r

I

O

Äs die feindliche Presse sich in dunkles Schweigen hüllt öffenbar von der Zensur dazu gezwungen und das Reutcrsche Bureau die verlogene Meldung weitergibt, als fei überhaupt nur an einem griechischen Lagerhaus ein Schaden entstanden.

Rund ein Jahr ist vergangen, seit der denkwürdigen Sitzung der Russischen Reichsduma vom 9. Februar v. I., in welcher der ins Maßlose gesteigerte Patriotismus der russischen Nationalisten und Allslawen sich Luft machte und vom Regierungstische wie von der Rednertribüne herab die Unbesiegbarkeit des großen heiligen Rußlands und . die Zerschmetterung Deutschlands verkündet wurde. Die inzwischen vollzogenen Tatsachen haben Rußland Und die damaligen Redner bescheidener gemacht. Unter ihnen befand sich auch der Ministerpräsident Goremykin, der von der glänzenden Zukunft Rußlands am Schwarzen Meere sprach. Inmitten der rasch und unerwartet in den letzten Monaten in Rußland vollzogenen Wmister-

WM

Wechsel blieb Goremykin als einziger auf seinem Posten. Selbst der Neffe des Zaren, Großfürst Nikolai Nike- lajewitsch wurde zum Bizekönig des Kaukasus ernanm, nur Goremykin durfte in Petersburg bleiben. Die immer mehr um sich greifende Kriegsmüdigkeit Rußlands hat ihn nun gerade daran gemahnt, daß auch ;cine diploma­tische Kunst nichts mehr an der Lage der Dinge zu ändern /vermag, und so mußte der geschwächte Gesundheitszu­stand den Borwand zu seinem Abgang von der Bühne geben. Eine neue Säule des Vierverbandes ist gestürzt. Nur durch die Versicherung der Solidarität können sich die übrigen wackeligen Säulen, von denen mit Delcasse ''die erste umfiel, ihren betrogenen Völkern gegenüber noch halten, sonst wären nach dem völligen Scheitern der Balkanpolitik auch sie schon erledigt.

Der Krieg zur See.

Que^ durch den Ozean.

WTB. Rcwyork, 1. Febr. Nach einer Reuter­meldung aus Newport News ist der vermißte englische DampferAppam" unter Führung ein r deutschen Pri­senmannschaft und unter deutscher Flagge bei Old Point an der Küste von Virginia angekomm.n. Ter Dampfer ist auf der Höhe der Canarischen Inseln aufgebracht worden. DieAppam" hatte bei ihrer Ankunft 425 Personen an Bord, darunter 138 von etwa 5 vor der Aufbringung derAppam" versenkten britischen Schif­fen.

WTB. Ncwyort, 1. Febr. Reuter. Nach einem Telegramm aus Norfolk (Virginien) ist der britische Westasrika-TampferAppam", der bisher verrucht wur­de, gestern morgen in der Quarantäne-Station »auf der Höhe von Old Point angekommen. Eine Prisenmaun- schaft von einem deutschen Unterseeboot soll den Be­fehl haben. Wie aus Newport-News weiter gemeldet wird, ist der TainpqerAppam" auf der Höhe der Canarischen Inseln.durch ein deutsches Kriegsschiff, an­geblich ein Unterseeboot, aufgebracht worden, das kurz vorher einen anderen britischen Dampfer versenkt hatte. Außer den eigenen Passagieren hat dieAppam" noch

138 Personen, die man von anderen Dampfern über­nommen hatte, also zusammen 425 Personen, an Bord.

WTB. Newport-News, 1. Jan. Reuter. Das deutsche Kriegsschiff, das den DampferAppam" aufge­bracht und mit einer Prisenmanuschaft versehen Hai, soll den NamenMöwe" geführt haben. Es habe vor der Aufbringung derAppam" bereits folgende britische Dampfer versenkt:Corbridge",Arthur",Ariadne", Dromoby",Farriugtonford" undClan Mactavish".

WTB. London, 2. Febr. Aus Newport News wird gemeldet, daß sich 451 Personen an Bord des Appam be­fanden, darunter 138 Ueberlebende der sieben Schiffe, die von den Deutschen zum Sinken gebracht wurden- Fer­ner 20 deutsche Bürger und Kriegsgefangene aus Kame­run und eine Prisenbesatzung von 22 Manu. Offenbar wurde der Appam vier Tage nach seiner Ausreise ohne Widerstand geleistet zu haben, erbeutet, nachdem ein Schuß über die Brücke des Dampfers gefeuert worden war. Nachdem eine Prisenbesatzung an Bord gebracht worden war, begann das deutsche Schiff ein britisches mit Fleijch aus L.us.raiieu beladenes Schiff zu verfolgen. Dieses bot Widerstand und wurde in den Grund gebohrt.

