Vermischtes.
Brand. In der Papierfabrik Königsmühle bei Merseburc brach am Mittwoch Feuer aus, das die Holzbearbeituugsrüu»» vollständig einäicher'ie. Ueber aOO Kubikmeter 5)olz und wert volle Maschinen sind verbrannt. Der Schaden beträgt mehrere Hunderttausend Mark.
Industrieller Verband. In Aschaffenburg wurde ein „indu strielier Verband für Aschasfenburg und Umgebung" gegründet 43 Mitglieder beitraten.
Haftung des Gafthofbesitzers. Ein Ehepaar war vom Hauptbahnhof in Hamburg ck einem Kraftwagen vor einem Gastlich vorgefahren. Sie ließen ihr Gepäck im Wagen, wäbreud sie sich in Begleitung des Gajthofbesitzcrs Zimmer ansahen. Als der Eh. mann B. hinuntergehen wollte n < w Sachen zu holen, sagte der Wirt, das sei nicht nötig, das besorge der Portier, der auch das Auto bezahle. Der Portier hatte dann zwei auf dem Bock des Autos befindliche Gepäckstücke ins Zimmer bringe» lassen. Es fehlte eine Handtasche mit wertvollem Inhalt, die auf dem I: V boden im Innern des Autos gestanden hatte. Das Auto inzwischen schon weggefahren und ist nicht ermittelt worden. D r Eigentümer der Tasche klagte deshalb gegen den Gasthofbesig.r aus Ersatz des Schadens von 8275 Mark, weil ein grobes Verschulden des Portiers vorliege, der im Innern des Autos hätte Nachsehen müssen, ob etwa dort noch Gepäckstücke seien. Landgericht und Oberlandesgericht Hamburg haben dem Grunde nach den Beklagten verurteilt, die Hülste des Schadens zu ersetzen, mit der anderen Hälfte ist der Kläger abgcwiesen worden. In seinen Entscheidungsgriinden führt das Oberlandesgericht aus: Das Abhandenkommen der Tasche ist durch eine grobe Nachlässigkeit des Portiers verschuldet, der sorgfältig Nachsehen mußte. Für dieses Verschulden hastet der Beklagte gemäß tz 278 BGB. e'^s liegt aber auch ein Miiocrschulden des Klägers selbst und einer Ehefrau vor: es verstoßt gegen die im Verkehr erforderliche Sorgfalt, eine Lasche mit so wertvollem Inhalt ebenso zu behandeln wie gewöhnliches Reisegepäck. Das Reichsgericht hat Roses Urteil bestätigt und die nur vom Beklagten eingelegt Revision ruriickgewiesen.
Württemberg im Jahre 1916 .
i.
Wiederum ist ein Jahr verschwunden, ein Jahr so inhaltschwer für das Deutsche Reich, für die ganze Welt, daß es zn den bedeutenderen in den Jahrtausenden der Weltgeschichte gezählt werden muß. Neben vielem anderen darf hiebei wohl an die Einführung des vaterländischen Hilfsdienstes erinnert werden, der das bisher Ungckannte zur Tatsache machte, daß ein Volk von rund 70 Millionen nicht nur bis zum letzteil waffenfähigen Mann, sondern vom frühesten Jünglingsalter bis nahe an die Schwelle des Greifenalters heran in den Dienst der Va- tcrlandsverteidigung gestellt wurde.
