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UV. 26
Mittwoch» de« 2. Februar 1916.
33. Iahrg.
Die deutsche Auffassung vom
Ter erste Redner zur Haushaltsbecatung im preu ßischen Abgeordnetenhause hat aufs neue die Genug- tuung hervorgehoben, daß nicht wir für den Krieg verantwortlich sind. „Das Gefühl," sagte er, „daß wir an allen diesen Greueln unschuldig sind, das ist doch ein herrliches Gefühl. Die Verantwortung unserer Feinde möchte ich nicht zu tragen haben."
Diese Worte, von allsciiiger lebhaft ster Zustimmung begleitet, wiederholen zwar nur, was schon unser Kaiser und unser Kanzler, unsere Heerführer und unsere Volksführer bekannt haben, daß wir einen gerechten, einen Verteidiguimsk ieg führen, einen Krieg zur Wehr unserer Freiheit und Größe: aber dieses Bekenntnis unserer völligen Unschuld ani Kriege kann nicht oft genug ausgesprochen werden, weil es die hartnäckigste und boshafteste Hauptlüge unserer Feinde bleibt, uns der Schuld und Verantwortung am Kriege zu bezichtigen. Wenn unsere sittliche Entrüstung sich dagegen immer aufs neue verwarfst, so geschieht das aus der Lauterkeit und Stärke eines Gewissens, das sich mit seinen Wurzeln weit in den Boden der deutschen Vergangenheit zurückerstreckt, das in der kerndeutschen Velsaukffässung über den Krieg begründet ist.
Wie das deutsche Volk nicht nur in der Gegenwart, sondern von jeher schon über den Krieg gedacht hat, dafür gibt es kaum ein überzeugenderes Beispiel, als das Zeugnis des im besten Sinne volkstümlichen Dichters und Schriftstellers Matthias Claudius, der vor hundert Jahren (18151 gestorben ist. Dieser echte Volksmann suchte seinen Beruf darin, das einfach, schlicht und getreu zu sagen und zu singen, was das Volk denkt, fühlt und will. Was er über den Krieg geschrieben hat, das ist dasselbe, was heute unser Volk in voller Einmütigkeit vertritt. Ein „Kriegslied" von Claudius ist auf den Grundgedanken gestimmt, der in der ersten und letzten Strophe so läutet: 's ist leider Krieg — und ich begehre, nicht schuld daran zu sein." Das sagt nichts anderes, als was jüngst, wie angegeben, im preußischen Abgeordnetenhause ausgesprochen wurde: die Bekundung des „herrlichen Gefühls", am Kriege unschuldig
zu sein.' Aber für >den gerechten Krieg, der ohne eigene Schuld geführt werden muß, ist Claudius mit der gleichen Entschiedenheit des Willens eingetreten, den heute unser gesamtes Volk bekundet. In einem andern Kriegsliede, aus dem Jahre 1797, sagt er: „Wenn ohne Fug und Ehren jemand drc^'. Herd und Altar zu zerstören — Not hat kein Gebot — dann zu kriegen und zu siegen, und zu schlagen, bis sie liegen: Das ist Recht! Menschenblut ist dann nicht zu gut!" Und 1812 sang Claudius in einem. Gedicht zu des Königs Geburtstage: „Der König den Frieden lieber hat, führt Krieg nur wider Willen. Wer Krieg führt, den er nicht gewollt, dem Mann sind Gott und Menschen hold."
Von alledem paßt Wort für Wort, weil es eben urdeutsche Auffassung ist, auch für den Kieg von heute. Wie der schlichte, fromme Claudius haben seitdem die größten deutschen Volksmänner gedacht. Auch Moltke und Bismarck. In einem Briefe aus dem Jahre 1881 hat MoltkL für Deutschland „die schwere Verantwortung, ohne Not 'das Schwert zu ziehen", ebenso abgewiesen wie die Behauptung über die „besonders kriegerische Neigung der germanischen Rasse". Moltke schrieb damals: „Ich bitte, die t.s ichle unsers Iah Hunderts durchzumustern uns zu urteilen, ob von Deutschland die Kriege ausgegangen sind. Deutschlano hat nicht die mindeste Veranlassung, auf kriegerische Abenteuer auszuziehen; aber es kann zur Abwehr gezwungen werden." Nach dem Kriege von 1866 sprach Bismarck die Worte: „Ich würde keine ruhige Stunde haben, wenn ich mir vorzuwerfen hätte, den Krieg leichtsinnig oder aus Ehrgeiz oder auch aus eitler Ruhmsssucht für die Nation gemacht zu haben. Wer einmal in das brechende Auge eines sterbenden Kriegers aus dem Schlachtselde geblickt hat, der besinnt sich, bevor er einen Krieg anfängt". Und in Bismarcks letztem Werk, in seinen „Gedanken und Erinnerungen", steht als Vermächtnis der Satz: „Ich bin der Ueberzeugung, daß auch siegreiche Kriege nur dann, wenn sie ausgezwungen sind, verantwortet werden können."
