Tages-Nachrichten.
Illingen, 18. März. Verunglückt. Bei der vorgestrigen Musterung kam ein mit Rekruten besetzter Wagen zum Umfällen, wobei der Rekrut Karl Herb, Mechaniker von hier, so unglücklich auf den Hinterkopf fiel, daß er heute seinen Verletzungen erlag.
Heilbronn, 17. März. Fünf Reichstagskandidaten. Die Parteien Heilbronns haben in Vertrauensmännerversammlungen kürzlich die Frage betreffs Ihrer Kandidaten aufgeworfen. Es wurde nun beschlossen:
Volkspartei: Gemeinderat Betz.
Bund der Landwirte: OBM. Hegelmaier.
Sozialdemokrat: Gemeinderat Kittler.
Nationalsoziale: Pfarrer Naumann.
Zentrum: Landgerichtsrat Gröber.
Waldkirch, 17. März. Der zweite Gewinn der Rothe-Kreuz-Lotterie mit 5000 Mark kam hierher. Herr Max Bruder ist der glückliche Gewinner.
Tuttlingen, 18. März. Verkehrsstörung. Vorgestern abend mußte bei der Eisenbahnbrückc über die Donau der V-Zug zum Stehen gebracht werden, weil eine Kuh auf dem Bahndamm einen Spaziergang machte. Nach einer Verspätung von 10 Minuten konnte der Schnellzug seine Fahrt wieder fortfetzen.
Das Kriegsgericht der 27. Division (Ulm) verurteilte den im 7. Jahr bei der Kapelle des Ulanenregiments Nr. 19 dienenden Trompeter (Unteroffizier) Schmeckebier wegen fortgesetzter Achtungsverletzung und Ungehorsams vor versammelter Mannschaft zu 3 ein halb Monaten Gefängnis.
Breiten, 18. März. Seit 13. d. M. wurde in Münzesheim der 62 Jahre alte Landwirt Konrad Schattier von dort vermißt. Gestern wurde derselbe nach langem Suchen als Leiche aus der Kraichbach auf Gemarkung Münzesheim geländet. Derselbe war schon längere Zeit gemütskrank und hat, wie die Nachforschungen ergeben haben, selbst den Tod gesucht.
ft Gestorben ist in Karlsruhe der frühere Besitzer des „Hotel Germania", Privatier Joses Leers, im 61. Lebensjahre.
Baden-Baden, 18. März. Wie verlautet, wird Excellenz Frau Geheimrat Krupp in nächster Zeit zu längerem Aufenthalt in Villa „Meineck" hier eintreffen.
Heidelberg, 18. März. (Einstimmigwiedergewählt.) Bei der heute vorgennommenen Oberbürgermeisterwahl wurde der bisherige Oberbürgermeister Herr Dr. Willens einstimmig als solcher wiedergewählt. 2 Zettel waren leer.
Freiburg, 17. März. Zu dem Glockensturz in der Christuskirche wird der „Frb. Ztg." von zuständiger Seite mitgeteilt: Die obere Glocke stürzte infolge eines Schraubenbruchs auf die untere und schob diese dadurch etwas aus ihrer Stellung. Von einer Zertrümmerung der beiden Glocken ist aber erfreulicherweise nicht die Rede. Ein Grund zur Beunruhigung wegen der Solidität des Baues des Glockensstuhles liegt nach Aussage der Sachverständigen-Kom- mission, die dieselben gestern eingehend prüfte, nicht vor.
Leipzig, 13. März. Das Urteil gegen den vormaligen Bankdirektor Exner ist am Dienstag Mitternacht rechtskräftig geworden, denn weder von der Staatsanwaltschaftnoch von Exner selbst ist Revision beim Reichsgericht eingereicht worden. Vom Rechtskraft an verbüßt Exner eine Strafe von. 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis, auf die ihm indessen 1 Jahr 3 Mon. als durch Untersuchungshaft verbüßt angerechnet wird. Die 20000 Mark Geldstrafe werden von der Gattin Exners bezahlt werden, sodaß das dafür angesetzte weitere Jahr Gefängnis in Wegfall kommt. Exner wird lt. Frkf. Ztg. nach der Strafanstalt Zwickau verbracht.
