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Dienstag, -e« 16. Mar 1916.
33. Iahrg.
Der Krieg zu Lande im Monat April.
Von besonderer Seite wird uns aus dem Felde geschrieben:
- I.
Seit nunmehr zwei und einem viertel Monat wütet vor Verdun eine riesige Schlacht, die ohne Beispiel in der Weltgeschichte ist, Tag und Nacht mit nur vorübergehend geminderter Heftigkeit fort. Ihr Ende ist auch heute noch nicht abzusehen.
Für die Nord ostgruppe des Angriffsheeres, welche in den vorausgegangenen Wochen siegreich aus der Woevre bis zum Steilhang der Cote Lorraine vorgedrungen war, bedeutete der April einen völligen Stillstand der Unternehmungen. Die Nordgruppe dagegen, vom Dorfe Vaux bis zur Maas, vermochte in zähem, wechselvollen Ringen ihre Stellung beträchtlich zu verbessern.
Am Abend des 2. April brachte östlich der Maas ein Angriff beiderseits des Forts Douaumont Geländegewinn im Caillette-Walde und bis halbwegs zum Gehöft Thiaumont. An letzterer Stelle wurde am 17. April noch die französische Stellung auf der Bergnase nördlich dem Gehöft, welche schon seit Beginn der Kämpfe um Fort und Dorf Douaumont eine schwere Bedrohung für unser Vorgehen und für das Festhalten des Erkämpften gewesen war, durch einen kräftigen Angriff aus dem Albain-Walde heraus erobert. Weiter westlich wurde der Albain-Wald bis an den Weg Bras-Touaumont gesäubert, anschließend wurde der Feind von der Höhe des Psefferrückens in die Mulde östlich Vacherauville geworfen. Alle diese Errungenschaften wurden einem zähen Widerstande der Franzosen abgetrotzt und mußten alsbald gegen wütende Gegenangriffe gehalten werden.
Auf dem Westuf er find im Verlaufe von heftigen, mit wechselnedm Erfolge hin und herwogenden Kämpfen hochbedeutsame Fortschritte errungen worden. Nach der Erstürmung des Waldes von Avocourt war zwischen dessen Ostspitze und der Höhe 265 südöstlich Be- tüincourt (Nordwestzivkel der Toten Mann-Stellung)
noch ein weit in die deutschen Stellungen vorspringendes Geländestück, die vielgenannte „Sackstellung", in Händen des Feindes geblieben. Von dieser wurde ihm nun während des April in rastlosem Vordringen ein Stück nach <dem andern entrissen. Nachdem schon am 30. März oer westliche Stützpunkt, das Dorf Malancourt, in unsere Hände gefallen war, verlor der Feind am 1. April seine Linien nordöstlich des Dorfes und zwei Tage später seine sämtlichen Stellungen nördlich des Forges-Ba- ches, ausschließlich des Dorfes Bethincourt. Am 5. April fiel das einen südlichen Ausläufer von Malancourt bildende Dorf Haucourt, und am 9. auch der rechte Flügelstützpunkt, das Dorf Bethincourt selbst. Am 10. stürmten wir noch die Werke „Elsaß" und „Lothringen" südwestlich Bethincourt und hielten damit die ganze erste französische Stellmrg von Haucourt bis zur Höhe 265 in Händen. Schon am Tage vorher hatte ein Angriff an der Mort-Homme-Stellung auch die südöstliche Kuppe des auf der französischen Karte als „Morte homme^ (Toter Mann) bezeichneten doppelgipfeligen Höhenrückens -m unsere Hände gebracht und damit dem französischen Preßgezänk über die Frage, ob wir oder die Franzosen den Mort homme besäßen, ein Ende bereitet. Ferner fiel ein Stützpunkt nördlich des Torfes Cumieres in unsere Hand.
Alle gewonnenen Geländestücke mußten gegen heftige Gegenangriffe gehalten und im stärksten feindlichen Feuer ansgebaut werden. Am 22. April setzte die Westgruppe zu einem neuen Stoß an und warf den Feind auch vom- Westabhang der Höhe 295 (Toter Mann), auf dem ersieh bisher noch hatte halten können, bis zum .Bachabschnitt südlich Cumieres zurück. Dafür gelang es dem Feind am 23., im Verlauf heftiger Gegenangriffe einige Grabenstücke am Osthang der Höhe 295 zurückzugewinnen, die ihm aber am 25. wenigstens teilweise wieder entrissen werden konnten. Auch während der letzten Apriltage hat der Feind seine Gegenangriffe an dieser Stelle heftig erneuert, allerdings ohne wesentlichen Erfolg.
