Verschiedenes.
Zwei Briefmarken für 60000 Mark. Ein wertvoller filatelistischer Fund ist vor kurzem unter den Papieren eines alten Handelshauses in Bordeaux gemacht werden. Es ist ein Briefumschlag mit zwei aufgeklebten (nicht eingedruckten) Marken von Mauritius. Beide Briefmarken, welche die Inschrift „Post office" tragen, One- penny, rot, und Two Pence, blau, wurden am 21. September 1847 ausgegeben und sind zweifellos die seltensten exfstierenden Postwertzeichen. Im Jahre 1872 hatten sie den für die damalige Zeit außerordentlich hohen Wert von 80 Mark das Stück, heute sind sie zu dem Preise von 60000 Mark von einem französischen Händler ausgekauft worden. Die beiden Marken sind von jeder der Traum und das stille Sehnen aller Briefmarkensammler gewesen, man kennt bis jetzt von der roten Marke nur 13, vor der blauen sogar nur neun Exemplare. Der ganze „Satz", bestehend aus beiden Exemplaren hatte, vor Auffindung des Umschlags niemand vorher gesehen, und es wird wohl auch das einzig existirende Stück bleiben, da jetzt nur noch selten derartige Funde gemacht werden. In dem größten Postwertzeichen-Katalog von Gebr. Senf in Leipzig ist die rote Mauritiusmarke mit 15000, die blaue mit 20000 Mark bewertet. Da nimmt es nicht wunder, daß das Reichspostmuseum in Berlin, dem der Umschlag an- geboten worden war, 50000 Mark geboten hat. Das Postmuseum besitz nur das rote Exemplar, das vor nicht langer Zeit für 30000 Mark von einem Berliner Händler erworben wurde und sich unter Glas in der Sammlung befindet. Leider ist jedoch dieses wertvolle Stück, was nicht bekannt sein dürste, reparirt. Der Umschlag ist vor wenigen Tagen von einem bisher unbekannt gebliebenen französischen Privatmann für 60000 Mark gekauft worden, was natürlich von den deutschen Briefmarkensammlern aus das lebhafteste bedauert wird.
(Ein historisch interessantes Postamt.) Das historisch interessanteste Postamt aus dem letzten Jahrhundert ist für Deutschland Emden. Innerhalb 64 Jahren wechselte es siebenmal den Namen. 1807 führte es die Bezeichnung
„Darf ich mir die Frage erlauben, Herr Doktor Härtner, ob Sie heute zu dem Rennen Fräulein von Maltitz' einziger Begleiter waren?"
Als Antwort hierauf erging der Gefragte sich in einen Strom wirrer, unzusammenhängender Entschuldigungen.
„Es — es ist mir sehr fatal, — aber eine ganze harmlose Sache, Fräulein Klementines Passion für den Rennsport, und mein lPferd hatte Aussichten und hat gewonnen, ein unglücklicher Zufall ließ uns den richtigen Zug verpassen, der uns schon vor mehreren Stunden zurückgebracht hätte. Es war einzig und allein meine Schuld, Herr von Dülzen, Fräulein Klementine konnte absolut nichts dafür. Sie können versichert sein, daß die Sache mir im höchsten Grade fatal, aber sonst ganz harmlos ist,,.
„Genug, mein Herr!" schnitt Dülzen ihm mit einer abwehrenden Handbewegung kurz das Wort ab, ich will nichts weiter hören, als die Antwort auf meine Frage: Waren Sie bei dem heutigen Rennen allein mit Fräulein von Maltitz oder nicht?"
„Ja" murmelte Doktor Härtner mit bebenden Lippen.
Da trat Klementine hastig hinzu und legte ihre.Hand wie beschwichtigend auf Dülzens Arm.
„Alfons, lieber Alfons", bat die schlangen- zungige Dame, höre mich ruhig an, und laß Dir erklären, wie eie Sache kam".
„Ein neues Lügengewebe soll ich hören", stieß Dülzen zornig hervor, „ich danke Ihnen, Fränlein von Maltitz, das können Sie sich sparen!"
„Aber Alfons, lieber Alfons Du mußt mich anhören!" drängte Klementine in Verzweiflung. „Herr Hauptmann", wandte sie sich zu Hollftädt, „ich bitte Sie, stehen Sie mir bei, daß er mich anhört und mir verzeiht!"
Als sie dann aber in Dülzens zörnbebende, Hane Züge sah, wich sie unwillkürlich ein paar Schritte zurück, denn sie erkannte jetzt Dülzens Unbeugsame Strenge.
„Daß sie trotz des feierlichen Versprechens, welches Sie mir gegeben, Ihr Wort nicht gehalten haben, kann tch Ihnen nun und nimmermehr verzeihen!" erklärte er scharf und abweisend.
