M ED
M LrMter vom schwsrjwM / Erste Tsgesreitüng 8es Ebetsmw ßleumdnrg
Erscheint Werktags
Telephon Air. 41
VerkiiliWulMdlal! öer Eömgl. foWmter Rillldsö, Meistern xrr.
r VegrUgebShr k« der Stadt rjletteiiBal. W .1 .^m«iaUi>ii «r. M. !/Sli;eigen nur s.pfg., »an oLswürts 10 pfg.,' dir NriassaMgr!
Kr. 75
Fr-Uag. de« 30 Mar; 1017.
34. Jahrgang
V ^riegschronik 1816 K
3U. Mürz^ Westlich her Maas machten die Franzosen vergeßliche Anstrengungen, ihre verlorenen Stellungen hei Au»
. conrt ipieder zu erobern.
-- Die Russen liehen von ihren Angriffen ah.
^ Am Brstckenkopj von Gorz heftige Kämpfe: die Oestrr- retcher »ahmen 330 Italiener gefangen.
Admiral von Capelle über den Tanchbootkrieg.
--c Berlin, 28. März. Im Hauptausschuß des Reichstags machte- Aute der Staatssekretär des Reichsmarinc- amtes von Castelle vertrauliche Ausführung g e u über" den Tauchbootkrieg, aus denen erhellt, daß alle Erwartungen sich bisher in vollem Umfange- erfüllt haben. Alle in den feindlichen und auch in einem Teil der neutralen Blätter enthaltenen Angaben über die Vernichtung von zahlreichen Tauchbooten seien erfunden. Die Verluste hielten sich im Gegenteil an der nuferen Grenze dessen, was die Marine von Anfang an in ihre Berechnungen eingestellt Hätte. Der Awntzuwachs an Tauchbooten übertresfe in den Monaten -Februar und März die. Verluste bei weftem. Für-' di'e'Gesamtzahl der, Boote käme die Zahl der veo loiPr'gegangenen Tauchboote überhaupt nicht in 'Betracht-.' Unsere Gegner machten allerdings die größ e r
AnMtMgmigiM, ver TäUchbootsgcsahr Herr zu werden. Wkitir' diese mit Rfdeü im Parlament und Geschrei in ^>ey, Zeitungen überwunden werden könnte, dann wäre si« allerdings, schon überwunden. Auch der Monat März habe " sich nach den bisherigen Meldungen sehr gut angs- lasselß trotzdech bereits seht überall im Sperrgebiet eiu jühibaret Rückgang der Schiffahrt eingetreteu sei und die Tauchboote sehr viel weniger Schisse antra eu. Letzteres sei in der Hauptsache dem Verhalten der Neutralen zuZnschrWen. 'Die Marine Habe es sehr begrüßt, saß hie neutrale SchK-hrt' das Svärraebiet meide. Neu
trale schiffe zu versenken, sei für unsere Streitkrästc schmerzlich, eine harte, aber unbedingte Notwendigkeit.
! Die Marine "osfe, daß ihre eindringliche Warnung. Das Sperrgebiet zu meiden, in immer steigendem Maße ftn neutralen Schiisahrtslreisen.Verständnis und Beachtuno. .finden werde. Jnsere Feinde, vor alem England, verbuchten mit allen Mitteln, mit Zwang und Schikane, s mit Forderungen und Versprechungen, mit Verheimlichungen und Verschleierungen der Schifssverlufie, mit falschen Angaben über versenkte deutsche Tauchboote du ^Neutralen zu bewegen, weiter d'e Misuhr nach England saufrechtzueryalten und ihre Haut für sie zu Markt zu Fragen. Am 22. Februar, habe der englische Mar in 'minister Carson im Parlament erklärt, niemals würde er sich dazu verstehen, Verluste zu verheimlichen. W> mige Tage später aber habe er die Ve.össentlichung eingestellt. Der Grund liege klar auf der Hand. Wir könnten uns begnügen, die Tatsachen sprechen zu lassen. Me Neutralen hätten selbst. zu entscheiden. Wir müßten und könnten künftig mit aller Rahe Drei: weiteren Entschließungen entgegensetzen. In der Marine sei alles davoü durchdrungen, vom Flottenchef aN, der mir seinen Streitkräften hinter ce i Tauchbooten 'stchide und ihnen Bewegungssreiheit und Aus- dehnuligstt'.ögUchkeit sicherte, bis zum jüngsten Matrosen und Heizer, daß die übernommene Ausgabe auch bis zum siegreichen Ende dnrchgeführt würde. ch .
Der Weltkrieg.
WTB. Grytz.es Hott P sqriartwr, 28. März Amtlich.) Westlicher Krie sscharrplah :
... Lebhafter Gesi.ü ü inps zwischen Lens und Arras, i der auch nachts anhielt. -
! An einem gestern vvr-Tagesnnbruch sich enfplimen-- ! de'ii Gefecht bei'C'r o i s it 1 es und Ecoust-°St. Mein (nordöstlich von Bapaume) .verloren die Engländer außer zahlreichen Toten durch Vorstöße unserer Sicherungen l Offizier und 54 Mann als Gefangene. . . ,
In der Champagne schlugen meh-rer: im Laufe des-FLaaes unMrnommene Anarisfe oer Fraazo.en zur
Wiedergewinnung der ihnen entrisssneu Grüvea verlustreich fehl.
