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Ar. 2S1
Dienstag, den 19. September 1916.
Telephon jstr.41
33. Jahrgang
Kriegschronik 1915
IS. September: Wilna wurde von uns erobert, der Feind wird auf der ganzen Front verfolgt.
— Nördlich von Pinsk wurde die Wislica erreicht.
— Der von den Italienern gegen Flitsch angesetzte Angriff scheiterte ^
Der künftige Friede.
Oberfinauzrat Prof. Dr. Hermann LoZ ch spricht sich in einem lehrreichen Artikel in der „Deutschen Revue", betitelt: „Die Zukunft des deutschen Arbeiters und der Friede" über den künftigen Frieden folgendermaßen aus:
„Das Schicksal der ganzen deutschen Arbeiterwelt (und — fügen wir hinzu — des ganzen deutschen Volkes) ist unerbittlich auf Gedeih und Verderb an einem Sieg und zwar einem solchen End-, sieg beteiligt, welcher vor allem irgendeine Absprengu.^, deutschen Gebiets und irgendeine Kriegsentschädigung an irgendeine Macht der Erde völlig ausschließt. Mvn braucht das Wort „Sieg" nicht einmal zu verwenden, man kann ebensogut „Ende des Krieges" sagen, dann wird die Sache verständlicher, aber sie bleibt sich gleich.
Es ist ohne weiteres klar, daß ein solches Friedensziel, in welchem jeder nicht völlig verblendete deutsche Mensch mit dem andern einig gehen muß, die allerhöchste Kraftanspannnug und das zielbewußte Zusammenarbeiten aller Stände und Berufe, aller Schichten und Klassen sowohl an der Front als hinter der Front zur Voraussetzung hat. Diese Voraussetzung ist so ernsthafter Art, daß die Erörterung irgendwelcher weiterer Kriegs- oder Friedensziele zwar theoretisch möglich, praktisch jedoch völlig gegenstandslos ist, innerpolitisch jedoch sogar schädlich sein kann, weil weite Kreise sich noch gar nicht Aar darüber zu sein scheinen, um was es sich dieser ^Koalition von ganz verschiedenen Gegnern gegenüber in allererster Linie handelt. England hat die finanzielle'' Fäden der mitbeteiligten Staatengegner derart in dev Hand, daß diese „Kontinentaldegen" gerade durch die bei ikmon erweckte und blsber von ibnen aealaubte S cl> a d-
Zciiiok I.orrmnä.
Roman von Matthias Blum.
Nachdruck verboten.
Maria Rothenau hatte sich zumeist in ihrem Zimmer eingeschlossen, um den französischen Soldaten nicht begegnen zu müssen, und um nicht antworten zu müssen, wenn sie gefragt wurde.
Sie hätte die geballten Fäuste nicht unterdrücken können. Helene de Melandre verhielt sich still; sie tat, was gefordert wurde. .
Franzosen waren auf Lorriand. ° '
Ta war es wohl nicht zu hindern, daß die Trikolore auf dem Turme wehte.
Aber Maria Rothenau empfand es wie einen stechenden Schmerz, so oft sie es sehen mußte. Allein sie konnte es nicht ändern, — die Franzosen waren da, wie es manche der Unzufriedenen geträumt hatten.
' Und nun?
Eine Antwort darauf brachte der Kutscher, der einmal ein Paar Offiziere nach der nächsten kleinen Stadt hatte bringen müssen, die ebenfalls schon von französische! Truppen besetzt worden war.
Marta Rothenau hatte ihn gerufen.
Sie wollte doch etwas hören, von den Deutschen; es gelangte ja kein Brief und keine Zeitung mehr nach Lorriand. Und die Franzosen standen immer noch auf deutschem Boden.
„Ja, von den Deutschen weiß ich nicht viel; diese sind zurück und sollen sogar Saarburg geräumt haben. Die Franzosen wissen auch davon, daß die deutschen Heere in Belgien vor Lüttich eine große Niederlage erlitten haben. Aünfzigtausend Deutsche sollen bot sein."
„Das glaube ich nicht."
„Ich möchte auch nicht gerade einen Eid darauf schwören, wenn mir ein Franzose etwas gesagt hat."
los Haltung auf Kosten der Mittelmächte zu der krampfhaftesten Anstrengungen angespornt werden. Sit kämpfen gewissermaßen als angeseilte Desperados, weil ihre eignen finanziellen Beine, wie bei Italien, Belgien, Serbien, Montenegro, auch Rußland, sie schon längere Zeit gar nicht mehr aufrechterhalten.
