Der Weltirieg.
Der heutige Tagesbericht ist bemerkenswert. Er weist Angriffe auf alten Hauptfronten zu melden, zum Teil sogar von sehr bedeutenden Vorstößen, zugleich aber stell* er fest, daß alle diese Angriffe ausnahmslos nute» schweren Verlusten im Osten und Westen niedergeschlagen worden sind. Das will viel heißen, wenn man erwägt, ,mit welch zahlenmäßiger Uebermacht die Feinde seit 3Vs Monaten im Westen und 4h» Monaten im Osten die deutschen Stellungen berennen. Ueberhaupt bekommt man den Eindruck, als ob die Offensiven hinsichtlich ihrer Stoßkraft den Höhepunkt überschritten hätten, und daß die moralische Rückwirkung des nutzlosen, wahnsinnigen Blutvergießens sich geltend zu machen beginne. Damit ist natürlich nicht gemeint, daß die Heeresleitungen des Vierverbands jetzt schon daran dächten, den Kampf einzustellen; im Gegenteil, die Anstrengungen werden vielleicht zunächst verstärkt werden, und solange noch ein Franzose oder Russe aus die Beine zu bringen ist, wird England nicht müde werden, anzufeuern und zu schüren. Aber die Soldaten sind bei aller Tapferkeit, die auch beim Feinde anerkannt werden muß, eben doch Menschen mit begrenzten Kräften, die auch, ^urch noch so reichlichen Alkohol nicht ins Unbegrenzt gesteigert werden können. In diesem Sinne scheint eine gewisse Erschlaffung sich bemerkbar zu machen, die ihre Nahrung in der Tatsache findet, daß die deutschen Reihen sich täglich mit frischen Reserven füllen und die deutsche Artillerie wie automatisch sich verjüngt. Das kann man drüben nicht fassen, es wirft alle bisherigen Berechnungen über den Haufen.
singen irgend jemals wirkliche Liebe gefunden hat - er war dazu nicht angelegt. Allein ich weiß auch nur allzu gut, daß dies ihm selber kein Geheimnis war und wie ein tiefer Schatten in seine Seele, in sein Leben siel; daß dieser Mangel hier und diese Erkenntnis da eine traurige Rückwirkung nicht nur auf die Entwicklung, sondern auch auf die Aeußerung und — sage ich: Anwendung seiner guten und edlen Eigenschaften hatte.
Im übrigen aber dürfen die Leser auch nicht allzu streng urteilen. Liebe hatte er allerdings nicht gefunden, Hochachtung aber und Respekt verweigerte ihm niemand, der ihn wirklich, zumal in seinem Wirkungskreise, kennen gelernt hatte. Es war ein Mensch von Charakter und Energie, von tadelloser, unbeugsamer Ehrenhaftigkeit, auf die man sich niemals umsonst berief und nie vergebens verliest. Er hatte die reichsten Erfahrungen gesammelt und eine umfassende Kenntnis nicht nur in seinem eigenen und nächsten Lebens- sind Wirkungskreis erlangt, sondern ,-nich in allem und jedem, was nah und fern damit zu- ',ammenhing. Was sein Ehrgeiz und das Ziel war, das er nirgends aus den Augen verlor, habe ich schon gesagt, und daß seine Zwecke im Grunde selbstsüchtige geheißen werden mußten, hatte für das Ganze in Wirklichkeit keinen Nachteil. Er stand, wie ich später erfuhr, nicht bloß in feinem Bezirk im höchsten Ansehen, sondern galt bei all' seinen Berussgenossen als eine Autorität und als ein Beispiel, wohin es ein Mann bringen könne und müsse, der ?">t Einsicht und Energie seinen Weg verfolgt. Daß u.an ihn: in diesen Kreisen seine Härte und Strenge, seine herbe, allem Idealen fremde Realität zum Vorwurf gemacht hätte, daran war nicht zu denken. Im "nteil fand mau das alles selbstverüändlick» und koaar
westlicher Kriegsschauplatz.
Front des Gcneralseldmarschalls Prinz Leopold von Bauern
Westlich von Luck brachen durch heftiges Artilleriefener vorbereitete starke Angriffe im Abschnitt Dnbilno Zatiur" unter schweren Verlusten für den Feind zusammen.
Teilvorstöße südlich der Bahn Brodp—Lemberg und in der Grabcrkaniederung scheiterten gleichfalls.
Beträchtliche russ. Kräfte winde» zu tief gegliederten aber erfolglosen! Angriff an der Narajmvka zwischen Lipnica —Dolva und Skomovochg angesetzt 'Auch hier konnte» wir dem Feind schwere Verluste bereiten.
