrer Tochter. Im Amthause sprach sie kein Wort mehr, aus der Straße aber sagte sie:
„Das sind Seelenverderber, die Amtleute, da drolm haben sie nur das Herz ausgeschnitten."
Fränz suchte die ungemein erregte Mutter zu beruhigen, so gut sie konnte, aber noch im Schlafe ichric Martha oft wild auf und warf sich im Bette hin und her.
Diethelm war indes mit triumphierendem Stolz iu sein Gefängnis zurückgekehrt. Von aller Untat war keine Erinnerung in ihm; er gedachte nur seines Sieges, wic es ihm gelungen war, sich so hinzustcllen, daß der Richter ihm fast Abbitte tun mußte. Seine Verteidigung mar nun festgegründet, dort stand sie verzeichnet und konnte nicht mehr ausgclöscht werden. Diethelm freute sich über sich selbst, er hatte gar nicht gewußt -k':d erst jetzt erfahren, welch ein Macht ihm iunewohntc. Du wärst ein großer Mann geworden, sagte er sich, wenn du auf dem rechten Platz stündest ,es haben andere schon viel Acrgeres getan und sind doch ruhmvoll durch die Welt gegangen. Jetzt fang' ich das Leben von vorn an. Ich will ihnen zeigen, wer der Diethelm ist.
Der Amtsdiencr, der das Gewünschte Diethelm übergab, freute sich oft seines Frohmutes und erklärte schlau:
„Ich Hab' Euch nur wie einen gemeinen VeWrecher behandelt, damit man kein Mißtrauen in mich haben soll, weil wir so nah verwandt werden. Ich hab's wohl gewußt, daß Ihr ein unschuldiger Ehrenmann seio. aus dm wir stolz sein können. Im Gesicht vom Amtsrichter ist deutlich geschrieben gestanden: der ist freigespcoclien. Es kann noch ein paar Tag dauern, aber gewiß ist's. da verlaßt Euch drauf. Ich versteh' das."
Wie nach einer vollbrachten Großtat streckte sich Diethelm auf die Pritsche, er befahl noch, tüchtig eiinn- heizen, denn es fror ihn noch immer so mörderlich; wollte ihm auch manchmal ein Gedanke dessen kommen, was er getan, er verscheuchte ihn und schlief ruhig ein.
Tief in der Nacht aber wurde er aufgeweckt, und im Scheine einer Blendlaterne standen zivei Männer vor ihm.
(Fortsetzung folgt.) . - ,