- Der deutsche Angriff auf das Festungsgebict um Verdun hat die Franzosen gezwungen, ganz außerordent
liche Kräfte zur Verteidigung heranzuziehen, insbesondere, ^ auch sehr bedeutende Artilleriemassen. Allein in der vordersten Linie sind bisher auf der Frontbreite von 40 Wometer über 40 Divisionen eingesetzt worden. Tie Kräfte, die hier mit unserer Kampffront in unmittelbare Berührung getreten sind, betragen also mehr als 20 Armeekorps. In Reserve stehe:: noch weitere Divisionen. Daß angesichts einer solch massenhaften Zusammenziehung von Verteidigungsmitteln eint Verlangsamung un- seres Vordringens eintreten mußte, liegt auf der Hand. (Im Monat Mai sind bekanntlich noch weitere, sehr wichtige Fortschritte gemacht worden, so die Erstürmung der Höhe 304, des Gehöfts Thiaumont u. a.)
II.
Im Vergleich zu den Kämpfen beiderseits der Maas treten die kriegerischen Ereignisse in allen Abschnitten der Westfront in den Hintergrund. Dennoch herrscht auf großen Teilen der Front alles andere als Ruhe, mehr eine ingrimmige ununterbrochene Kamps tätig' eit, wenn auch mit öickkkch begrenzten Zielen. Hervorzuheben ist, daß es in der Umgegend von Wern zu heftigeren Kämpfen mit den Engländern gekommen ist. Die „Eloi-Stellung", welche durch einen überraschenden Angriff in den Besitz der Briten geraten war, wurde ihnen am 6. April wieder entrissen und gegen alle Gegenangriffe behauptet. Am 24. April gab auch die englische Flotte einmal wieder ein Lebenszeichen: sie unternahm es, sich vor der flandrischen Käste zu betätigen, um Mmen und Sperren zu legen. Aber dieser Versuch wurde beim Auslaufen unserer Flotte rasch aufgegeben, und unsere Torpedo- und Vorpvstenbovte säuberten die Küste. Im übrigen beschränkten .die Engländer ihre Tätigkeit längs der ganzen von ihnen jetzt gehaltenen Front auf Artillerie- kämpse, Sprengtätigkeit und Patrouillenunternehmungen. Irgend etwas Ernstliches zur Entlastung ihrer hart ringenden Verbündeten haben sie auch neuerdings nicht unternommen.
Aus der Tätigkeit der übrigen Abschnitte der Westfront ist noch hervorzüheben, daß ein deutscher Vorstoß nördlich Celles (bei Badonviller, ungefähr 15 Kilometer jenseits der deutschen Grenze auf der Höhe von Straßf- burg) zwei französische Limen in unseren Besitz brachte, während es andererseits den Franzosen gelang, ein vorspringendes Waldstück der ihnen im März entrissene» Ville-aux-Bois-Stellung (nordwestlich Reims) zurückzugewinnen.
Pulver uncl 6 o!ck.
Von Levin Schücking
Nachdruck verboten.
< „In der Tat, und welche ist diese Wahrheit?" fragte sre ein wenig spöttisch.
„,Die, daß Frankreich geschlagen ist und nicht ein- s:eht, wie sehr es wohl täte, das Schauspiel, wie es fortwährend geschlagen wird, durch einen raschen Frieden öh bilden; daß es so hartnäckig darauf besteht, diese Tragödie seines Unterliegens ins Endlose zu verlängern — steht!" ^ .Politik, ob der uns der Verstand stille
, .. »lind Sie haben keine Erklärung dafür in unseren Hoffnungen, daß das Blatt sich wende?" fiel jetzt der Geistliche ein.
„Diese Hoffnungen beruhen eben auf der Verkennung der Wahrheit, die uns so rätselhaft ist. Doch," fuhr ich fort, „würde ich eine Erklärung dafür wagen, wenn ich nicht fürchtete, bei Ihnen zu sehr als Ketzer m Mißkredit zu kommen."
„O bitte, reden Sie immerhin," sagte der Geistliche mit einem nachsichtigen Lächeln.
„Frankreich ist in dem Dogma aufgezogen, es sei ein unbesiegliches und alle Nationen übertreffendes Volk, ganz so wie in dem Dogma von der Unfehlbarkeit seiner Kirche; solche Dogmen bilden seine Staatsreligion. Wo aber das Dogma herrscht, da ist die Frage nach dem Was, Wie und Warum Sünde; der Glaube ist das Gute, der Zweifel das Böse; auf dem Katheder der Kritik ist der Teufel Professor. Wenn man liest, ine die Kirche ihre Geschichte darstellt, so hat die Kirche cmmer die Wahrheit; wenn man hört — ich habe es von Ihnen gehört, Fräulein — wie Frankreich seine Geschichte darstellt, so hat Frankreich immer Recht und — )en Sieg! Nur die Gotllvieu und Sie Verräter.zweifeln
an diesem Dogma des Besserseins als andere Kirche: und Völker geht Frankreich unter."
