Wund stehenden Mann an die Spitze der russischen Regierung gestellt hat.
Die Nachricht von dem Selbstmord des türkischen Thronfolgers hat in der Türkei große Trauer hervorgerufen. Prinz JussnsJzzedin war im Jahre 1857 in Konstantinopel geboren, er hat also ein Alter von 58 Jahren erreicht. Er war einer der ersten türkischen Prinzen, die eine Auslandsreise unternahmen; durch gewisse Bestimmungen war den Mitgliedern des regierenden Hauses bisher das Verlassen türkischen Bodens untersagt. Der Thronfolger hat aber seit langer Zeit unter dem tiefen Schatten gelitten, daß sein Vater, der abgedankte Abdul Jziz Chan, durch MörderhanL gefallen ist. Seitdem haben sich bei ihm Spuren geistigen Verfalls bemerkbar bemacht, die wiederholt seinen Aufenthalt in Nervenheilanstalten erforderlich machten und Anfälle von Verfolgnngswahnsinn zeitigten. Soweit wir wissen, ist deswegen bereits früher davon die Rede gewesen, die Thronfolge zu ändern, ein Gedanke, der aber durch die kriegerischen Ereignisse in den Hintergrund gedrängt worden ist. Jetzt hat Jussuf Jzzedin seinem Leben durch Selbstmord ein Ende gemacht. Er galt nicht ols Anhänger der deutschfreundlichen Politik.
HMer TWÄmcht. M.B.
Gvstzes Hairpiqnarkier, den 4. Februar
Westlicher Kriegsschauplatz.
Einer der nordwestlich von Hulluch von uns besetzten Trichter wurde durch eine erneute engl. Sprengung verschüttet.
Bei Loys und bei Neuville lebhafte Handgranatenkämpse.
Die feindliche Artillerie entwickelte an vielen Stellen der Front, besonders in den Argonnen, rege Tätigkeit.
Westlich von Marke fiel ein französischer Doppeldecker, dessen Führer sich verirrt hatte, unversehrt in unsere Hand.
westlicher. Kriegsschauplatz.
Keine besondere Ereignisse.
Balkan-Kriegsschauplatz.
Unsere Flieger beobachteten im Vardartal, südlich der griech. Grenze und bei der Anlagestelle im Hafen von Saloniki umfangreiche Brände.
Oberste Heeresleitung.
Kerlin. Am 31. Januar und l. Februar hat ein deutsches Unterseeboot in der Themsemündung einen engl, armierten Bewachungsdampfer, einen belgischen und 3 zu bewachungszwecken dienende engl. Fischdampfer versenkt.
Das Marineluftschiff L 19 ist von einer Ausklärungsfahrt nicht zurückgekerht. Die angestellten Nachforschungen blieben erfolglos. Das Luftschiff wurde nach einer Reutermeldung am 2. Februar von dem in Grimsby beheimateten engl. Fischdampfer „King Stephem" in der Nordsee treibend angetroffen, Gondel und Luftschiffkorper teilweise unter Wasser. Die Besatzung befand sich auf. dem über Wasser befindlichen Teil des Luftschiffes.
Die Bitte um Rettung wurde von dem englischen Fischdampfer abgeschlagen, unter dem Vorgeben, daß seine Besatzung schwächer sei als die des Luftschiffs. Der Fischdampfer kehrte vielmehr nach Grimsby zurück.
Der Ehef des Admiralstabs der Marine.
Ger Weltkrieg.
Wo man hobest, fliegen Späne, und hei der regen Tätigkeit, die unsere Luftschiffe gegenwärtig entfalten, müssen wir uns auch auf Verluste gefaßt machen. Der Chef, der Chef des Admiralstabes der Marine meldet uns heute, daß das Mariueluftschifs L 19 von einer Aufklärungsfahrt nicht mehr zurückkehrte. Würdig den Schandtaten, wie sie England durch die Ermordung der wehrlosen U-Bootsbesatzung und das Niederknallen hilfloser Gefangener auf sich geladen hat, reiht sich die Handlungsweise des britischen Fischdampfers „King Steffen" an. Gibt es noch Worte genug, um die englische Niedertracht gebührend zu kennzeichnen, die sich aufs neue darin offenbart, daß der Fischdampfer den den Westen preisgegebenen Leuten die Rettung versagt! Schmach und Fluch den feigen Engländern, die ihre Wut und Grimm in ihrer Ohnmacht an wehrlosen Menschen auslassen. Unsere Heeresleitung wird den Tod der Besatzung des Luftschiffes nicht ungerächt lassen, und aufs neue ballen sich in Deutschland Millionen von Männerfäusten mit dem grimmigen Wunsch auf den Lippen: „Gott strafe England!" Im Gegensatz zu der feigen englischen Flotte, die sich nicht aus ihren Schlupfwinkeln hervorwagt, dehnen unsere U-Boote ihre Fahrten bis in unmittelbare Nähe Englands ans. So hat ein deutsches Unterseeboot in der Themsemündung, also im unmittelbaren Bereich der englischen Insel drei Bewachungsschisfe versenkt.
