Chor auf uns Schwarzwälder einen ganz be­sonderen Eindruck macht. Erwähnt sei auch das schöne Zitherspiel der jungen Gebirgssöhne. Sowohl bei den Begleitungen der Gesänge, als auch in Solovorträgen zeigten dieselben sich als Beherrscher des bei den Alpenbewohnern am meisten angetroffenen Instruments. Möge uns diese Gesellschaft auch das nächstes Jahr wieder besuchen.

Pforzheim, 20. Juni. Der Bund der Landwirte im 9. Wahlkreis beschloß, in dsr Stichwahl für Wittum (Na.) einzutreten.

Pforzheim, 20. Juni. Wie man in Pforz­heim alles ausnützen kann. Am Dienstag ander Reichstagswahl versammelte sich zur Entgegen­nahme der Wahlresultate die Parteigenossen der Sozialdemokratie im städt. Saalbau. Hie­bei muß nun jeder Mann 10 Pfg. Eintritt zahlen und hat die genannte Partei nach Ab­rechnung der Unkosten noch einen Ueberschuß von 180 Mark.

R«ndscha«.

Kirchheim u. T., 19. Juni. In dem be­nachbarten Dettingen sind gestern die beiden Söhnchen eines Arbeiters beim Spielen in einem nahen Bauernhof in das Güllenloch gefallen und ertrunken. Die Kinder sind ini Alter von 24 Jahren.

Allenstein, 19. Juni. Die Besitzersfrau Przygoda wurde vom Schwurgericht dreier Gatten­morde für schuldig erklärt. Der Gerichtshof erkannte demgemäß 3 mal auf Todesstrafe und Ehrverlust.

Urach, 19. Juni. Der 13 Jahre alte Sohn des Taglöhnxrs Plankenhorn von Hülben, hiesigen Oberamts, stürzte von dem steil abfallenden Römerfelsen ab und war sofort tot.

^ Stuttgart, 19. Juni. Der weitere Landes- ausschuß der Deutschen Partei für Württemberg hat lt. Frkf. Ztg. beschlossen, in den Wahl­kreisen 3 (Heilbronn), 4 (Böblingen) und 5 (Eßlingen) den Kandidaten des Bauernbundes, im 6. (Reutlingen) und 14. (Ulm), den Kandi­daten der Volkspartei, im 10. (Gmünd) dem Kandidaten des Zentrums die Stimmen der deutschen Partei zu geben.

Stuttgart, 19. Juni. Die Steuerkommission der Kammer der Standesherren tritt heute zu ihren Beratungen wieder zusammen.

Gelsenkirchen, 19. Juni. Die EiNnahme- Ueberschuß der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktien­gesellschaft im Mai betrug 1103516 M. gegen 1010 736 M. im April und 929863 M. im Mai 1902.

Stuttgart, den 18. Juni 1903.

Lieber Freund!

Es ist traurig genug! Sela.,

Dein trauriger Trostbrief von gestern ge­langte in meinen Besitz. Also zur Stichwahl hast Du mich wenigstens vorgeschlagen? Glaubst Du wirklich, ich gehe auf diesen Leim? Nein, ich entsage hiermit feierlich für immer und ver­zichte aufEure Stecherei." Teile das Deinem Stichwahlkomitee" mit.

Undankbares Volk, so belohnst Du mein, Interesse an Deinem künftigen Wohlergehen! Ich werde mich bis zu meiner Abberufung als Oberst der Heilsarmee in Australien in mein Landgut auf der Stuttgarter Schattenseite zu­rückziehen und Euch alle, Ihr verständnislose, kurzsichtige Gesellschaft verachten, verachten verachten!

Vergebens werden ungebundene Geister

Nach der Vollendung reiner Höhe streben

Wer Großes will, muß sich zusammenraffen.

In der Besch ränktheit" zeigt sich erst der Meister sagt schon mein Kollege I. W. Göthe. Ja, was versteht Ihr von meinerreinen Höhe", von Berliner Eisbein und Grunewald, Ihr be­schränkten Geister. Haha, es wäre einfach lächer­lich, wenn es nicht so traurig wäre.

Mein lieber armer Freund, wir sind, unter­legen, aber Dein aufrichtiges Beileid hat mich berührt, ich will Deinen guten Willen für die Tat nehmen und Dir den Mißerfolg nicht durch ewmeS Schweigen" entgelten lassen.

Wie eS in Stuttgart nach der Wahlschlacht -ugegangen ist, willst Du wissen?

, . . ./Sieg auf der ganzen Linie!'' schreien die Sozi's. Ich wollte zwar in 'Er­wartung Deiner Siegesdepesche am Dienstag Abend nicht ausgehen, aber unbändiger Wissens-

Tages-Nachrichten.