Die Ereignisse im Westen.

Der französische Tagesbericht.

WTB. Paris, 2. Febr. Amtlicher Bericht von gestern mittag: Es ist nichts Wichtiges zu meiden mit Ausnahme einiger Schüße unsrer Artillerie zwischen Oye und Aisne auf die feindlichen Stellungen von Saint Leccade und in Lothringen auf feindliche Abteilungen in der Gegend von Domevre.

Abends: Fm Artois ziemlich lebhafter Geschülzkampf süd­lich von der Höhe 119. Nördlich von der Straße Saint Nicolas Saint Laurent (nordöstlich von Arras) hat eine feindliche Abtei­lung einen Angriff versucht, der sofort durch Handgranaten auf­gehalten wurde. Unsere Artillerie hat die Stellungen des Fein­des an der Liller Straße (südlich von Thelus) beschossen und einen Brand verursacht, dem Explosionen folgten. Zwischen Avre und Oise richteten unsere Batterien ihr Feuer auf die deutschen Schützengräben bei Beuvraignes und Fresnieres und beschossen Transporte, in der Gegend von Lassigny. Wirksames Geschütz- feucr auf die feindlichen Werke bei Beauine und der Cholera- Farm, nördlich von der Aisne, sowie östlich von Saint Die in der Gegend von La Favre. Belgischer Bericht: Ar- tilleriekampf unmittelbar südlich von Dixmuiden. Ruhe auf den anderen Punkten der belgischen Front.

Vertrauenskundqebung für den französischen Kriegsminister.

WTB. Paris, 1. Febr. Zu Ende der heutigen Kammersitzung wurde Kriegsmimster Gallieni bei Be­antwortung einer Frage wegen des Verbotes, zu gewis­sen Stunden Getränke an Soldaten zu verkaufen, wieder­holt von der äußersten Linke unterbrochen. Er ver­ließ deshalb die Rednertribüne. Justizminister Vi Via­ni geleitete ihn wieder hinauf, worauf der Kriegsmi­nister unter dem Beifall der Kammer seine Ausführun­gen beendete, die darauf eine Tagesordnung beschloß und ihm darin ihr Vertrauen aussprach.

Der amtliche englische Bericht über den Zeppelin-Angriff.

WTB. London, 2. Febr. '(Reuter.) Wie amtlich gemeldet wird, war der Luftangriff in letzter Nacht in großem Maßstab unternommen. Die Angreifer scheinen jedoch durch dichten Nebel behindert worden zu sein. Nachdem die Zeppeline die Küste überflogen hatten, nah­men sie ihren Kurs in verschiedenen Richtungen und lie­ßen auf einige Städte und ländliche Bezirke von Derby- shire, Lcicestershire, Lincolnshire und Staffordshire Bom­ben fallen. Es wurde einiger Sachschaden ungerichtet. Bisher wurden 54 getötete und 67 verwundete Per­sonen festgestellt.

Gegen die Durchsuchung der Briefpost durch die Engländer.

WTB. Haag, 2. Febr. In einem Artikel über die wiederholte Anhaltung und Durchsuchung der Brief­post durch die Engländer macht die ZeitungVader- land" den Vorschlag, daß die neutralen Staaten ge­meinsam dagegen auftreten und sich gleichzeitig erbö-

tig machen sollten, die Briefpost selbst der Kontrolle zu unterwerfen, die England jetzt über sie ansübt. Man könnte sich darauf beschränken, die Briefpost auf darin enthaltene Einlagen, wie Warenproben und Gummi zu durchsuchen, um das Briefgeheimnis dabei soviel als möglich zu wahren, auch für Deutschland und Oester­reich-Ungarn wäre diese Art von Kontrolle weniger un­angenehm, als die Zensur, die England jetzt ausübt.

Die Lage im Osten.

WTB. Wien, 2. Febr. Amtlich wird verlautbart vom 2. Februar 1916 mittags:

Russischer Kriegsschauplatz: Vor der BrüScnschanze nordwestlich von Jscieszko wurde der Feind durch Minenangriffe zum Verlassen feiner vordersten Gräben gezwungen. An anveren Stellen der Nordostfront fanden Patrouilleniämpse statt.

Der Nachfolger Goremykins.

