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Samstag, de« 2S. März 1S16.
33. Iahrg.
DerMirMerwechselm Frankreich.
Das Ministerium Briand steht nur noch anq schwachen Füßen. Zwar versuchte der vormalige Soz'a list Briand sein Kabinettsschiff noch einmal zu retten, indem er auch den dritten Kriegsminister se't K'riegs- beginn, Gallieni, über Bord warf, aber den Stur men. die immer wieder von der Ecke der Senatoren und Abgeordneten, die nach Ministersesseln lüstern sind, unter der Führung von Clemenceau gegen das Ministerium Briand entfacht werden, wird er wahrscheinlich nicht mehr lange standhalten. Nachdem der mit dem militärischen Flugwesen betraute Unterstaatsstkeetär B suard zurückgetreten war, folgte jetzt der Kriegsministcr selbst, General Gallieni. Und die Wahl eines so gleichgültigen Generals wie Roqu es zum Nachfolger des mit altem und jungem Ruhm umgebenen Gallieni deutet darauf hin, daß Briand sein Spiel verloren gibt und nur noch etwas Zeit gewinnen will. Wahrscheinlich hat er sich alle Mühe gegeben, einen Bessern zu finden: vierzehn Lage verstrichen, seit die ersten Krankheitsgerüchte über Gallieni umliefen und seit der Ministerpräsident nach einem Kandidaten Umschau hielt. Im Frieden würden sich zwanzig Kandidaten um den wichtigen Posten gerissen haben, den früher Wechselagenten und Advokaten mit völliger Sach- Unkenntnis übernehmen durften.
Gallienis Nachfolger kannte wohl in seiner Laufbahn Tage, wo man von ihm in der Pariser Presse sprach; aber die große Aufgabe, die Begründung des militärischen Flugewsens, ließ man doch nur kurze Zeit in seinen Händen. Es war dies ums Jahr 1910. Die Pariser Zeitungen Matin und Journal wetteiferten m't Stern- nnd Rundflügen. die ihrer Recklame dienten, und ließen im Parlament interpellieren, was die Heeresl.itung zu tun gedenke, um mit einer Flugzeugflottc die dummen Zeppeline bei der bevorstehenden Eroberung von Elsaß- Lothringen zu paaren treiben zu können. Augenscheinlich hatte die Militärbehörde noch kein zu großes Vertrauen in das Flimzeug. Gerade hatte cin Kreisstug des „Main" bei dem nicht wenige Abstürze verzeichnet wurden, unter Beteiligung von Militärfliegern stattgefunden. Roques wurde ein Vorwurf daraus gemacht, daß er Offizieren die Erlaubnis zum Mitfliegen gegeben habe. Er legte in seinem Programm den größeren Wert auf die Luft
schiffe. deren er zwanzig innerhalb drei Jahren bauen lassen wollte. Dem starren System des Grafen Zeppelin setzte Roques hoffnungsvoll Halbstarre und unstarre Bauarten entgegen; man verdankt es ihm zuin Teil, daß in Frankreich keine Versuche gemacht wurden, rechtzeitig die Aluminiumballons nachzuahmen, und daß somit der deutsche Vorsprung in dieser Technik nicht mehr einzuholen war. Trotz einigen Widerstands wurden Roques die geforderten Krevite, auch für Flugzeugflotillen, bewilligt; doch kam das Programm nicht zur Ausführung, und Roques ging, ei» Opfer der Geschäftsintriguen, >Äe sich um die Erlangung von Heeresaufträgen abspielten. 1913 wurde er zum Kommandeur der 7. Division ernannt.
