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Ur. 212
Freitag, de« 13. Oktober 1916.
33. Jahrgang
V
Kriegschronik 1915
13. Oktober. Der französiscl-e Minister des Aeuhern Del- casse ist zurückgetreten; Bivinnl übernimmt die Leitung der auswärtigen Politik-
— Englische Borstöße bei Bermelles wurden zuriickgewiesen.
— 3» der Champagne scheiterte ein französischer Angriff südlich von Tahure.
— ?iich von Dünaburg und nordöstlich von Smorgon wurden russische Angriffe abgewiesen.
— Dünaburg wurde durch eines unserer Luftschiffe mit Bomben belegt.
— Südlich von Belgrad und gegen Pozarevac schreitet unser Angriff fort.
— An der Strypa wurden russiM Angriffe abgewiesen. — Erhöhte Feuertütigkeit der Italiener an der österreichische» Grenze.
— Me bulgarisch« Armee hat den Angriff auf Serbien eröffnet.
National- und Marinefiiftung.
Dem Reichstag ist ein Gesetzentwurf der Regierung zugegangen, die Bezeichnung „Nationalfliftuug" sowie „Marinestiftung" gesetzlich zu schützen und der 19l5 gegründeten „Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen", sowie der ebenfalls 1915 gegründeten — aus der Frauengabe von 1859 hervorgegangenen — „Marinestiftung" vorzubehalten. Der Zweck einer solchen Bevorrechtigung ist darin zu finden, daß, dadurch beiden Stiftungen in ihren Sammlungen ein Vorrecht gegenüber anderen Wohltätigkeitsveranstaltungen gewahrt werden soll, das sie auch in Geld umsetzen können, indem sie gegen besondere Abgaben an gewerbliche Betriebe ihr Namensrecht verleihen, etwa für den Truck von Postkarten oder die Herstellung von Zigaretten, Streichholzschachteln u. a. Ein solcher gesetzlicher Schutz ist leider nicht unnötig, war doch schon im vergangenen Jahre ein Eingreifen erforderlich, um den Schmarotzern der Wohltätigkeit mit ihren wilden Sammlungen das Handwerk zu legen.
Nun wurde von gewisser Seite der Argwohn ausgesprochen, die Privilegierungen der Stiftungen diene nur dazu, das Reich von seinen Verpflichtungen gegen die Kricgsbeschädgiten und die Hinterbliebenen zu befreien und die Lasten der privaten Wohltätigkeit aufzubürden. Wie verkehrt! Gewiß ist es bedauerlich, daß das Reichsschatzamt, wahrscheinlich aus finanziellen Bedenken, sich nicht darauf einlassen will, ^heute bereits bestimmte Vorschläge über die künftigen Sätze der Bezüge von Krieg: beschädigten und Hinterbliebenen zu machen. Aber die Zusage der Regierung, daß eine Erhöhung erfolgen soll, liegt doch in bindender Form vor, und die Einmütigkeit des Reichstages bürgt dafür, daß an der Einlösung dieses Versprechens nicht gerüttelt werden kann, wenn^auch vielleicht der Ausgang des Krieges und die Frage der Kriegsentschädigung auf das Maß der Erhöhung nicht ganz ohne Einfluß bleiben wird.
Jedenfalls, darüber sind wir uns alle einig: Wer heute Leben und Gesundheit in selbstverständlicher Pflichterfüllung dem Vaterlande hiugibt, der muß auch du Gewißheit haben, daß das Volk ihm gegenüber di- gleiche Pflicht erfüllen und dafür sorgen wird, da,, er sich wegen des Schicksals der Seinen keinen trüben Gedanken hinzngeben braucht. Aber das tägliche Leben rund um uns bietet Beispiele genug, die uns lehren, daß mit Gesetzesparagraphen allein, mögen sic auch noch so gut gemeint sein, nicht zu helfen ist. Do bleiben Lücken) da bleibt noch so manche Träne zu trvck- men. Tie Fürsorge in höherem Maße den Forderungen des Einzelschicksals anzupassen, nicht etwa als Almosen, aber in Form eines Wohltuns in staatlicher Aui- sicht, unter öffentlicher Kontrolle, dazu bedarf es gewaltiger Mittel, die in die Millionen gehen,, dazu bedarf es ebensosehr eines Zusammctchalteus der Gelder, uni schädliche Zersplitterung zu vermeiden. UnsJvill doch scheinen, als wb die Bevozugung der größten Stiftungen den rechten Weg weist, auf dem wir weiter kommen. Tie Satzungen der Nationalstiftung bieten alle Gewähr dafür, daß nicht nach Gunst und Gaben, sondern ausschließlich nach der Notwendigkeit und Bedürftigkeit berechtigte Wünsche auf Unterstützung erfüllt wer-
b-" —-——
Wenn irgendwo, dann ist gerade bei der uns allen gemeinsamen Arbeit zur Besserung des Loses derer, die dem Vaterlande ihr Bestes gaben, die Ausschaltung der Parteigrundsätze oder alter Vorurteile erforderlich. Aus diesem Boden sollte sich das ganze Volk finden,
< ohne deswegen ein Opfer der lleberzeugung bringen i zu müssen. Deshalb darf man auch nicht einen Gegensatz zwischen Recht und Wohltat künstlich herausarbeiten, sondern wird beides nebeneinander stellen müssen, um den gewünschten Erfolg zu erreichen.