Die Bewegung an der Front hält an und gibt der Vermutung Raum, daß es über kurz oder lang zu größeren Zusammenstößen kommen wird. In Flandern, im Artois und an anderen Stellen haben wiederum lebhafte Artilleriekämpfe stattgefunden, aus den Argonnen werden Handgranatenkämpfe berichtet, und die beiderseitigen Luftflotten sind unablässig tätig. Blößen des Gegners zu erspähen und ihm nach Kräften Schaden zuzufügen. Das gelang unseren Fliegern, für die fast kein Tag mehr vorüberaeht. ohne ihnen bemerkenswerte Erfolge zu bringen, auch neuerdings wieder, indem sie ein englisches und ein französisches Kampfflugzeug abschießen konnten. Trotz aller offiziellen Verdunkelungs- und Verschleie- -eungsmanöver beginnen in Frankreich allmählich die Verlnstziffern bekannt zu werden. Es sind, wie man jetzt aus einwandfreier Quelle erfährt, nicht weniger als 800 000 Tote, die das verhältnismäßig menschenarme Frankreich zu beklagen hat. Man kann daher die LxnstLn Besorgnisse verstehen, mit denen ein Teil der
Pariser Presse einer deutschen Offensive entgegensieht, Besorgnisse, die selbst durch die zuversichtlichsten Präsidenten- und Ministerreden nicht mehr lange beschwichtigt werden können und wohl bereits als die Vorläufer einer beginnenden allgemeinen Mutlosigkeit angesehen werden dürfen.
Der Krieg zur See.
Das „Emden"-Stücklein -er „Appam".
WTB. Ol- Point Comfort (Virginia), 4. Febr. (Reuter.) 9 britische Untertanen, die von der Appam gelandet wurden, erklärten, daß die Möve außer mit Kanonen auch mit zwei Lanciervohren versehen war. Alle erklärten weiter einstimmig, daß sie gut behandelt wurden. Sie haben wohl unter Mangel an Lebensmittel zu leiden gehabt, aber auch die Prisenbesatzung bekam dies zu fühlen. Während der letzten zwei Tage war der Mangel an Lebensmittel und Wasser sehr groß geworden. Bezüglich der Möve glauben einige, daß sie ein in ein Kriegsfahrzeug umgewandeltes Handelsschiff, andere aber, daß sie ein ganz neues Schiff ist. Sie führte vier Kanonen vornen und zwei rückwärts, die alle mit abnehmbarer Verschanzung maskiert waren. Ter Dampfer Clan Mactavish hat sich, wie erzählt wird, sehr tapfer gegen die Möve gewehrt. Der Dampfer führte eine sechsbändige Kanone. 15 Mann der Besatzung wurde getötet und viele verwundet, ehe das Schiss nach zwei Explosionen sank. Ter Kampf dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Schließlich lancierten die Deutschen zwei Torpedos, die beide trafen, woraus der Clan Mactavish überholte und rasch in der Tiefe versank.
WTB. Newhork, 4. Febr. Tie „Associated Preß" meldet aus Washington: Staatssekretär Lansing hat festgestellt, daß keine Frage darüber sein kann, daß die Appam als Prise zu betrachten ist, daß aber die Frage ihrer weiteren Behandlung noch weiterer Erwägungen der Haager Konvention und des preußisch-amerikanischen Vertrages bedarf. Tie Weigerung des Leutnants Berg» die britischen Seeleute, die auf den britischen Handelsschiffen Kanoniere waren, von Bord gehen zu lassen wird den Gegenstand weiterer Erwägungen bilden.
Als „Prise" zu betrachten.
WTB. Washington, 4. Febr. (Reuter.) Staatssekretär Lansing hat entschieden, daß die „Appam" als Prise zu betrachten ist.
Ein Dampfer von einem „Zeppelin" versenkt.
WTB. London, 4. Febr. Ter Dampfer Franz Fisher, der als Kohlenschiff an der Küste fuhr, ist am Dienstag nacht von einem Zeppelin, der auf dem Wege von Hartlepool nach London war, versenkt worden. 13 Mann der Besatzung sind ertrunken, 3 wurden von einem belgischen Dampfer gerettet. Franz Fisher ist ein erbeutetes feindliches Fahrzeug von 370 Donnen.
Die neue englische Schandtat.