Freunde des Generals Roques schilderten ihn als fleißigen Bürokraten, beharrlich, aber begrenzt im Fassungsvermögen, hochachtbar, weil er ohne Begünstigung — eine Seltenheit — zur höheren Charge aufstieg. Daß Briand sich diesem Manne anvertraute, laßt erkennen, so schreibt die „Straßb. Post", daß ihm nur daran liegt, einen guten Buchhalter für die Zeit der „Liquidation" einzustellen. Mehr kann Roques nicht leisten, als für tüchtige Ausführung der vom Hauptquartier Joffrcs gestellten Aufträge zu sorgen Aber das ist jetzt nicht die Hauptsache des Kriegsministcrs: er soll und muß täglich im Parlament Rede stehen. Dieser qranfamen Mühe aber ist Roques nicht gewachsen. Dazu gehört meb>>-
Gallieni selbst scheiterte bei dem Versuch, Kammer und Senat zu imponieren. Er war sehr energisch ausgetreten, als man ihn im Oktober mit der Erbschaft eines Millerand beglückte. Unvergessen ist, daß er als erstes Dekret das Verbot an Offiziere und Soldaten erließ, sich von Abgeordneten, Senatoren, Ministern oder Präsidenten der Republik empfehlen zu lassen. Die Parl 'm.n- tarier verschluckten den bösen Witz mit sauer-süßer Mine. Bald darauf kam Gallieni mit noch gröberem Geschütz: ersetzte ein Dekret durch, das die oberste Kriegsleitung, die verfass»ugsgemäh einem aus dem Präsidenten per R publik und den Ministern des Kriegs, der Marine, der Kolonien und des Aeußern zusammengesetzten Rat an- vertra! t werden sollte, einem neuen Höchflkommandieren- deu aller Armeen in die Hände spielte: Joffre. Poin- care ging darauf ein, weil ihm in dieser Zeit die kriegerische Verantwortung keine besondere Freude machen konnte und weil er wohl mit Gallieni den Hinterge
danken hatte, Joffe,' dessen Offensiven gescheitert waren, im Range zu erhöhen, um anderen Generälen, die man auch aufrücken liesh unter Joffre mehr Selbständigkeit iw. Kommando und in der Anordnung der Operationen zu ^cben. Es war damit die Dreiteilung der Front unter die Generale Fach, Dubail und de Castelnau verknifft. Gleich nach der Niederlage des Generals Humbert wurde die Oberleitung der Kämpfe bei Verdun vom General .Marquis de Castelnau, früherem Generalstabschef, persönlich übernommen; General Petain steh^ unter diesem Befehl. Castelnau, der fanatischer Royalist ist, wird von der Ernennung Roques wenig erbaut sein: möglicherweise hat Briand schon dem Marquis, den ihm Poin- care aufzwang, zeigen wollen, daß auch er vor Verdun nur enttäuscht hat.
Gallieni ist im Grunde nur ein Opfer Clcmeneeaus; wenn eine Kampfpause an der Westfront eintrct-n sollte, — mitten in der jetzigen angstvollen Erwartungszeit scheint man die Krise nicht auf die Spitze treiben zu wollen — wird der Rest des großen Kabinetts Briand, Roques einbegriffen, Georges Clemenceau Verdun bezahlen müssen.
Ikslscher W.?H.
ptzroßkS tls: den 24 März
Westlicher Kriegsschauplatz.
In der Champagne, an der Straße Somme—Py—Souain in den Argonnen, im Maasgebiet und bis zur Mosel hin/ steigerte sich die Heftigkeit der Artillerickämpfc zeitweise erheblich.
Westlich von Haucourt besetzten wir in Auswertung des vorgestrigen Erwlges noch einige Gräben, wobei sich die Zahl der Gefangenen auf 32 Offiziere, Manu erhöhte.
Oestliäier Kriegsschauplatz.
Während sich die Russen am Dag'nur zu einem starken Vorstoß am Brückenkopf von Jakobstadt, östlich von Buschhof, aufraffte, unternahmen sie Nachts wiederholt Angriffe, nördlich der Bahn Mitau—Jakobstadt, .fowic ein Ueoerrumpe- lungsversuch, südwestlich von Dünnaburg und mühen sich in ununterbrochenem heftigen Ansturms gegen unsere Front nördlich von Widsq ab.
Alle ihre Angriffe sind in unserem Feuer spätestens am
Der Habermeister.
Ein Volksbild aus den bairischen Bergen.
, Von Hermann Schmid.
26. Fortsetzung. (Nachdr. vcrb-i
Ueber dem Tische fehlte nicht der aus allerlei bunten Täfelchen, alten Büscheln künstlicher Blumen und einem Kreuzbilde, gebildete Hausaltar; daneben m der breiten Fensternische unter dem aufgehangencn .Kalender lagen die wenigen Bücher, welche das kleine Lesebedürfuis der Hausbewohner erforderte, eine alte großgedruckte Bibel mit Holzschnitten, ein Evangelienbnch, die Geschichte von Isidor, dem wackern Bauern zu Ried, die Marlein von der schönen Magellone, einer Königstochter aus Bri- iavnia und von den vier Haymonskindern. Auf der Ofenbank lag ein schlichtes Kissen zum Lager für den Bauer, wenn er naß und erkältet von der Arbeit heimkam und des Trocknens, und Erwärmens bedurfte am mächtigen Ofen; es war schon in die zehn Jahre, daß der Bauer sich ganz zum Ausruhen von der Arbeit niedergelegt hatte, aber das Kissen war noch oa und harrte sein, als sei es gestern gewesen, daß er darauf geruht, als müßte es heute sein, daß er Schnee und Tropfen vom Hute schüttelnd in die Stube trete. Längs der Sitzbank an der Wand standen die Spinnräder für die Mägde bereit; darüber an der einen Seile des Tnrqernstes hing das zinnerne Weihwasserkesselchen mit einem Paar lockiger und flügelschlagender Engel: gegenüber an der andern Seite ragte das braune Hvlzgs- häuse der alten Standuhr empor, ein Erb- nuo -pracht- stück des Hauses, denn zu oberst ans dem wie ein Dach geformten Deckel der Uhr saß ein künstlich geschnitzter Hahn, der bei jedem Stundeuschlage die Flügel regte und laut krähend mit dem einen Fuße einen fliegenden Zettel empor hob, auf dem geschrieben stand:
Bedeuk's, es wart't nach dieser Zeit Auf dich die große Ewigkeit!