Auf dem linken Maasufer vereitelte gestern unser Abwehrfeuer sich gegen die Höhe 504 vorbereitende französische Vorstöße; heute.morgen scheiwue ein ans breiter Front vorbereitender Angriff im Feuer, an einer Stelle durch Gegenstoß.
Oestlich von Verdun schossen unsere Fl'eger zwei Fesselballons ab. In Lustiampfen und durch Abwehrfeuer sind 4 Flugzeuge der Gegner zum Äb.mrz gebracht worden. -Km.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Am Wesentlichen Ruhe. r M -
Mazedonische Front:
Die Lage ist unverändert.
Der Erste Generalquarticrmeister: Ludeudorff.
*
Durch heftigen Geschützlamps nördlich der neuen Fronr, zwischen. Lens und Arras, suchen die Engländer wieder die Aufmerksamkeit von ihrer Front,ma- bildung zwischen Äncre und Somme abznziehen. Das Heranziehen der Truppen geschieht, wie schon bemrkt, ziemlich langsam, weil die größten Schwierigkeiten dabei zu überwinden sind. Die Vorhut auf der einen und die Nachhut auf der andern Seite kiefern sich beständig Gefechte, mit dem fast immer gleich bleibenden Ergebnis, daß die Deutschen sich langsam um ein kleines strick zurückziehen, gelegentlich auch einen unvernm- leten Vorstoß machen, während auf der andern Seils der Feind ebenso langsam vorrückt, aber immer unter sehr beträchtlichen Verlaßen. — In der Champagne- südlich von Ripont wurde lebhaft gekämpft, als die Franzosen den vergeblichen Versuch machten, di« am Mittwoch verlorene Stellung wieder zu gewinn«,!. "Lints der Maas beabsichtigen die Franzosen am Süoabhang der Höhe 304 einen umfassenden Angriff, der aber unter kräftigem'Artilleriefeuer und in scharfem Gegenstoß 'chei- tertc.
Im Siebenbürgischen Randgebirge wurde die Frontruhe durch einen neuerlichen Sturmangriff gäliziicher Reaimenter zwischen Csobanyos und Sultate unterbro-
-Metketm ^on Wuckenderg.
Schwarzwülder Dorfgeschichte von Berthold Auerbach.
L4« (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.,
- Der Reppenberger entschlief bald, aber Tiethelm wurde von mühsamen Gedanken wach gehalten. Zinn Snxftuc verlausen und vor den Leuten sich höchlich' darob freuen, aber vor der Ablieferung noch alles in die Luft-svrengen und imik der hohen Versicherungsstliume' sich-wioLcr.frisch flott machen das' ivar die Bestim- inünst,/ vis endlich, so fest'stand, als wäre sie gar nicht die Geburt seines-eigenen Entschlusses; und so ruhig ward er Wabei,- daß er die Peitsche neben sich steckte und die des Weges'gewohnten Pferde laufen ließ und in Schlaf versank wie ein Kind nach dem Nachtgebet. In Unter- tailfingen vor dem-Wirtshaus hielten die Pferde au, und Tiethetm erwachte; taumelnd schaute er auf und mußte sich-besinnen, wv er war, und im ersten Augenblick erschien die weißvcrhüllte Gestalt neben ihm wie eiwGespenst .Im Dorfe schlief alles, und niemand be- mexite das Anhalten eines Fühnverles, nur Reppenberger erwachte, als Diethelm mit einem plötzlichen Rück im gestreckten,.Trab'davonsuhr. -
^,Wenn ich nur- so 'ein' Kütschle hält'- wie du," sagte ter RepMberger, „wenn ich meine siebzig Jahre da l üben so Enmfahren könnt', könnten sie meinetwegen in der andern Welt mit mir machen, was sie wollen." lind wie nnn Diethelm immer weiter sein Glück preisen Werte,, und wie der- Reppenberger erzählte, welch ein elendes Leben er führe, empfand Diethelm immer mehr ein Wvhlgcft'ihl, daß er den Mut und den rechten Weg gefunden hübe, sich eine heitere, sorgenfreie Zukunft zu sickern. Ms der ReppeiibxriMcheine Pfeife gestopft hatte und Wt,Feue.r..schlug^siel. Diethelm .im Anschauen der :. , isteilsten Fnnllm der Traum ein, den er soeben gehabt:
ging über eine große weite Heide, und es regnete ivuicken,'sie flogen ihm. ins Gesicht und auf den blauen A.lniel, aber sic zündeten nicht, und er'ging darunter kckmeg, als wären es Schneeflocken, und tveiter hinaus in der Ebene standen Funkensäulen und strömten au'
und Nieder, und plötzlich stand.sein Vater vor ihm und sagte lächelnd: es regnet Geld — da hielten die Pferde an, dahin war das Traumgesicht.