Front des General der Kavallerie Erzherzog Karl.
In den Karpathen warfen deutsche Bataillone bei Erweiterung ihres Erfolges am Smotree gegen 18 Angriffe und machten 3 Offiziere, 381 Mann zu Gefang-nen.
Am D Comnn nahmen bayer. Truppen im Sinn» mehrere russ. Grüben.
Oestlich Kirlibaba lind bei den Nngiisfslämvfen öfter.^ ung. Regimenter russ. Gegenstöße zurückgewicsen worden Die Zahl der eingebrachten Gefangenen betrag! über 1000.
Südwestlich von Donawatra drängten die verbündeten Truppe ° den Gegner über das Neagratal urück.
-> Kriegsschauplatz in Siebenbürgen. ,
Auf dem Kriegsschauplatz in Siebenbürgen dauern die Kämpfe an der rumänischen Grenze an.
Balkankriegsschauplatz.
HeereSgruppedes Generalleldmarschall von Malensea:
Keine Aenderung der Lage. -
Mazedonische Front.
Im Cernaabschnitt, beiderseits Brod, hatten heftige nachts wiederholte Angriffe serb. Truppen keinen Erfolg.
Auch Teilvorstöße bei Cranisti und nördlich der Nidze —Planina wurden unter erheblichen Verlusten des Gegners abgewiesen.
Der erste Gencralquartiermeister: Lndendorsf.
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In Siebenbürgen sind die Rumänen in steigender Bedrängnis; die spärlichen Nachrichten dürften die Vorbereitung eines neuen Hauptschlags verhüllen.
Aus Sofia wird gemeldet: Die Offensive Sar- rails gegen den rechten bulgarischen Flügel ist vollkommen lahmgelegt. Der Gegner kann keinerlei Vorteile mehr erringen. Die Kämpfe am Cernaflusse waren lebhaft, ein weiteres Vordringen ist aber für die Ententetruppen unmöglich, solange der Fluß selbst nicht in ihren Händen ist. Der Feind verwendet deshalb dort seine Hauptkräfte. Seine Angriffe stoßen auf den hartnäckigsten Widerstand. Trotz der ungeheuren Opfer bleibt der Gegner stets an gleicher Stelle. Bei dem Dorf Skochivir scheiterten sechs rasch aufeinander folgende Angriffe. Das gleiche Schicksal, hatten die Angriffe an der Struma und am Wardar. Die Hoffnung der Entente, bald siegreich in Monastir einzuziehen, kann als aussichtslos betrachtet werden.
Die Ereignisse im Westen.
Der französische Tagesbericht.
WTB. Paris, 16. Okt. Amtlicher Bericht von gestern nachmittag: Südlich der Somme versuchten die Deutschen gestern abend mehrere Gegenangriffe auf die im Laufe des Tages von den Franzosen eroberten Stellungen. Einige dieser Gegeuuu- grisse wurden durch das Artiileriefcuer zersprengt, ehe sie bis an wttere Linien herangekommen waren, die anderen wurden einzeln durch französische Angriffe gebrochen, durch die alle Gewinne behauptet oder befestigt wurden.
Abends: Große Flieger- und Artillerietätigkeit in der Spm- mcgegcnd. Die Zahl der im Laufe der gestrigen Kämpfe im Abschnitt Ablciiucourt-Bet'.ou gemachtem unvermundeteu Gefangenen erhöhte sich auf 1100 Manu, darunter 19 Offiziere.
O r i e n t a r m e c-: Mittlere Tätigkeit der Artillerie au: der ganzen Front. Die serbischen Truppen machten aus dem linken Eerna-Ufer Fortschritte. Eine französische Schwadron schnitt die Eisenbahn südlich von Seres ab.
Der englische Tagesbericht.
MTB London, 16. Okt. Amtlicher Bericht von gestern aiend: Ais Ergebnis eines erfolgreichen örtlichen Gefechtes ivn.b
heute früh unsere Linie nordöstlich von Gueudecourt etwas vor- .geschoben. Die feindliche Artillerie war zwischen Les Boeuss und Eoureelette, sonne in der Vachbnrjchast der Schwabeuschanze und des Anere-Tnles tätig. Der Feind lies; heute frühmorgens nlli d!: '' von Neuvc Ehapelle eine Mine springen. E-s wurde kein Schaden angerichtet. I» den letzten 24 Stunden wurden 47 Alaun, darunter 2 Offiziere, gefangen genommen.
