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U-. 74

Donnerstag, den 29 Marx 1917

34 Jahrgang

V Kriegschronik 1816 K

Kriegschronik 1316

Kriegschronik 1316

2 9. März: Auf dem üuken Maasufer wurde die frauzvs s he Stellung nördlich Maiancourt und im Nordwestt:-! des Dorfes erstürmt und SVO Gefangene gemacht.

Südlich des Narocz-Sees setzten die Nüssen ihre ergeb­nislosen Angriffe fort.

Geschützkämpfe an der Isonzofront: im Plöckenabschnist wurd->n feindlich! D rstöße abgewiefen.

Rücktritt des n ss-sche» Krlrgsministers Poliwanow.

Ocstcrrcichtschc F.Lgzeuge bombrndierten Balona.

Der Hauptausschutz des Retchstags beendigt die Be­sprechung der U-Bootfrage.

Was dem Landwirt belassen wird»

DerReichsanzeiger" veröffentlicht eine Verordnung über Jnanspruchnahine von Getreide und HKlsenfrüchten osm 22. März 1917. Die Verordnung bestimmt:

8 1 .

I. Die noch in den Händen der Erzeuger befindlichen Vorräte r» Brotgetreide, Gerste Hafer, H ü l,se n fr ü ch t c n, nNin oder mit anderen Früchten gemengt, und an Schrot Graupen. Grütze) und Mehl, das aus diesen Früchten her- iestellt ist, werden für die Ernährung des'Volkes in Anspruch m'oimne», und 'zwar zugunsten des Kommunalverbandes, in n-ssen Bezirk sich die Vorräte befinden.

11 Von der Inanspruchnahme bleiben ausgeschlossen die Viengen. die aus Grund der im Z 2 getroffenen Vorschriften im igenen Betriebe des Erzeugers verwendet werden dürfen.

s) zur Ernährung des Nnternehuieks des landwirtschaftlichen Betriebs und der, Angehörigen seiner Wirtschaft ein - schließlich des Gesindes sowie von Naturalberechiigten, insbesondere Aitenteilern und Arbeitern, soweit diese Kraft ihrer Bcrcchligung oder als Sohn solche Früchte zu bean­spruchen haben (Selbstversorger): t>) zur Fütterung der im Betriebe gehaltenen Tiere:

e) zu Saatzwecken; ä) zur Verarbeitung.

8 2 .

I. Für die im H 1 genannten Zwecke dürfen vom Erzeuger «erwendet werden:

bei Brotgetreide:

1. für d ie Zeit bis zum 15. April die nach ß 6 Abs. l a c, Verordnung über^Brotgetreide nnd,Mehl vom 29. Junis >0,6

zur Ernährung der Selbstversorger bestimmte Menge: für Zeit vom 16. April 1917 bis zur neuen Ernte 27 Küogramn für den Kopf der zu versorgenden Personen:

2. als Saatgut von Sommerweizen 175 Kilogramm, um Sommerroggen 160 Kilogramm für das Hektar, soweit nicht lach besondere Genehmigung ein höherer Satz zugelassen iji

6. bei Gerste:

1. innerhalb der Grenzen derejnigen Mengen, die ein:.:- nehmer landwirtschaftlicher Betriebe nach tz 6, H 11 Abs. 6 Satz 2 der Verordnung über Gerste aus der Ernte 1916 von; 6. Juli 1916 insgesamt verwenden dursten,

s) die zur Ernährung der Selbstversorger und zur Fütterung von Federvieh unbedingt notwendige, vom Vorsitzenden des Kommunalverbandes je nach Größe und Art des Betriebs festzusetzende Menge:

b) zur Persütterung für Zuchteber und Muttersauen höchstens 1 Kilogramm für jedes Tier auf den Tag, bis zum 15. August 1917 gerechnet, soweit Ersatz durch Hafer, Kleie, oder Weidegang unmöglich ist:

c) als Saatgut 160 Kilogramm für das Hektar;

2. zur Verarbeitung die Mengen, die ihm auf Grund eines Kontingents (Z 20) zur Verarbeitung zugeteilt oder steige- geben sind;

3. zur Verfütterung für Schweine, über die Mastvertrüge ab­geschlossen sind, die von staatlichen Mastorganisationen gelie­ferten Mengen.

