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st. 152
Freitag, de« 30. Jimi lOlO.
33. Iahrg
England und Dänemark.
Von Petersburg aus wurde dieser Tage die harmlos klingende Nachricht verbreitet, daß England im Begriffe stehe, mit Dänemark in Verhandlungen einzutreten, um die Frage der Durchfahrt durch den Belt zu „klären". Die „Klärung" sollte schon am 31. Mai versucht werden, sie ist aber damals durch das unerwartete Dazwischentreten der deutschen Flotte in einer für die Engländer so fatalen Weise gestört worden. Aber England müßte nicht England sein, wenn es sich durch einen solchen Zwischenfall, der überdies bekanntlich als einer der ruhmreichsten Seesiege Großbritanniens zu gelten hat, von einem gefaßten Plane abbringen ließe. Man verlegt sich also vorerst einmal aufs „Verhandeln". Was das zu bedeuten hat, weiß jeder, dem die Geschichte Englands her letzten zwei Jahrhunderte auch nur oberflächlich bekannt ist. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Holland gegenüber sollte „Klärung" geschaffen werden nach jener militärischen Konferenz rn Paris, auf der die berühmte „Einheitlichkeit der Front" zum Dogma erhoben wurde. Allein Holland erwies sich als genügend gerüstet, um den geplanten Anschlag Englands auf Vlissingen abwehren zu können. Diesen Plan lieh man also vorläufig ruhen, ohne ihn jedoch aus dem Auge zu verlieren. So ging der Vierverband also daran, die Front im Süden auszubauen und Griechenland unter das Joch der Entente zu zwingen. In den letzten Tagen ist dsieses Erwürgungswerk mit dem denkbar besten Erfolge zu Ende geführt worden, und der Vierverband geht nun in seiner völkerbefreienden Arbeit an den Nächsten, an Dänemark, um die Front im Norden, für die die russische Flotte nicht ausreicht, zu vervollständigen. An kleineren Fahrzeugen hat England schon eine ganze Anzahl durch den Belt gebracht, das kann bestimmt nachgewiesen werden, und die Angriffe auf deutsche Handelsschiffe in der Ostsee, die nach Wilson ja doch eigentlich verboten sein sollten, sind nicht von den Russen ausgeführt worden. Wieso es den englischen Tauchbooten gelang, durch die Minensperre des Belt hindurchzukommen, das ist ein Geheimnis für viele; böse Menschen wollten wissen, englische Millionen hätten die Lotsendienste geleistet.
Mag dem fein, wie ibm wolle, Tatsache ist, daß Großbritannien durch die Zwirnsfäden des völkerrechtlichen Abkommens, das die Ostsee für ein „geschlossenes Meer" erklärte, sich nicht abhalten ließ, zu <tun, was es in seinem Interesse für nötig befand. Ist pber einmal der Mantel gefallen, so muh auch der Herzog nach. T.e Große Flotte wäre trotz der Minen «in die Ostsee gelangt, und wenn Dänemark es sich hätte bei- koinmen lassen, sich zur Wehr zu setzen, so hätte der „Geist Nelsons", der in der Seeschlacht vor dem Skagerrak spuckte, den neutralen Staat bald zur Vernunft gebracht. Es sind etwas ülber 100 Jahre her, daß der «olle ehrliche Seemann Nelson Kopenhagen bei Nacht und Nebel überfiel, die dänische Flotte vernichtete und die dänische Hauptstadt in Brand schoß. Und waruin? Well das neutrale Dänemark sich weigerte, an dem Krieg gegen Napoleon sich zu beteiligen. In Wirklichkeit war es mehr aus die Vernichtung der Englanv unbequemen dänischen Flotte abgesehen.
Es ist aus verschiedenen Gründen schwer zu glauben, daß Dänemark der Durchfahrt der Großen Flotte durch den Belt sich widersetzt hätte. Eines unserer Witzblätter brachte einmal ein lehrreiches Bild: Belgien, Serbien und Montenegro liegen erschöpft am Boden. John Bull aber winkt Griechenland herbei und kommandiert: Der Nächste! Auch Griechenlands passiver Widerstand ist gebrochen, es liegt kraftlos neben den dreien. Ter Nächste! ruft England, und der Nächste wird Dänemark sein Rach ihm wird vielleicht, wenn Deutschland inzwischen nicht der Atem ausgegangen ist, Schweden an die Reihe kommen und der letzte im Reigen dürfte Holland werden.
