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Kr. 28
Freitag, de« 4. Februar 1916.
33. Iahrg.
Die Befreier.
Und kie zogen aus, die Welt zn befreien... Die Mächte des Vierverbands nämlich. Und befreiend wi'kt es für die, welche „befreit" werden sollten, dast man blicken kann, wohin man will, daß man untersuchen kann, was man will von allen Unternehmungen des Vierverbands, und doch nirgendwo einen Plan entdeckt oder sonst irgendein Anzeichen dafür, was man denn eigentlich in Paris oder London, Rom oder St. Petersburg will — jedenfalls sind bisher alle Versuche des Vierverbands, irgendeinen ma^g b ilden Erfolg zu erringen, vergeblich gewesen. Bald hier, bald dort setzt die vollendete Ratlosigkeit den Hebel an, aber immer zu spät, immer einen Dag nach der Entscheidung, wie einer der beachtesten Militärkritiker F an'r ichs jün'st bemerkte: immer ein Anlauf und niemals ein glücklicher Sprung — sollte sich nicht dieser ganze Krieg für den Vieroerband schließlich als nichts denn ein großer Anlaut erweisen, Deutschland zu verrückten, und ein vergeblicher Anlauf? Es lohnt, einmal wieder nachzudenken, was denn eigentlich alles von den Weltbeglückern des Vierverbands „befreit" werden sollte, um schon einmal bei der wunderbaren Phrase zu bleiben, die alle vier Mächte, die Meisterin der Phrase, Frankreich, voran, ihrem ungerechten Kampf vorangetragen haben wie eine Fahne.
Was sie vorhatten, weiß jedes kleine Kind. Sie wollten Deutschland zerschmettern und alles, was zu Deutschland hielt. Da sic aber überrascht wurden, und man ihnen in Berlin und Wien nicht den Gefallen tat, solange zu warten, bis sie ihre Rüstungen alle hübsch in Ordnung hatten, da man Erklärungen forderte und, als diese ausblieben, zur Tat schritt, blieb ihnen nichts übrig, als ein Mäntelchen zu finden, das ihr entschleiertes Geheimnis bedeckte, ein Losungswort zu suchen, das ihre Völker begeisterte und diesem Kriege, der ohne ihr Verschulden vermieden worden wäre, einen Anstrich des Rechtes gab. Sie fanden es in dem. Worte: die Welt solle befreit werden von Deutschlands Joch. Dieses Joch war ihnen zuerst der preußisch-deutsche Militarismus, oder vielmehr zunächst nur der preußische Militarismus, hierin sie meinten ja, die ° süddeutschen Staaten folgten nur gezwungen dem Ruf zur Fahne. Zunächst wollten sie also Süddeutschland von Preußen bstreien, insonderheit freilich Elsaßk-Lothringen. Dann kamen sie auf
den Gedanken, daß auch wir Preußen, will sagen: wir Zivilpersonen im Gegensatz zu der „Militärpartei", unter diesem Militarismus „schmachteten", und sie fanden es höchst edel, durch einen Einmarsch in Berlin dem Moloch-Militarismus den Garaus zu machen, die „Mußpreußen" in Hannover, Westfalen und Rheinland zu erlösen und auch die Sozialdemokratie, die solange gegen den Militarismus gekämpft hatte, mit der Befreiung zu beglücken. Damit war es nun leider nichts, denn keiner von denen, die befreit werden sollten, verspürte Lust, den zweifelhaften Sireneurufen zu folgen. Es ging weiter. Die Notwendigkeit des Krieges hatte die deutsche Besetzung Luxemburgs und die Eroberung Belgiens mit sich gebrach. Das gab der mißglückten Auslegung des Wortes von der Befreiung der Welt vom deutschen Joch neue Bedeutung. Deutschland wurde flugs hiugestellt als das apokal ch'.ische Ungeheuer, das es abgesehen hätte auf das Leben der kleinen Staaten. Belgien hatte es „verschluckt", gegen Serbien war Oesterreich-Ungarn ausgezogen, natürlich nicht e wa, um es zu bestrafen für die Mordtat von Serajewo, sondern auch um es zu verschlucken.
