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N». 118

Freitag, de« 19. Mai 1916.

33. Iahrg.

Die verbotene Einfuhr von Lebensmitteln.

Kürzlich führte derLok.-Anz." einen Frll an, in dem jemand von der Zentraleinkaussgenossen- schaft in Berlin ernstlich verwarnt worden war, weil er sich von Verwandten aus dem neutralen Auslande sechs Pfund Wurst hatte schicken lassen; chm wurde in einem sehr energischen Schreiben geraten, sich der Ein­fuhr solcher Waren weiterhin zu enthal­ten. Trotzdem dem normalen Sterblichen jedes Pfund an Lebensmitteln, das wir aus dem Auslande erhalten, wünschenswert erscheint, da es mithilft, unser Durchhalten zu sichern, scheint man an dieser amtlichen Berliner Stelle der Ansicht zu sein, daß man jede Einfuhr durch Private mit allen Mitteln verhindern muß. So schreibt eine Thüringische Nährmittelfabrik denLeipz. Neuest. Nachr.":Wir gebrauchen für unser Nährmittel u. a. auch Trockenmilch und könnten täglich beträchtliche Posten aus dem Auslande kaufen, zur Hälfte der Preise, die im Jnlande für überlagerte Ware gefordert werden. Da es uns nicht möglich ist, Preise, wie die von der Jnlandspekulation zu bewilligen, wandten wir uns wegen Trvckenvollrnilch an die Zentral-Einkaufsgesellfchaft und erhielten von ihr den recht sonderbaren Bescheid, daß sie uns den Artikel nicht liefern könne, weil sie kein Angebot besitze, aber auch den direkten Be­zug aus dem Ausland untersagen müsse. .Wir hatten ihr nämlich mitgeteilt, daß wir täglich' ladungsweise aus dem Ausland kaufen könnten. Unserer Ansicht nach hat unsere Regierung das größte Interesse daran, Lebensmittel aus dem Ausland hereinzuschaffen und sollte unter allen Umständen den Freibezug dem Handel gestatten, wenn ihre ausführenden Organe nicht in der Lage sind, Waren zu beschaffen."

Dieselbe Firma teilt über ihre Erfahrungen mit Spekulationszwischenhändlern noch die fol­gende sehr bezeichnenden Tatsachen mit:Die Eingabe d«s Oberbürgermeisters des Stadt Köln, den Ketten­handel zu verbieten, veranlaßt uns, vor allen Dingen auf dringende Notwendigkeit eines Verbotes hinzuwei­sen, daß Leute, die gar nichts mit Lebensmitteln zu tun haben, spekulativ solche handeln. Wir gebrauchen zur Herstellung eines Nährmittels Kakao und erhalten fort­gesetzt auf laufende Zeitungsgesuche Angebote aus dem ganzen Reich. Darunter befinden sich mindestens 75 Prozent solcher Leute, die mit dem Artikel Kakao über­haupt nichts zu tun haben. So bietet z. B. der Inhaber eines Berliner Möbelgeschäftes einen Posten im Werte von Mk. 25 000 an, weiter ein Tanziger Hutgcschäst ei­nen großen Posten usw. Um diesen Leuten das Handwerk zu legen, wäre vor allen Dingen eine Bestimmung not­wendig, die besagt, daß sich diese Herrschaften bis zu einem gewissen Termin, wenn sie nicht einer hohen Strafe verfallen wollen, ihrer sämtlichen Lebensmittel zu entledigen haben. Es käme hierdurch ein ganz be­trächtliches Angebot auf den Markt und würde die son Tag zu Tag steigenden Preise von selbst regeln."

Was General Townshend von dem Weltkrieg erzählte...

Ter am 29. April d I. .in Kut-el-Amara voir den Türken gefangen genommene General Townshend war vom Jahre 1910 bis 19l2 Oberkommandeur der Vesatzungstruppen in Südafrika. Aus seiner damaligen Tätigkeit frischt derBerl. Lokalauz." nachstehende Er­innerung auf, die nun durch den Weltkrieg ein beson­deres Interesse bekommen hat:

Kurz nach dem Eintreffen des Generals Townshend in Südafrika machte eine Erzählung über ihn die Runde in Johannesburg und Prätoria, die wohl größeres und bleibenderes Aufsehen erregt hätte, wenn der Sinn des leichtlebigen Spekulationsvülkchcns dort unten mehr aus Politik und feruliegende Diuge gerichtet wäre. Aus dem Postdainpfer, den der General zu seiner Ueber- fahrt 'von Englmrd nach Kapstadt benutzte, hatte er sich, vielleicht um seine eigenen Ttudien KU machen, m nec leichten und gewinnenden Weise vielfach unter seim' Mitfahre,-den gemischt und in ganz besonderer Wen. an einem unsrer Landsleute Gefallen gesunden, den er seines holländischen Namens und seines ganzen HAtus Negeg offenbar für einen Buren der, bessere« Kla,>e