L. bei Hafer:

1. zur Fütterung der im Betriebe gehaltenen Tiere folgende Mengen:

a) Einhufer: diejenige Menge, die von der für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Mai 1917 zustehcnden Menge von 6s/i Zentner noch nicht verfüttert worden ist, und dazu 3Vi Zentner für die Zeit vom 1. Juni bis 15. September 1917 für jedes Tier:

v) Zuchtbullen: Ip-, Zentner für die Zeit vom 15. April bis 15. September 1917 für jedes Tier;

c) Ochsen und Zugkühe: die Menge, die von der für die Zeit vom I. März bis 31. Mai 1917 Anstehenden Menge von 1 Zentner noch nicht verfüttert ist:

ck) Zuchtschafböcke, Schnsbocklämmer und Z ie g .- n böcke: 2 Zentner für jedes Tier.

In Betrieben, denen Gerste aus der ihnen nach den früh, geltenden Bestimmungen zustehenden Menge ab^unehmen ist, Kaan dem Erzeuger für besonders schwere Zugtiere, wenn es zur Aus- rechlerhaltung der Wirtschaft unbedingt notwendig ist, kann dem Erzeuger für besonders schwere Zugtiere, wenn es zur Aufcechl- erhaltung der Wirtschaft unbedingt notwendig ist, bis zu je 100 Kilogramm Hafer oder, wo dieser nicht in genügender Menge vor­handen ist, statt dessen die gleiche Menge Gerste belassen werben.

2. als Saatgut 3 Zentner für das Hektar der Anbau stäche, soweit nicht durch besondere Genehmigung ein höherer Satz «Melassen ist.

- v. beiHütsenfrüchten:

1. zur Ernährung der Selbstversorger 5 Pfund für jed

Person: . '

2. als Saatgut bei großen Vrktoriaerbsen und Ackerbohuci 6 Zentner für das Hektar, bei allen übrigen Hülsensriiclsten 4 Zentner sür d as Hektar der im Wirtschaftsjahr 1916 bebauten Fläch«, außerdem die von der Reichshülsenfruchtstelle ausdrücklich zwecks Vergrößerung der Anbaufläche freigegebenen Mengen.

II. Außerdem bleibt von der Inanspruchnahme -ausgenommen anerkanntes Saatgut sowie Saatgetreide, das zu Saat- zwecken in Wirtschaften gezogen worden ist, die sich nachweislich in den Jahren 1913 und 1914 mit dem Verkaufe von Saar- getreide befaßt haben, ferner Hülsenfrüchte, die zu Saatzwecken von der Reichshülsenfruchtstelle freigegebeu sind.

Die indirekte Blockade.

