Die Unterbringung der deutschen und französischen Kriegsgefangenen in der Schweiz.

WTB. Berlin, 15. März. Die vom Papste angeregten Verhandlungen mit der Schweiz sind nach derN. A. 3." abgeschlossen. Die Verständigung ist dahin getroffen worden, daß vorerst je 100 lungenkranke deutsche und französische Kriegs­gefangene nach der Schweiz verbracht werden sollten, und daß die Ueberführung weiterer kranker Kriegsgefangener nicht nach gleichen Zahlen, sondern nach bestimmten Arten von Verlet­zungen und Krankheiten zu erfolgen hat. Am 25. Januar konnte mit der Ueberführung der kranken Kriegsgefangenen begonnen werden. 364 Deutsche (darunter 7 Offiziere und 44 Unteroffiziere) und eine entsprechende Anzahl Franzosen ge­nießen die Wohltat der Verständigung. Diese Kriegsgefange­nen unterliegen dort zwar einigen geringen Aufenthaltsbeschrän­kungen, dürfen sich aber im übrigen frei bewegen und auch den Besuch von Angehörigen empfangen. Um eine völlig einwand­freie Durchführung der Vereinbarung zu sichern, sind schweizeri­sche Aerztekomniisstonen im Begriff, sämtliche deutschen und fran­zösischen Gefangenenlager und Hospitäler zu besuchen und dort Nachprüfungen abzuhalten. Einer von deutscher Seite vorge­schlagenen Ausdehnung der Verständigung auf die Zivilge­fangenen hat die französische Regierung grundsätzlich zu­gestimmt. Ausgeschlossen sind: 1. Alte schweren Nerven- und Geisteskrankheiten, die eine Anstaltsbehandlung notwendig ma­chen. 2. Chronischer Mkoholismus. 3. Uebertragbare Krank­heiten aller Art im Stadium der Uebertragbarkeit.

Vaden.

(-) Karlsruhe, 15. März. (Aus dem Ge­richts s aal.) Bor der Strafkammer hatte sich der Jagdschriftsteller Felix Anbau Liebermann von Sonnen­berg wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten. Bei einer Jagd im Murgtal war durch einen von L. abge­gebenen Schuß ein Arbeiter getroffen und sofort ge­tötet worden. Das Urteil lautet auf 1 Monat Gefängnis.

(-) Mannheim, 15. März. (Abgestürz t.) Beim Fensterputzen stürzte eine 42jährige verheiratete Putz­frau, Mutter von 6 Kindern, deren Vater im Felde steht, vom 4- Stockwerk ab. Die Frau erlitt einen Schädelbruch und erlag ihren schweren Verletzungen.

(--) Mannheim, 15. März. Beim Anlegen einer Sandgrube in der Nähe von Neckarau stießen Soldaten in einer Tiefe von etwa 1,5 Metern auf das Skelett eines großen Mannes, in dessen Rückgrat noch eine Pfeil­spitze steckte, die wohl den Tod des Mqnnes herbeigeführt hat. Bei der Leiche fanden sich als Beigaben noch ein eisernes Messer, eine Gürtelschließe aus Bronze und die Reste eines kleinen Dongefäßes. Es handelt sich wahr­scheinlich um ein fränkisches Grab, das ungefähr aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. stammt.

(-) Schwetzingen, 15. Mürz. (Gegen die Ta­baksteuer.) In den letzten Tagen fanden hier sowie in Hockenheim, Reilingen, Neulnßheim, Altlußheim und Oftersheim Tabakarbeitcrversammlungeu statt, die sich gegen jede Tabakstcuervorlage aussprachen. In einer in allen Versammlungen angenommenen Entschließung wur­de die Erwartung ausgesprochen, daß, wenn die Tabak­steuervorlage trotzdem Gesetz werden solle, der Staat in Erfüllung einer sozialen Pflicht allen geschädigten Tabak­arbeitern eine den Verhältnissen entsprechende Unter­stützung zu gewähren habe.

(--) Agtasterhansen bei Mosbach, 15. März. Die Schüler der hiesigen Volksschule haben für die Kriegs­anleihe 4 600 Mark gezeichnet.

(-) Uebcrlingen, 15. März. (Spende.) Dem hiesigen Borschußverein wurde von einen: Einwohner der Bckrag von 3000 Mark zinsfrei zur Verfügung ge­stellt, um auch kleineren Leuten die Möglichkeit zu ge­ben, sich an der neuen Kriegsanleihe zu beteiligen.

(-) Espasingen, bei Stockack, 15. März. (Bran d.) Durch Feuer wurden hier die beiden Häuser der Witwe Joseph Maurer und des Landwirts Joseph Wöchner vollständig eingeüschert. Außer dein Viehbestand konnte nichts gerettet werden.