Aber auch im engeren Rahmen unserer schwäbischen Heimat bietet das alte Jahr 191.6 dem rückwärts blickenden Auge ein fesselndes Bild vielgestaltiger Ereignisse, die wert sind, dauernd festgehalten zu werden. In vorderste Reihe treten die
Kriegsereigniffe,
die mit Württemberg und den Würtrembergern unmittelbar in Berührung stehen. Im Marz erwähnt der Generalftabsbericht rühmend die Taten schwäbischer Landwehr bei Eroberung eines Waldes zwischen Malancourt- Avocourt; vom 30. März bis 6. April gab Anlaß zur Sammlung für eine Sonderspende des auf 7. April fallenden goldenen Militärdienst-Jubiläum Hindenburgs, des Ehrenbürgers der Stadt "Ulm. Am 4. Juni nahmen Württemberger bei Zillibeke 520 Engländer, darunter einen General gefangen, während zu gleicher Zeit Genera! Deimling in einem Korpsbefch! der hervorragenden Taten des Infanterie-Regiments Nr. 126 bei Erstürmung der Feste Vaux gedachte. In der Nacht vom 17. zum 18. Juli bombardierten französische Flieger friedliche Schwarzwaldorte; ein schwäbisches Regiment führte in harten, siebentägigen Kämpfen (1. bis 8. Juli) bei Ovillers und Bapaume den Engländern ungeheure Verluste zu. Schon in der Nacht vom 8. zum 9. Juli harte Nottweil Fliege: besuch erhalten, am 9. September wiederholte sich dieser, in beiden Fällen hatte es bei unerheblichem Materialschaden sein Bewenden. Schlimmere Folgen hatte der Vorstoß eines 40 bis 50 Maschinen starken feindlichen Geschwaders nach Süddeutschland am Nachmittag des 12. Oktober, wobei etn--.-- 60 abgeworfene Bomben 7 Personen in Oberndorf und Tübingen töteten. Ein Ruhmesblatt für das Kaiser-Regiment in Ulm (120) war der Tag von Guillemont (22. August). Am 18. September nahm der Tivisivnsgeneral v. Moser Anlaß, in einem Brief an den Ulmer Oberbürgermeister den Heldenmut der Soldaten seiner 27. Division zu rühmen. In schweren Kämpfen sah de'- -Oktober das 120. Reserve-Jnfanterie-Regiment (Heil- lorvnn); und der Tagesbericht vom 22. Oktober hob rühme«!' die Tapferkeit des früheren Ulmer Gouverneurs, von Gerok an der Narajowka hervor. Ter General von Hügel, Führer einer Reserve-Division, sowie Genera! von Matter, der Führer des 13. Armeekorps wurden am
3. bzw. 13. September mit dem Ponr le mente aus- gezeichnet.
Vom königliche»» Hanse
ist zu berichten, daß der König zu Beginn des Jahres das „Charlottenkreuz"' (für Verdienste ans dem Gebiete der Kriegssürsorge) stiftete. Zn Kaisers Geburtstag erging ein königlicher Gnadenerlaß für Militär- und Zivilpersonen. Vom 29. Januar bis 4. Februar weilte der König an der Westfront. In den Februar füllt die Stiftung eines Eedenkblattes für Gefallene durch den Landesherrn, sowie des Königs Geburtstag! eine aus diesem Anlaß im Lande gesammelte Spende erreichte die stattliche Summe von 480000 Mk.; ferner wurden dein König 200 000 Mk. von ungenannter Seite zur Verfügung gestellt. In Bebenhaüsen feierte der Landesherr am 22. Juni das Jubiläum der 50jührigen. Militärdienstzeit und empfing dort (11. September) die Abzeichen der denn König verliehenen Feldmarschallwürde. . In den Tagen dom 14. bis 16. Oktober sowie vom ^ 1. bis 9. Dezember besuchte der König das Große Hanvt- guartier (Osten) und das österreichische Hauptgnartier. Im Zeichen ernster Stille, aber doch warmer Sonne standen die Tage vom 6. bis 8. Oktober, in denen der König ans eine Regierungszeit von 25 .Jahren zurückblicken konme. Die Jnbiläuins-Volksspende von über 2Vs Millionen Mk., von denen eins halbe Million die Landsiände verwilligten, zeigte, welch freudigen Anteil -Nrs ganze Volk an dem Jubiläum nahm. Ter Jubilar selber machte eine Stiftung von 300 000 Mk. ans Privatmitteln für Kriegswohlsahrtszwecke. Am 17. Dezember: traf der Kaiser zn einem kurzen Besuch des würt- tembergifchen Bundesfürsten in Stuttgart ein.
— Vaterländischer Hilfsdienst. Mit den aus
Grund freiwilliger Meldung für den Wach- und Schutz- dienst angestellten Personen wird ein Vertrag geschlossen, der ihnen die Pflichten und Rechte von Beamten >- ' Sinne des § 359 des Reichsstrafgesetzbuchs und von Mannschaften einer Schutzwehr im Sinne des Z 113 RSc. GBs. verleiht. Tie Entlohnung ist in den Vertrag ausgenommen. Das Recht, v,on der Waffe Gebrauch zn machen, steht diesen Personen in den gleichen Fällen zn wie den militärischen Bewachungsmannschaften.