Träume gelten zwar nichts, sagte sich Diethelm, aber dieser hatte doch eine gute Vorbedeutung,
Am Waldhorn in Buchenberg stieg der Reppenberger ab, und lustig knallend fuhr Diethelm nach seinem Haus und erzählte der Frau, daß' der gute Schick mm iu diesen Tagen cintrete und alle Wolle so viel als verkauft sei.
„Gott Lob' und Dank!" rief die Frau die Hände ineiuauderschlagend, „ich Hab' dir's nicht sagen wollen, daß mir's immer-gewesen ist, wie wenn die Teck' und alles, was daraus ist, mir auf ,dem Kops liege. , „Mir auch," sagte Tier Helm zutraulich, und schnell dachte er jetzt iu dieser Heiteren, arglosen Stimmung Vorsorge zu'treffen mW er fuhr fort: „Ich Hab' immer Bangen gehabt, es geht einmal ein Feuer aus, und der Teufel hat doch sein Spiet, und wenn auch das Sach versichert ist, was nutzt das, wenn eins von uns um- käm', und da Hab' ich mir schon oft gedacht, da 'zu dem Fenster 'nansspringeu tut man sich keinen Schaden, weil der Dnnghaufen da ist."
„Red so was nicht, das heißt Gott versuchen," wehrte . die Frau ab, und Diethelm erklärte, daß das nur ein vorübergehender Gedanke war; innerlich aber fühlte er sich erleick'tert, seiner Frau den Weg gezeigt zu haben, weim er sie nicht vorher au? dem Hause bringen konnte; denn durch ihn allein, von keiner andern Menschenseele gekannt, sollte die Tat geschehen.
Heute machte Diethelm - keinen Versuch mehr, den Inhalt des Kutschcnsitzes 'zu verstreuen, er freute sich' des fallenden Schnees, der die Halbkutsche in der Scheune ließ' und den Schlitten znr Verwendung brachte.
Am Morgen fühlte Ti.-tbelm noch einmal ein Bangen über seinen Vorsatz, und doch war's ihm, als hätte er'jemand das Versprechen gegeben, ihn zu vull- sühren. Eben wollte er die geweihte Kerze in das Pfarrhaus schicken, als seine Brudcrstochter aus Letzwciler ankam. Noch bevor sie ein Wort reden konnte, weinte sie taut und erklärte endlich, daß man in G. sage, Diethelm
werde ihr keine Aussteuer geben, die Hochzeit uich: statt- finden und sie im Elend bleiben. Man konnte nicht herausbringen, woher das Gerücht gekommen war, und das Mädchen, das immer auf der Bank sitzen blieb, und nicht aufstand, schwur, daß sie sich ein Leid antue, wenn das Gerücht wahr sei. Tiethelm stand lange still vor dem Mädchen, betrachtete es scharf, so daß es die Augen niedcrschlug, und sich ans die Brust schlagend, daß es dröhnte, schwur Tiethelm: „Guck, mir soll die Kerze da aus der Seele verbrennen, wenn du nicht alles von mir bekommst, wie ich's versprochen habe."
Er ging mehrmals mit schweren Schritten die Stube aus und ab und stand wieder vor dem Mädchen still und sagte:
„Warum hast du denn ein so schlechtes Kleid an? Hast keine besseren?"
„Freilich, ich Hab' ja die zwei, die Ihr mir geschenkt habt, aber ich will sie sparen."
„Tu weißt ja," fuhr Tiethelm auf, „ich kann nicht leiden, wenn eins von den Meinigen so verlumpt daherkommt. Mein' Frm^ muß dir von der Fränz ein andres Kleid geben. So darfst du nicht durch das Torf. Ich will der Welt zeigen, wer ich bin."
Wut gegen die Welt, die seinen Ehrennamen so grundlos augriff, und ein freudiger .Holm, daß er es in der Gewalt habe, Rache zu nehmen, oile bösen Nack)- redeu zu Schanden zu machen, kochten in 'einem Herzen. Er stand gerechtfertigt vor sich da, das Schlechteste zu tun; traute man ihm ja das Schlechteste zu, und niemand hatte ein Recht oder, einen Grund doiür. Tas Mädchen, das sich wohl auf einen scharfen Zank gefaßt gemacht hatte, schaute mit gefalteten Händen wie anbetend zu Tiethelm auf, der ihm ttdbreich die Wangen streichelte, . denn eiu freudiger Gedanke erhob ihn: sichrbarlich zeigte es sich ihm: ex mußte die Tat tun, um die Stütze seiner Familie zu retten. Tie ganze Macht seiner Familienliebe erwachte in ihm: nicht für. sich, für alle seine Angehörigen mußte er der bleiben, der er war, alles Verdammungswürdige in seiner Tat war nur verkannte Tugend. .(Forts, folgt.)
1
»
i