In der deutschen Antwort auf das letzte Wort Wilsons, soweit sie dem deutschen Volk mitgeteilt wurde, heißt es bekanntlich zum Schluß: Wenn England unu seine Verbündeten der Zusage Deutschlands gegenüber (nämlich den Tauchbootkrieg gegen Handelsschiffe ein- Mstellen) in ihrem unmenschlichen Aushungerungskrieg wrtfahren sollten, so sähe sich Deutschland einer neuen Sachlage gegenüber und würde sich in diesem Falle km st,ine Zusage nicht mehr gebunden erachten. Wir sehen picht, daß der Vierverband irgendwie und irgenwo von
seinem völkerrechtswidrigen Beginnen auch nur ein Tüttelchen aufgegeben hätte, im Gegenteil. Die Absperrung rm Süden ist eine vollkommene; die Schweiz wird b-rana- grliert, um jeden Verkehr mit Deutschland abzubrechen; Holland hat dieselben Handelsschikanen zu erdulden; Dänemark soll ein anderes Griechenland werden, die Front im Norden wird die Einkreisung zu einer vollständigen machen. Das alles ist nach dem unglückseligen ö. Mai in die Erscheinung getreten, gleichsam als Höhnische Antwort des Vierverbands aus die deutsche Note an Wilson. Was hindert uns, jetzt wenigstens unsere letzte Kraft anzuspannen, um uns gegen die beabsichtigte Erdrosseluna zu wehren? —n.'
Die russische Gefahr der Zukunft.
Unter der Ueberschrist „Der nächste Krieg" schreibt der russische General Skugarewski im „Rußkoje Slo- wo": „Man kann nicht genau Voraussagen, wie der jetzige Krieg ausgehen wird. Dagegen kann man sich rechft wohl ein Bild machen, von dem zukünftigen Kriege, der auf den jetzigen folgen wird. Weser Krieg wird um so eher eintreten, je geringer der Erfolg der Verbandsmächtc in diesem Kriege sein wird. Wenn Deutschland nicht endgültig besiegt wird, wird ein neuer Krieg in zehn bis zwanzig Jahren unvermeidlich. Die Zeit bis dahin werden alle Staaten zu verstärktem Rüsten benutzen.
Gegen diesen künftigen Krieg wird der jetzige nur ein Kinderspiel sein. Welche Armee wird dann Rußland aufstellen können? Nach den Ziffern des „Statistischen Jahrbuchs für 1914" sind 17,8 v. H. aller Einwohner Rußlands Männer zwischen 20 und 45 Jahren. Die Erfahrung des jetzigen Krieges hat gezeigt, daß sowohl jüngere Leute znm Dienst einberufen werden — die 17- bis 19jährigen machen 3 v. H. aus — als auch ältere, die 46- bis 50jährigen, die 4 v. H. ausmachen. Bei voller Anspannung seiner Kräfte kann also der Staat 25 v. H. seiner Gesamtbevölkerung einberufen. Zieht man ein Fünftel als krank und untauglich ab, so kommt mau zu dem Ergebnis, daß im zukünftigen Kriege die Streitkräfte Rußlands 20 v. H. der' Bevölkerung betragen. In 10 Zähren wird Rußland mehr als 200 Millionen, Deutschland noch nicht 100 haben. In Rußland Werder also über 40 in Deutschland noch nicht 20 Millionen unter den Waffen stehen.
Für die 40-Millionen-Armee sind mindestens 300 00( Offiziere nötig. Ein Korps von so vielen durchgebildeten Offizieren zu schaffen, ist nicht möglich. Man muß also alle jungen Leute, die eine, wenn auch nicht vollständige Mittelschulbildung haben, verpflichten, als Offiziere zu dienen. In allen Lehranstalten sind militär- wissenschaftliche Vorbereitungsfächer einzuführen.. Für den Dienst im Lande (Fabriken, Schustereien, Schneidereien usw.) ist für Mädchen und' kinderlose Witwen die weibliche Dienstpflicht einzusühren. Von der 40-Mll- siouen-Armee werden 25—30 Millionen Infanterie, 1—2 Millionen Kavallerie, 5 Millionen Artillerie, 1 Million Pioniere und technische Spezialtruppen und 5 Millionen Etappendienst sein. Die Armee muß verfügen über 100 000 Geschütze, 1 Million Maschinengewehre, 10 00L Automobile. Artilleriemunition muß beim Ausbruch des Krieges mindestens für 50 Millionen, Jnfanteriemunition für 5 Milliarden Schuß bereit liegen. Im Frieden muß Rußland ein Heer von 2hs—3 Millionen Mann unterhalten, was im Budget rund 1 Milliarde jährlich bedeutet. Tie Vorbereitung des künftigen Krieges erfordert eine so gewaltige Anspannung der wirtschaftlichen und finanziellen Kräfte des Landes, daß das Kriegsministerium allein dazu nicht imstande sein wird, es muß — als oberste Behörde einer Borratswirtschaft — ein Mini- t^rium der militärischen Bereitschaft gebildet, werüen.,^
IMer TsgMMi. MH.
Großes Hanplqnailier. de» 29 Juni
Westlicher Kriegsschauplatz.
Das Gesamtbild an der englischen und am Nordflügel der französischen Front ist im wesentlichen das gleiche wie am vorhergehenden Tag.