„Königlich holländisches Postkontor" 1811 hieß es: „Kaiserlich französisches Postamt", 1813 „Königlich preußisches", 1815 „Königlich großbritannisch-hannoversches", dieser Namen blieb dem Emdener Postamte bis zur Lostrennung Hannovers von England; 1837 war auf dem Schilde zu lesen: „Königlich hannoversches Postamt", bis 1866 die Preußen es umtauften in: „Königlich preußisches"; 1868 wurde es zum „Norddeutschen Bundespostamt" und endlich seit 1871 „Kaiserliches deutsches Postamt Emden".
— Postkarten in Griechenland. Seit 1. Juli 1900 sind in Griechenland von der Privatindustrie hergestellte Postkarten nicht zugelassen. Dem vielseitigen Verlangen, namenlich von festen der Fremden, nach Ansichtspostkarten kam die griechische Postverwaltung insoweit entgegen, als sie sich erbot, derartige Karten für Private beim Bezüge von mindestens 10000 St. gegen Erstattung der Kosten Herstellen zu lassen. Es scheint indes, daß der Verschleiß Unzuträglichkeiten im Gefolge gehabt und auch nicht den erwarteten Umfang angenommen hat. Nach den statistischen Ausweisen der Postverwaltung wurden im Jahre 1902 nur 98256 Ansichtspostkarten im Inlands und 158589 nach dem Auslande versandt. Die Postverwaltung soll unter diesen Umständen beabsichtigen, das in Anspruch genommene alleinige Herstellunqsrecht wieder aufzugeben. D. Pst.
(Vom Grasen Häseler). Dem deutschen Feldmarschall Grafen Häseler sind bei seiner Stellung zur Disposition vom Kaiser die Brillanten zum Schwarzen Adlerorden verliehen worden; auch bleibt er Chef der 11. Ulanen. Vermutlich wird Häseler, sobald er seine Angelegenheiten in Metz erledigt hat, sein märkisches Stammgut Harnecop als dauernden Aufenthaltsort wählen. Als großer Naturfreund, der in seinen Seen die Fische nicht absangen, in seinen Wäldern die Wildschweine nicht abschießen, an seiner Chaussee die überhängenden Bäume nicht ab- hauen läßt, sondern lieber Wildschadenersatz und Polizeistrafen leistet, fühlt sich Häseler in ländlicher Stille, nur vonseinem uralten Haushofmeister
Klementine schlug die Hände vor das Gesichl und brach in Tränen aus.
„Und Ihnen, Herr Doktor Härtner, fuhr er in bitterem Hohne fort, „der Sie sich dieser Dame einen halben Tag und eine halbe Nacht angenommen haben, kann ich nur raten, sich derselben auch ferner anzunehmen. Ich überlasse es auch Ihnen, sie in das Haus der Frau Baronin zurück zu begleiten und derselben Ihre Handlungsweise die Erklärung zu geben, die Ihnen passend erscheint. Da ich hiermit fernerhin vollständig auf die Ehre irgendwelcher Verpflichtungen gegen diese Dame verzichte, erlaube ich mir noch hinzuzufügen, daß es nur ein Mittel giebt, diese kompromittierende Afsaire wieder gut zu machen, und zwar, indem sie mit Ihrem Herzen auch Ihre Hand antragen — Ich habe die Ehre, Ihnen einen guten Abend, richtiger vielmehr, einen guten Morgen zu wünschen!"
Mit diesen in kaltem, spöttischen Ton gesprochen Worten wandte Dülzen ihnen den Rücken und verließ, von seinem Freunde gefolgt, schnellen Schrittes den Bahnhofs steig.
27.
Irma saß, mit einer Handarbeit beschäftigt, am Fenster.
Warm und hell strömte die Morgensonne herein, ihre Strahlen streiften Irmas leicht über die Stickerei gebeugten Kopf und verliehen ihren braunen Flechten einen glänzend goldenen Schein.
Draußen auf dem Baum saß ein Vöglein und sang so fröhlich, als wollte es ihr etwas besonders Frohes verkünden.
Im Zimmer aber herrschte volle Stille, und Irma hing, während ihre Finger eifrig beschäftigt waren, ernsten Gedanken nach, als sich die Türe plötzlich auftat und die Dienerin meldete: Herr von Dülzen!"
Irma sprang lebhaft aus. Dieser unerwartete Besuch setzte sie in leichte Verwirrung und trieb ihr für den Augenblick das Blut in die Stirn. . .
Der Angemeldete kam so schnellen elastischen Schrittes Näher, als sei er der Bote besonders froher Nachrichten. Forschend schaute er sich im Zimmer ringsum, als wollte er sich erst verge-
betreut viel wohler, als in irgend einer Großstadt mit ihrem lärmenden Treiben.