London, 28. März. (Reuter.) Im Unterhaus wurde über die Blockadepolitik verhandelt, wobei mehrere Mitglieder, sich gegen die Haltung neutraler Länder, namentlich Hollands, wen­deten und scharfe Maßregeln befürworteten. Der Blockadeministei Lord Robert Cecil gab hierauf einen Ueberblick über seine Tätig keit seit seiner Ernennung. Die wichtigste Maßnahme d..- Blockadeministeriums sei die Ausstellung des Grundsatzes und des Systems der Rationierung. Die Rationierung durch Abkommen mit Stellen in neutralen Ländern (z. B. S. S. S. i der Schwiz, N. O. T. in Holland usw. D. Sehr.) sei weil wirksamer vom Standpunkt der Blockade, als eme zwangs- veise Rationierung. Las dänische Abkommen sei ein voll- Mndiget Erfolg gewesen. Das System der Versicherungs­scheine, das wir mit Amerika einznschlagen haben, setzte uns in den Stand, ohne Parteilichkeit oder Ungerechtigkeit die Por- rotssendungen aus Amerika nach neutralen Ländern zu regeln, mit dem Ergebnis, daß die überseeische Einfuhr in feindlichen Ländern vollständig aufgehört hat. Ich glaube aber, fust cd Robert Cecil fort, daß wir, wenn wir alle Einfuhr v hindert habet., noch immer nicht alles getan haben, um tue Blockade Deutschlands vollständig zu machen. Mit der direkten Blockade war die Sache ganz einfach, aber jetzt müssen wir uns mit der indirekten Blockade auf dem Wege über die Neutralen befassen. Infolge gewisser Schwierig- keilen hat es bis letzthin einige Waren gegeben, bei den» wir keinen vollen Erfolg gehabt haben und bas einzige Mittel, diesen Handel zu vernichten, wäre ein Abkommen mit den beteiligten neutralen Staaten, wie z. B. mit Norwegen, das als Genenleisiiing sür unsere Kupserlleferungen seinen Handel N'it DertVcnd auf ein gewisses Maß beschränken soll. Di " t der lUrhandlungen scheint das einzige Mittel zu sein, dc.,- i-robl-m zu lösen. Diese Anregung des Abg. Bellairs, das England alle Lebcnsmittelladungen beschlagnahmen solle, falb OHt alle neutralen Staaten die Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte nach Deutschland einstellen, würde die einzige Wirkung isben, deck, diese acmre landwirts-''istlicke Produktion svlckE

Vietkelm von Vuckenberg.

Schwarzwälder Dorfgeschichte von Berthold Auerbach.

22) (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Eines Tages kehrte Diethelm nach! einer vergeblichen Umfahrt von mehreren Tagen wieder heimwärts, da sah er am Weg im Wald an einem ansgehanenen Baum­stumpf eine große Schichte von Kienholz. Rasch, ohne sich klar zu machen, was er wollte, hielt er an, sprang ab, raffte einen Arm voll auf, riß den Sitz ab, öffnete das Kitt sch entrückte, verschloß das Kienholz in dasselbe und fuhr rasch'davon: bald aber stieg er wieder ab und wusch sich die harzigen Hände im Schnee.

Seltsam! Als er heute heimkam, fragte ihn Martha:

Hast nichts im Kutschentruckle?"

. 'Warum fragst?" erwiderte Diethelm erschreckt.

Ich weiß nicht, warum, ich mein' nur so.

Es ist nichts darin," schloß Diethelm fest.

Spät in der Nacht, als alles im Hause schlief, schlich Diethelm noch einmal hinab, lauschte, ob Medard in -«einer Stallkammer schlief, ging dann nach der Scheune, : öffnete den Kutschensitz, nahm das Kienholz heraus, trug die Leiter hinauf nach dem Heuboden und versteckte es , inter einem Tachstnhlbatken. Aber kaum war er wieder eie Hälfte der Leiter herab, als ihm gerade dieses Ver­siert besonders gefährlich erschien; er kehrte wieder um ind fand am Ende nichts Besseres, als das Kienholz , nieder in den Kntschensitz zu verschließen, er faßte dabei .den Vorsatz: bei der nächsten Ausfahrt dieses willfährige Brennmaterial wieder auf die Straße zu schleudern.

schauderte vor sich selber, indem er dachte, was ihm durch den Sinn gegangen war, und die Hand auf das stienholz legend, schwur er vor sich hin, in stiller ver­borgener Nacht, jede Versuchung von sich abzutim, und vie' aus einem wüsten Traume erwacht, froh, daß es nur ein Traum war, schlief er ruhig und fest.

