T^rzes-Nachrichie».

Niederstetten, 20. März. Ein Schul­junge erhielt von einem anderen ein 50 ^-Stück mit dem Bemerken,wenn du es verschluckst, darfst du es behalten." Der junge warprofitlich genug dieser Aufforderung nachzukommen und verschluckte das Geldstück. Bis jetzt hat der Knabe seinen Lohn noch nicht bekommen.

Göppingen, 19. März. Einbruch. In vorvergangener Nacht wurde in die Sakristei der hiesigen evangelischen Stadtkirche eingebrochen und hierauf sind sämtliche dort aufbewahrten Opferbüchsen erbrochen und ihres Inhalts be­raubt worden. Da keine äußerlichen Spuren des Einbruchs sichtbar find, so haben die Thäter offenbar mit Dietrichen die Türe geöffnet.

Geislingen, 19.März. Liebeskummer. Das seit vier Wochen vermißte ca. 25 Jahre alte Fräulein Stütz wurde heute am Rechen der Fabrik Kuchen tot aus dem Wasser gezogen. Liebeskummer war die Ursache zu dem ver­hängnisvollen Schritt.

Mannheim, 20. März. Zwei Fabrikarbeiter schlugen sich gestern nachmittag auf der Straße bei R 7 mit Schlagringen und Fäusten. Einer derselben leistete nach seiner Festnahme Wider­stand, indem er sich auf den Boden legte und nach dem in festnehmenden Schutzmann trat. Er mußte mittelst Karren nach der Wache des 3. Polizeireviers verbracht werden.

Eisenach, 20. März. Der Oberbürger­meister Fewson, gegen den eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet wurde, weil er eigen­mächtig das gegen einen jungen Eisennacher wegen Belästigung von Damen schwebende polizei­liche Verfahren eingestellt hat, legte bis zur Entscheidung des Strafverfahrens seine amtlichen Geschäfte nieder.

Lambrecht, 20. März. Ein böser Streich wurde dieser Tage einem hiesigen Friseur gespielt. Er war unter den Wirkungen einer guten Flasche im NebenlokaldesLadens eingeschlummert. Unterdessen nahmen ihm die Diebe die Schlüssel aus den Kleidern und öffneten die Kaffe, die sie um 96 .47 erleichterten und sich auch am Zigarrenvorrat gütlich taten. Die Diebe sind noch nicht ermittelt.

Roman von I. Pia.

Nachdruck verboten

Sie reden wahrhaftig wie ein Schulbube!" stieß Klementine heftig hervor,und es ist für mich geradezu beleidigend, sich mir gegenüber über meinen Verlobten derartige Bemerkungen zu erlauben!"

Sie sind scharf gegen mich", meinte Härtner! so scharf, daß ich mich manchmal einen Toren schelte, überhaupt hergekommen zu sein".

Nun warum find Sie denn gekommen?" versetzte Klementine achselzuckend.

Weil Sie mir schrieben und mich besonders darum baten; weil Sie mir erklärten, daß Sie sich nach ein paar glücklichen Stunden mit mir sehnten, bevor Sie als Dützens Frau das Schloß verließen; weil Sie mir schrieben. Sie würden sich freuen, mich zu sehen, Sie wollten

Aber, lieber Freund, so zählen Sie mir doch nicht alles her, was ich je einmal gesagt habe, ich mag wirklich nicht so an all' meine eigenen Bemerkungen erinnert werden! Ich kann überhaupt nicht im Zimmer bleiben und diese falsche Schlange beobachten! mir ist, als sollte ich ersticken lassen Sie uns hinüber nach dem Büffet gehen!"

Das Zimmer, in welchem ein luxuriöses Buffet aufgestellt war, enthielt eine Anzahl kleiner Tische für drei, vier Personen; mehrere dieser Tischchen standen halb verborgen hinter Palmen exotischen Pflanzen und sehr großen japanischen Fächern.

An einem dieser Tischchen nahmen Dr. Härt­ner mit seiner Begleiterin Platz. Als wenige Minuten darauf die Musik drüben verstummte Und der Tanz zu Ende war, kam ein ganzer Teil der Gesellschaft, sich im Buffetzimmer zu er­frischen, und Klementine konnte durch die üppi­gen Palmen sehen, daß am Tische neben ihnen Irma mit dein Oberst von Steinfels Platz Nahm. Es wurde so viel geschwatzt und gelacht; bei dem Geräusch von Messer und Gabel», den Minen von Gläser und Teller nnd oen wieder-

Aus Baden, 20. März. Eine wahre Ueber- raschung ergab lautMannh. G.-Anz. die Er­öffnung der Submissionen aus die Maler- und Tüncherarbeiten am Posterweitungsbau in Mann­heim. Das Höchstgebot betrug 30,880,40 Mk., das Niederstgebot dagegen belief sich auf sage und schreibe 7154,33 Mark, also eine Differenz von 23,726,07 Mark. Wer ist hier der richtig kalkulierende Unternehmer?