Es ist schon einwandfrei nachgewiesen, daß der Geschäftsführer dieses unerhörtesten aller Kriege, nämlich England, nicht etwa mit.dem militärischen ober maritimen Nachlassen der Kräfte Deutschlands und der Mittelmächte in erster Linie rechnet, sondern mit dem inneren Zwiste. Der Keil, welchen England in das deutsche Volk eintreiben wollte und noch will, war zunächst der rapide Hunger. Man dachte vor zwei Jahren in London, diese Wirkung werde schon sehr bald eintreten, und man arbeitete daher mit Blockademittelu, vor welchen auch das menschenfreundliche Nordamerika der Weltgeschichte gegenüber einstens wird erröten müssen. Nun es aber mit dem „schnellen" Hunger nicht gegangen ist, hofft man auf eine Untergrabung der militärischen Kraft und Freudigkeit durch innere Zwiste und Müdigkeiten. Man hofft, daß der Arbeitermichel ein dummer Michel sei und einen „englischen Frieden" vorbereiten helfe. Diese Hoffnung ist nunmehr die — letzte jenseits des Kanals, und es geschieht- alles nur Denkbare in den verschiedensten Formen, um» sie zu verwirklichen. Man darf aber zuversichtlich hoffen, daß die Spekulation auf die Dummheit der deutschen Arbeiter ebenso versagen wird, wie die englische Spekulation auf die Dummheit vor allem der Italiener, Serben, Montenegriner und letzten Endes auch der unglückseligen Franzosen gelungen ist. Wenn Jaures nicht ermordet worden wäre, würde das französische Proletariat davor bewahrt geblieben sein, englische Kastanien aus dem Feuer zu holen. Diese Ermordung des bedeutendsten und ehrlichsten aller französischeil 'Arbeiterführer ist bis auf wen heutigen Tag nicht aufgehellt. Es ist wahrscheinlich, daß dieser Mann nicht ohne russischen Einfluß aus der Welt geschafft worden ist. Der Sieg der Entente würde selbstverständlich auch ein Sieg Rußlands sein. Diese Binsenwahrheit war dem Franzosen Jaures klar, sie ist auch allen vernünftigen deutschen Arbeiterführern klar. Sie wissen genau, was für die deutsche Arbeiterschaft auf dem Spiele steht. Nicht nur alle Fortschritte in Kultur, Lebenshaltung, Erwerbssicherheit, sondern ihre Existenr ^ und ihre ganze Zukunst. ^^
„Und wie sieht es sonst aus in unserer Nähe?"
„Hm! Ich kann nur sagen, was ich in ein paa Stunden in der Stadt sehen konnte. Die Franzosen ha ben die besten Krippen gefunden. Und was Deutschen ge hört hatte, das ist zerstört worden. Wenn es etwas zi verdienen gab, dann wurde gar nicht so sehr darauf ge achtet, ob man im Hause eines Deutschen oder eine- Lothringers war. Da habe ich selbst gesehen, wie au Marktplatz der Laden des Goldwareuhändlers Lafere der ja am liebsten jeden Tag die Franzosen wieder herein gerufen hätte, geplündert worden war. Ein Soldat wollt, an mich für 10 Franken eine goldene Uhr verkaufen Ich habe auch Lafere gesehen, wie er von dem französischer General gekommen war, bei dem er sich beschwert hatte Nach einem bestimmten Namen von einem der. Plünderer hatte der General gefragt. Und da von diesen keine, seine Visitenkarte abgegeben hatte, so hatte Lafere auch keinen Ngmen angebeu können, weshalb der General nur mit den Schultern gezuckt und bedauert hatte, das er daun nicht einschreiten könne. Nun möchte Tacitm Lafere gerne wieder die deutschen Soldaten sehen. Ick bin ja ein einfacher Mann, aber ich dachte mir so, als ich das alles gehört und geschaut hatte, daß der letzte Elsässer und Lothringer ein Deutscher bleiben will, wenn die Franzosen einmal in sein Haus kommen.
So hatte der Kutscher erzählt. Er wußte, daß er sich nicht zu fürchten brauchte, vor Marta Rotheuau die Wahrheit zu sagen.
So war es gekommen, wie es sich Marta Rotheuau gedacht hatte.
Erst da der Feind ins Land gezogen war, lernten die Leute schätzen, wieviel sie Deutschland verdankten, und daß deutsche Gründlichkeit und militärische Erziehung solche Szenen, wie sie eben geschildert worden waren, nie zugelassen haben würde.
