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Nr- 8

Kriegschrovik 1916 M

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II. Januar: Sturmflut an der Nordseeküste und der Unter- elb«.

Der Reichstag nimmt seine Beratungen wieder auf und j bespricht eingehend die Ernährungsfragen.

Feindlich« Vorstöße gegen die nordwestlich von Massiges genommenen Gräben wurden abgewiesen.

Weitere vergebliche Angriffe der Russen gegen den Raum Toporoutz-Barancze.

Der Lovcen ist genommen, eine größere Anzahl Geschütze (2V) wurden erbeutet, ebenso wurde Berane von den Oesterrei­chern besetzt.

Bei Ipcl wurden 13 schwere Geschütze «nd viel Munition ausgegraben.

Oesterreichische Seeflugzeuge haben Rimini mit Bomben belegt.

Reichsgetreide jetzt und später.

Bon Unterstaatssekretär Michaelis, Vorsitzender des Direktoriums der Reichsgetreidestelle.

Wir verbinden unwillkürlich mit dem Gedanken des Friedensschlusses die Hof,wring auf Wiederherstellung der wirtschaftlichen Zustände, wie sie vor dem Uriege waren. Die zwangslveise Erfassung und Verteilung der wichtigsten Lebensmittel ist eine groge Last Jede Rationierung von Lebensmitteln trägt die Gefahr der Ungerechtigkeit in sich. Selbst wenn wir uns bemühen, gerecht abzustufen, den Schwerarbeitern und der Heranwachsenden Jugend mehr zu geben als der anderen Bevölkerung, wenn wir den Unterschied zwischen Steckt und Land machen und die Selbstversorger etwas besser stellen als die vom Staate versorgten: es bleiben stets Ungerechtigkeiten; der eine bekommt für seinen Bedarf zu wenig, der andere hat übrig. Es wird dem Landwirt unverständlich bleiben, warum ihm auch das minderwertige, das feuchte, da« ausgewachsene, das zerschlagene Getreide genommen we. den muß, das doch in Friedenszeiten ohne weiteres dem Bich gegeben wird, und warum er statt dessen teuere andere Futtermittel kaufen muß. Die Landwirte werden stets darunter leiden, daß sie alles Ge treide, das iie nicht

Oie Pflegemutter.

Erzählung ven Melchior Meyer.

Nachdruck verboten

Der Beamte antwortete in ihrem Namen:Das tut sie recht gern! - Wickle die Lappen Meder Mammen fuhr er zur Gattin fort,nimm die Kleine un g h

mit den Herren hinüber!" ^

Frau Niedermayer begriff ihren Mann und nahm an den Lumpen viel weniger Anstoß, als zuvor.

Als sie zusammen in den Laden traten, kam ihnen Frau Burghofer entgegen und führte sie m em Neben- stnbchen, das der Spezereihändler der guten Kundin zur Verfügung gestellt- hatte. Nachdem ste zuerst emm BIM auf das Kind geworfen, sagte sie zum Doktor. e> g

Es fehlt ihm nichts," versetzte dieser,als bessere

Nahrung und Pflege." ^

Frau Burghofer nahm das Kind auf ihren . schaute es an, lächelte es an und schmeichelte ihm Mit dem Zeigefinger. Und wie die Kinder für wahre mw dem Herzen kommende Güte und Liebe em untrügliches Gesu)l haben, so blickte die Kleine ihr ins Gesicht und lächelte wieder. Die Frau drückte es zärtlich, fast heftig an ihre Brust und sagte bewegt, mit dem Klang vollster En- schiedenheit:Das Kind gehört mein!"

Ihre Augen waren feucht geworden und hingen an dem kleinen Geschöpf mit inniger Luft. Die Frau des Beamten schaute verwundert drein, die Männer konnten sich eines Gefühls der Rührung nicht erwehren.

Nach längerem Schweig«? sagte Burghofer:Therese, das ist alles recht schön und' gut; aber wir dürfen nicht zu rasch handeln! Zuerst müssen wir noch Mit der Alten reden, und überhaupt: binden dürfen wir uns noch mcht!

Jn der Frau war aber der Heldenmut des liebenden Gefühls erwacht.Geh' hinüber," sagte sie zu dem Gatten,und mach's mit der Alten aus! Das Kind ist mein, ich hab's und ich aeb's nimmer per ! - -

Dormrrstag. den 11 Janrrar 1917

selbst verzehren, abliefern und damit die hiervon ge­wonnene Kleie aus der Hand geben müssen nsw. Und trotzdem sind diese Maßnahmen zur Durchführung des gesamten Verforgnngsplanes unbedingt nötig.