Baden-Baden, 19. März. Ausstand. Hier traten Dienstag früh 120 Maler in den Aus­stand. Sie fordern 43 Pfennig Minimallohn und achttäge Lohnzahlung.

Der Salvator in München, der am Sonntag seine Saison eröffnete, hat gleich am ersten Tage derartige Wirkungen hervorgebracht, daß die Sanitälskolonne alle Hände voll zu tun hatten. Als am Sonntag nach 8 Uhr abends auf dem Karlsplatz ein italienischer Arbeiter in Folge Trunkenheit zusammenstürzte, hatte die Rettungsgesellschaft nicht einmal einen Wagen mehr zur Verfügung. Der Betreffende wurde von 2 Sänitätsmännern zu Fuß in das Kran­kenhaus verbracht.

Basel, 20. März. Hier ist man einer Falschmünzerbande auf die Spur gekommen, welche sich in einer Mietskaserne Kleinbasels eingerüstet hatte. Bei der vorgenommenen Haussuchung kamen u. a. auch gefälschte Ein­frankenstücke zum Vorschein, von welchen in letzter Zeit hier viele zirkulierten.

Berlin, 20. März. Der Lok.-Anz. meldet aus Herzfeld: Beim Einsturz eines Baugerüstes wurden mehrere Maurer getötet und 4 schwer verletzt. Aus Marienburg wird gemeldet: Post-Assistent Klauß wurde verhaftet, weil er Postanweisungen unterschlagen hatte.

Berlin, 21. März. Das Tageblatt meldet: Der am 23. ds. beginnende Prozeß gegen das Blumen-Medium Anna Rothe nimmt einen immer größeren -Umfang an. Dis Gesamtzahl der Zeugen beträgt etwa 130. Unter Anklage stehen 61 Betrügsfülle.

Berlin, 21. März. Der Verband der Baugeschäfte Berlins und der Umgegend beschloß, alle am 1. Mai feiernden Arbeiter am nächsten Tag nicht zur Arbeit zuzulaisen.

Hollen Spriugeulaffen von Ehampagnerpfrvpfen, in das sich die lebhaften Stimmen der Gäste mischten, konnte man eine Zeitlang kaum etwas hören.

Klementine suchte währenddem ihren etwas gekränkten Verehrer durch allerhand Schmeicheleien zu beruhigen, und das gelang ihr so gut, daß er alsbald in eine nahezu fieberhafte Begeister­ung für sie geriet.

Immer pflegte sie ihm durch zärtliche Winke Seufzer und dergleichen zuzuflüstern, wie sie ihn liebte, und wenn er dann halb von Sinnen war, vor Verzweiflung und wilder Leidenschaft, wandte sie sich ihm mit kalter Verachtung zu, um ihm von neuem zu versichern, daß sie nicht daran dächte, ihr Verlöbnis mit Dülzen zu lösen, und nie, nie unter keinen Umständen die Seine werden würde!

Dieses Spiel, dessen sie nie überdrüssig ward, wiederholte sie auch an diesem Abend, wie sie in der lauschigen Ecke, vor allen Augen ge­borgen, in traulichem toto L tsio mit ihm allein war.

Darüber versäumte sie jedoch nicht, auch zu beobachten, was an dxm Tischchen neben ihnen vorging.

Wollen wir nicht wieder hinübergehen und weitertanzen?" fragte Dr. Härtner, als drüben die Musik von neuem ertönte und das Buffet­zimmer sich wieder leerte.

Ich amüsiere mich hier viel besser Sie nicht?" entgegnete Klementine mit einem schmach­tenden Blick ihrer blauen Sireneaugen.

Leise ein paar Worte flüsternd, legte Härtner seine Hand zärtlich auf die ihre, doch mit einem warnendenSt!" entzog sie ihm hastig ihre Rechte, um zu erhorchen, was die zwei an dem Nebentisch Sitzenden mit einander sprachen.

Ich bitte Sie, es mir zu sagen!" hörte sie des Oberst dringende Stimme.

