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Ur. 113
Freitag, den 12. Mai 1916.
33. Iahrg.
Bulgarische Gesandte in Deutschland.
Anläßlich des Besuch oon Atitgliedern der bulgarischen Sobranje (Abgeordnetenhaus) in Deutschland erinnert Dr. Paul Rieger in der „Franks. Zeitung" an verschiedene Besuche bulgarischer Abgesandter vor einem Jahrtausend.
Teile, des finnisch-uralischen Volkes der Bulgaren überschritten im Jahre 679 die Donau, um in der bisher oströuiischen Provinz Unter-Mösien ein neues Reich zu begründen. Hier hausten sie umgeben von slavischen und avarischen Völkerschasten in trotzigem Widerstand gegen Byzantiner und Franken und gegen die christliche Kultur. Das Volk der Bulgaren wurde aber von der weit zahlreicheren slavischen Bevölkerung der unteren Tonauländer so stark durchsetzt, daß in ihrem Reiche bereits im 9. Jahrhundert slavische Sitte und Sprache die Vorherrschaft gewonnen hatten. Unter Ludwig dem Frommen kamen die Bulgaren zum ersten Mal mit den Franken in feindliche Berührung. Im Jahre 822 erschienen in Frankfurt Gesandte der slavischen Abodriten und baten um kaiserliche Hilfe gegen die Bulgaren. Der Bulgarensürst Omortag schickte hierauf im Jahre 824 eine Gesandtschaft nach Deutschland, die einen friedlichen Ausgleich herbeiführen sollte.
Die Jahrbücher des Bischofs Otto von Frisingen berichten über diese erste bulgarische Gesandtschaft in Deutschland, die in Aachen vom Kaistr empfangen wurde. Ausführlicher berichtet Einhard in seinen Jahrbüchern von Fulda über den Empfang der Gesandten Omorlags, Nach Anhörungen ihrer Vorstellungen schickte der Kauer mit ihnen einen Bayern Namens Machelmus, als seinen Sachwalter nach Bulgarien. Bereits im folgenden Jahre (im Mai 825) schickte,der Bulgarenfürst neue Abgesandte nach Deutschland, um mit dem Kai'er Grenz- ftreitigkeitcn zwischen Franken und Bulgaren zu beseitigen. Die Verhandlungen führten aber zu keinem g eis- baren Ergebnis. Und als gar während der Anwesenheit einer erneuten Aborduunü des Königs der Bulgaren im
Pulver uncl Oolck.
Von Levin Schücking
Nachdruck verboten.
„Ihnen folgen zu können, Fräulein? In diese Anschauung freilich nicht: die Idee, den armen Ludwig den Vierzehnten bedauern zu sollen, weil er genötigt'war, dem unruhigen eroberungssüchtigen deutschen Nachbar die Pfalz zu verheeren, die herrlichen Rheinland? zu verwüsten, unsere Schlösser und Dome niederzubrennen, uns die alte Reichsstadt Strafsburg fortzunehmen — in diese Idee kann ich Ihnen nicht folgen. Bedauern Sie auch den armen Kardinal Richelieu, daß er in Deutschland den unseligen dreißigjährigen Bürgerkrieg schüren und Hetzen mußte?"
„O sicherlich — er tat es mit schwerem Herzen; daß er kein Freund der Protestanten, hat er bei La Rochelle gezeigt, er hat sie da schwer genug getroffen; wie schmerzlich und hart muß es für ihn, den Mann der Kirche sein, durch die Politik, durch die ewige Drohung, welche Deutschland für uns enthielt, gezwungen zu sein, die Ketzer dort zu unterstützen! Ja, mein - >rr, ich bedauere den Kardinal Rickielieu. der groß genug war, eine Schuld gegen sein religiöses Gewissen auf sich zu nehmen, um feines Vaterlandes willen!"
Mein Begleiter brach hier in ein leises Lachen aus, „Es scheint," sagte er. „die Geschichte wird in Frankreich nach ganz eigentümlichen Heften gelesen,"
„Möglich," fiel ich ein, „daß man die Geschichte überall wie ein Advokaten-Mädov-r für die eigene Sache borträgt. . . . „„Die Weltgeschichte ist das Weltgericht"" soll vielleicht heißen: sie ist das große Tribunal, bor welchem die Advokaten der Völker, die Geschichtsschreiber ihre Borträge für ihre Parteien halten. Ter eigentliche Richter ist die Zeit!"