> Darum begriff mau namentlich in Paris nicht recht und äußerte seiu Erstaunen darüber, daß Dänemark, daß Holland, daß die Balkanstaaten, ruhig blieben: sie hätten doch eingreifen müssen, einmal „für den Triumph des Rechtes", und dann eben ihrer „bedrohten Unabhängigkeit" wegen! Wehe, auch hier wurden die guten Absichten des Vierverbands verkannt, und diese Völekr blieben ruhig. Als Italien immer abtrünniger wurde, immer offener der lateinischen Schwester und ihren Helfershelfern sich zuneigte, wurde auf die „un- erlösten" Gebiete" hingewiesen und das arme Triest — siehe D'Annunzio — hingestellt als über a.les unglücklich unter österreichischer Herrschaft. über cules sehnsüchtig nach der italienischen Befreiung. Weiter rückte der Krieg. Der „Eroberer" kam über Polen, über Kurland, über Serbien. Da konnten es die edlen Verbündeten nicht länger mitansehen, sie mußeen wenigstens das kleine Griechenland vor dem Verschlucktwerdeu schützen, nachdem ihre Diplomaten es nicht vermocht hatten, Bulgarien vor seinem Wege ins Verderben zu bewahren. O, diese Edeln! Was blieb ihnen übrig als Salonik zu besetzen und alle andern wichtigen Puntke, namentlich insofern sie in Betracht kamen für den telegraphischen Verkehr mit den Mittelstaaten Europas.
War das kein Druck, als England im September 1914, als die Deutschen nicht weit von Paris standen, die Friedensregung Frankreichs durch den drohenden' Hinweis darauf erstickte, daß die englischen Schiffskanonen eines Tages auch die französische Küste beschie- ' ßen könnten? Die Folge davon war das berühmte Londoner Abkommen gegen den Gedanken eines Son-' derfriedens. War das kein Druck, daß der Hinweis > auf Englands Schiffsgeschütze auch die verantwortlichen italienischen Staatsmänner bestimmte, der Politik der Straße nachzugeben und den Krieg gegen die vor kur- i zem Italien noch verbündeten Mächte zu erklären? usw. Wohin man blickt, das sogenannte deutsche Joch sollte zerdrückt werden durch das Joch des Vierverbands, wie ^ der preußische Militarismus, wie E g and jetzt meint, nur gebrochen werden kann dnrch einen englischen Mil>- tarisipus. So befreien die Befreier die Welt — wollen sie befreien, denn es gelingt ihnen glücklicherweise, nicht dank der Tüchtigkeit ihrer Gegner. Ihre Taten > strafen ihre Engelszungen Lüge. „Und das Band der ^ Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das W ltmcer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein". Als Friedrich v. Schiller den Antritt des neuen Jahrhunderts, des 19., besang, richtete er sich gegen die „zwo gewaltigen Nationen", die um der Welt alleinigen Besitz Krieg führten. „Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz." Miteinander verbunden ringen sie heute, nicht allein, sondern reichlich von GesinnuugSaenossen unterstützt, wiederum um den alleinigen Besitz der Welt, und Gold muß ihnen wie damals, um mit Schiller zu sprechen, jede Landschaft wägen; dem Gallier Brennuns gleich legt Frankreich immer noch seinen ehernen Degen in die Wage der Gerechtigkeit, streckt der Engländer immer noch seine Polypenarme aus, immer noch unter der Phrase der Freiheit nichts ist neu unter der Sonne. Aber sie beißen, diesmal aus Granit. kKöln. Ztg.)
Englands Verrat — cteutseke lat.
Roman aus der Zeit des Weltkriegs von Bl. Blank.
Fortsetzung.
Lord Beresford zögerte einen kurzen Augenblicks dann sagte er:
„Ich weiß die Entscheidung!" ist r
„Und wie lautet sie?" ' - ; ' !
„Deutschland ist nach zwei Fronten abgesperrt: Rußland kann Deutschland von Millionen von Soldaten überfluten lassen, und auch Frankreich wird den Westen sperren. Wenn nun noch die Meere für Deutschlands Handel geschlossen sind, dann muß es verhungern. England kann nichts verlieren, denn seine Flotte besitzt die vielfache Uebermacht. Die Küsten Englands aber werden für Deutschland unerreichbar bleiben. Also muß England gewinnen mit Frankreich und Rußland."
„Das hört sich an wie eine Geschäftskalkulation."
„Es soll auch weiter nichts sein. Die Rechnung stimmt aber."
„Ja, daran glaube ich selbst! Aber haben Sie schon eine geheime Nachricht erhalten?"
„Nein! Aber ich kann rechnen wie die englische Regierung. Und ich wette mit fünf zu eins, daß die Antwort so fallen muß."