— Warnung. Neuerdings werden „Eierlegepulver" znm Preis von 80 Pfg. bis 1 Mk. angepriesen, die angeblich das Eierlegen der Hühner befördern sollen. Nach den angestellten Untersuchungen haben die Pakete alles in allem einen Wert von 10 Pfg., für das Eierlegen sind sie so gut wie wertlos, da das bißcheitz Kalk, das sie enthalten, den Hühnern besser und billiger im Mörtel acboten wird.
— Schrreinefntter. Der Mangel an eiweißhaltigem Futter bei der Schweinemast hat dazu geführt, auch die hierzu brauchbaren R a n h fu t te r a r t en heranzuziehen. Bewährt haben sich griesige Mehle aus gutem Klee-, Seradella- und Lnzerne-Hen, sowie aus gutem Wiesenheu. Ter.Kriegsausschuß für Ersatzsntter, Berlin W. 62, Burggrafenstr. 11 hat die Anleitung für die Herstellung und Verfntterung solcher Mehle übernommen und ist zu jeder gewünschten Auskunft bereit. Für den Ankauf und die Vermahlung dieser Rauhsutter werden von dem genannten Kriegsausschuß entsprechende Mühlen gesucht und diese erhalten ans Wunsch Preise und Bedingungen für die Abnahme des Fertigproduktes zn- gesandt.
— Richtpreise für Bienenhonig. Tie Vereinigung der deutschen Jmkerverbände warnt die Imker vor unnützen Preistreibereien. Wie der Vorsitzende des Versandes mitteilt, war zuerst geplant, Höchstpreise fest- susetzen, dann aber wurde im Einverständnis mit dem Kriegsernnhrnngsamt beschlossen, bei den einzelnen Jin- wrverbänden zn erzielen, daß sich die Imker an Richt- oreise halten. In Aussicht genommen sind folgende Preise: ür 1 Pfd. Schleuderhonig oder Honig von gleicher Güte 2 Ml., siir 1 Pfd. Scheibenhonig 2,50—3.— Mk.- für l Pfd. Seimhonig 4 Mk. Tiefe Preise gelten für den Kleinverkanf ohne Gesäß.
— Verbot der Beförderung vor» „Feurol".
Tas voir der Firma Emil Prietzel in Berlin, Tanziger- traße 76, in den Handel gebrachte Benzin-Ersatzmittel ,,Fenrol" ist sehr brennbar. Nach der amtlichen Untersuchung liegt sein Entslammunssspunkt tiefer als 14 Grad: es iß daher zu den leicht entzündlichen Gegenständen zu rechnen, die wegen ihrer Fenergefährlichkeit von der Post- öefördernng ausgeschlossen sind.
— AttSfnh'rverSot. Von jetzt an ist auch die Aus- mhr von flüssigem Glanzgold verboten.
— Kleiuverkauf vor» Strol». Tie Bezuasver-
cinigung der deutschen Landwirte weist darauf hin, daß der Kleinverkanf von Stroh, d. h. der Absatz bi- zn 30 /Zentner täglich, nur an Selüstverbrancher (Viehhalterjs gestattet ist, dagegen weder an Händler noch cm Verarbeiter (Häckseischneidereicn, Papierfabriken usw.). Ter Absatz an Händler oder Verarbeiter ist, > M wenn er den Umfang von täglich 30 Zentnern nicht übersteigt, nur gestattet, nachdem die abznsetzende Menge der Bezugs- Vereinigung zuvor angeboten und von ihr sreigegeben worden ist. Die Verordnung gegen übermäßige Preissteigerung gebietet die Einhaltung in gewissen Preis- Grenzen. Beispielsweise haben Preisforderungen v. n 3,50 Mt. für den Zentner bereits zu strafrechtlichen Verur- teilnugeu geführt. chsi
Die württembergische Verlustliste Nr. 525-Ä
betrifft die Landw.-Jnf.-Regtr. Nr. 119, 121 und 125, die Jnf.-Regtr. Nr. 120, 121, 124, 180 und 413, da- Res -Juf.-Regt. Nr. 120 und das Greu.-Regt. M. 123, ferner das Feldart.-Regt. Nr. 29, die Gebirgs-Kanonen- Batterie Nr. 8, die 1. Laudw.-Pionier-Komp., die 4. Fcld-Pionier-Kornp., die Freitv. Sanitäts-Kolonne a. F. un: das Armierungs-Bat. Nr. 131. Sodann werden Verluste durch Krankheiten und Berichtigungen früherer Verlustlisten initgeteilt.