GKG. Berlin, 2. Febr. Der russische Minister­wechsel hat in hiesigen politischen Kreisen, behördlichen und privaten, in gewissem Sinne wie eine Uebcrraschung gewirkt. Auf den Rücktritt des steinalten Herrn Gore­mykin war man ja seit geraumer Zeit vorbereitet. Nur wußte man hier im allgemeinen nicht, was mit der Person des in Deutschland völlig unbekannten Herrn Stürmer zu machen sei. Hie und da war man geneigt, in dem neuen Ministerpräsidenten, um seines deutschen Namens willen wohl, einen Gegner der bisherigen Richtung zu sehen. Das ist nun keineswegs der Fall. Herr Stür­mer gehört zu den vielen nach Rußland eingewander­ten Deutschen, die dort zu N a ti o n a l r u ss e n und leidenschaftlichen Bekämpfern alles deutschenWesens geworden sind. Er ist ein intimer Freund des Oberpvoknrators des heiligen Synods Sab- ler; seine Ministerpräsidentfchaft bedeutet also nur eine andere Nummer desselben Fadens.

Ein bitteres Geständnis Sassonotvs.

WTB. Wien, 2. Febr. Zur Rede Sajsonvws bemerkt dasFremdenbiatt" n. a.: Es mag ein bitterer Augenblick für diesen Staatsmann gewesen sein, als er das Geständnis ablegen mußte, daß die Lage auf dem Balkan für das Zarenreich trostlos sei. In der Tat kann man sich einen ärgeren Niederbruch der Politik nicht denken, als den, den die russischen Bestrebungen auf der Balkanhalbinsel erlitten. In der Verteidigung Sasso- niows für England erblickt das Fremdenblatt einen deut­lichen Beweis für die Stimmung, die in Rußland gegen­über dem perfiden Albion herrscht. Das Blatt schließt: Wenn Sassonows Hoffnung auf die finanzielle Erschöp­fung Deutschlands tatsächlich die einzige Hoffnung ist, die unsere Feinde haben, können wir zufrieden sein.

Der Krieg mit Italien.

WTB. Wien, 2. Febr. Amtlich wird verlautbact vom 2. Februar 1916 mittags:

Italienischer Kriegsschauplatz: Im Sn- ganatale wurden westlicy von Roncegno mehrere An­griffe eines italienischen Bataillons abgewiesen. Am Hange des Eol di Lana wurde eine feindliche Sappen- stellüng im Handgemenge genommen und gesprengt. An der Jsonzofront Geschützkämpfe.

Der Baltankrieg.

WTB. Wien, 2. Febr. Amtlich wird verläutbäct vom 2. Februar 1916 mittags:

Südöstlicher Kriegsschauplatz: In Alba­nien gewannen unsere Vorlruppen ohne Kampf das Süv- ufer des Matiflusses. In Montenegro volle Ruhe. Keine besonderen Ereignisse.

Zum Luftangriff auf Saloniki.

WTB. Amsterdam, 2. Febr. lieber den Angriff eines deutschen Luftschiffes auf die Schiffe und Depots der Entente in Saloniki veröffentlicht das. Londoner Reuter­bureau folgende Meldung aus Saloniki: Ein Levvelin

Wenn er aber fragte, und wenn er es forderte, vor einen Gerichtshof gestellt zu werden, dann erhielt er nur immer die eine Antwort:

Eilt es Ihnen denn fo, an die Mauer gestellt zu werden? Für Spione gibt es keine lange Verhand­lungen."

So mußte er wieder warten.

Dabei waren seine Gedanken oftmals auch zu Maria Gyönghövy geeilt. Ja! Diese mußte ihn geliebt haben, da sie es sonst nicht gewagt haben würde, ihm jene Flucht durch das Fenster zu ermöglichen. Aber dieses Opfer hatte sie umsonst gebracht.

So grübelten seine Gedanken über die verschieden­sten Tinge. Da näherte sich seiner Zelle zu einer ganz ungewohnten Stunde das Klirren von Schlüsseln.

Erstaunt horchte er auf.

Ein höherer Offizier, ein paar Beamte des Militär­gerichts und im Hintergründe mehrere Soldaten tauch­ten am Eingänge auf.

Ta spielte um die Lippen von Peter von Ruisdaelen ein verächtliches Lächeln; er wußte, was diese Kommission bedeutete; ihm war es nicht fremd, wie ein französisches Kriegsgericht über Spione verhandelte.

Sie sind der Freiherr Peter von Ruisdaelen?"