Nun besteht wohl allgemein die Hoffnung, daß, wen: der Friede kommt, alle diese Unnatürlichkeiten beseitig: werden, daß die Knappheit der Portionen aufhört unt daß jeder wieder so viel kaufen und verzehren kann, wic er will. Diese Hoffnung ist allerdings eine trügerische Wir werden damit rechnen müssen, daß wir für eim geraume Zeit, vielleicht für mehrere Jahre, mit einer weiteren Beschränkung des Verbrauchs und einer Ra­tionierung der wichtigsten Lebensmittel uns abfinoer- müssen. Deutschland wird auch in den kommenden Frie densjahren zunächst fast ausschließlich ans das angewieser sein, was in seinen eigenen Grenzen an Lebensmittel,, hergrstell: wird. Hieran werden in erster-Linie unsere Handels und Währungsverhältnisse schuld sein. Der Schiffsraum zur Einfuhr ausländischen Getreides wirk außerordentlich knapp sein und wird für den Jmpori anderer nötigerer Rohstoffe in Anspruch genommen wer­den. Die Verschlechterung unserer Valuta wird uns näügen, so wenig wie möglich aus dein Auslande zu importieren und das ganze streben daraus zu richten, dic Ausfuhr zu steigern. Dabei ist noch nicht in Rechnung gezogen, inwieweit durch unfreundliche Zusammenschlüsse unserer Feinde auch über die Kriegszeit hinaus Schädi­gungen unseres Grenzverkehrs eintreten. Dazu kommt aber auch, daß in allen Nachbarländern und auch in Amerika die Ernten sehr zurückgegangen find und daß in allen unseren Nachbarländern nach Schluß des Friedens w gewaltige Knappheit der Lebensmittel wenn nicht r eine Not herrschen wird. Es wird sich das merk- vürdige Bild enthüllen, daß Deutschland, das von seinen Feinden ausgehungert werden sollte, schließlich in seiner Versorgung mit den wichtigsten Lebensmitteln, insbe- iondere mit Getreide, das relativ am besten versorgte Land sein wird.

Wenn Deutschland aber somit im wesentlichen aus sich angewiesen sein wird, dann wird selbst wenn ne für uns nutzbaren Flächen noch durch besetzte Gebiete oergrößert werden eine Knappheit an Brot- und Kutergetreide und damit auch an Fett bei uns herrschen.

34. Jachrgarr-

TenLschland ist schon ünter normalen Verhältnissen nich in der Lage, das nötige Brot-- und Futtergetreide selbs zu produzieren. Die Ernte kann schon bei vollem Er­gebnis nur dann reichen, wenn rationiert wird. Nun i?« aber durch die gegenwärtige Kriegswirtschaft die Leben-/ sähigkeit der deutschen Landwirtschaft nicht nnerheblick verringert. Es ist zwar dankenswerter Weise geschehen, was geschehen konnte. Die Zurückgebliebener: haben mit Ausbietung aller Kräfte gearbeitet; aber die Einschränkung der Zahl der Landarheiter, insbesondere der eigenen Wirt­schafter, die Beschränkung in der Belieferung mit künst­lichem Dünger, die Behinderung der landwirtschaftlichen Maschinen wegen Stockung der Kvhlentransporte nsw. Haben doch eine derartig hemmende Wirkung auf die Produktion ausgeübt, daß wir mit vollen Ernten selbst bei durchweg günstigem Wetter nur nach Ablauf mehrerer Zwischenjahre werden zu rechnen haben.

Es wird also auch nach dem Frieden nötig sein, den Riemen eng geschnallt zu halten. Wir werden weiter scharf rationieren müssen. Wir werden weiter alles Brot­getreide, auch das minderwertige, für die menschliche Nah- runa erfassen müssen, und wir werden bis über den Bäcker hin den Konsum zu regeln haben. Erleichterungen Verdau erst allmählich eintreten und werden dann mit großer Besnedrgung entgegengenommen werden. Man muß aber den Gedanken mit vollem Ernst erfassen, daß zunächst wegen des Friedensschlusses eine Erleichterung «uf dem Gebiete der Lebensmittelversorgung soweit es sich wenigstens um die Massengüter handelt nicht eim-wen wird. Der 'SehnsnchtsrufGebt uns Frieden, gebt uns mehr Brot!" hat keine innere Begründung. Dessen müssen wir uns bewußt bleiben und nicht wegen des Mangels, unter dem wir leiden, nach Frieden schreien. Nein, sondern das Unvermeidliche traben: sich gegenseitig helfen mit voller Selbstentsagung, dre Kräfte bis zum äußersten anspannen, um die Güter zu schaffen, die Deutschland hervorbringen kann, und im übrige» volles Vertrauen zu Gott und unserer gerechten Sa^he haben. Das ist's, was not tut!