— Reiche Weihrrachtsgabe. Herzog Albrecht von Württemberg hat für die Hindenbnrgfpende der deutschen Landwirte als Weihnachtsgabe mehrere taufend Schweine für die Versorgung der Rüstungsarbeiter zur Verfügung gestellt. Bon diesen sind der Württ. Fleischversorgungs- stelte für die württembergischen Rüstungsarbeiter 1000 Liück zugeteitt worden. Das Fleisch wird dazu ver- vendet werden, um zusammen mit größeren aus Grost- .'ieh-Schlachtungen anfallenden Fleisch- und Eingeweidc- nengen Würste herzustellen, die an die württembergischen Rüstungsarbeiter markenfrei abgegeben werden.
- Tie ältesten Rentenempfänger. Nach dem wursten Bericht der Versicherungsanstalt befinden sich n Württemberg 51 Rentenempfänger mit mehr als 90 Lebensjahren, nämlich 30 Männer und 21 Frauen. Mehr ils 60 Jahre alt sind 30 015 Rentenempfänger, mehr üs cO Jahre alt 16 782, mehr als 80 Jahre 2069 Per- oneu. Die älteste Rentnerin ist die Strickerin und lvafcherin Marie Anna Weisinger in Eglingen, OA. Hcresheim, 98 Jahre alt; die Taglöhnerin Christians Nack in Untergröningen, OA. Gaildorf, zählt 96 Jahre;. >i>: Tnglöhnerin Katharine Haas in Hochmösfingen, OA. stchrndorf, 94 Jahre.
— Einfuhrverbot von Luxusartikeln. Wie wir
nrnehmen, steht in Oesterreich-Ungarn ein Verbot der Anfuhr von Luxusartikeln unmittelbar bevor. Durch loses Einfuhrverbot wird selbstverständlich auch die njouterie-Jndnstrie in Gmünd und Pforzheim mitbe-
Hmdcnbnrg ruft'. Landwirte helft!
Hindenburg braucht Soldaten, aber auch viel Krwgv- w'-terial. Letzteres zu schaffen sind viele Tausende in st wcrster Arbeit tätig. Ihre Zahl und Leistung durch Licl crung einer kräftigen Ernährung zu mehre», chat s: lst.Hindenburg an die deutsche Landwirtschaft um Abaobe von Lebensmitteln gewandt. Bereits hat der Deutsche Landwirtschaftsrat einen allgemeinen Aufruf erlassen. Heute gilt es für die.badischen Landwirte zn zeigen, daß sie auch hier im Opfermut? vorangehen wollen. Tie LandwirtschaftskammerhiU die Veranstaltung einer Lebensmittelspende der badischen L nidwirtschaft und ihre Verteilung übernommen. Sie hat an alle ländlichen Gemeinden die Bitte gerichtet, ihr bei der Entgegennahme von Gaben und deren Vereinigung zn Sammelsendungen behilflich zn sein. Letztere sock.n im Benehmen mit der Lebensmittelverteilnngsstelle für Schwerstarbeit!«- in Mannheim an die badischen Arbeiter in der Kriegsindustrie zur Austeilung kommen. Eo sch! eine f r e i willige und unentgeltliche Spende scin. Erwünscht sind in erster Linie Speck, Fett, lei!'bare Fleischwaren, aber auch Obst, Gemüse und andere Erzeugnisse.
— Spende für bedürftige Arbeiter. Tie Zen
träte der landwirtschaftlichen Lagerhäuser in Tauber- biichossheim hat bei ihren M«gliedern gegen 30 Zentner Fett, Dörrfleisch nsw. gesammelt und dem Ministerium des Innern zur Verwendung als Weihnachtsgeschenk für bedür'tige Arbeiter der Kriegsindustrie unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Mit der Verteilung der Spende hat das Ministerin!!! die Lebensmittelverteilungsstelle für Schwerstarbeiter in „Mannheim betraut. .
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