WTB. London, 4. Febr. Die Admiralität teilt mit, ein Fischdampfer habe heute den Seebehörden gemeldet, daß er in der Nordsee einen Zeppelin in sinkendem Zustand bemerkt habe.
WTB. Grimsby, 4. Febr. Der hier eiugetrofseue Fischdampfer „King Steffen" berichtet, daß er am Mittwoch Morgen den Zeppelin L 19 in der Nordsee bemerkte. Seine Gondel und ein Teil der Hülle waren unter Wasser. Die Besatzung, die 17 bis 20 Köpfe stark war, war auf der Spitze der Hülle versammelt und bat um Aufnahme. Da die Besatzung des Zeppelins der Besatzung des Fischdampfers an Zahl überlegen war, lehnte der Kapitän des Fischdampfcrs ab, der Bitte zu willfahren. Er kehrte sogleich nach Grimsby zurück, um die Angelegenheit den Seebehörden mitzuteilen.
Die Laqe im Osten.
WTB. Wien, 4. Febr. Amtlich wird verlautbart vom 4. Februar 1916 mittags:
Russischer Kriegsschauplatz: Ein österreichisch-ungarisches Flugzeuggeschwader hat den östlich von Kreuienec liegenden russischen Etappenort Szumsk mit Bomben beworfen. Zahlreiche Gebäude stehen in Flammen. Sonst ist nichts Besonderes vorgefallen.
Der russische ^niegsletstcht. o
WTB. Petersburg, 4. Febr. Amtlicher Bericht vom 3. Februar: Westfront: Vom Gefechtsabschnitt des Generals Plew-e sind vom gestrigen Tage folgende Tatsachen zu melden: In der Gegend zwischen dem Babit-See und der Straße nach Mitau überschritten wir Drahthindernisse der Deutschen und schossen auf die Arbeiter in den feindlichen Stellungen. Südöstlich Riga fuhr unser Panzerautomobil vor unsere Gräben, schoß auf die feindliche Stellung und kam, von Artillerie heftig beschossen, unbeschädigt zurück. In Galizien machte eine Abteilung von uns mit Hilfe von Handgranaten einen gelungenen Angriff nordöstlich des Bahnhofs von Jezierna an der Straße Tarnovol-Zloczow. Nach Zerstörung der Drahthindernisse bemächtigten sich unsere Braven eines Werkes. Die Besatzung floh, von uns verfolgt. Südlich des Bahnhofs von Jezierna dauerte das beiderseitige Feuer der schweren und leichten Artillerie am ganzen gestrigen Tage an. An der mittleren Strypa schoß unsere Artillerie ein feindliches Flugzeug herunter. Es fiel in die feindlichen Linien zwischen Nowostawze und Zielona (5 Kilometer nordöstlich Buczacz). An der Front zwischen Tnjestr und Pruth beschoß der Feind unsere Stellungen mit schweren Geschützen, einschließlich lstzölligen. Unter dem Schutze dieses Feuers versuchte der Feind zweimal in der Gegend von Uscieczko vorzugehen, wurde aber zurückgeworfen
Weitere russische Minister-Wechsel in Sicht?
WTB. Kopenhagen, 4. Febr. Nach einer Meldung der „National Tidende" aus Petersbura hat der
neue Ministerpräsident Stürmer gleich Goremhkin kdkn Portefeuille. Er habe die Tätigkeit des Ministers des Aeußern und des Finanzministers sogleich nach seinem Amtsantritt bemängelt, so daß Gerüchte auch von ihrem bevorstehenden Abschied umgingen. Man spreche auch von Rücktrittsabsichten des Oberprokurators des Heiligen Synods, Wolshin, als dessen Nachfolger Luk- janow genannt wird. Stürmer habe erklärt, der Krieg müsse bis zum vollständigen Siege fortgesetzt werden und man müsse die Reichsduma einberufen.
Der Krieg mit Italien.
WTB. Wien, 4. Febr. Amtlich wird verlautbart vom 4. Februar 1916 mittags:
Italienischer Kriegsschauplatz: Die Ge- schützcämvfe blieben an der küstenländischen Front ziemlich lebhaft und erstreckten sich auch aus mehrere Stellen im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet. Das Schloß von Tnino wurde durch mehrere Volltreffer der feindlichen Artillerie teilweise zerstört. Vor dem Tolmeiner Brük- kcnkopf gingen die Italiener infolge der letzten Unternehmungen unserer Truppen auf die Hänge westlich der Straße Ciginj-Selo zurück.
Ereignisse znr See.
Eine Kreuzcrgruppe hat am 3. Februar vormittags an der italienischen Ostküste die BalMhöfe von Ortona und San Vito, mehrere Magazine und eine Fabrik im Bereiche dieser Orte, sowie einen Schwimmkran durch Beschießung schwer beschädigt und die Eisenbahnbrücke über den Fluß Ariello nördlich Ortona zerstört. Nach der Beschießung der Objekte von San Vito wurden Brände beobachtet. Die Kreuzcrgruppe ist unbehelligt zurückgekehrt.
r Flottenkommando.