Mannheim, 20. Juni. Bruderliebe! Am 1. Juni versetzte der Taglöhner 'Emil Binder hier mittags zwischen 12 und 1 Uhr seinem Bruder August mit einem Taschenmesser einen Stich in die linke Weichengegend. Die Ver­letzung war glücklicherweise ungefährlicher Natur. Das Schöffengericht verurteilte den Messerhelden zu 6 Wochengefängnis.

Zu den Reichstags-Wahlen.

Kaiserslautern, 20. Juni. Das Zentrum beschloß, bei der Stichwahl im Wahlkreis Kaisers­lautern-Kirchheimbolanden für den Sozialdemo­kraten einzutreten. Frkf. Ztg.

Berlin, 20. Juni. Dem amtlichen.Wahl­ergebnisse zufolge, findet in Elsaß-Lothringen 11 Zabern Stichwahl zwischen Höffes (Reichsp.) und Lewis (fr. Vereinigung) statt. .Höffel ist nicht gewählt. ' ' I .

Berlin, 20, Juni. Dem amtlichen Wahl­ergebnisse zufolge, ist in Unterfranken 4. (Neu­stadt a. d. Saale) nicht Moritz (Zentr.) gewählt worden, sondern 'Stichwahl 'zwischen diesem und dem Bauernbündler Schunk.

Berlin, 19. Juni. Das Tagebl. meldet aus Paris'. Der neue Titel der Kronprinzessin von Sachsen lautet: Prinzessin Luise von Habs- bura-Lothringen, von Toskana. Aus der Be­grüßung der Prinzessin durch den österreichischen Botschaftsattache während der Durchfahrt durch Lyon dürfte übrigens nach der CH. Allg. Ztg. auch auf einer der Prinzessin günstigen Um­schwung im Verhältnisse des österreichischen Hofes zu ihr zu schließen sein.

Genf. Zum gestrigen Diner Hatte König Peter 10 Delegierte eingeladen. Die Gäste ver­ließen den König mit dem besten Eindruck, es schien ihnen, daß der König Willen hat die Be­dürfnisse des Landes zu studieren, um den. gegen­wärtigen Verhältnissen entsprechende Reformen einzuführen. Ohne sich formell ausgesprochen zu haben,' hat der König »sichtlich die Absicht, das'Geschehene anzuerkennen. '

Tomsk,'49. Jum. In den Wäldern, am Fluß Berikub ist eine drei Archin mächtige Goldader gefunden worden. Bei Probewasch­ungen ist aus je 466 Pud Material 8 bis 14 Pud reines Gold gewonnen worden.

Madrid, 20. Juni. Ein Telegramm aus Tanger meldet, daß die von General Belibri befehligten Truppen in einem Gefecht bei Ai Medina, einen Verlust von 6000 Mann erlitten.

Revoultion in Serbien,

Berlin, 19. Juni. DerLob-Anz." meldet aus Belgrad: 16 serbische Offiziere sollen nach

drang v»mo gemeine Mügier trieben mich hinaus.

in das Menschengewimmel. In DinNaÄers' Saalbau wartete eine -Kopf an Kopf gedrängte' tausendköpfige Menschenmenge mit Spannung auf die Verkündigung des Wahlresültates, und xin, gewaltiger .andauernder Jubel erhob sich pnter den schlichten Männern aus dem Volke, als es durch den. weiten Saal schtzüte: . . ^ , ! 'Hildenbrand gewählt!"

Der Held des Tages redete natürlich eine Rede und feierte Unter stürmischen Beifall Stutt- gart alsHochburg, der Sozialdemokrate" ..

O Zolltarif, v Zolltarif, was Haft Du angerichtet

Der Groll des.Volks, das bisher schlief, / hat sich durch Dich verdichtet. Getreidezoll und Mostobstzoll Das war selbst Stuttgart gar zu toll Wir wählen Genossen Sankt Hildenbrand,.den Großen.

Freilich, Papier, und Druckerschwärze. hat's viel gekostet, doch daran fehlt es ja an der süd­deutschen Buchhandelmetropole nicht. Was Man jahraus, jahrein zusammendruckt, läßt sich diese Woche wieder aus dem Bericht von der soeben stattgefundenen Buchhändlermesse erkennen. Nicht weniger als 4,505 350 Kilogramm Bücher hat man nn letzten Jahre aus Stuttgarts Mauern zur Fütterung lesehungriger Deutscher, in alle Welt hinausbefördert. Nun sage 'mal ein Mensch» der deutsche Michel würe ein Barbar! Wer 90000 Zentner bedrucktes Papier verdaut, Muß einen guten geistigen Magen haben.