Vor dem Ofen, in dem alten schwarzbrauuen Lcder- stuhlc saß die Bäuerin, die Herrin des Hofes, eine hagere hohe Gestalt mit nicht unfreundlichen, aber ernsthaften Gesichtszügen, deren Ausdruck durch das vollständig silberweiße Scheitelhaar und durch den starren Blick ber illerstrüb gewordenen Augen nur noch mch'- hervorgewben wurde. Die ungelenken, immer frierenden Beine waren mit einer Decke verhüllt, aber die Haltung Ses Körpers war trotz der vielen Jahre, die auf dem Nacken lasteten, hoch ansgerichret und fest; die Frau war ungebrochen im Gemüt und saß aufrecht, als wollte sie dadurch den Augen nachhclsen, die stündlich immer mehr den langgewohntcu strengen Dienst nicht mehr zu leisten gesonnen schienen. Auf dem Schoße der Alten lag eine grobe Wollenstrickerei mit starken hölzernen Nadeln, wie auch die halb Erblindete sie zu gebrauchen vermochte — in den Händen hielt sie eben den großen Rosenkranz und ließ unter leise gemurmeltem Gebete die schwarzen Kugeln daran abwärts gleiten sie mußte, beide Geräte in der Nähe haben, um in ihre einsame Abgeschiedenheit noch einen Rest irdischer Abwechselung bringen zu können und die Arbeit mit dem Gebete zu vertauschen, den letzten Faden menschlicher Tätigkeit, der sie noch hienieden festhiclt, anzuinüpscv an die Strahlen des hereindämmcrnden Jcnsciks.
„Wer ist da?" fragte sie, den Kopf erhebend, alc sie die Tür in den Angeln sich bewegen hörte. Es war Susi, die eingetreten; sie erwiderte nichts, leise und wie unkörperlich trat sie zu der alten Frau und glitt, deren .Hände fassend, ans den Schemel zu ihren Füßen nieder. Sie war noch feiner und zarter geworden, als damals, wo sic von der Kreuzstraße geschieden; nur die Blässe war gewichen und die Wange
war vvn fast unheimlichem Glanze, nicht wie derSirahl einer ruhig wärmenden Glut, sondern wie der Widerschein eines verborgenen Brandes, der insgeheim fort- glimmeud Leben und Lebenskraft von innen heraus versengt und verkohlt. Wer das Mädchen sah, mochte wohl begreiflich finden, wie der schlaue Waldhauser darauf verfiel, die Susi noch gegönnten Tage voraus zu berechnen, wie das Brennen einer Lampe, der von kurzer Hand die nährenden Tropfen gezählt worden.
„Du bist's, mein Dirnl'," sagte die Greisin mit gütigem T^uc,. „Du kommst und gehst ja daher, so still wie ein Geist .... sag* mir nur einmal, was es denn mu. Dir ist? Du lachst nit, Du weinst nit; Du halt kein Leid und kein' Freud' — das ist nichts für eni Madel von Deine Jahr'! Du bist ja doch sonst anders gewesen,^ — haben Dich denn oie paar Jahren m der^ Stadt so ganz nnd gar umweuden können? Was yt Dir denn gescheh'n? Ich Hab' Dich schon so oft gefragt — aber Du sagst halt nichts!"
^ „Weil ich nichts zu sagen Hab', Basl," erwiderte ^up, „ich bin nur krank — ns tut mir so weh, da r rinne», zu tiesjt in der Brust und im Herzen . . ."
^ halt auf meine alten halbblinden Augen, sagte kopfschüttelnd die Alte; „hält' ich mein -.ngcnlicht noch, daß ich Dir im's Gesicht sehen könnt', m) wollt Dir s wohl sagen, ob Du aufrichtig bist oder ob Fon die alte Schwester von Deiner Mutter betrügen und anlngcn kannst!"
„Bas'l sei gut mit mir!'" schluchzte Susi, ans ecren Hand gebeugt, „Du kannst es nit glauben, was ich aussteh' . . . ." ^
„Ich gtaub's, ich glanL's nwhl, denn ich spür's, wenn ich s auch nicht seh'," antwortete die Greisin, ihr nach dem Gesicht tastete und streichelnd :.mu. Sun. und Augen sinhn, „aper ich muß davon reden, vml ich Dich anders haben quöcht'! Weil ich möcht'.
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