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M. ISO

MMmoch. de« 38. Jirnt 1910.

33. Jahrs

Kartoffelversorgung.

Ter Präsident des Kriegsernährungsamts von Da­to cki schreibt:

Zur einigermaßen ausreichenden Ernährung ist ne­ben !der allgemeinen, für Schwerarbeiter neuerdings er­höhten Brotration eine Turchschnittsmenge von etwa einem Pfund Kartoffeln auf den Kopf und Tag notwen­dig. Von Mitte Juni ab geht der Kartoffelverbrauch im Frieden für 810 Wochen regelmäßig zurück, denn der Vorrat an alten Kartoffeln ist dann meist ziem­lich verbraucht, sie werden auch weniger haltbar und we­niger schmackhaft und die neuen Kartoffeln sind noch nicht in genügender Zahl zu haben, um für die Massen­verpflegung auszureichen. Tie Bevölkerung wendet sich im Frieden in dieser kartoffelarmen Zeit mehr zum Verzehr von Hülsenfrüchten, Graupen und Grützen und Teigwaren.

Tie Knappheit an alten Kartoffeln ist auch in die­sem Jahre eingetreten; da aber auch die genannten Er­satzmittel knapp sind, ist der Kartoffelbedarf in fetziger Zeit sehr viel höher als im Frieden. Gleich nach Be­ginn der Arbeit des Kriegsernährungsamts find alle Anordnungen erfolgt, um alle noch vorhandenen alten Kartoffelbestände restlos dem menschlichen Verbrauch in den Bedarssbezirken zuzuführen. Dabet muhte scharf in die landwirtschaftliche Erzeugung eingegriffen werden, trotz der dagegen bestehenden ernsten Bedenken. Die Verfütterung zum menschlichen Gebrauch geeigneter Kar­toffeln an Pferde und Schweine wurde völlig verboten, natürlich auf die Gefahr eines zeitweiligen Rückganges der so dringend erwünschten Schweinemast. Die selbst Kartoffeln bauende Landbevölkerung ist, von Schwerar­beitern abgesehen, auf eine tägliche Ration von einem Pfund gesetzt worden, was bei ihren Gewohnheiten in vielen Gegenden einen harten Eingriff in ihre Lebenshal­tung bedeutet, der aber ertragen werden muß, in dem Bewußtsein, daß die Ernährung der Gesamtbevölkerung im Kriege allem anderen vorgeht.

Turch diese Anordnung sind beträchtliche Kartoffel­mengen für Städte und Jndustriebezirke frei geworden, aber nur in einzelnen Kreisen, die starken Kartoffclban treiben, während in anderen Landbezirken mit weniger gutem Kartoffelboden selbst Knappheit herrscht und nichts abgegeben werden kann. Alle verfügbaren alten Kartoffeln werden mit Schnellzügen an die Bcdorfsorte geschickt. Es ist aber bei der Knappheit an Ware un­vermeidlich, daß dabei Stockungen eintrelen, die eine zeitweilige Herabsetzung der Kartofselration an dem ei­nen oder anderen Ort auf unzureichende Mengen not­wendig macht. Für diesen Fall hat das Kriegsernäh- rungsamt angeordnet, der, Bevölkerung als Ersatz für die fehlenden Kartoffeln eine vermehrte Brotration zu verabfolgen.

Selbstredend bildet dieses Mehl oder Brot nur einen unzureichenden Ersatz für zeitweilig fehlende Kar­toffeln, deshalb muß die Beschaffung von Frühkar­toffeln zum Ausgleich für die fehlenden alten Kar­toffeln mit besonderem Nachdruck betrieben werden. Hrer haben die Ereignisse der Reichskartofselstelle leider nach zwei Richtungen einen unerfreulichen Strich durch die Rechnung gemacht. Holland, das Ms auch im Frie­den eine große Frühkartoffelausfuhr nach Westdeutsch­land hat, hat diese Ausfuhr, weil sich dort auch zeit­weilig Kartoffelknappheit gezeigt haben soll, vorüber­gehend gesperrt und das kalte Wetter hat dre erwartete Entwicklung der in Deutschland in diesem Jahre in allen dazu geeigneten Gegenden in beson­ders großem Maße angebauten Frühkartoffeln wider Erwarten aufgehalten. Jede weitere Woche bringt aber darin Besserung, und in nicht allzu ferner Zeit wrv die Karffelnot völlig beseitigt sein. Bis dahin gilt es, sich mit den Verhältnissen so gut es geht abzufinden und zugleich durch durchgreifende Beschlagnahme uno rich­tige Verteilung der neuen Kartoffelernte dafür zu sorgen, daß im nächsten Frühjahr eine solche Knappheit unter allen U m ständen auch bei Zujamment e.pn aller möglichen ungünstigen Zufälle ausgeschlos e.i ist. Tie neue Kartoffelernte steht so gut, daß dieses Ziel bei sorgsamer Vorbereitung aller nötigen Maßregeln unter allen Umstünden erreicht werden muß.

