Wie gewöhnlich war das Verhältnis aller Welt bekannt nur der Gatte wußte nichts davon, bis ihm vor einigen Tagen sein Kutscher, der den postillon d'amour zwischen den Liebenden machte, aus Eifersucht gegen den Major, denn — er selbst liebte Rosa, das Geheimnis verriet. Und nun heckte V. einen teuflichen Plan aus. Vorgestern teilte er seiner Gattin mit, daß er abends nach Budapest reisen werde. Sofort schrieb Rosa ihrem Galan, er möge sie nach 11 Uhr abends, das ist nach Abgang des Zuges, besuchen. Abends ließ B. einspannen und fuhr zum Bahnhof, von wo er, um seine Gattin in dem Glauben zu bestärken, daß er abgereist sei, den Wagen leer nach Hause schickte. Zur angesagten Stunde erschien der Major in der Wohnung seiner Geliebten. B. wartete die Mitternachtsstunde ab und begab sich dann, begleitet von fünf Handfesten Bauern, die feste Stricke Mitnahmen, in seine Wohnung. Leise öffnete er die Tür, die zum Zimmer seiner Frau führte, und in dem sich das Paar, bereits im Schlafe, befand. Auf ein gegebenes Zeichen näherten sich die Bauern dem Bett, und im Nu, bevor noch die Schlafenden erwachten, waren die Liebenden fest aneinandergebunden. Rasch ließ B. alle Leute aus der Nachbarschaft herbeiholen, und zum Gaudium derselben schmierte er den Major, der wehrlos war, von oben bis unten mit Pflaumenmuß ein. Dann ließ der betrogene Gatte die Polizei holen, die schließlich das Liebespaar befreite. Ä. hat natürlich die Klage auf Scheidung gegen seine Gattin eingereicht, während der Major noch nicht entschlossen zu sein scheint, was er untere nehmen wird.
In unseren leitenden Marinekreisen zeigt man Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit unserer Flotte erfreulicher Weise immer mehr ein volles Verständnis für alkoholgegnerische Bestrebungen. So erhalten jetzt die Messen aller größeren Kriegsschiffe Selterwassermaschinen, damit das Selterwasser möglichst zu einem geringen Preise abgegeben werden kann. Das Kieler Seemannshaus für Marinematrosen richtete eine besondere Abteilung für alkoholfreie Getränke ein, auch wurde in Kiel ein Marine- Akkoholgegnerbund begründet.
Gemeinnütziges.
Trauben mit Zwiebel. Vier Trauben werden sauber gerupft und gereinigt, dann setzt man ein halb Pfund in kleine Würfel geschnittenen Speck aufs Feuer und sobald derselbe gelb geworden, bringt man an seine Stelle die Trauben, die man sich leicht bräunen läßt. Hierauf stellt man die Trauben auf die Seite, rührt unter das Fett in der Kasferole einen Löffel Mehl und sodann etwas Weißwein, sowie ein wenig Auflösung von Liebigs Fleischextrakt. Nunmehr bringt 'man die Trauben und die Speckwürfel wieder in die Kasferole, fügt Pfeffer, Salz und die üblichen Küchenkräuter bei und läßt das Ganze ca. dreiviertel Stunden schmoren. Etwa eine halbe Stunde, bevor das Gericht gar ist, fügt man demselben ca 20 kleine, in Butter mit etwas Zucker gebräunte Zwiebeln, sowie ebensoviele planchierte Champignons bei. Vor dem Anrichten entfettet man die Sauce und entfernt aus ihr die Küchenkräuter. (L. Opinion).
Putzen der Schimmelpferde. Um die gelbe Farbe zu entfernen, welche Schimmel leicht an solchen Stellen erhalten, die viel mit Mist in Berührung kommen, stampft man Holzkohle möglichst fein, rührt sie dann mit Wasser an, so daß das ganze einen Bräu bildet, schmiert nun die gelben Flecken tüchtig ein, läßt sie dann trocknen, entfernt hierauf das Kohlenpulver mittelst Strohwischen und bearbeitet die Stellen tüchtig mit der Kardätsche. Die Flecken werden hierdurch vollständig entfernt und das Haar hat seine schöne weiße Farbe.