„Ich wette nicht! Da nun Frankreich natürlich jeden Mann braucht, so kehre ich auch schon dieser Tage dorthin zurück. Um im Heere meinem Vaterland zu dienen. Tun Sie das nicht auch?"
^ „Wir bezahlen unsere Soldaten."
Wieder standen sich zi i fremde We'Anschauungen gegenüber. Auch im Franzosen wurzelte die Ueberzeu- guna, daß es die Pflicht eines jeden Staatsbürgers sein müsse, dem Vaterlaude selbst das Leben als Soldat zu , opfern. Ter Engländer erachtet es für ausreichend, Soldaten zu kaufen. - . .
„Sie wissen, daß ich Deutschlands Feind bin, Sie wissen, daß ich nur den Wunsch hege, Elsaß und Lothringen der Trikolore zurückzugewinnen, daß ich Deutschland als Franzose hasse, aber trotzdem habe ich die Ueberzeugung, daß sich in dieser Nation Hunderttausende freiwillig stellen werden, um ihr Blut dem Vaterlande zu opfern. Ich habe nur den glühenden Wunsch, bei uns in Frankreich möge es ebenso werden. Ich ziehe als Freiwilliger hinüber. Als Soldat! .Begreifen Sie das?" °
„Als Soldat? Nein! Aber da ich doch ein Peer von England bin, so werde ich auf meine Kosten ein ganzes Regiment werben. Und mein Regiment wird mehr wert sein, als das Leben eines einzigen Freiwilligen."
So weit gingen, die Weltanschauungen auseinander und dennoch waren die beiden Verbündeten, weil Haß und Neid zusammeugehören.
„Wir verstehen uns nicht."
„Was liegt daran, wenn nur Deutschlaird vernichtet wird."
„Wol.n Sie jetzt nicht mit mir nach dem Frühstückszimmer gehen?"
„Ich muß leider ablehnen, da ich auf meinem Zimmer noch zu arbeiten habe."
„Daun will ich nichr stören, Sir!" M
Der Marquis de Ferrier entfernte sich.
Lord Beresford aber trat zunächst in das Vestibül des Hotels.
Dort sah er, wie mehrere Niggerboys Reisekörb/ forttrugeu. ^
„Wem gehören diese Sachen?" . '
„Dem Grasen Gyöughövy, Sir."
Lord Beresford entfernte sich langsam; und dabei murmelte er halblaut vor sich hin:
„Noch habe ich nicht ausgespielt. Mir will es scheinen, als hätte ich nie so güustiae Stiche in der. Hand
gehabt. Ich wette fünf gegen eins, daß der Graf Gyöng- hövy Algier heute nicht verlassen wird."
Dann verschwand er in seinem Zimmer.
Unterdessen, herrschte in den Räumen, die von dem Grafen Gyöughövy und von seiner Tochter bewohnt wurden, eine ziemliche Erregung; zwar waren'schon die großen, schweren Neisekoffer verschwunden, aber es standen immer noch mehrere Handtaschen und Hutschachteln umher.
Marra Gyöughövy trug bereits ein taubengraues, einfach gearbeitetes Reisekostüm, das aber doch deren Gestalt uns Schönheit zur vorteilhaften Geltung brachte. Unter ihren w sten, leuchtenden Augen lagen dunkle Schalten, die eine schlaflose Nacht verrieten; die Augen selbst wiesen leicht gerötete Ränder und wußten von Tränen zn erzählen.
Sie hatte es ja sehen müssen, daß Peter Brandenstein wieder in die Hände der Soldaten gefallen war. Ihre Angst aber dachte nur an das furchtbare Schicksal, das den nun treffen sollte, den sie von allen so gerne frei gewußt Hütte. Gerade jetzt, da sie ihn vom Aode bedroht wußte, fühlte sie erst, wie viel ihr dieser Mann in so kurzer Zeit, fast in nur wenigen Stunden geworden war.
Wenn sie zuerst geglaubt hatte, ihn hätte sie lieben können, in dieser Nacht hatte sie empfunden, daß sie ihn schon liebte.
Und sie konnte ihn nicht retten!
Immer wieder hatte es ihr der Vater erklären müssen, daß hier ein einzelner nicht eingreifen konnte, da nur das Kriegsgericht urteilen werde, daß er selbst am wenigsten einen Versuch wagen dürste, da er als Ungar und Oesterreicher ebenfalls zu den Feinden Frankreichs gerechnet werden würde. Immer wieder mußte er ihr dies sagen, und sie wollte cs nicht verstehen.
Nun stand er abermals vor ihr; auch er war schon zur Reise fertig.