Tiefe Vorbereitung wird in der nächsten Zert eine wichtige Aufgabe des Krregsernährungsamts b.lden.

Obgleich Herr von Batloki bekannt gegeben hatte, daß er über die wichtigsten Aenderungen Und Verfügun­gen im Wirtschaftsplan für das Erntejahr 191617 besondere Mitteilungen machen werde, hat dasBerl. Tageblatt" durch einen Ausfrager seine Anschauungen vorweggenommen. Herr von Batocki äußerte sich nach dem genannten Blatt:

, Es handle sich nicht um einen ganz neuen WrrtschaftLplan,

>sondern nur um eine Neuregelung sür Getreide, Oeifrüchte, Kar­toffeln, Viehsutter und Zucker, nicht aber für Fleisch und Fett. Bis Ende Juli soll der neue Wirts chaftspian in Kraft getreten sein. Eine Aenderung der Brotgetrcidepreije fei ausgeschlossen. Hafer und Gerste werden niedrigere Preise erhalten. Dagegen sollen im August und September, um Brotrationen für Arbeitende erhöhen zu können, angemessene Zuschläge als Druschprämien bewilligt werden. Die Kartosfeiverordnung wird nächster Tage erlassen werden. Sodann schwchen Erwägungen im Kriegser- nährungsamt über eine allgemeine Rationierung des Flerschbedarfs der Zivilbevölkerung (Rcichsfieischkarte). Ein starke: Anbau der Oelfrüchie s... -/Zi.dert werden. Das Kriegsernährungsamt wird in einer Rcichsscttstelie die Maßnah­men zusammeniaufen lassen, die Butter, Margarine und sämtliche Fette erfassen und verteilen soll.

Die Fleisch Knappheit ist unleugbar sehr groß. Daß man aber, u m mehr Fleisch sür den Winter zu haben, im Fuli und August den Fieischgenutz völlig verbieten wird, ist nicht zu befürchten. Anders liegt die Frage, ob man im Sep­

tember wenn man eine zuverlässige Uebersicht über die neue Ernte hat, dazu schreiten soll. Seitens der Schweinemastge- selischaft unü der neu einzurichtcnden Rnchrfettsteiie durch die Kommunen und Molkereien werden Futtermittel an die liefern­den Landwirte gegen die Beipflichtung vertragsmäßiger Liefe­rung von Schweinen in bestimmtem Gewicht und bestimmten Mengen gegeben werden. Eine Wiedereinführung allgemeiner Hausfchlachtoerbote ist auf keinen Fall zu erwarten. Gegen die übermäßige Verteuerung der Ferkel, die der Ketten­

handel verursacht, wird scharf eingeschritten werden. Höchst­preise für Ferkel können nicht erlassen werden, weil alles daraus ankommt, dre nötige Zahl von Landwirten zur Einstellung

von Zuchtsauen zu veranlassen, was durch vorhandene Höchstpreise

verhindert würde.

Nach dem Ausfall der Ernte wirb cs sich richten, ob die bestehende Rationierung beibehalten, oder, was sicher zu hoffen ist, wenigsten? für die schwer arbeitende Bevölkerung von vorn­herein eine größere Menge aus den Kopf ausgcgeben wird. Das Markenfreie Mehl, das zu üblen Schädigungen Anlaß gegeben hat, soll ganz aus dem Handel verschwinde». Wenn die günstige Witterung bleibt, ist eine Durchschnittserntc zu erwarten. Die Zmtterernte wird aller Voraussicht nach recht günstig werden.

Die Einführung von Massenjpeisungen, und nicht nur in Großstädten, ist sehr erwünscht. Aber keine Gemeinde kam: >azu gezwungen werden. Die Gemeinden wollen sich nur schwer lamit befreunden. Selbstverständlich tragen sie in keiner Weise len Charakter von Almosen. Natürlich müssen die Be- mgskarten den Teilnehmern der Massenjpeisungen entspre- henü gekürzt werden.

Diese Mitteilungen gaben Herr von Batocki Gelegenheit, ich noch über die Frage der Unterernährung zu äußern.Die Feststellungen des Kriegsernährungsaintes ergeben", sagte er, ,daß von einer Unterernährung nicht gesprochen werden kann, gerade in den Industriegebieten, in denen zu allererst ein Not- tand vorliegen könnte, sahen Frauen und Kinder gesund aus."

Ie«lslhtt TWsbmcht. M.P.

Gvotzes Harrplqnvvlier. Mn 27 Juni

Westlicher Kriegsschauplatz.

An der engl, und dem Nordflügel der französischen Front ist cs mehrfach zu Patrouillengefechten gekommen.

Zahlreiche Gas- und Rauchwolken strichen zu uns her­über. Sie schädigten die deutschen Truppen nicht und schlugen teilweise in die feindlichen Gräben zurück.

Das gegnerische Feuer richtete sich mit besonderer Heftig­keit gegen unsere Stellungen beiderseits der Somme.

Durch die Beschießung von Nesle durch die Franzosen sind 23 ihrer Landsleute getötet oder verwundet worden.