Dieser stand aufrecht! Keine Schwäche sollte ihn befallen.

Ja!"

Sie waren Kapitänleutnant der deutschen Ma­rine?"

Ja!"

Sie lebten hier in Algier unter dem falschen Na­men Peter Brandenstcin und besaßen auch für diesen Na­men Ausweispapiere?"

Gewiß!"

Sie leugnen auch nicht, daß Sie auf der Flucht nach einem italienischen Schiffe verhaftet worden waren?."

. ^ ^-..NisinlC, --

Da zwischen Deutschland und Frankreich der Krieg erklärt wurde, so gelten Kriegsgesetze. Und nach diesen hat das Kriegsgericht auf Grund der Tatsachen und nach der unzweifelhaften Erklärung des Lords Beres­ford ein Schuldig der Spionage erkannt, worüber die Todesstrafe verhängt wird, die morgen bei Tagesgranen zum Verzug kommen wird."

Lord Beresford! l l chi i

Er hatte sich nicht getäuscht. ' l

Haben Sie darauf noch eine Erklärung zu geben?"

Gott schütze Deutschland!"

Der Offizier zog die Schultern hoch und entfernte sich dann aus der Zelle, worauf die üürhgen Beglei­ter folgten.

Morgen bei Tagesgranen!

Die Schlüsseln klirrten wieder. Nun kannte Peter von Ruisdaelen seine Zukunft.

8. Kapitel.

Ich gestebe es zu, daß Sie bei Ihren Unterneh­mungen entschi en Glück haben. Richtig war der Deut­sche unten im Hafen anjgegriffen worden. Sie selbst haben nichts g!"m. Sie haben nicht eine Hand gerührt, Sir, und Ihr Gegner wird trotzdem sterben. Sie wür­den sogar vor jedem Richter noch den Patrioten spie­len können, da Sie doch Frankreich vetten wollten. Sicherlich haben Sie nur ans diesem Grunde so ge­handelt?" >

Wie waren die Worte des Marquis gemeint?

Ter Franzose wußte wohl, wie Frankreich Eng­lands Unterstützung im Kampfe gegen Deutschland nötig hatte, und wie auch England gegen seinen gefährlichsten Gegner auf dem Weltmärkte ohne Frankreichs Mithilfe wehrlos werden mußte, daß eben einer der Stütze des anderen um seiner selbst willen bedurfte, aber deshalb tonnte zwischen diesen beiden Ländern doch keine so feste

Treue bestehen, wie sie Deutschland mit Oesterreich ver­knüpft hatte.

Gewiß! Das französische Gericht mag urteilen und darüber die Verantwortung tragen. Ich tat nur, was ich mußte, wenn ich meine' Pflicht als Engländer gegen Frankreich ernst nehmen wollte."

Ohne den spottenden Unterkkang in den Worten des Marquis beachtet zu haben, hatte der Lord mit einem Ernste geantwortet, als trüge er in sich selbst die Ueber- zeugung von der Wahrheit seiner Rede.

Dann müssen Sie befriedigt sein, auch wenn Ihnen nicht mehr die Gelegenheit geboten sein sollte, den be­gonnenen Erfolg auszunützen."

Wie soll ich das verstehen?"

Haben Sie nicht beobachtet, daß vor dem Hotel Gepäckstücke verfrachtet werden?"

Das geschieht doch hier alle Tage, wenn irgend jemand abreist!" war die Antwort darauf.

Gewiß! Nur ist es nicht immer gleich interessant, wer solche Absichten aussübren will. Heute ist es Graf Gyönghövy, der mit seiner Tochter Algier verlassen möch­te. Tie schöne Ungarin!"

Mit einem Ruck hob Lord Beresford den Kopf:

So! Schade! Aber ich habe von Anbeginn er­klärt, ich wüßte garnicht, ob ich den Willen' wirklich anfbringen könnte, Marta Gyönghövy für mich besitzen zu wollen."

Ich weiß! Aber danials im Pavillon hatten Sie doch mit einem Versuche begonnen."

Ohne Lust, den Versuch zur Machtprobe zu stei­gern, ist der Besitz von Marta Gyönghövy ein Ziel, das die hereinbrcchendeu Weltercignisse vergessen lassen könn­te? Haben Sie die letzten Nachrichten erhalten?"

Ja! Ich weiß, daß ein Krieg zwischen Deutsch­land, Rußland und Frankreich erklärt wurde, daß Oester­reich sich anschließen wird, und daß lediglich England noch keine bindende Erklärung abgegeben hat.