Mein Magen sehnt sich augenblicklich. nach viel anderen Genüssen: Schwarzrote Kirschen und würzige Prestlinge giebt's. jetzt trotz der halbverregneten Woche auf dem Stuttgarter Wochenmarkte die schwere Menge und für schweres

Pancsova in Ungarn geflüchtet sein, weil sie an­geblich durch die neuen Verhältnisse dazu ge­zwungen waren, Sie baten um Erlaubnis zur ständigen Niederlassung in Pancsova.

Petersburg. 19. Juni. Die Blätter deuten darauf hin, daß das gestrige Regierungs-Kom­munique mit dem Telegramm des Kaisers Franz Josef an König Peter im Sinne übereinstimme. Unter dem Drucke Rußlands und Oesterreichs, dem andere Mächte zustimmten, könne man hoffen, daß in Serbien die Gerechtigkeit trium­phieren werde, und daß König Peter 1. nun zur Bestrafung der Mörder schreite. Die Sympathie der ganzen zivilisierten Welt sei ihm gesichert.

Belgrad, Ich Juni. Heute früh reiste die Abordnung der Nationalversammlung nach Genf ab. Schwestern der Königin Draga begaben sich mach Dien.

Petersburg., 19. Juni. Der russiche Hof legte anläßlich des Ablebens des serbischen Königspaares Trauer auf 24 Tage an.

Unruhen in Seneganelien.

Paris, 20. Juni. Rach Meldungen auf St. Louis am Senegal griffen Maurenstämme vom dortigen Flußufer den Ort Aliury an. töteten 5 Männer und entführten 32 Frauen.

Berlin, 20. Juni. Gestern Abend ver­wundete im Tiergarten ein Matrose der Handels­marine, Glaubitz, seine Geliebte aus Eifersucht durch Revolverschüffe, schoß sodann erfolglos auf einen sie begleitenden Mann und verletzte sich dann durch weitere Schüsse. Beide Ver­wundete wurden ins Krankenhaus gebracht.

Zum 7 Wahlkreis.

DerEnztäler" schreibt recht offen:Bei der. bevorstehenden Stichwahl werden sämtliche hiesige (Ealwer) .Anhänger der-deutschen Partei, die bekanntlich vor der Hauptwahl Wahlent­haltung beschlossen, hatten. nun Schulter an Schulter mit den Konservativen stehen und den 'nationalen Kandidaten Schrcmpf mit Nachdruck unterstützen." Das kann dann Prof. Dr. Hieber im 2. Wahlkreis, wo die Dolkspartei den Aus­schlag giebt, dys Mandat kosten!!!

Wer- schimpft,

Hctt unrecht!"

In Nagold wurde eine Stunde vor der Reichstagswahl durch die Druckereilehrlinge folgendes geistreiche Flugblatt herumgetragen: Ein Wort als letzte Abwehr'. Hoffnung auf

Geld,, erstere kosten 3040 Pfennige, letztere

2 Mk) das Pfund. Nun,- nach der Sommer- Sonnenwende wird's bessert Wenn die Rosen unsere Stuttgarter Bürgergärten mit ihren Wohl» gerüchen erfüllen, die'Sonne drüben auf der nahen HitdMebene die verzollten Getreidefelder reift IrMin, Plieningen das Sauerkraut gestampft wird) "wedN. der Saft in den schwellenden Reben unserer Berge kocht und der Bratwurstduft vom Cannstiltter Volksfest mit Karussell-Musikbe. gleitung nach Stuttgarts: Toren herüberflutet, dann wird auch mein Schmerz über die verun­glückte Reichstagskanditatur sich in eine mild­versöhnliche Stimmung auflösen.

Wir Stuttgarter sind überhaupt nicht so bösartig, wie.man nach mir räsomierenden Exem-' plar vermuten könnte. Das sieht man am besten an dem edlen Wetteifer in der Fürsorge für unsere bleichwangigen Ferienkolonisten.

. Droben an der Bothnanger Steige, am Wege zur Geißeiche, dicht am Walde, mit herrlicher Aussicht auf unser Tal und die benachbarten Höhenzüge wird jetzt mit Hilfe einer hochherzigen Schenkung von 150000 Mk. ein Erholungsheim gebaut für die Opfer der schlechten Groß­stadtluft. Ich habe auch eine gute Idee, um mit Hilfe guter Menschen einige Bausteine für diesen wohltätigen Zweck herbeizuschaffen. Das nächste Mal mehr davon! Heute erfüllt mich noch der Katzenjammer einer schmählich durchgefallenen Kanditatenseele. ' '

Was sind Hvffriungen, was sind Entwürfe, Die der Mensch»" der vergängliche baut!"

Mit diesem Stoßseufzer aus SchillersBraut von Messina verbleibe ich Dein

. I O tiefbetrübter

S. K.