15. Oktober. Die gestrigen llnternehmungcn bei der Stuffund Schwain:-. 4 - ' sehr erfolgreich. Nördlich vün der
Stusfschanze wurden 2 Linien feindlicher Schützengräben in einer Breite von 200 Eilen gesäubert. Bei der Schwabeuschanze war unser Gewinn noch größer. Dein Feind wurden schwere Verluste beigebracht Währen-, di-,er beiden Unternehmungen wurden 2 Offiziere und .Ml Alaun gefangen genommen. Zn der letzten Nacht drangen wir in feindliche Schützengräben westlich von Serre, nördlich von Nvclineourt, nordöstlich von Festnberl und nördlich von Nenne Ehapelle ein und machten Gefangene.
Saloniki: A» der Struma wurde der Bahnhof von Hristos Heres und Baraklidzuma von unserer Artillerie beschossen. An der Doiranfront wurden die Verbindungswege des Feindes in der Nacht zum 14. Oktober lebhaft beschossen.
Der Krieg zur See.
Nattcrdam, 16. Dkl. „Shipping" schätzt für die erste Hälfte des Oktober den Ve.lust der Entciileflotte an versenktem Laderaum aus IAO 000 Tonnen. Das ist bis jetzt die höchste Zahl in dem Zeitraum eines halben Monats.
London, 16. Okt. Lloyds melden, daß der holländische Schoner „Anny" und der Fischlogger „Vmniden". 264 gestrandet seien.
Kopenhagen, 16. Okt. Wie „Nationaltidende" aus Stockholm meldet, ist der Handelsverkehr mit England in vollem Umfange wieder ausgenommen.
Die ^age im Osten.
Dm rumänische Tagesbemch».
WTB V , 16. Okt. Amtlicher Bericht von gestern. 9k o r d- und , d w e st f r o n t: liefere Truppen wurden von dem Eabm „.rg gegen die Grenze zurückgenommen. Südlich von Fuh.hc:. f ^porghe-Folges) wurde die feindliche Infanterie von unser'. Actitterie in die Flucht getrieben. Jur oberen Licaz- Tal westlich der Grenze Actillerickampf. Bei Pallanca (Ghimos) leichte Gefechte. Im Lucu!-Tal heftige Kümpfe an der Grenze. Im Laitzy-Tal haben wir an der Grenze alle feindlichen Angriffe blutig abgewiescn. Im Buceu-Tal heftige Kämpfe an der Grenze. Alle feindiichen Angriffe wurden abgewiesen. Aus einer einzigen feindiichen Kompagnie haben wir 64 Mann gefangen genamme». Bei Bratocea und Preclus leichte Gefechte. Bei Predeal lebhafte Kämpfe. In der Nacht Huben wir feindliche Angriffe zurückgeivicscn und, die Offensive ergreifend, den Fcind.aüs de:: Polistoca-Tal vertrieben. Sehr lebhafte Kämpfe bei Rucar, wo unsere Trnnpen ihre Stellungen behaupteten. Im Alt-Tal Artillcriekampf und leichte Zusammenstöße an der ganzem Front. Im I iu-Tnl haben wir den Kamm des Ncgru-Berges: und Zanrmga im Sinn» genominen und einen Offizier und 40 Soldaten gefangen genommen. Bei Orsovn Geschützkampf. — Längs der ganze» Donau Geschütz- und Artilleriekampf. In der Dvbnidscha nichts Neucs.
Tie „Furcht vor dem Schicksal Serbiens".
Amsterdam, 16. Okt. Ter Bukarester Mitarbeiter der „.Times", Stanley Washbirrn, hatte eine Unterredung mit dem König Ferdinand, in der dieser u. a. sagte, Rumänien sei nicht durch Opnortnnismns oder durch zynische materielle Erwägungen dazu veranlaßt worden, an dem Krieg teiizunehmen, sondern habe sich ans nationalen Gründen dazu entschlossen. Ungarn sei stets der traditionelle Feind Rumäniens gewesen, weil dort Millionen von Rumänen in politischer Sklaverei lebten. Rumänien vertraue auf die Gerechtigkeit seiner Sache und aus die Bundesgenossen. Es sei davon überzeugt, daß es nicht das dritte kleine Voll sein werde, das in diesem Kriege besiegt werde. Trotz der Barbarei, mit der der Feind Rumänien angrcife, mch der Wildheit, mit der wehrlose Frauen und unschuldige Kinder gemordet würden, werde die rumänische Regierung zu verhüten trachten, daß die Taten der Rumänen von Erbitterung beherrscht werden. Tie Regierung beabsichtige nicht, Vergeltungsmaßregeln gegen Gefangene oder gegen wehrlose Nicht- kämpser. zu tressen. Tie Rumänen wüßten, daß die Alliierten trotz der schwierigen Fragen, vor die sie sich selbst gestellt sehen, die Angelegenheiten Rumäniens nicht hintansetzen und nicht dulden werden, daß Rumänien das Los Belgiens und Serbiens teile. (Die Mohrenwäsche des Numäncnkönigs ist wirklich verächtlich. D. SFr.)