(-) Konstanz, 15. März. (Schmuggel.) Beim Schmuggeln von Nahrungsmitteln wurde dieser Tage ein schweizerischer Landwirt aus dem Bezirk Kreuz­ungen ertappt. Er kam mit zwei großen Körben angeblich voll Obst an den Schweizer Zoll. Ein Schweizerischer Grenzaufseher besah sich das wenig schöne Obst und versuchte, einen der Körbe zu heben, um das ungefähre Ausfnhrgewicht festzustellen. Die Körbe kamen ihm je­doch zu schwer vor, er schöpfte Verdacht und es stellte sich heraus, daß nur die Oberschicht aus Obst bestand, während sich darunter Tilsiterkäse und Kräuterkäse be­fand.

(-) Konstanz, 15. März. (Sch w eiz e r S cho ko -- lade.) Bon jetzt ab darf Schokolade aus der Schweiz nur noch in Postsendungen von 1 Kilo Brutto und im kleinen Grenzverkehr bis zu 1 Kilo Netto ohne Be­willigung ausgeführt werden.

Württemberg.

(-) Stuttgart, 15. März. (Vermißt.) Am 1. Februar 1916 hat sich der verheiratete Wirt Emil Fuchs von seiner Wohnung in Cannstatt entfernt und ist bis jetzt noch nicht- zurückgekehrt. Die Ehefrau des Fuchs hat eine Belohnung bis zu 1000 Mk. demjenigen aus­gesetzt, der über das Schicksal des Vermißten sachdien­liche Mitteilungen, die zu seiner Auffindung führen, macht.

(-) Stuttgart, 15. März. (Selbstmord.) Ge­stern vormittag wurde in einem Hause der Landhaus­straße ein 46 Jahre alter Mann erhängt aufgefunden. Es liegt Selbstmord vor.

(-) Heilbronn, 15. März. (Milchpreiserhö- h u n g.) Nachdem die hiesige Stadtverwaltung den Milch- Verkaufspreis neuerdings wieder um 2 Pfennig in die Höhe gesetzt hat, darf eine Mah-irung, die dieSchwäb. Tageszeitung" vor kurzem anläßlich der Stuttgarter Milcbvreiserböbuna an ibren Leserkreis gerichtet hat, auch

:m! besonderen den im 'HeilVrionner Milcheinzugsgebiet wohnenden Milcherzeugern und -Liefereren ans Herz gelegt werden. Diese Zeitung schreibt: Der Gemeinderat

.hat Von heute ab den Milchpreis um 2 Pfennig für

das Liter Vollmilch erhöht und damit die Bitte der Milchbauern, welche dieses treffliche Nahrungsmittel i*r die Stadt liefern, erfüllt. Wir möchten nun unsere Freunde bitten, da, Wo es irgend geht, die Mehrein­nahmen zur Steigerung der Milcherzeugung zu be­nutzen, damit es möglich wird, die Städte mit ihrem Milchbedarf durchzuhalten und dieses für die städtische Bevölkerung so wertvolle Nahrungsmittel in genügender Menge abzickiefern. Wir wollen es niemand nachtragen, wenn den Landwirten manchmal unberechtigte Borwürfe gemacht Worden sind, dagegen werden sich dieselben an­gesichts der ernsten Kriegszeit alle Mühe geben, damit in den zwei vor uns liegenden, besonders schwierigen Monaten März und April, alle entbehrliche Milch ab­gegeben und in die Städte geliefert werden kann. Unsere Frauen auf dem Lande, die in so vielen Fällen die Wirtschaft mit ihren Kindern besorgen, wissen es ja am besten, wie nötig unsere Kinder Milch brauchen. Un­sere Landwirte mögen an so manches bleiche Stadtkind­gesicht denken und gerade in den nächsten 10 Wochen abgeben, was irgendwie -entbehrlich gemacht werden kann. Wir glauben, es wird der Schaden der Land­wirte nicht sein, wenn sie es fertig bringen, ihre Milch­lieserung zu steigern. Kommt dann später die Grün-- futterzeit und der Anfall größerer Milcherträge, dann ikann ja auch der Landwirt und die Landfrau wieder ruehr an den eigenen Milchbedarf denken. Wir müssen mit unserer Milch sparei: und einteilen, wir wollen aber hierbei auch unsere Pflicht im eigenen ländlichen Haus­halt erfüllen, so daß es mit Recht heißen wird:Jedem das Seine".

(-) Stuttgart, 15. März. (Höchstpreisüber­sch r e i t u n g.) Der Kaufmann Georg Weigold hatte mit einer auswärtigen Firma ein Abkommen aus Lie­ferung von 50 Zisternen rumänischen Petroleums abge­schlossen. Er bot das Leuchtöl zum Preise von 355 Mark für 100 Kilogramm an, wodurch' er den gesetz­lichen Höchstpreis um 5 Mark überschritt. Während seiner Abwesenheit von Stuttgart besorgte der Kaufmann Ernst Rathgeber in der gleichen Weise für ihn die Ge­schäfte. Die beiden hatten, da die Zisterne etwa 12000 ! Kilogramm enthält, an den insgesammt 600000 Kilo- - gramm Petroleum 30 000 Mark mehr verdient, als nach dem gesetzlichen Höchstpreise zulässig gewesen wäre. Das Schöffengericht verurteilte Weigold zu 300 Mark und Rathgeber zu 200 Mark Geldstrafe.