Asquith über die Kriegslage,
London, 12. Okt. (Reuter.) Im Unterhaus brachte Asquith eine neue Kreditforderung -im Betrage von 6 Milliarden Mark ein. Dabei erklärte er, dieser Kredit erhöhe den Gesamtbetrag für das laufende Finanzjahr auf 27 Milliarden und den Gesamtbetrag der feit Kriegsausbruch bewilligten Kredite auf 62,64 Milliarden. Die gegenwärtigen Kriegsausgaben beliefen sich auf etwa 100 Millionen Mark täglich. Tie Ausgaben für das Heer wiesen eine geringe Verminderung auf, aber die Ausgaben für Munition seien erheblich gewachsen. Der Vorschlag für den Budgettitel „Anleihen der Verbündeten und der Kolonien" sei überschritten worden und wenn diese Anleihen im gegenwärtigen Maßstabe zu wachsen fortfahren sollten, würden die im Budget veranschlagten 9 Milliarden sehr erheblich überschritten werden, aber kein Teil der Kriegsausgaben sei wichtiger für die Sache der Alliierten, als dieser. Vom 1. April bis 24. Juli hätten diese Anleihen der Alliierten und der Kolonien 2,54 Milliarden ausgemacht. Seither seien neue 1,92 Milliarden Vorschüsse gegeben worden.
Asquith gab dann einen Ueberblick über die Kämpfe auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen. Die letzten Berichte aus Mesopotamien zeigten, daß die Eisenbahn- und Wasserverbindüngen wesentlich verbessert worden seien. Ein wesentlicher Fortschritt sei in der Ueberwiudung der Schwierigkeiten gemacht worden, diS bisher die Kämpfe in Aegypten gehemmt hätten. Tie Niederlage der Türken bei der Oase Kathia am 3. August mit einem Verlust von 3166 Gefangenen und 4 Geschützen habe den Feind genötigt, sich 20 Meilen weit zurückzuziehen. Sie habe die Gefahr eines Angriffs auf den Kanal in die Ferne gerückt und das türkische Ansehen in Syrien und Arabien vermindert. An der Westfront von Aegypten seien die Senussi zur Machtlosigkeit verurteilt. In Saloniki hätten die alliierten Streitkräfte beträchtliche russische und italienische Verstärkungen erhalten und Anfang September die Offensive ergriffen mit dem Ziel, ihre Tätigkeit mit der der russischen und rumänischen Truppen in Siebenbürgen und der Dobrudscha zu vereinigen. Diese Offensive habe einen beträchtlichen Erfolg gehabt. 2b>'z dem rechten Flügel hätten sich die Engländer auf dem linken Flügel der Struma festgesetzt, wo sie die bulgarische Stellung genommen, wiederholte Gegenangriffe abgeschlagen und dem Feind schwere Verluste zugefügt hätten. Auf dem linken Flügel hätten Russen, Franzosen und Serben die Bulgaren geschlagen, Florina genommen, den Feind von den Grenzhöhen vertriebe« und befänden sich nun etwa 8 englische Meilen von der wichtigen Stadt Monastir entfernt. Tie Operationen der Alliierten in dieser Gegend hätten nicht nur dem Feind schwere Verluste beigebracht, sondern ihn auch verhindert, Truppen von Mazedonien nach der Dobrudscha zu schaffen und dadurch den russischen und den rumänischen Alliierten wertvolle Dienste geleistet.
