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Kr. 2»5
Donnerstag, den » Oktoder 1816.
33. Jahrgang
Heil unsrem König Heil!
Von Schulrat D r. M osapp. ep.- „Heil unsrem König Heil!" So schallt es zum 6. Oktober viel tausendstimmig durch unser Würt- temberger Land und schallt es draußen in den Schützengräben und Kriegslagern von Flandern bis Konstantinopel: ein Vierteljahrhnndert ist vergangen, seit König Wilhelm II. den Thron seiner Väter bestiegen hat. TrStz des Weltkriegs, der auch unsrem Land schwere Wunden geschlagen hat, will doch das ganze Schwabenvolk diesen Tag der 25 jährigen Jubelfeier seines Königs würdig begehen, freilich nicht in rauschendem Festgepränge, sondern, dein Ernst der Zeit entsprechend, als stille, intime Familienfeier. Des alten Herzogs Wort gilt noch heute von seinen Nachkommen, „daß in Wäldern noch so groß er sein Haupt kann kühnlich legen jedem Untertan in Scboß". Was ist uns und unsrem Lande König Wilhelm in 25 Jahren geworden und gewesen?
Als er am 6. Oktober 1891 seinem königlichen Oheim aus dem Throne folgte, brauchte er um das Vertrauen und die Liebch seines Volkes nicht erst zu werben; er besaß beides längst als der Sproß des altangestammten Fürstenhauses, als ritterlicher Offizier, als kerndeutsch gesinnter Prinz, als Vorbild eines glücklichen Familienlebens, als edler, allem Wahren und Schönen erge bener, allem gesunden Fortschritt geneigter Mensch. Und eine 25 jährige Regierung hat dieses liebevolle Vertrauen gerechtfertigt und vertieft. Des Königs Persönlichkeit macht ihn zum volkstümlichsten Mann im Lande. Schlicht und Prunklos, wie er wohnt, geht er durch di-- Straßen Stuttgarts oder über die Höhen, und jedes Landeskind schätzt sich glücklich, wenü es einen Gruß von ihm, eilt Lächeln seines Angesichtes erhascht. Wer aber das Glück hatte, ihm näher zu treten und auch nur eine Viertelstunde mit ihn: zu verkehren, der bewahrt lebenslang diesen Moment, da er in den reichen Garten einer wahrhaft fürstlichen Seele hat einen Blick tun dürfen,
5cdIo6 Uorrianck.
Roman von Matthias Blum.
Nachdruck verboten.
Malta Rotheuau hatte auch noch beobachten können, daß Raoul de Melandre mit den verschiedenen Offizieren, die im Schlosse einquartiert waren, plauderte und in entgegenkommender Weise verkehrte. Begegneten sich aber Raoul de Melaudre und Manfred von Hassen, dann hatten beide für einander nur einen kurzen, schroffen, fast abweisenden Gruß.
Warum?
Hatte Helene de Melandre diesen Reiteroffizier einmal geliebt? Aber warum war sie dann die Gattin von Raoul de Melandre geworden? Warum schien zwischen diesem und Raoul de Melandre ein stummer Haß zu bestehen?
Der Schatten!
Marta Rotheuau ahnte ein vielleicht tragisches Geschick, eine Geschichte, die wohl nur zwischen den dreien sich abgespielt haben mußte, oder deren wirklichen Verlauf eines oder das andere von den dreien selbst nur ahnte. Sie begann zu begreifen, daß auch das Leben Konflikte zu gestalten wußte, Geschichten, die ebenso tief fesseln können, als wären sie von einem Dichter ersonnen worden.
Ob sie je diese Geschichte hören würde?
Und Marta Rothenau dachte an tiefe Leidenschaften, die die Herzen aufwühlen, die dann an Zufällen zerbrechen müssen, an Enttäuschungen, an Schuld.
Liebte Helene de Melandre den Gatten? Wenn sie
jenes damals in der Bibliothek erlauschte Gespräch rächte, dann mußte sie unbedingt daran glauben. Was hatte Helene damals von ihm fordern wollen, was er ihr verweigert hatte?