„,Wir sind am Hanse angekommen," unterbrach die iunge Dame unsere gelehrte Unterhaltung. „Ich danke Fhnen, meine Herren!" Sie machte eine kurze Verben-
Jahre 826 in Deutschland das Gerücht anftauchte, daß der Bulgarenkönig inzwischen von einem seiner Unter- sürsten vom Throne gestoßen oder getötet worden sei, schickte der Kaiser die bulgarischen Sendboten unverrichteter Tinge nach Hause. Da die Verhandlungen also ergebnislos geblieben waren, erhob der Bulgarenfürst sein Schwert gegen die Abodriten und gegen die fränkische Ostmark. Ueber diesen bulgarischen Krieg, dessen Führung dem jungen König von Bayern, Ludwig, übertragen wurde, besitzen wir keine Nachricht. Jedenfalls wurde den Bulgaren die Herrschaft über die Ostabodriten überlassen, und in Belgrad herrschte fortan ein bulgarischer Befehlshaber.
Im .Herbste des Jahres 845 hielt Ludwig der Deutsch? zur Beilegung der slavisch-dänischen Streitigkeiten eine allgemeine Reichs-Versammlung in Paderborn ab. Hier erschien auch wieder eine bulgarische Gesandtschaft zur Abschließung des Friedens, die der Kaiser in öffentlicher Sitzung empfing.
Die friedliche Sachlage wurde durch Karl den K h- len gestört, der dem jungen kriegslustigen Bulgarenf ir- sten Bogoris (Chan Boris) Geld gesandt hatte, um ihn zum Angriff auf das fränkische Gebiet zu veranlassen. Tie Bulgaren und ihre Bundesgenossen, die pannonischen Slaven, wurden aber von Ludwig entscheidend geschlagen.
Von dieser Zeit an galten die Bulgaren als Freunde Ludwigs des Deutschen. Der Frieden blieb auch bis zum Ausgauge des Jahrhunderts ungestört. Noch in demselben Jahre 864 fand wahrscheinlich unter Ludiv gs Einfluß die Taufe des Bulgarenkönigs statt.
Bereits 866 finden wir Gesandte des Bulgarenfürsten in Regensburg bei König Ludwig, die ihn um Zusendung von geeigneten Predigern des neuen Glaubens bitten sollten. Ter König übertrug diese Aufgabe, von der er sich eine erfreuliche Erweiterung der deutschen Kirche im Osten versprach, dem Bischof Ermenrich. Dieser wurde von BogoriS zwar mit allen Ehren empfangen, aber nach kurzer Zeit heimgesandt, da inzwischen römische Sendboten des Papstes in Bulgarien ang kommen waren, die seine Wirksamkeit überflüssig machten.
In den Kämpfen um Pannonien standen die Bulgaren auf Arnulfs Seite. Unter Bogoris' Sohn Symeon erlanate das bulgarische Reich feine arößte Macht-Aus-
gung und ging rasch über die Terrasse davon, um in einer, wie es schien, nur angelehnt stehenden Seitentür zu ebener Erde zu verschwinden.
, „Wahrhaftig," sagte Glauvoth ihr nachblickend, „das scheint ein reizendes Fräulein, und unsere Begegnung mit ihr im Mondschein wäre ein hübsches Abenteuer, wenn sie nicht leider ein vollkommener Blaustrumpf wäre!"
„Woraus schließen Sie das? Aus einigen höchst Paradoxen Vorstellungen von französischer Geschichte?"
„Ich bitte Sie, eine Französin, die von der Politik Richelieu's und Ludwig's des Vierzehnten zu sprechen weiß!"
„Vielleicht hat sie es in Alexander Dumas' „„Siecke de Louis guatorze"" gelesen."
„Möglich freilich — nach solch einer zuverlässigen und gründlichen Quelle schmeckte es allerdings! Jedenfalls war es amüsant, die Dinge einmal so vollständig auf den Kopf gestellt zu sehen!"
„Amüsant? Mich hat es tief verstimmt; innerlich empört und zugleich traurig gemacht."
„Ah — solcher Unsinn, solche durch und durch lächerliche Auffassungen?"
„Ich finde nichts Lächerliches daran. Ein Unrecht, das man durchaus keine Hoffnung hat gesühnt zu sehen, ein Irrtum, den es keine Möglichkeit gibt, zu widerlegen, versetzt mich immer in ein Gefühl von schmerzlicher Ohnmacht, das ich nicht verwinden kann. Und dann: kommt es auf die ursprünglichen Tatsachen und die Wahrheit denn eigentlich an? In welchem Sinne, aus welchen Gründen, mit welchem Rechte Ludwig der Vierzehnte seine unheilvollen Kriege wider uns führte, das sind abgetane, zweihundert Jahr weit hinter uns liegende Dinge. Ob seine Motive gut oder abscheulich waren, was verschlägt es der Welt von heute. Die heute geltende Auffassung, die Deutung der alten Tatsache ist das Wichtige, das Praktische dabei; wenn die Franzosen so denken, wie dies Fräulein, so müssen sie in uns den Erbfeind sehen, wie wir nach unserer Auslegung der Tatsachen in ihnen den Erbfeind sehen: und wie sollen dann
dehnung. Aber bereits unter'dessen Sohn Peter begann' ^ Zerfall des Bulgarenreiches. Das Ostreich wurd?969 rufst,chen Großfürsten Swätvslaw, fiel aber
omiÜb.n an Byzanz. Auch die wsstbul-
Iarischen Zaren hatten schwere Kämpfe mit Ostrom zu oestehen, rn deren Verlauf 1019 Westöulgarien ebenfalls eine byzantmstche Provinz wurde.