Nur diese uns aufgezwungene Verantwortung, die das Schwert ziehen muhte, trägt heute unser Kaiser und mit ihnz das ganze deutsche Volk.
Verrat — cteuiseke l'at.
Roman aus der Zeit des Weltkriegs von M. Blank.
Fortsetzung.
Marta Gyönghövy empfand in diesem Augenblicke das Gefühl einer namenlosen Angst, das auf ihrem Herzen wie eine eiskalte, schwere Faust lastete. Brandenstein! Wenn er es sein sollte? Wenn es vergebens gewesen wäre, was sie für ihn getan hatte?
Sie mußte stehen bleiben, um den Zug an sich vorüberziehen zu lassen. . . :
Ta kamen die Soldaten. -' rch : > .
Und in ihrer Mitte die Hände auf dem Rücken gefesselt, die Kleider zerrissen, barhaupt, ging Peter Brän- denstein; er war es also!
Sie hatte ihn nicht mehr retten können! Und wie es Lord Beresford angedeutet hatte, so war es gekommen. Im Hafen mußte Peter Brandenstein entdeckt worden sein.
Sein Gesicht sah aschfahl aus; aber er ging aufrecht und hob trotzig den Kopf, trotz der Beschimpfungen, die um ihn her gellten.
Aber den Grafen Gyönghövy und Marta hatte er nicht bemerkt.
Diese hatte sich an den Arm des Vaters festgeklammert; und mit leiser Stimme fragte sie angstvoll:
^ „Was Wird mit ihm geschehen?"
„Ich weiß es nicht! Ich fürchte, daß er erschossen werden wird, wenn es zutreffen sollte, daß ein Krieg ausbrechen wird."
„Erschossen? Und — und kann ihn denn niemand retten?"
„Nein! Mit dem Tage einer Kriegserklärung gelten Nur Kriegsgesetze."
Ein furchtbares Los.
„Fort — nur fort!" drängte sie, schaudernd Var dem, 'was sie sah und vor dem Schlimmen, das sie ahnte.
7. Kapitel.
Den Hafen hatte Peter Brandenstein erreicht; aber an den einzelnen Hasenplätzen standen schon Wachtposten, die von allen die Ausweispapiere kontrollierten, die ein Schiff aufsnchten. Was aber die Aufmerksamkeit Peter Brandensteins am meisten erregte, das war der gesteigerte Verkehr drüben jm Kriegshafen. Dort ruhten die Kolosse mehrerer Panzerkreuzer, während gewaltige Truppenzüge auf der Mole bereit standen, um in große Transportdampfer eingeschifft zu werden.
Krieg!
So begann er. Die Franzosen also gedachten wiederum, alle ihre afrikanischen Hilfstruppen gegen die Deutschen zu verwenden. Glaubten sie wirklich, mit denselben gegen ein geschultes vortrefflich ausgebildetes Heer siegen zu können?
Noch wußte er weiter nichts, als daß Krieg war. Gegen Rußland und Frankreich? Wie aber würde dann Englands Entscheidung fallen?
Tann erst würde seine Kraft erfordert werden.
Und er dachte mit einem Gefühl lauterer Freude an sein kleines, schwarzes Schiff, an seine stählerne „Zigarre", die er schon so oft über und unter dem Wasser befehligt hatte.
Das Vaterland mußte ihn haben!
Er war in die Nähe vorgedrungen, wo sich die Stege zu den italienischen Dampfern befanden; aber dort standen auch die Kontrollbeamten.
Diese jedoch konnten nur von dem Namen Peter Brandenstein gewarnt sein.