Das Fräulein sah mich höchst verwundert an; war rch sagte, machte sie offenbar betroffen. Dann rief sii lebhaft aus: ,„Jch kann Ihnen auf dies Alles nich! so antworten, wie ich es möchte, ich bin nicht gelehri genim dazu — Sie msüsen das tun, Etienne," wandtc sre stch zu dem Geistlichen.
Dieser hatte still mich beobachtend gesessen'; das blasse Gesicht mit dem über die Mitte des Kopfes laufenden Scheitel zeigte dabei ein ziemlich lebendiges Mienenspiel.
„Mein Gott, was kann ich darauf antworten!^ sagte er; „diese Herren, scheint es, wollen Frankreich seine Kirche nehmen, wie sie ihm den Kaiser genommen haben, und wir müssen geduldig abwarten, wie sie bei diesem Unternehmen fahren werden."
„Es ist nicht s o schlimm gemeint, hochwürdiger Herr — wir sind weit davon -entfernt, so böse Absichten zu hegen — wir gehen, wie ich Ihnen sagte, bloß auf moralische Eroberungen, nicht auf dogmatische aus!"
„Haben Sie Michelet's Geschichte von Frankreich gelesen?" fragte das Fräulein mich. j
,„Nein," versetzte ich.
„Ich möchte wissen, was Sie darüber sagen." i
„Ah, wie können Sie ein so abscheuliches Buch empfehlen?" rief der Geistliche mit einem strafenden Blick auf Fräulein Kühn.
„Ich empfehle es nicht — ich möchte nur wissen, was dieser Herr darüber sagt. Mich entzückt das Buch an vielen Stellen, wenn es auch an andern mich abstößt. Sie möchten es verbannt wissen. Ist es nicht natürlich, daß ich Jemand darüber reden hören möchte, der ganz anders denkt, als ich, und ganz anders, als Sie?"
Er zuckte die Achseln, und ich äußerte mein Verlangen, ein Buch zu lesen, das Frl. Kühn so interessierte, ^ie besaß es und wollte es mir in mein Zimmer sem
rnupfung, um auf ein harmloses neutrales Gebiet zu kommen — vvn anderen Werken. Sie kannte manches deutsche Werk, doch nur ältere; die meisten Dramen Schillers, bei einer Reise, die sie mit ihrem Vatei -nach Süddcutschland gemacht, Hatte sie einige deutsche. Schauspiele kennen lernen; über das alles sprach su sich lebhaft aus, frisch und originell, oft sehr wunderlich freilich — aber nrit einer innerlichen Teilnahme und liebenswürdigen Wärme, die zeugte, wie sehr solche Dinge ihr Interesse erregten; es war gar nicht möglich, davon nicht an gesteckt, nicht auch warm zu werden, in einen heiligen Erfer zu geraten, die Ideen zu berichtigen, die Sachen in das rechte Licht zu rücken — und so kam es, daß das Gespräch sich gerade so verlängerte, wie es sich erwärmt hatte. Der Geistliche, der einsilbig zuhörie, schien dabei innerlich immer aufgeregter zu werden, e-c mochte weniger durch meine Ketzereien als durch ve«c Gedanken geärgert sein, daß Fräulein -Kühn das Alles nicht allein anhöre, sondern auch in sich- aufnehme und in sich verarbeite, so daß er eine entsetzliche Last bekommen werde, ihr das Alles wieder zu nehmen und ihre Seele von diesem Greuel zu reiirigen! Zuweilen lag in dem unwilligen Ausdruck, mir dem sein Auge auf ihr haftete, etwas von leidenschaftlichem Aufflammen — zuweilen, und dann öffnete sich weit und ganz sein Auge, sah er sie mit eurem träumerischen Blicke, fast wie schmachtend an — wie nur ihre Erscheinung in sich saugend, ohne zu hören, was sie sagte, ohne anderes zu vernehmen, als den Klang ihrer wohltönenöcn Stimme. Mir kam der Gedanke, daß der arnre .Äbbö eine Leidenschaft für seine schöne Cousine, oder was sie war, gefaßt habe!
Ich mußte mich, so umstrickt ich auch war und fo wenig das Fräulein von unserer Debatte ermüdet schien, losreißen; ich schien und hatte d.ie Genugtuung, daß man mir erlaubte, am andern Morgen: zu kommen, um un Faust, den ich iwaner im Felleisen: bei mir führte, rls Revanche für -den, in Aussicht, ge stellten Miclpüet