- - .-LWLI

Sie trat zu dem Arzt, gab ihm die Hand, drückte sic und sagte:Haben Sie allen Dank, Herr Doktor! Sc lange ich lebe, werd' ich Ihnen das nicht vergessen!"

Burghofer schüttelte den Kopf und machte sich ans den Weg. Der Arzt mit Frau Niedermayer folgte ihm.

Ter Beamte, als er von den Zurückgekehrten ver nahm, was eigentlich im Werk sei, staunte.Ei, ei/' sagte er, fast mit einem Ausdruck des Neides,diese Leut« können zufrieden sein! Frau Burghofer hätte wirklich in Sinn

Tos," entgegnete der Arzt,ist jetzt noch ein Ge heimnis! Für's Erste müssen wir mit der Men reden und wenn Sie uns hinunterführen könnten"

Ich werd' es besorgen," versetzte Jener,und weger des Kindes auch mit dem Herrn Kommissär sprechen."

Er entfernte sich. Nach einiger Zeit kam er nieder und sagte:Tie Herren können mit mir gehen. Und wenn Sie sich wegen des Kindes mit dem Weib einigen, hat die Polizei nichts dagegen."

Sie gingen eine Treppe hinab, ließen sich die Zelle anfschließen und traten hinein. Tie Alte, Von der Pritsche sich erhebend, gaffte die Männer an; als sie den Arzt erkannte, hellte ihr Gesicht sich auf.Wo ist mein Kind?" sagte sie.

Tos Kind," versetzte der Beamte,ist in guten Händen! Vielleicht kriegst du's gar nicht mehr zu sehen!"

Also wollt Jhr's doch! kaufen?" rief das Weib' zum

Arzt.

Ich hab's im Sinn," erwiderte dieser.Vorher uns; ich aber erst sehen, was eS damit für eine Bewandtnis sat. Ti? Kleine ist natürlich! getauft; wie nennt Ihr sie?"

Marie!"

Und wie heißt die Mütter?" - 'Eck

Crescenz! 'Crescenz Lehner!" ck- .

Wo hält sie sich gegenwärtig auf?"

In unseren: Ort," erwiderte die Alte.Allweil >eht's ihr gar nicht gut."

,Mid der Vater?" -ck

Der ist auch da." .Ui- .

Tie zwei Leute will ich kennen lernen," sagte der ! Doktor. Tann, zum Beamten gewendet, fuhr er fort: ..Oer Polizei wird's unter diesen Umständen nicht darat^ ankommen, das Weib hier zu behalten?"

Tie- kann gehen, wann sie will!" versetzte Jener. . Von uns ans wird mir dafür gesorgt,' daß sie in ihr« Herma: kommt."

Also," tagte der Doktor zu der Alten,in Eurem Dorf sehen wir uns wieder."

Ja," versetzte dieser,aber die zwei Gulden?" Die wirst du schon kriegen," fiel der Beamte mit ' w Strenge seines Amtes ein.Was meinst du, was für Herren sind? Das hier ist einer der vornehmsten Oo-ioren in der Stadt und der da könnte Euer halbe- Dorf kaufen, wenn er wollte."

Das Weib stierte den Rentier an.Ja," sagte sie aber wenn ich ohne Geld heimkomme!"

Burghofer zog seine Börse, nahm zwei Goldstücke l eranS und gab sie der Alten. Die Angen des Weibe« Uvielten und in ihrem Gesicht ging ein Vergnügen auf, e's ob sie die Schütze der Welt in der Hand hielte. Run ael-ört das Kind Euch!" rief sie.

Nock nicht!" entgegnete der Arzt.Tie zwei Gut- oeu kannst du als ein Zehrgeld ansehen. Erst müssen rir uns überzeugen, ob du ein Recht hast, das Kind oeoziigeben: und nebenbei auch noch, ob uns dieses wirk- ich anständig ist. In Sorgen brauchst dir aber darum licht zu sein: es ist in guter Verwahrung!"

Die Alte hatte den einen ihrer Zwecke erreicht und :'Nw, das eS ihr mit dem andern ebenso glücken werde. Das; ich das Kind hergeben kann," sagte sie nicht ohne Dübstgcfnhl,das werdet Ihr schon sehen! Wir sind Erliche Leute und gehen nicht mit Unrechten Tinge» .im!"

Ter Doktor machte eine Bewegung, welche deutete: ,Wir sind fertig."

Tie Männer verließen die Zelle. Vurghoicr, als sie ich von dein Beamten verabschiedeten reichte diesem die Sand und sagte:Einstweilen mein»" schönsten;D>cmk'"