hielt. General Townshend sprach zu ihm vier von oer Hochachtung, die ihm die Buren durch ihren heldcnhasum Widerstand gegen das mächtige England und ihre loyale Unterwerfung einflößjten, nachdem das Glück der Waf­fen sich gegen sie gerichtet hatte. Auch werde ihre Be- I kohnung nicht lange mehr auf sich warten lassen. Erst vor seiner Abreise von England habe er geheimen Kricgs- beratunaen britischer, belgischer, französischer und rus­sischer Militärdelegierten beigewohnt, in denen das alb gemeine Vorgehen der Großmächte zum Zwecke der Zer /rümmerung des Deutschen Reiches endgültig für da- 'nächste Jahrzehnt festgesetzt worden sei. England Hab, dabei die Verpflichtung übernommen, innerhalb der erster Knegswoche 150 000 Mann in Belgien zu landen, un im Verein mit den belgischen Truppen in die Rheinpra vinz einzumarschieren, während die Franzosen durch dii Vage;. II und die Russen durch Ostpreußen einbrecher würden. Es werde zwar ein Weltkrieg, aber ein Welt­krieg von kurzer Dauer werden, da Deutschland solche, Uebermacht nicht lange widerstehen könne. Daraus werde sich-daun die Gelegenheit zur Belohnung der Buren er­geben, die sich der ihnen ohnehin von Rechts wegen gehörigen deutsch-afrikanischen Gebiete bemächtigen und ein britisch-südafrikanisches Reich von ungeahnter Größe grün dein könnten.

Auch diese Erinnerung ist ein weiteres Glied in der Beweiskette, daß der Vierverband längst Vernichtungs­pläne gegen Deutschland schmiedete, als wir uns noch im tiefsten Frieden wähnten. Angesichts der frechen Luge Grehs, daß vor dem Kriege kein Bündnis gegen Deutschland bestanden habe und Deutschland der Krieg nicht aufgezwungen worden sei, gewinnt die Geschichte des Generals Townshend besonderen Wert.

Die Eroberung Adens durch die Engländer.

Aden, an der arabischen West-Küste, ist eine starke und ihrer Lage nach eine der wichtigsten Zwingburgen des britischen Weltreichs, wie Gibraltar und Malta be­stimmt, den Snezkanal und den Weg nach Indien zu decken. Gibraltar eignete sich England im spanischen Erbfolgekrieg 1704 an; sein Interesse an diesem Krieg, in dem es anfänglich an der Seite der Habsburger gegen die Franzosen kämpfte, erlosch, als es sich in den Besitz Gibraltars gesetzt hatte. Im weiteren Verlauf des Krieges begünstigte es dann umgekehrt die Burbonen gegen Oesterreich; so wollte es fein Vorteil.

Aden, das einen guten natürlichen Hafen besitzt, ist von Großbritannien erst 1839 mrgccignet worden. Als die Macht der Jmame, der muslimischen Fürsten Ara­biens, sich verzettelte, machte sich 1728 auch der Häupt­ling des wichtigsten und kriegerischsten Stammes von Süd­arabien, der Abdali, von den Jmamcn völlig unab­hängig. Sein Hauptort war Lahg (meist Lahedj ge­schrieben), das von den Arabern auch El-Hota genannt wird. Ter Platz liegt in Sichtweite etwa 22 englische Meilen nordnordwestlich von Aden. Im Jahre 1829 ließ die indische Regierung nach einer Vereinbarung mit dem Sultan Mahsin von Lahg ein Kohlenlager aus der Sira-Jnsel bei Aden einrichten für den Gebrauch derHugh Lindsley", des ersten in Indien gebauten Dampfschiffes, das im Roten Meer fahren sollte. Am 14. Januar 1837 wurde das in Madras beheimatete SchiffDoria Dowlut", das dem Nabob von Madras gehörte und angeblich für 200 003 Rupien Waren führte, bei Chubbet Sailan schiffbrüchig und von Aden-Arabern ausgeplündert. Tie Regierung von Bombay forderte Genugtuung. Zu diesem Zwecke wurde Kapitän Hai­nes auf dem KriegsschiffCoote" nach Aden gesandt mit der Anweisung, bei günstigem Verlauf der Ver­handlungen die Stadt durch Kauf zu gewinnen. Der Sultan mußte eine Buße von 7800 Talern bezahlen uni) einen Scheck von 4200 Talern mit zwölf Monaten Sicht ausstellen. Nachdem diese Frage geregelt, erreichte Haines vom Sultan einen Vertrag sowie die schriftliche Zusiche­rung, im März 1638 den Engländern die .Halbinsel Aden gegen eine jährliche Pension von 8700 Talcrw -zu überlassen. Englische Umtriebe sorgten aber dafür, daß die Pension nicht lange bezahlt zu werden brauchte. Ter Sultan verbat sich das anmaßende Auftreten einiger Engländer und so war der erwünschte Anlaß schon im Spätjahc 1838 gekornmen, wo Großbritannien für seine

verletzte Ehre" mit Waffengewalt Genugtuung sorderi konnte. Nachdem Aden zwei Monate von englischer Kriegsschiffen blockiert worden war, kam es am 18 Januar 1839 zum Kampf mit den Arabern und an Tage darauf wurde Aden gestürmt. Ter Sultan sto>. nach Lahg; Aden war britischer Besitz geworden.