Nur eines hatte sie erschüttert.
Die Deutschen sollten bereits . . . Saarbürg preis- gegeben haben. - -- -
Dieses auszuivrechen ist heute für den unabhängig von allen politischen Parteigestaltungen denkenden und rechnenden Volkswirt eine-unausweichliche Pflicht. Alle innergesellschaftlichen Fragen, einerlei, welche es sein mögen, einerlei, wie sie später erledigt werden mögen, treten vollkommen in den Hintergrund "gegenüber der Frage der Solidarität des ganzen Volkes bis zum Letzten. Denn dieses Letzte allein wird alles bisher Erkämpfte erst wirklich sichern.
Je länger der Krieg dauert, um so wichtiger wird das Festbleiben nicht etwa nur der militärischen Front, sondern noch viel mehr der inneren Geschlossenheit sämtlicher Bundesstaaten, Stämme und gesellschaftlichen Schichten.
Was der englische Fuchs u. a. auch den deutschen Schafen predigt, ist der Kampf gegen den „preußischen Militarismus"; was er will, ist der Markt, auf welcher» - das Schicksal und Zukunft in erster Linie der deutscher Arbeitermassen und erst in zweiter des übrigen Volkes beruht. . . . '
MWr liMerichl. U.1Z
Gvotze« Kanpiquttvliev, de» 18 September
Westlicher Kriegsschauplatz.
Die gewaltige Sommeschlacht führt auf 45 Kitometc: front von Thiepoal bis südlich von Vermandoviller zu äußer;: erbitterten Kämpfen, die nördlich der Somme zu unserer Gunsten entschieden sind, südlich des Flusses, die Aufgal völlig cingeebneter StellungSteilc -zwischen Barleux und Ve: mcmdoviller mit den Dörfern Berny und Denecourt zur Folg hatten.
Unsere tapferen Truppen haben glänzende Beweise ihre: nnei schütterlichen Ausdauer und Opferfreudigkeit geliefert.
Ganz besonders zeichnete sich das westfälische Jnf.-Neg Nr. 13 südlich von Bouchawesnes aus.
Starken feindlichen Lustgeschwader warfen sich unsere Flieger entgegen und schoßen in siegreichen Gefechten 10 Flu, - zeuge ab.
Front des deutschen Kronprinzen:
Zeitweise lebhafte Feuertätigkeit im Maasgebict.
Oestlich von Ueury vorgehende feindliche Abteilungen ivtuden zur Umkehr gezwungen.
Wann schlug er endlich zu, der deutsche Ingrimm!
Au die Niederlage bei Lüttich glaubte sie nicht: sie wollte nicht daran glauben, denn so rasch ließ sich das deursthe Volk nicht besiegen, das war ihre felsenfeste Ueberzeugung.
Da es m den Mittagsstunden im Parke von Lor riand am stillsten war, weit die Soldaten um diese Zeit von der Feldküche das Essen geliefert erhielten, so flüchtete sich Marta Rothcnan auf eine Stunde dorthin, um sich etwas zu zerstreuen, um von anderen Tagen zu trau men, an denen Deutschlands Sieg beginnen würde.
Eine alte Kastanienallee war es, die Marta Rothenau am meisten liebte.
Von der Allee ans konnte sie die vielen Zelte sehen, in denen die Truppen lagen, die schier endlosen Wagen kolonnen, die Bagage und Munition führten, sie sich die bunten Farben der französischen Uniformen.
Oben auf dem Turme von Lorriand flatterte immer noch die Trikolore.
„Wie lange noch?" flüsterte Marta Rotheuau versieh hin.
Sie sah auf der Etappenstraße, die nach dem kleinen Städtchen führte, Reiter, jagende Automobile, Nav- fahrer
Nur diese alte Allee lag um diese Stunde still.
„Tie schöne Deutsche! Hatte ich nicht recht, daß pl bald aus Lorriand die Trikolore wehen würde?"
Hinter einem breitkronigcu, alten Kastaiiieubauui war ein französischer Ossizier hervorgetreten.
Aber sofort hatte Marta Rotheuau trotz der Ui: form auch das Gesicht erkannt.
Paul Renardier!
Als französischer Offizier! Das mochte er sein, d- nie auch nur einen Funken deutschen Geistes gesü! : hatte.
Wie aber hatte er, der sich als einen Elsässer, als einen Deutschen bezeichnet hatte, so rasch diese Unifor i gewinnen können?