So grübelte Marta fortwähre nd, ohne für irgend
als eine seiner schönsten Erinnerungen auf. Ein solides Maß von persönlicher Herzensgüte, von liebenswürdigen Wohlwollen, von edelstem Bestreben, es allen recht zr machen; ein solches Maß von unparteiischer Gerechtigkeii und versöhnlicher Milde, die überall Brücken schlägt unk Auseinanderstrebendes verbindet, wird nicht leicht bei einem Fürsten der Neuzeit zu finden sein. König Wilhelm hat darum nicht bloß im Lande keinen Feind, ei ist als vorbildliche Herrs.hergestall' nicht bloß im übrigen Reiche bekannt und geliebt, sondern sein Reich geht selbst über Deutschlands Grenzen hinaus; er ist der einzige Fürst, der nach Deutschlands Untergang und Teilung unter die Vierverbandsmächte noch als König von Thüringen weiterrsgieren darf, wie wir zu unserer besonderen Beruhigung aüs dem französischen Buche: „Die Teilung Deutschlands" erfuhren.
Was König Wilhelm zu einer so volkstümlichen und geliebten Fürstengestalt macht, das sind nicht sowohl seine Verdienste um den staatlichen Fortschritt seines Landes, seine von ihm selbst gewünschten und betriebenen Reformen aus dem Gebiete der Volksvertretung, der Gemeindeverwaltung, des Steuer- und des Volksschulwesens; sondern das ist vor allein zweierlei: einmal seine kulturfördernde Tätigkeit, und dann seine deutsche Bundes- treue. Sein Land, das politisch nicht mehr besonders hervortreten kann, zu einem „Kulturzentrum" zu machen, in dem die idealen Interessen des Lebens eine- liebevolle Pflege und Förderung erfahren, das war in einem Vierteljahrhnndert sein treues Bemühen. Wer kennt nicht den Schwäbischen Schillexverein, des Königs persönlichste Gründung, der seine Glieder bis weit über den Meeren drüben zählt und seit 1895 unendlich viel dazu beigetragen Hat, Schillers Idealismus im deutschen Volke lebendig zu erhalten und zu mehren? Und wer kennt nicht das großzügige Stuttgarter Hoftheater, des Königs eigenes Werk, eine Anlage von vorbildlicher Einrichtung? Württembergs Kunstleben unter Wilhelm II. wird einst ein ruhmvolles Kapitel deutscher Kulturgeschichte sein. Urrd
Ihre Hauptsorge war, daß die Freundin nicht glücklich sein könnte in ihrer Ehe mit Raoul de Melandre trotz aller scheinbaren äußeren Harmonie. Darum suchte sä immer nach Ursachen, ohne die Wahrheit ergründen zu können, ja später sollte sie sehen, daß sie sich in allen ihren Vermutungen und Kombinationen getäuscht hatte. Ihre einzige Frage war nur di.e:
„Wie mochte das enoen? Wann Niro dieses Gespenst Neichen?"
Das andere Gespenst? Fast hätte es Marta Ro thenau vergessen, sollte aber doch noch daran erinnert werden.
Sie war eben wieder von einem Gange nach dem Lazarett zurückgekommen, als im unteren Korridor die alte Köchin stand, die Marta Rothenau geheimnisvoll zuwinkte.
Was wollte sie?
Marta Rothenau gehorchte dem Zeichen und fragte.
„Gnädiges Fräulein, der Marqu's im Mantel ist wiederum da."
„Was?"
„Sie haben mich damals schon gefragt. Sie wissen es doch noch?"
^Allerdings. Aber wann wollen Sie denn oie Erscheinung wiedergesehen haben?"
„In dieser vergangenen Nacht."
„Irren Sie sich denn nicht?"
„Ganz gewiß nicht; er hätte wieder den Mantel und den Schlapphut; sein bartloses Gesicht war so fahl wie iinmer. Und auch sein weißes Haar sah ich in der Dunkelheit leuchten. Die Gestalt war so nahe an mir vorbugegangen, daß ich sie hätte greisen können."
„Erzählen Sie doch genau! Wann war es? Wo ist die Erscheinung aufgetaucht?" !