Er aber hatte auch noch den Paß über seinen wirklichen Namen bei sich; dieser war sicherlich fremd; auch hatte derselbe einen Klang, der ebensogut holländisch sein konnte. Damit mußte er also das Spiel zu gewinnen versuchen.
Und mit ruhiger Sicherheit, mit der Selbstverständlichkeit der Unantastbarkeit trat er an den Kontrolleur,
Mischer MMrichl. M.B.
Großes Ha«ptq«artter, den 1 Februar
Westlicher Kriegsschauplatz.
In der Nacht zum 31. Januar versuchten kleine engl. Abteilungen einen Handstreich gegen unsere Stellungen, westl von Messines (Flandern). Sie wurden gänzlich zurückgeworfen, nachdem es ihnen an einer Stelle vorübergehend gelungen war in unseren Graben einzudringen.
Bei Fricourt, östl. von Albert, hinderten wir durch Feuer den Feind an der Besetzung eines von ihm gesprengten Trichters.
Nördlich davon drangen deutsche Patrouillen bis in die engl. Stellung vor und kehrten mit einigen Gefangenen ohne eigene Verluste zurück.
Südlich der Somme verloren die Franzosen im Handgranatenkampf noch weiteren Boden.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Keine besondere Ereignisse.
Balkan-Kriegsschauplatz.
Eines unserer Luftschiffe griff Schiffe und Depots der Entente im Hafen von Saloniki mit beobachtetem guten Erfolge an.
Oberste Heeresleitung.
Asm MiiMMc in blstiü
Derli«. Amtlich. Eines unserer Marineluftschiffgeschwader hat in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar- Docks, Hafen und Fabrickanlagen in und bei Liverpool und Birkenhead, Eisenbahnen und Hochöfen von Manchester, Fa- bricken und Hochöfen von Nottingham und Shefield sowie große Industrieanlagen am Humber und bei Great Dar- mouth ausgiebig mit Spreng- und Brandbomben belegt.
Ueberall wurde starke Wirkung durch mächtige Explosionen und mächtige Brände beobachtet.
Am Humber wurde außerdem eine Batterie zum Schweigen gebracht.
Die Luftschiffe wurden von allen Plätzen aus stark beschossen aber nicht getroffen.
Sämtliche Luftschiffe sind trotz der starken Gegenwirkung wohlbehalten zurückgekehrt.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
wies den Paß so vor, daß zunächst der Name ms Auge fallen mußte, und erklärte dabei: I '
„Freiherr von Ruisdaelen."
Der kontrollierende Beamte sah im Paß nach. I: ^ „Stimmt! Woher?" ^
„Bergedorf."
..Ist das nicht in Holland?"
Tie Geographie war für diesen Beamten eine unbekannte Wissenschaft: das konnte Peter Brandenstein, der in Wirklichkeit Freiherr von Rnisdaelen hieß, auS dessen Antwort erkennen, sah aber gar keine Veranlassung dabei helfend einzugreisen.
,Ja! Sehr richtig.
„Wo haben Sie Ihr Gepäck?"
„Das wird erst gebracht werden." ^ :
Und schon wollte ihn der Kontrollbeamte Passieren lassen, als Peter von Ruisdaelen eine Hand auf seiner Schulter fühlte: beim Zurücksehen schaute er in das Gesicht eines französischen Offiziers.
„Sie sind doch Peter Brandenstein?" ^
„Nein! Ich heiße Freiherr von Ruisdalen. Ter Herr kontrollierte meinen Paß."
„Ich bin aber davon unterrichtet, daß Sie verschiedene Namen führen, daß Sie deutscher Offizier und deutscher Spion sind. Ich habe Sie verfolgt und fordere Sie auf, mit mir zu gehen!"
Jetzt erst sah Peter von Ruisdaelen auch die Zua- ven, die mit aufgepflanztcm Bajonett dabeistanden.
Was tun? Tie Verfolger waren zu schnell gewesen und hatten ihn erreicht. Gab es jetzt noch ein Fliehen? Einer der Zuaven konnte ihn dann mit dem Bajonett niederstechcn oder erschießen. Aber wenn er untersucht wurde, dann fanden sie bei ihm noch die falschen Papiere über den Peter Brandenstein, die er in erster Linie deshalb besorgt hatte, um damit gleichzeitig für den Bruder AuSweisPapicre zu besitzen, falls es gelungen wäre, diesen zu entdecken und durch eine Flucht nach Deutschland zurück zu retten.