Lorenz", bat Klementine,wollen Sie mir wohl noch etwas von diesem Gefrorenen bringen?"

Dieser folgte gehorsam, ahnungslos, daß ihr nur daran gelegen war, ihn für ein Weilchen zu entfernen.

Lissabonn, 18. März. Die Regierung hat die Stempelsteuer, die Hausierpatenttaxen und Gesundheitsscheine für Lebensmittel für unbestimmte Zeit suspendiert.

Marokko. Die Stadt Saleh, gegenüber Rabat, ist von Zimmukabylen belagert worden, welche eine Entschädigung verlangen, weil einer ihres istammes von den Truppen des Sul­tans beim Durchzug durch Fez ermordet worden sei. Sie machen den Gouverneur von Saleh verantwortlich für die Mordtat.

Montevideo, 20. März. Die Friedens­verhandlungen dauern fort. Nichtsdestoweniger ordnete die Regierung die Mobilmachung der Nativnalgarde an. Es fand eine große Kund­gebung statt, welcher Präsident Battele vom Balkon des Regierungsgebäudes aus zusah.

New-Iork, 21. März. Der venezolanische Geschäftsträger reiste vorgestern nach Caracas mit einem Schreiben Roosevelts, in welchem dieser ein Präsidenten Castro auffordert, eine private Erledigung der Streitfrage abzulehnen nnd auf der Verhandlung vor dem Haager Tribunal zu bestehen. (Frkf. Ztg.)

New-Aork, 19. März. Ein Telegramm aus Panama über die Revolution in Honduras besagt, daß die Generale Villela und Valleras vor ein Kriegsgericht gestellt und auf Anord­nung des früheren Präsidenten Fierra erschossen worden sind, weil sie seine Befehle nicht ausge­führt und dadurch seine Niederlage bei dem letzten Kampf verschuldet hätten.

Prinzessin Luise von Toskana.

Nach einer bisher unbestätigten Meldung der "Morgenpost,, aus Salzburg soll die Prin­zessin Luise von Toskana nicht unbedenklich er­krankt sein und nach umlaufenden Gerüchten soll die Prinzessin infolge der Aufregung über den Erlaß des Königs von Sachsen einen Selbst­mordversuch begangen haben. (?)

Verschiedenes.

500000 Teufel. Die bekannte Rhein- gauer Schaumweinkellerei Söhnlein u. Co. zu Schierstein hatte Ende Juli 1901 imSimpli- cifimus,, eine Reklame für Schaumwein erscheinen

Jetzt, wo alles still um sie herum war, ver­nahm sie deutlich Irmas Antwort:Ich würde nie einen Mann heiraten, der nicht volles Ver­trauen in mich setzt."

Menu ich ihnen aber vertraue, Irma wenn ich Ihnen auf mein Ehrenwort versichere, daß ich Ihnen glaube, wenn Sie mir sagen, daß Sie gar nie in ihrem Leben etwas Unrechtes getan haben wollen Sie dann die Meine werden?"

Nein, nein, es ist unmöglich! Sie sind sehr, sehr gut gegen mich, aber es kann nicht sein!"

Haben Sie denn gar kein Vertrauen zu mir?"

Obwohl ich auch nicht glaube, daß wir zu einander passen würden, so ist das doch nicht der Grund meiner Zurückweisung."

Was denn sonst?"

Fragen Sie nicht ich kann es Ihnen nicht sagen."

Wollen Sie nicht wenigstens versuchen, mich lieb zu gewinnen? Ich sprach heute Morgen mit ihrem Vater es ist sein dringender Wunsch uys vereint zu- sehen!"

Mein armer Papa!"

Bedenken Sie, wie glücklich unsere Verbin­dung ihn machen würde! Der Verlust seines Sohnes war ein harter Schlag für seine Liebe und seinen Ehrgeiz.

Irma nickte stumm und nachdenklich mit dem Kopfe.

Bedenken Sie, welche Genugtunung für ihn, wenn Sie einwilligten, die Meine zu werden! Ich weiß wohl, liebes Kind, daß ich eigentlich zu alt für Sie bin und nicht aus Ihre Liebe hoffen darf, aber ich erwarte ja auch nicht zu viel von Ihnen"

>,Sie sind sehr gütig. Ich weiß Ihren An­trag wohl zu schätzen, aber"

Entscheiden Sie sich wenigstens nicht gleich. Ich will Ihnen ein zwei drei Monat Zeit geben so lange Sie wollen -- nur lassen Sie mir ein wenig Hoffnung!"

(Fortsetzung folgt.)