Zum Schluß sagte Asquith: Es darf nicht sein, daß dieser Krieg mit einem nicht von unserem Willen abhüngenden, entehrenden Kompromiß, mit einem Stückwerk, das sich hinter der Maske eines sogenannten Friedens verbirgt, endet. (Laute Beifallsrufe.) Wir sind es denen, die 'ihr Leben dahingegeben haben, schuldig, daß das Opscr ihres Lebens nicht vergeblich gewesen sein darf. Die Ziele der Alliierten sind wohlbekannt. Es sind keine selbstsüchtigen oder rachsüchtigen Ziele, aber sie fordern eine angemessene Gnugtuung für die Vergangenheit und Sicherheit für die Zukunft. (Erneuter Beifall.)
He»Wr TWsSmihl. K.I.K.
Große» Vamptquavtier, den 12 Oktober-
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldinarschall Kronprinz Rup- precht non Bayern.
Beiderseits der Somme nahm die Schlacht ihren Fort- gang.
An der ganzen Front zwischen Ancre und Somme entfalteten die Artillerien große Kraft.
Jnfanterieangriffe der Engländer nordöstlich von Thiep- val, sowie aus der Linie Le Sars—Gueudecourt, sind meist schon im Sperrfeuer gescheitert.
Kegen Abend setztx aus der Front Morval—Bouchaves- neS starte Angriffe ein, die bis-in die frühen Morgenstunden fortgesetzt wurden.
Gegen die Stellungen des Infanterie-Regiment 68 und des Nes -Jnf.-Regiment 76 bei Sailly stürmte der Feind 6ma! an. Alle A stre, gungcn waren ergebnislos. Unsere Stellungen sind restlos behauptet.
Südlich der Somme ging der Kampf zwischen Genre- niont und Chaulnes weiter.
Mehrfache französische Angriffe wurden abgeschlagen.
Die heißumstritteue Zuckerfabrik von Kenreinont ist in unserem Besitz.
Im Dorfe Ablaincourt entspannen sich erbitterte Hnußer- kämpfe, die noch im Gange sind.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Keine wesentliche Ereignisse.
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen.
I » Marostale hielt der Feind dem umfassenden Angriff nicht Stand.
Auch weite.: nördlich beginnt er zu weichen. Er wird aus der gauzen Ostfront verfolgt.
Die 2. rumänische Armee ist in die Grenzstelluugeu zurückgeworfen. In den Gebirgtzkämpfen der beiden letzten rage sind 18 Offiziere H39 Mann ein 10 ctm. Geschütz > Maschinengewehre viele Munition und Gewehre i» unsere Hand gefallen.
Feindliche Vorstöße beiderseits des Vulkanpasses wurden bgeschlagen.
Balkankriegsschallplatz.
Heeresgruppedcs Gencralseldmarschall von Maleilsen:
Die Lage ist unverändert.
Mazedonische Front.
Zahlreiche feindliche Angriffe an der Cerna sind ge sch ei-
wrt.
Westlich und östlich des W.ardar machte der Gegner ergo nislose Vorstöße.
Der erste Generalqnartieruieister:'Ludendorff.
Der WeMrieg.
Franzosen und Engländer sind überrascht, wohcr die vielen Truppen und' Geschütze kommen, die ihnen au der Somme auf einmal eutgegenwirkeu. Tie russische Offensive vom 1. Juni an, die rumänische Kriegserklärung und die verpaßte Offensive in Mazedonien sollte doch so starke deutsche Streitkräfte in Anspruch genommen haben, . daß der Ring von Bapaume und Pcronne endlich durchbrochen oder dach zermürbt Ware. Keine Spur! Wie aus dem Boden gestampft erscheinen immer wieder neue Regimenter, neue Batterien, ja ein englischer Berichterstatter vermutet, daß die Deutschen einen großen Gegenangriff vorbereiten. Ob das stimmt, wer kann es wissen? Jedenfalls ist der Mittwoch wieder kein GlückStag für unsere Feinde gewesen; alle rbre Angriffe sind unter schweren Verlusten zusam- mengebrochen. — Tie Franzosen melden, daß Verdun, Reims und Arras von neuern unter schweres Geschütz- eleac worden sind.