In der Folgezeit hetzte England die Araber in Jemen, dem Hinterland fortwährend zu Aufständen gegei die Türken aus, einesteils um sich die Araber von Halse zu halten, andererseits um für sich von Arabiel ans den Landweg zum persischen Meerbusen für gelegew Zeit vorznbereiten. Mit der Verkündigung des Hei lagen Kriegs schlugen sich die Araber aber auf die Seid der Türken und die Engländer haben vor den Manen ihrer Zwingburg bereits mehrere Niederlagen erlittet und Aden wird seitdem hart bedrängt. Hoffentlich gs lingt es den Türken, die Engländer ganz daraus zr -vertreiben. . .

Suchomlinow.

In der Untersuchung gegen den früherer Kriegsminister Suchornlinow ist die Prüfung der während der Haussuchung bei Suchomlinow beschlag­nahmten Aktenstücke und Briefschaften noch nicht be­endigt. Viele Schriftstücke harren erst der Entzifferung. Mehrere Staatsanwälte und deren Gehilfen sind Tag und Nacht mit der Prüfung und Verdoppelung von Akten­stücken für die Anklageschrift beschäftigt. Ein in der Reichsduma anläßlich der Verhandlung über Suchom­linow zur Sprache gebrachter, von einer sehr hohen Per­sönlichkeit an Suchomlinow gerichteter Brief ist bis jetzt noch nicht vorgesunden worden. Damals wurde die An­sicht ausgesprochen, dieser zur Rechtfertigung Suchom­linows geschriebene Brief könnte auch noch höherstehende Persönlichkeiten in die Geschichte hineinziehen. Die die Untersuchung führenden Personen nehmen an, daß Su­chomlinow nach der Aussprache in der Reichsdsuma die­sen Brief an einem sicheren Ort verwahrt hat, um ihn im gegebenen Augenblick gegen seine Feinde ausznspie- en. In Suchomlinows Wohnung wurden viele Banern- lleider vorgefunden. Die Staatsanwälte glauben, Su­chomlinow habe diese Gewänder zur Verkleidung von Spionen, die in seinen Diensten stehen, benützt. Suchom­linow erklärt dagegen, er liebe die Trachten des russi­schen Volkes und habe in seinem Hause öfters kleine Maskeraden veranstaltet. Mehrere Tage vor seiner Ver­haftung wurden sämtliche Ferngespräche Suchomlinows belauscht. Dabei soll festgestellt worden sein, daß Su­chomlinow verschiedene Dinge und Angelegenheiten mit Namen belegte, deren Bedeutung nur ihm und mit ihm sprechenden Personen bekannt war. Dem Vernehmen nach wird trotz des heftigen Protestes Suchomlinows eine Untersuchung auch wegen seiner Beziehungen zu dem regen Verrats Hingerichteten Mjassojedow geführt. (Mjassojedow soll u. a. die rechtzeitige Versorgung der russischen Front mit Munition verhindert haben.) Su­chomlinow wußte, daß man ihn in Verbindung mit )er Angelegenheit Mjassojedow bringen will. Er ver­faßte daher schon früher eine kleine Denkschrift an den Zaren sowie an den damaligen Höchstkommandierenden, Großfürst Nikolai, worin er nachznweisen versuchte, daß rr Mjassojedow in der Reichsduma in gutem Glauben serteidigte, da er von dessen Verrat keine Ahnung gehabt habe. Die Abreise des die Untersuchung führenden Sena­tors Bogorodski nach Tiflis wird von der Petersburger Presse so gedeutet, daß Bogorodski den Großfürsten Ni­kolaj sowie seinen früheren Stabschef Januskewitsch ver­hören soll, welche allein in der Angelegenheit Mjas- ,'ojedow vollkommen Bescheid wissen. Vielfach wird jetzt behauptet, zwischen Suchomlinow und Großfürst Niko- laj habe von jeher eine Eifersucht bestanden. Tie Feind­schaft habe, zugenommen, als Großfürst Nikolaj zum Höchstkommandierenden ernannt wurde, da Suchomlinow Ebenfalls auf diesen Posten gehofft hatte. Schon zu Be­ginn des Rückzuges ans den Karpathen sprach man in Petersburg die Vermutung ans, Suchomlinow habe da­rum die Munition znrückgehalten, um den Großfürsten Nikolaj durch die Niederlagen zu Falle zu bringen.

Außer Suchomlinow sind noch die Kauflcute Wel­ler, Mtschiller und Aurich aus Kiew verhaftet worden, Verwandte der Frau Suchomlinows. Letztere war vor ihrer Verehelichung mit Suchomlinow in einen Eheschei- imngsprozeß verwickelt und ihre Scheidung war nach russischem Recht noch nicht gültig, als sie'Suchomlinow heiratete. j