Um die Reinheit des Spiegels zur püfen, halte man, wie der „Prakt. Wegweiser", Würzburg schreibt, einen weißen Gegenstand, z. B. ein Taschentuch oder eine Visitenkarte, dicht an das Glas. Der Spiegel muß das Weiß in derselben Reinheit wiedergeben ; bei minderwertigem Glase erscheint es grünlich, gelblich oder rötlich. Zum Entfernen von Fliegenschmutz auf vergoldeten Bilder- und Spiegelrahmen, Gardinenhaltern u. s. w. soll sich eine Zwiebeljcheibe sehr gut eignen. Dem Abreiben muß ein Nachputzen mit einem weichen Tuche folgen. (Werkst.)
Humoristisches.
Zwei Seelen. A. (der seinen Freund an vollbesetzter Tafel im feinsten Restaurant findet): „Alle Achtung ! Das Dichten scheint ja recht einträglich zu sein!" Dichter: „Du irrst Ich schlemme hier nur als der Erbe meines reichen Onkels. Als Dichter hung're und darb ich im Elend!"
Stoßseufzer. Der milde alte Herr Landrichter ist in Pension gegangen und ein neuer scharfer Herr auf ihn gefolgt, bei dem es strenge Strafen absetzt. Die Bauern stecken deshalb die Köpfe betrübt zusammen. Nur der Hirnpatzl-Sepp, der Loder, läßt sichs nicht nehmen, heut am Kirchweihtag seinen Freund, den Tupfer-Toni immer wieder zu reizen und zu hänseln. — „Herrschaft", brummt der Toni, wie der Andere wieder einmal höhnisch vorbeistreicht, „wenn nur der alt Landrichter net pensioniert wär' . . !"
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Meyers Handschuhlager. Wätsetecke
Auflösung des Rätsels aus Nr. 139. Halle — Falle — Qualle — Galle. Rätsel.
Fern in der heißen Zone bin ich weites Land, Mit furchtbaren Gefilden, umgrenzt vom Wüstensand.
Doch wandelt man ein Zeichen, werd ich zum Schlachtenort.
In Deutschland Ruhmestafeln, da strahlt mein Name fort.
Auflösung folgt in Nummer 145. Reklameteil.
Beginne Deinen Tag mit Kathreiners Malzkaffe«!
Er ist gesund, leicht verdaulich und von mildem, delikatem Wohlgeschmack, der dem des Bohnenkaffees sehr nahe kommt.
sein," meinte der Baron lächelnd, worauf jedoch der Bürgermeister lebhaft fortfuhr:
„Es ist sogar noch viel schlimmer als ich behauptet habe und als der Herr Baron es sich vorstellen können. Ich weiß persönlich ein Lied von seiner Grobheit zu singen, denn ich war gestern in amtlicher Eigenschaft bei ihm, wurde aber in einer Weise empfangen, daß ich aufrichtig froh war, als ich mich wieder vor der Türe befand."
„Das muß ja ganz interessant sein, mit einem solch' groben Manne einmal zusammenzukommen," erwiderte der erstere lachend. „Ich fürchte mich nicht im geringsten vor demselben, und wollen Sie mich zu Dank verpflichten, Herr Bürgermeister, so sagen Sie mir gefälligst, wo der alte Herr — wenn ich nicht irre, nannten Sie ihn Neubert — wohnt und wie ich am leichtesten den Weg nach seiner Wohnung finde."
Der Bürgermeister wollte ihm persönlich den Weg zeigen, aber dieses freundliche Anerbieten lehnte der Baron mit einer solchen Entschiedenheit ab, daß der erstere sich schließlich damit begnügte, ihm den Weg, den er einzuschlagen hatte, zu erklären uud ihm das Aeußere und die Lage des Neubert'schen Hauses kurz zu beschreiben.
Etwa zehn Minuten später zog der Baron die Schelle an der Behausung des alten Neu- bert, und gleich darauf führte Frau Reiz den vornehmen Herrn unter tiefen Bücklingen in den primitiven Salon, in dem gestern der Herr Bürgermeister die Unterredung mit dem Hausherrn gehabt hatte.
Der letztere ließ heute so lange auf sich warten, daß der Baron im höchsten Grade ungeduldig wurde, und als Neubert endlich erschien, in seiner alten, fast saloppen Kleidung und mit seiner kurzen Pfeife im Munde, da konnte der Aristokrat es sich nicht versagen, seinem Mißmute über das lange Warten mit einigen Worten Ausdruck zu verleihen.