„Ja, ich wollte heimlich nach dem — nach dem Stall; weil - weil-"
Die Köcknn stockte etwas/wurde verlegen, erzählte
deutsch, kerndeutsch ist der Jubilar. Von den Jugendtagcn an, die er als preußischer Offizier durchlebte, in treuester Freundschaft mit dem Kaiser verbunden, ist er seinem Volke allezeit, in guten wie in bösen Tagen, ein Erzieher zum Deutschtum, zum Gemeinsam, zur Opferfreudigkeit fürs Ganze gewesen, von dem wohl auch Geibels Wort über Uhland gelten kann: „Das ist an uns sein groß Vermächtnis, so treu und deutsch zu sein wie er."
Glückwünschend feiert der treue Württembergs: den Ehrentag seines Herrschers und stimmt freudig und gerne am 6. Oktober ein in den .Jubelgruß: „Heil unsrem König Heil!"
IMtt MH. '
Grotzes Hauptquartier, den 4. Oktober
Westlicher Kriegsschauplatz.
Front des Generalfeldmarschall Herzog Albrecht» von Württemberg
Auf der Schlachtsront, nördlich der Somme, im Lause des Tages ständig an Heftigkeit zunehmender Artilleriekämps, der im Abschnitt Morval—Bouhavesnes am Nachmittag seine größte Steigerung erfuhr.
Starke französische Angriffe gegen unsere Stellung an der Straße Sailly—Rancourt am Walde St.,Piere- Vaast und an dem südwestlich davon abgesprengten Waldstücke wurden zum Teil im Handgemenge abgeschlagen. 1 Offizier, 128 Mann, 2 Maschinengewehre fielen in unsere Hand.
Ein Vorstoß bei Thiepval und dem Gehöft Mouquet wurde leicht abgewiesen.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Nach dem blutigen Zusammenbruch ihrer Angriffe vorder Stellung der Armee des Generaloberst von Tcrsztyanski westlich von Luk am 2. Oktober erlitten die Russen gestern hier eine neue schwere Niederlage. Mit der Ruhe des Siegers empfingen die sTruppen des Generalleutnant Schiuid, von Knobelsdorff und des General von der Marwitz den mehrmals anstürmenden Gegner. Kein Fußbreit Boden ging verloren. Nach tairsendrn zählen wiederum die gefallenen Russen. *
„Unter den Soldaten ist eiuxr aus meiner Heimat. Und mit dem wollte ich gerne plauoern, deshalb! Sie dürfen da nicht schlecht von mir denken,^gnädiges Fräulein!"
„Gewiß nicht! Erzählen Sie nur!"
„Und als ich im unteren Korridor war, da hörte ich gerade an der Ecke, die zu den großen Sälen führt, ein ganz leises Schleifen von Schritten; ich war erschrocken und drückte mich in eine Ecke. Da sah ich dann an meinem Versteck den Marquis im Mantel vorübergchen, so nahe, daß ich vor Erschrecken wie gelähmt war. Und er ging leise, als könnte sein Fuß den Boden gar nicht benihren, die Treppe zum Korridor im ersten Stock empor.
„Und Sie haben sich nicht geirrt, haben das nicht nur geträumt?"
„Nein, gewißt nicht!"
„Was taten Sie dann?"
„Dann bin ich wieder in mein Zimmer zurückgelaufen und habe mich dort eiugesperrt."
„Gut! Erzählen Sie vorerst keinem Menschen etwas davon. Anch nicht dem Soldaten ans ihrer Heimat."
„Nein!"
„Dann — dann werde ich mal darüber Nachdenken."
10. Kapitel.
Der Marquis im Mantel! .
So war er wiederum erschienen! Und die Köcknn Halle von jener Begegnung eine Darstellung gegeben, die an keine» Irrtum glauben ließ. ^
Marta Rotheuau hatte sofort die Stelle ausgesucht, die dabei angegeben worden war.
Es war der Teil des unteren Korridors, in dem auch die Räume waren, die dem Generalstabe zur Verfügung standen.' Von der oberen.Treppe war die Köchin gekommen. Marta Rjothenan fand auch die Nische, in der sie sich vor dem vorüberkommenden Gespenst versteckt