Die Vorstöße feindlicher Patrouillen und stärkerer Jn- fanterieabteilungen, sowie auch der Gasangriffe sind zahlreicher geworden. Ueberall ist der Gegner abgewiesen. Die Gaswclie» bliebe» ohne Ergebnis. Der Nrtilleriekampf erreichte teilweise große Heftigkeit. I
Auf unser Front nördlich der Aisne und in der Champagne zwischen Auberive und den Argonnen entfalteten die Franzosen lebhaftere Feuertätigkeit.
Auch hier wurden schwächere Angriffe leicht zurückgeschlagen.
Rechts der Maas fanden nordwestl ch des Werkes Thiau- mont kleinere Jnfanteriekämpfestatt.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Russische Angriffe einiger Kompagnien zwischen Duba- towka und Smorgon scheiterten im Sperrfeuer.
Bei Gnessitschi (südöstlich von Ljubtscha) stürmte eine deutsche Abteilung einen feindlichen Stützpunkt östlich des Njemeu. nahmen 2 Offiziere und 56 Mann gefangen und erbeuteten 2 Maschinengewehre und 2 Minenwerfer.
Balkankriegsschauplatz.
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Der Weltkrieg.
Auch der heutige Tagesbericht meldet vvn zahlreichen Zusammenstößen an der nördlichen Westfront, die Entscheidung rückt immer näher heran. Auch in der Champagne beginnen sich die Franzosen zu regen — kein Zweifel, es bereitet sich etwas vor. Um so besser, daß der Sturm im Osten seinen Höhepunkt bereits überschritten hat und die Sturmeswellen zurücksluten. Von der Hindenburgfront sind auch heute wieder erfolgreiche Vorstöße gegen den Feind zu berichten.
Beiläufig möge darauf h-inaewiesen sein, wie viel oder wie wenig die militärischen Berichte über kriegerische Ereignisse wert sind. Tie französischen bewegen sich in Selbsttäuschungen, die im Temperament der romanischen Rasse ihre Erklärung finden mag; die italienischen zeichnen sich durch Entstellungen aus, für die das Zeugnis „ordinär" noch viel zu gut ist; die russischen kann «ran als Gewohnheitslügeu betrachten und die englischen sind eines der bezeichnendsten Merkmale des britischen Volkscharakters. Bei ihnen ist es weniger die freie Erfin- oung von Erfolgen, wie z. B. bei den französischen oder vollends bei den italienischen, als vielmehr das hochmütige Nichtsehenwolleu von Verlusten. In tagelangen Kämpfen erleiden die Engländer entweder gar keine Verluste, oder es ist der bekannte eine Mann gefallen und der andere vermißt. Wie ein roter Faden zieht sich dieser bewußte oder unbewußte Dünkel durch alle englischen Berichte durch, ob es sich um Land- vder Luftkämpfe handelt oder um gewaltige Seeschlachten. Großbritannien ist so groß und so stark, daß ihm die „Hunnen" oder andere Zwerge gar keine nennenswerten Verluste zufügen können. Aehnlich machen es die smarten Amerikaner. Es stellt sich jetzt heraus, daß General Pershing wahrheitsgemäß — wie Admiral Jellicoe nach der Seeschlacht vor dem Skagerrak — seine schweren Verluste in dem Kampfe bei Carrizal in Mexiko zugegeben hat, daß nämlich zwei volle Regimenter von den Mexikanern aufgerieben worden seien. Tie Washingtoner Diplomaten aber veröffentlichen, in dem Kämpft seien im Ganzen 40 Amerikaner gefallen. Hier liegt der Hase im Pfeffer. Die Kriegsberichte werden in dummpfiffiger Weise von den Diplomaten überarbeitet im Interesse der sogenannten „hohen Politik" und sie sollen die Welt durchlaufen, mögen ihre Beine auch noch so kurz sein. — Man möchte in Anlehnung an ein bekanntes Sprichwort sagen: Wenn Gott ein Volt verderben will, so gibt er ihm schlechte Diplomaten.
»
Die Ereignisse im Westen.
Der englische Tagesbericht.
WTB. London, 29. Juni. Amtlicher Bericht vom Donnerstag: Gestern überfielen wir die feindliche» Gräben an mehreren Stelle». Wir beschaffe» bcn Feind und brachten ihm Verluste bei. Bei einem UeberfaU machten wir 46 Gefangene und erbeuteten zwei Maschinengewehre. Wir zerstörten zwei feindliche Minengänge. Unsere Verluste beschränken sich auf zwei Verwundete.
Der französische Tagesbericht.
WTB. Parts, 29. Juni. Amtlicher Bericht von gestern mittag: In der Gegend südlich von Lassignrz versuchten die Demichen rm Lanze oer alacm melrrere üaudjtreiche gegen