Rechts der Maas blieben französische Angriffe nordwest­lich und westlich des Panzerwerkes Thiaumont, sowie süd­westlich der Veste Vaux ergebnislos.

Im Chapittrewald wurde eine feindliche Abteilung in Stärke von 2 Offizieren und einigen Dutzend Leute über­rascht und gefangen genommen.

Ein engl. Doppeldecker ist östlich von Arras im Luft­kamps abgeschlossen worden. Die Insassen find verwundet gefangen.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschall von Hindenbnrg:

Deutsche Abteilungen die in die russische Stellung vor­stießen brachten 26 Gefangene, t Maschinengewebr, 1 Mi­

nenwerfer und nördlich des Miadziossees 1 Offizier, 188 Mann, 6 Maschinengewehre und 4 Minenwerfer ein. Feindliche Patron llen wurden abgewiesen.

Der Gütcrbahnhof von Dünaburg wurde ausgiebig mit Bomben belegt.

W Heeresgruppe des Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern.

Die Lage ist unverändert.

Heeresgruppe des Generals Linsing n:

Südwestlich von Sokul stürmten unsere Truppen russische Linien und nahmen mehrere hundert gefangen. Feindliche Gegenangriffe hatten nirgends Erfolg.

Balkankriegsschauplatz. Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung.

Der Weltkrieg.

Die Erkenntnis von dem Ernst der Lage dämmert in Frankreich immer mehr auf, oder um es richtiger zu sagen, die längst gehegten Befürchtungen, die aber von ver fürsorglichen Zensur niedergehalten wurden, dürfen sich mehr an das Tageslicht der Oeffentlichkeit wagen.' Es wird setzt ganz unumwunden zugestanden, daß der deutsche Angriff etwas ganz anders ist, «ls der fran­zösische Generalstab bisher das Land hat w-rssen lassen. Tie Geheimsitzung des französischen Abgeordnetenhauses hat wenigstens das Gute gehabt, daß einmal die wirk­lichen Verluste, die das französische Heer im ganzen bisherigen Kriegsverlauf und im besonderen in den Kämp­fen vor Verdun hatte, wenn auch hinter verschlossenen Tü­ren bekannt gegeben werden mußten. Tie Kammer war von den Enthüllungen geradezu erschüttert und bei der be­kannten Diskretion der Berufsparlamentarier, die fast die Gesamtheit der französischen Kammer ausmachen, konnte es nicht fehlen, daß die Mitteilungen der Regie­rung in ganz Frankreich bereits öffentliches Geheimnis geworden sind. Jeder Tag, berichtet so ein Diskreter, verschlingt vor Verdun 5000 Franzjosen durchschnittlich; es mag das etwas hochgegriffen sein, aber unter 450000 Mann ist der Gesamtverlust vor Verdun seit dem 21. Fe­bruar d. I. sicher nicht zu veranschlagen. Der Durchbruch der zweiten Verteidigungsstellung auf dem rechten Maas­ufer vom letzten Freitag, der mit dem Fall von Fleury den deutschen Angriff an dieser Stelle vor den eigent­lichen Festungsgürtel geführt hat, wird in Paris mit Entsetzen besprochen, trotzdem der Generalstabsbericht den Verlust dieses Schlüsselpunktes noch nicht zugegeben hat.

Aus dem Tagesbericht erfahren wir von verschie­denen Jnfanterietätigkeiten in Flandern, wobei die Eng­länder verschwenderisch, aber zwecklos ihre Gasbomben op­ferten. Das Panzerwerk von Thiaumont blieb un­geachtet verschiedener Angriffe der Franzosen fest in un­serer Hand. Die Heeresgruppe Hindenbnrg hat die Vorstöße gegen die russischen Linien fortgesetzt und einige Erfolge erzielt, die sich im Bericht wohl erheblich klei­ner ansnehmen als sie in Wirklichkeit sind. Es werden nämlich eigentümliche Dinge von der Ostfront gemel­det. Die Russen haben von den Engländern das Abzwicken der Gewehrpatronen gelernt, die einfachste Art zur Her­stellung der Dum-Dum-Geschosse. Die deutscheVer­geltung" hat in Flandern und an der französischen From sich ausgezeichnet bewährt und man darf zu einem Hin- denburg und Linsingen wohl das Vertrauen haben, daß die unter ihnen stehenden Truppen sich schon so viele krie­gerische Kenntnisse erworben haben, um sich gegen eine derartige Bestienhaftigkeit des Feindes auf dem Wege der Vergeltungsmaßnahmen zu sichern. Der gestrige rus­sische Bericht sprach davon, daß die Russen bei einem An­griff alles niederbajonettiert hätten, da den Deutschen von ihren Führern verboten worden sei, sich zu ergeben. Wenn man russische Generalstabsberichte zu lesen ver­steht es ist das eine schwierigere Arjbeit als bei den französischen, so weiß nian, was es mit dem Nieder­bajonettieren und mit dem (durch eigene Maschinengewehre bekräftigten) Verbot der Uebergabe für eine Bewand- nis hat.