(Ein fideles Gefängnis). Erst hieß es, P- mz Prosper Arenberg, der ehemalige Koloniale ,, sei vor der Zeit begnadigt worden. Jetzt kommen andere lustige Dinge zur Sprache. Wie fidel es dem wegen Mordes verurteilten Prinzen im Gefängnis geht, weiß die „Hannov. Allg. -si,.'. zu berichten: Dem jetzigen Direktor sie: "es aus, daß der Prinz sich mit einem Aufseher duzte. Er forschte nach und kam dahinter, daß der Aufseher, wenn er Nachtdienst hatte, mit dem Prinzen Gelage feierte, wobei man sich „Lieber Schorfe" und „Lieber Prosper" nannte, woran auch einige Male eine zweifelhafte Dame teilnahm. Der Direktor veranlaßte sofort die Entfernung des 'Beamten, und so mußte Schorfe gehen. Prosper lebte herrlich und in Freuden, trank Bier, Wein, Sekt und rauchte seine Cigarren, ob er es heute noch darf, steht dahin.
— Praktisch verwaltete Gemeinden. In Schwaben bepflanzen die Gemeinden ihre Wege, Weiden, Gemeindeplätze u. s. w. mit guten Obstbäumen und pflegen sie musterhaft. Es giebt in Schwaben eine ganze Reihe Gemeinden, die jährlich über 200000 Kronen aus verkauftem Obste einnehmen. Eine Gemeinde Monheim mußte von der Regierung zu Bepflanzung ihrer Wege angehalten werden. Das war in: Jahre 1858. Im Jahre 1868 löste dieselbe Gemeinde 7400 Kronen aus ihrem Obstverkaufe,4m Jahre 1878 schon 17000 Kronen, im Jahre 1885 aber 28000 Kronen. Reutlingen hatte im Jahre 1875 eine Einnahme von 180000 Kronen.
— Eine leichtsinnige Wette führte in Kosch- lau (Ostpreußen) zu einem schrecklichen Ende. Mehrere Knaben kamen aus Groß-Trauersee aus der Schule und wollten sich nach Fichtenwald nach Hause begeben. Um diese Zeit kreuzen sich die Zuge Marienburg- Jllowa und Jllowa Mnrienburg. Der Knabe A. Demitrowski wettete mit seinen Kameraden um „5 Pfennig" er würde zwischen den beiden Zügen durchlaufen Dies versuchte er denn auch, der eine der Züge erfaßte ihn aber und zerschmetterte ihm, wie „Ges." berichtet, den Schädel. Der Knabe war auf der Stelle tod.
wissern, dag sie auch allem war, dann tat er noch ein paar Schritte bis dicht an Irma heran und ergriff ihre beiden Hände.
Seine Züge hatten einen so eigentümlichen ungewöhnlichen Ausdruck, cs lag ein solcher Glanz in seinen Augen, ein frohes Lächeln spielte um seine Lippen, ja sein ganzes Gesicht war so glückstrahlend, daß Irma, ron unwillkürlicher Aufregung erfaßt, leicht erbebte.
Er hatte kein Wort als Erwiderung aus ihren forschenden, fragenden Blick, als er aber dicht vor ihr stand, schloß er ihre schlanke Gestalt plötzlich in die Arme, drückte sie innig an sich und hauchte mit vor zärtlicher Liebe zitternden Lippen:
„Irma! — meine Irma! — mein einzig geliebtes Mädchen!"
Bestürzt, erschrocken suchte sie sich aus seinen Armen frei zu machen, er ließ sie aber nicht los.
„Geliebte! Einzig Geliebte!" wiederholte er leidenschaftlich, „laß mich Dich ans Herz drücken! — Laß mich Deine süßen Lippen — jetzt bist Du mein! Mein für immer! — Ich halte Dich fest, um Dich niemals wieder von mir zu lassen. — Hier an meinen Herzen sollst Du ruhen; vor allen Stürmen des Lebens will ich Dich schützen! Jetzt bin ich frei — frei. Dich zu lieben, frei um Dich zu lieben, frei um Dich zu werben, frei. Dich zu fragen, ob Du mein sein willst für immer. Sieh mich an, Geliebte; laß mich Dir in Deine lieben Augen sehen! —Irma, hörst Du mich? — ich bin frei! frei! Meine Verlobung mit Klementine ist vorbei — ich habe die verhaßten Fesseln nun für immer zerrissen! Kannst Du begreifen, daß ich halb von Sinnen bin vor Freude und Glück? Schau' mich an, Geliebte, — sag', daß Du mein sein willst!"
Irma hob den Kopf und mit heiß erglühem den Wangen hauchten ihre glückbebenden Lippen leiser
„Dein ans ewig. Du einzig geliebter Mann!"
Zärtlich beugte Dülzen sich zu ihr herab und drückte einen langeu innigen Kuß aus ihre widerstandslosen Lippen Und ein reines, großes Glück strahlte über einem edlen Paare.
-Ende.—