An: andern Tag, es lag ein leichter Schnee ans dem Felde, fuhr Diethelm in Angelegenheit seines Waisen­pflegeramts wieder nach der Stadt. Er wollte unterwegs das Kienholz wieder wegwerfen, und zweimal hielt er an und öffnete den Kütschensitz, als jedesmal Leute daher- kamen, so daß er in seinem seltsamen Tun gestört Wirde und wieder davonfuhr. Es war ihm, als ob er ans lauter Feuer sitze, aber bald lachte er über diese alberne Furcht und wollte sich nun gerade zwingen, sie zu über­winden, und heiteren Blickes fuhr er in die Stadt ein. Am Stern wußte er nicht, sollte er besondere Achtsam­keit empfehlen, da er etwas im Kutschensitze habe: aber das konnte aufmerksam machen, er müßte Red' und Ant­wort darüber geben, darum war's besser, er schwieg ganz, und so blieb's dabei. Als er auf dem Waisenamte war, fühlte er mitten in den Verhandlungen plötzlich einen jähen heißen Schreck; er glaubte, er habe den Kntschensitz nicht recht verschlossen, es war ihm fast sicher, daß er offen war: wenn nun jemand darüber kam und den wunderlichen Schatz fand, was konnte das für Gerede geben, welche Ahnungen mußten in den Menschen anf- steigen. Ohne nachzusehen, unterschrieb Diethelm alles, was man ihm vorlegte, und eilte nach dem Wirtshaus: seine Vermutung hatte ihn betrogen, der Kntschensitz war wohl verschlossen, aber er wagte es nicht, ihn jetzt zu öffnest und nach dem verräterischen Inhalt zu schauen.

Als Diethelm hierauf an dem Kaufladen Gablers vorüberging, rief ihm dieser zu und übergab ihm mit einigen halb hölflichen Worten die Rechnung für die eigenen Einkäufe und für die des Zeugwebers Kübler. Diethelm versprach, zu Neujahr zu bezahlen, und Gabler sagte, er verlasse sich darauf. Ueberhaupt schien eS Diet­helm, als ob alle Menschen ein verändertes Benehmen gegen ihn hätten, selbst der Sternwirt war wonkarg iiiid ging seinem Geschäfte nach, während er sonst un­zertrennlich bei Diethelm saß und mit ihm über allerlei e s Gegenwart und Zukunft plauderte. Was hatten denn die Menschen, daß sie auf einmal so ganz anders waren? War denn Diethelm nicht noch immer derselbe, der er

von je gewesen? Damals am Markttag erglänzte ihm jedes Angesicht und streckte sich ihm jede Hand entgegen. Was ging denn jetzt vor? Ter Zengweber Kübler, der den Herrn Vetter und Familienfürsten" aufsuchte und sich ihm zu Besorgungen erbot, konnte -nicht begreifen, warum Diethelm über die ganze Welt flucbtc und immer sagte, der sei ein Narr, der nur eine Stunde einem Men­schen glaube. Woher es kam, das wußte Diethelm nicht, aber offenbar schien es ihm, daß man Schlimmes von ihm dachte und seine Ehre angegriffen sei, daß etwas wie eine Verschwörung aller Menschen gegen ihn in der Luft schwebe. Das von Zweifel und Bangen gepeinigte Herz verlangt besonders huldreiche Zuneigung der Welt und gerade da bleibt sie aus, und das düster blickende Auge des Bedrängten sah Unfreundlichkeit der Menschen, wo sonst gar nichts gesehen wurde.

Diethelm beauftragte Kübler, eine geweihte Kerze, ein vierundzwanzig Stunden haltiges sogenanntes Talg- licht, zu kaufen für den verstorbenen Vater des Waisen­kindes, in dessen Angelegenheiten er eben in der Stadt war. Kaum war Kübler weggegangcn, als ein Briefchen vom Kastenverwaltcr kam, der Diethelm daran erinnerte, daß er das Geld, das in sechs Wochen fällig war, bereits anderweit versagt hätte.Der hat auch was," knirschte Diethelm, den Brief in die Tasche steckend, und hätte er in diesem Augenblicke ein Verbrechen an der ganzen Welt begehen können es wäre ihm eine Lust gewesen. Er hielt noch die Hand auf dem Briefe des Kästenver- walters, als Kübler kam, aber er brachte statt ei ner Kerze ein Gebnnd, das vier solcher enthielt.

Ich Hab mrr eine gewollt, aber es ist so auch recht," sagte Diethelm und hielt in zitternder Hand die Kerzen. Es war ihm, als müßte er damit sengen und brennen.

(Fortsetzung folgt.). ? ^ - f'

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