Der Krieg mit Italien.
WTB. Wien, 16. Okt. Amtlich wird verlautbart vom 16. Oktober 1916:
Italienischer Kriegsschauplatz: 2ü den
notwendig: ein Phrasen- und Flausenmacher hätte nie diese Erfolge erzielen, niemals solchen Nutzen stiften können.
War man aber in dieser Beziehung gegen ihn gerecht, vielleicht allzu nachsichtig, so war man's in einer anderen zu wenig. Frisingen war allerdings seiner äußeren Erscheinung nach das, was man einen häßlichen Menschen heißt, und das war immerhin ein Mangel, aber es gab Leute, und nicht bloß etwa Damen, die ihm dies wie eine Art von Schuld anrechnetem Sie bezogen sich in solchem Urteil freilich wohl meistens nicht auf seine scharfen und unharmonischen Züge und was an seiner Gestalt sonst dahin gehörte, sondern mehr auf das, was man in diesen Zügen und aw seiner Erscheinung als ungesund oder gar verlebt ansprechen mußte — ein etwas, das auf uns stets einen abstoßenden, ja einen unheimlichen Eindruck zu machen Pflegt. Man wußte, daß er in früher Jugend bis zur tiefen Erschütterung seiner Gesundheit und beinahe bis zum Ruin des Familienvermögens „gelebt"; allein er hatte sich nach dem Tode seines Vaters nusgei'asit und alles wiederhergestellt, — bis ans die freilich unverwischbaren Spuren in seinem Aenßern. Er behauptete, jetzt völlig gesund zu sein, And schien's auch. Man müsse sich nur hart nehmen, sagte er, da finde Krankheit und Schwäche keinen Platz am Menschen.
Wie ans einen solchen Charakter die schwere.Krankheit seiner Frau und ihre lang andauernde Schwäche wirken mußte, bedarf ebensowenig einer Erklärung, wie sein Mißmut über die „Badereise" und seine Ungeduld, mit der er die ihm auferleate Benleitnna ertrua. Ans
der rastlosesten Tätigkeit sah er sich in die qualvollste Untätigkeit versetzt: an die ihin körperlich, notwendige Bewegung gewöhnt, fand er sich auch hier durch den Zustand seiner Frau gefesselt, und fand sich, auf der Meise wie im Bade in einer Lage, die allerdings kaum langweiliger gedacht werden konnte. Von den Zerstrenungs- milteln der Wcltleutc verstand oder wollte er nichts.
Man konnte freilich sagen, weshalb er unter solchen Umständen die Gattin nicht lieber allein reisen ließ, wie man's neuerdings ja häufig genug finden kann. Aber diese Frage wurde, ohne daß wir sie in Wirklichkeit auf- lvarfen, durch das Urteil beantwortet, das er über seine, F-ran bald im Scherz, bald im Ernst zu fällen pflegte: sie sei viel zu unerfahren und viel zu erhaben über die Tinge dieser Welt, als daß sie nicht stets jemand haben müssender für sie sorge und handle; und andererseits sei sie auch viel zu schüchtern nnd rücksichtsvoll, als daß sie ancki hier wieder jenes Helfers bedürfe, der ihre Rechte in die Hand nehme und vertrete. — Darin lag eine gewisse Wahrheit; Frau v. Frisingen erschien allerdings so, -mmal jetzt, wo ihre leidende Gesundheit sie noch hilfsbedürftiger machte. Aber sein erster nnd vorzüglichster Grund wurde damit nicht ausgesprochen, der Grund, der ihm freilich möglicherweise selber kaum recht klar war^ nnd an den wir auch zu dieser Zeit nicht glaubten, noch dachten: er liebte seine Frau, so sehr er es irgend vermochte; und wie wenig er ihr Leiden verstand, wie verdrießlich ihn dasselbe machte, wie sehr ihn die Reise, die züittfernung auZ seinem Wirkungskreise verstimmte — es i gab immerhin allerlei, uns erst später verständlich ge- ! wordene Anzeichen, daß er es daheim nnd fern von iw ' chor Sorge um sie gar nicht ausgehalten hätte.