Der Baltankrieg.
WTB. Wien, 4. Febr. Amtlich wird verlautbart von: 4. Februar 1916 mittags:
Südöstlicher Kriegsschauplatz: Die tn Nord-Albanien operierenden K. und K. Truppen haben Kruja besetzt und mit ihren Spitzen den Jschmi-Fluß erreicht. Lage in Montenegro unverändert ruhig.
Neues vom Tage.
Nnterstaatssekretär Zimmermann über die Haltung Rumäniens.
WTB. Bukarest, 4. Febr. Politique veröffentlicht eine Unterredung mit dem früheren Bürgermeister von Bukarest, dem konservativen Politiker Gregor Can- tacuzino, der aus Gesundheitsrücksichten nach Deutschland gereist war und nunmehr zurückgekehrt ist. Canta- cuzino hatte Gelegenheit, mit dem Unterstaatssekretär Zimmermann zu sprechen und auch die militärische Organisation Deutschlands zu studieren. Er sagte, daß Unterstaatssekretär Zimmermann die Erkältung der früher so freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland,
und Rumänien bedaure und hinzugefügt habe: „NiW !vir sind für die Wolken verantwortlich, die die Freund- schuft zwischen beiden Ländern trüben, denn Deutschland hat alles getan, um Unstimmigkeiten zu beseitigen und Kr,- einer Annäherung zu gelangen. Gewiß wird es nicht ^Deutschland sein, das unter diesem Mißverständnis am meisten leidet." Der Untcrstaatssekretär habe seine Br- wundcrung darüber ausgesprochen, daß man in Rumänien die Kraft und Organisation Deutschlands nicht kenne. Deshalb freue er sich immer, wenn Rumänen nach Deutschland kommen, um sich zu unterrichten. Er bemühe sich, selbst den Gegnern unter ihnen alles zugänglich zu machen, was geeignet sei, einen richtigen Eindruck von Deutschland zu geben. Der Unterstaatssekretär habe auch von Filipescu gesprochen und erklärt, daS dieser ihm im Jahre 1914 den Eindruck eines ruhigen Kopfes gemacht habe. Filipescu habe damals die si»> benbürgische Frage ebenso anfgefaßt, wie Cantacuzino es jetzt tue. Man habe den Eindruck gehabt, daß er sich auf die Politik des Möglichen verstehe. Er werde von allen Seiten als ein ungestümer, aber aufrichtiger Mann geschildert. Wenn er seinem Lande aufrichtig dienen wolle, so möge er nach Deutschland kommen und sehen, daß Deutschland noch genug Soldaten habe, um den Krieg noch viele Jahre auszuhalten, und daß es auch nicht verhungern werde. Man werde ihn alles sehen lassen, damit er die Wirklichkeit erkenne. Eantacuzino sprach sodann über Einzelheiten der Kriegsorganisatiou in Deutschland und faßte seinen Eindruck in die Wort« zusammen: Mit einer so mächtigen Organisation, di« alles Voraussicht und nichts dem Zufall überläßt, kann Deutschland weder militärisch noch wirtschaftlich besiegt werden.
Ein ital. Flieger in der Schweiz interniert.
WTB. Bern, 4. Febr. Der italienische Flieger, der die schweizerische Neutralität verletzt hat, heißt Gis- como Babatti. — Amtlich wird bestätigt, dajß er Schweizer Boden gelandet und interniert ist.
Fortdauer -er Unruhen in Lissabon.
WTB. Madrid, 4. Febr. Jmparcial erhält Nachrichten, die besagen, daß die Unruhen in Lissabon fort- danern. In der Dobac-Straße hat eine Bombe einen Wachtmeister und 2 republikanische Gardisten getötet. Ti« Angreifer wurden durch Revolverschüsse vertriebm. In anderen Vierteln sind mehrere Bomben explodiert und haben Sachschaden angerichtet. Die Behörden haben Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Das Palai- des Gouverneurs wird von Militär bewacht. Tie Sitze der Arbeitersyndikate sind von Truppcnketten umgeben. Tie Ausständigen suchen einen Generalstreik herbeizu- führen. Der Verkehr der Straßenbahnen ist eingestellt worden. Alle Verhafteten wurden auf Kriegsschiffen Interniert. Die Agitation hat zugenommen in Seb- tuba, Pedvo, Portem, Redundo und Montemar, wo der Bürgermeister gefoltert und dann hingemordet worben ist, ferner in Aangrantes, Pedrec, Folgaria und anderen Or-