Aber noch im Jahre 973 hören wir von einer letzten bulgarischen Gesandtschaft in Deutschland. Kaiser Otto war im August 972 aus Italien heimgekehrt. AnL Palmsonntag des Jahres 973 besuchte er in Magdeburg das Grab seiner Gattin. Todesahnungen füllten schon hier seine Seele. In Quedlinburg, wo seine Mutter beigesetzt war, feierte er Ostern. Auf sein Geheiß waren hierher die Herrscher von Polen und Böhmen gekommen. Aus allen Teilen des Reiches waren die Völker /'erbeigeströmt, um den Kaiser und seinen Sohn im Äckaterlande zu begrüßen. Unter den ausländischen Gesandten waren auch solche der Bulgaren. Von Quedlinburg zog der Kaiser nach Merseburg. Am 6. .rkrankte er in Memleben und starb hier am kommenden Tage. .
HMer?W§bmiht 8.T.H.
Großes Hauptquartier, den 11. Mai
Westlicher Kriegsschauplatz.
Deutsche Flugzeuge belegten Dünkirchen und die Bahnanlagen bei Adinkerke mit Bomben.
Auf dem westl. Maasufer griffen die Franzosen nachm, beim „toten Mann", abends südöstlich der Höhe 304 unsere Stellungen an. Beidemale brachen ihre Angriffe im Maschinengewehr- und Sperrfeuer der Artillerie unter beträchtlichen Verlusten für. den Feind zusammen.
Eine bay. Patrouille nahm im Camardwald 54 Franzosen gefangen.
Die Zahl der bei den Kämpfen seitdem .4. Mai an Höhe)304 gemachten unverwundeten gefangenen Franzosen ist aufy53 Offiziere, 1315 Mann gestiegen.
Aufs'dem östlichen Maasufer fanden in der Gegend des EaillcttewaldesAwährcud der 'ganzen Nacht Handgranaten- kümvse statt.
je zwei edle Nationen Europas wieder zu wahrhaftem Frieden kommen?"
„Ich sehe, die Aeußerungen dieses Fräuleins — Kühn nannte sie ja wohl der Geistliche? — haben Ihnen fürchterlich viel zu denken gegeben! Kommen Sie —
^ soll die Streiferei zum Flusse hinab noch gemacht werben, oder wollen wir, was ich meinerseits vorzöge, uns ber Wonne hingeben, uns einmal wieder in einem guten, warmen Bette ausstrecken zu können?"
„Ich glaube," sagte ich, „wir dürfen das ohne Gefahr. Wenn das Fräulein sich einer einsamen Streiferei durch das Gehölz hingeben konnte, so muß sie Gründe haben, einen Ueberfall von unseren Feinden für nicht denkbar zu halten."
Ich ging mit ihm in den Nebenbau, um noch einmal nachzusehen, wie Pferde und Leute dort untergebracht seien, und kehrte dann zum Herrenhause zurück, wo mich in meinem Quartier mein Bursche erwartete. Ich hieß ihm seine Waffen zur Hand halten und sich im klebrigen ruhig des gesunden Schlummers zu erfreuen, der ihn erwartete.
Mir kam der Schlummer für eine ganze Weile nicht. Ich hörte immer noch das eigentümliche wohlklingende Organ des Fräuleins an meinem Ohr, und ich konnte die seltsame Gewißheit nicht überwinden, in welche mich das, was sie gesprochen, versetzt hatte. Ich dachte an das, was ihr von Klein auf van Leuten wie dieser Geistliche, der doch wohl großen Teil an ihrer Erziehung gehabt, und von klösterlichen Lehrerinnen eingeflößt sei. um ihre Ansichten zu bestimmen. Welche Meinungen die Priesterschaft von uns hatte und verbreitete und wie sie wider uns hetzte, wußten wir ja! Mer das nahm mir, wenn ich so sagen soll, den Stachel nicht, den das junge Mädchen mit seiner hochmütigen Weise mir ins Herz gedrückt.
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