Erstaunt schauten ihn die kalten Augen des
Alten bei dieser Anrede an, und dann erwiderte
der letztere überaus kühl und gelassen:
„Wer Sie sind, weiß ich nicht, und Pas ist mir auch vollkommen gleichgültig. Aber wenn Sie glauben, mir durch den Ton, den Sie soeben angeschlagen haben, imponieren zu können, so ist unsere Unterredung bereits zu Ende, ehe sie überhaupt angefangen hat. Hier bin ich in meinem Hause und hier dulde ich am allerwenigsten irgendwelche — Freiheiten meiner Person gegenüber."
Das selbstbewußte, rücksichtslos energische Auftreten des alten Mannes mit den wie aus Erz gemeißelten Zügen verfehlte selbst auf den stolzen Aristokraten seinen Eindruck nicht. Zuerst blitzte es allerdings in seinen Augen zornig auf, aber er wußte sich sofort zu beherrschen und einlenkend erwiderte er in verblindlichcm Tone:
„Sie haben meine Worte falsch aufgefaßt, Herr Neubert, aber ich für meine Person möchte mich um so weniger länger bei diesem kleinen Mißverständnisse aufhalten, als ich mich Ihnen gegenüber in der Lage eines Mannes befinde, der Ihnen zu großem Danke verpflichtet ist. Mein Name ist Eugen Freiherr von Tiefenbach und ich habe mir erlaubt. Sie aufzusuchen, um Ihnen persönlich in meinem und meiner Gattin Namen auf's wärmste dafür zu danken, daß Sie sich gestern so mutig meines Sohnes und dessen Gouvernante, des Fräulein Winter, angenommen haben. Ich bin und bleibe Ihr Schuldner, Herr Neubert, und kann ich Ihnen jemals gefällig oder sonstwie von Nutzen sein, so bitte ich Sie, ganz über mich zu disponieren."
Mit offener Freundlichkeit streckte der Baron ihm bei diesen Worten die Hand hin, die Neubert jedoch nur eben und beinahe widerwillig berührte.
„Seit bald 23 Jahren habe ich keines Menschen Hand mehr gedrückt/' erwiderte er rauh, „und es braucht Sie daher nicht weiter in Erstaunen zu setzen, wenn ich auch in diesem
Augenblicke von einer solchen überflüssigen
Zeremonie nicht viel halte. Uebrigens habe ich bereits gestern dem jungen Mädchen oder dem Fräulein, wie Sie es nennen, meine Meinung über das Vorgefallene gesagt. Es machte mir Vergnügen, den Halunken ein wenig abzustrafen, und einen besonderen Dank für dieses Privatvergnügen ist mir kein Mensch schuldig."
„Sie denken in dieser Hinsicht Anders wie alle anderen Menschen und anders vor allem als ich," versetzte lebhaft der Baron, dessen Interesse für den seltsamen Mann ihn über das Verletzende seines Benehmens hinwegsehen ließ. „Wer ein unschuldiges Kind vielleicht aus Lebensgefahr gerettet hat, der hat Anspruch auf den wärmsten Dank von Seiten der Eltern des Kindes, und wenn die Eltern ihm diesen Dank nicht abstatteten, so hätte er alle Ursache, dieselben undankbar im höchsten Grade zu nennen. Sie, Herr Neubert, können es ja nicht wissen, wie unendlich gern man sein einziges Kind hat und welche unbeschreibliche Freude man bei der Nachricht empfindet, daß dasselbe einer furchtbaren Gefahr glücklich entgangen ist, und wie man denjenigen segnet und alles Gute wünscht, der jene Gefahr von dem heißgeliebten Kinde beseitigt hat."
„Oder wie man denjenigen verflucht und ihm alle Qualen und Martern der Hölle wünscht, der ein solches heißgeliebtes Kind uns gestohlen, verdorben und unglücklich gemacht hat," unterbrach den Baron hier plötzlich der alte Neubert mit einer Stimme, deren fürchterlicher, eifriger Ton dem elfteren durch Mark und Bein drang und ihn mit geheimem Schauder erfüllte. „O, gewiß kenne ich das, Herr Baron, und ich verstehe Sie jetzt auch besser als vorhin. Sie haben alle Veranlassung, glücklich und zufrieden zu sein, denn dem Strolche» der gestern den Raub versuchte, dem war ein schwereres Verbrechen wvhl auch zuzutrauen."
(Fortsetzung folgt.)
Druck und Verlag der Beruh. Hofmann'schen «uchdruckerei in WNdbad. Für dir Redaktion verantwortlich! i. B. E. Reinhardt daselbst.
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