(-) Heilbronn, 15. März. (Reiche Spende.) Von der Firma C. H. Knorr A.G., Nahungsmittel- sabriken sind zu Gunsten der Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen der Zenrralleitung für Wohltätigkeit in Württemberg zum zweitenmal 100000 Mk. überwiesen morden. ^

(-) Böblingen, 15. März. (Milchpreiserhö- )ung.) Der Milchpreis ist seit Montag von 20 auf -4 P fg . erhöht worden, also um 4 Pfg. für das Liter.

(-) Ba'lknanft, 15. März. (Fabrikbrand.) Die Lederfabrik von Friedrich Eckstein. Inhaber Gebrüder Moos, Häute-Jmportgeschäft in Stuttgart, ist gestern abend 1 / 2 II Uhr vollständig abgebrannt. Auch ein zwi­schen dem Fabrikwohnhaus und der Bnchdruckerei von Ar. Mürdter eingebautes Anwesen von G. Traub wurde bis auf die Wohnräume zerstört.

(-) Aalen, 15. März. (Heldentod.) Am 12. März ist Leutnant der L. Ludwig Kraut im Landwehr- Feldartillerie-Regiment Nr. 2, Inhaber des Eisernen

Kreuzes 2. Klasse, Amtsrichter hier, Bruder des Rechts­anwalts Heinrich Kraut in Stuttgart, Präsidenten der Abgeordnetenkammer, im Kampf fürs Vaterland gefallen.

(-) Crailsheim, 15. März. (Jubiläum.) In diesen Tagen werden es 50 Jahre, daß die hiesige Gs- wcrbebank gegründet wurde. Nach dem Geschäftsbericht über das abgelaufene Jahr beträgt der Gesamtumsatz 26 881547 Mk., gegenüber dem Vorjahr ein Mehr von 4 326 566 Mk. Die Bilanzsumme weist ebenfalls eine ungewohnte Erhöhung von rund Vs Millionen Mk. auf. Die Spareinlagen haben um etwa 40 000 Mk. zugenom­men. Das Reinergebnis beziffert sich auf 33 606,66 Mk. Der Kriegswobliahrtspflege wurden insgesamt 1100 Mk. zugewendet. An der Zeichnung der Kriegsanleihe be­teiligte sich die Bank bei der zweiten mit 900000 Mk., bei der dritten mit 720 000 Mk. Nach dem Vorschlag des Anfsichtsrats soll eine ^Dividende von 5 Prvz. ver­teilt werden.

(-) Waldsee, 15. März. (Schweinemarkt.) Zufuhr 150 Stück, verkauft 140 Stück zum Preis von 110140 Mk. für das Paar. Zwei Händler waren anwesend.

(-) Vom Bodensee, 15. März. (Grenzsper­re.) Wie aus Radolfzell gemeldet wird, ist am Montag mittag die verschärfte Grenzsperre wieder in Kraft ge­treten. . .. ....

(-) Vogt OA. Ravensburg, 13. März. (Im Tvd« vereint.) Die Privatierseheleute Augustin Engler und Agatha geb. Rögle sind rasch hintereinander gestorben. Der Ehemann am 10. März im Alter von über 74 Jahren, die Gattin tags darauf im Alter von über 62 Jahren.

K-Kriegschronik 1915 -- K

IS. März: Ein deutscher Angriff auf eine von Engländern besetzte Höhe südlich Hpern machte gute Fortschritte.

Nördlich von Le Mesntl wurden die Franzosen unter starken Verlusten zurückgeschlagen.

Me Bogesenkämpfe dauern an.

Heftige russische Angriffe bei Prasznysz scheiterten sämtlich.

Um die Paßhöhen in den Karpathen wurde erbittert gekämpft.

Zwei englische Kreuzer wurden durch das Feuer der türkischen Geschütze in Kum-Kate beschädigt.

18. März: Der kleine Kreuzer Dresden wurde bei d« chilenischen Insel Juan Fernande; im neutralen HafMl- von englischen Schiffen angehalten und daraufhin von s«k»Z nein Kommandanten in die Luft gesprengt. Die D«sa-»> zung wird in Chile interniert. i r

Die englische Stellung bei St. Eloi südlich Ppern wurdk erobert. A

Französische Angriffe in der Champagne scheitern. A In den Argonnen und in den Vogesen dauern di« fechte noch an. *

Bet Prasznysz wurden 28VV Russen gefangen.

Ein russischer Durchbruchsversuch gegen Kolomea schein terte. 4

Elf Schiffe der verbündeten Flotte sind wegen schw«^ rer Beschäsipung durch die türkischen Dardanellenfort» nach: Lemnos geschleppt worden. >4

Das neue Finanzabkommen zwischen Frankreich, land und Rußland wird bekanntgegeben. >

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Lehter Zeichnungslag ick der 22. März.

Man schiebe aber die Zeichnung nicht bis zum letzten Tage auf!

Alles Nähere ergeben die öffentlich bekanntgemachten und auf jedem ZeichnnngSschein

abgedruckten Bedingungen.