Einen Erlaß des Königs von Sachsen veröffentlicht das „Dresdener Journal". Er lautet:
„An mein Volk! Im Begriff, zur Erholung Nach langer ernster Krankheit in den Süden zu reisen, drängt es mich, noch einmal Allen, die gelegentlich des schweren Unglückes, das über wich und meine Familie hineingebrochen ist, mir herzliche Beweise der Teilnahme gegeben haben, von ganzem Herzen zu danken. Mit diesem Ausdruck des Dankes verbinde ich den Ausdruck
der zuversichtlichen Hoffnung, daß die Unruhe und Aufregung, welche infolge der betrübenden Vorgänge des vergangenen Winters sich weiter Kreise der Bevölkerung bemächtigt hat, endlich der Ruhe und dem früheren Vertrauen Platz machen wird. Glaubet nicht denen, die Euch vorstellen, daß hinter all dem Unglück, das uns betroffen hat, nur geheimnisvoller Lug und Trug verborgen ist, sondern glaubet dem Wort Eures Königs, den ihr nie als unwahr erkannt, daß dem unendlich Schmerzlichen, das über uns hineingebrochen ist, lediglich ungebändigte Leidenschaft der schon lange im stillen gefallenen Frau zu Grunde liegt. In der Ueberzeugung, daß mein Volk mit vertraut und sich in meiner tiefen Bekümmernis immer mehr um mich schart, trete ich, von zuversichtlicher Hoffnung erfüllt, meine Reise an. Georg.
Berlin, 18. März. Der Erlaß des Königs von Sachsen hat in toskanischen Hofkreisen und bei der Prinzessin Luise einen peinlichen Eindruck gemacht. Diese konnte nur mit Mühe davon abgehalten werden, eine entschiedene öffentliche Antwort abzugeben, in welcher die Prinzessin überraschende Enthüllungen machen wollte.
(Deutsches Turnfest.) Die Generaldirektion der badischen Staatseisenbahnen hat auf das aus Anlaß des 10. Deutschen Turnfestes in Nürnberg an sie gerichtete Ersuchen um Fahrpreisermäßigung für die Teilnehmer an dem Turnfest geantwortet, daß dem Anträge der Fahrpreisermäßigung nicht entsprochen werden könne. Doch erklärt sich die Generaldirektion bereit, die gleiche Einrichtung wie zu dem 9. Turnfeste in Hamburg zu treffen.
Wiesbaden, 17. März. Der König der Belgier ist lt. Frkf. Ztg. heute Vormittag zum Kurgebrauch in seinem gewohnten Absteigequartier hier eingetroffen.
Essen, 17. März. Die Firma Krupp erhielt von der dänischen Regierung Aufträge aus Kanonen und Munition zum Gesamtbetrag von 4000000 Mark.
Die Wahl des sozialistischen Bürgermeisters von Kopenhagen, des früheren Malermeisters Jensen, ist vom Königs bestätigt worden.
Madrid, 17. März. Der „Heralda" meldet aus Tanger, die Empörung mache erhebliche Fortschritte und es werde für den Sultan schwierig sein, dieselbe niederzuwerfen. Es sei leicht möglich, daß der Prätendent die Offensive wieder ergreifen werde.
Kario, 17. März. Das Befinden des deutschen Kronprinzen, der noch in Luxor weilt, ist dem Stande der Krankheit nach befriedigend. Prinz Eitel Friedrich ist in voller Genesung begriffen.
Peking, 17. März. Die Gesandten der Mächte berieten heuteüber dieNote der chinesischen Regierung, welche sdie Weigerung ausspricht, Obligationen zur Bewirkung der Entschädigungszahlung auszugeben, solange die Gesandten nicht die Frage der Zahlung der Zölle auf der Goldbasis ihren Regierungen unterbreitet hätten. Die Mehrheit der Gesandten erklärte, die Forderung bezüglich der Obligationen ausrechtzuerhalten, ehe über die Goldzahlung betreffenden Bestimmungen des Protokolls beraten werde. Die französische und der russische Gesandte erklärten, die Forderung Chinas betreffend die Zollzahlung in Gold anzunehmen.
Venezuela. Die erste Rate der deuschen Entscheidigungssumme ist in Caracas bezahlt worden.
Melilla, 17. März. Die von dem Onkel des Sultans geplante Expedition, durch die der Prätendent im Rücken angegriffen werden sollte, ist gescheitert, weil die Kabylenstämme ihm den Gehorsam verweigerten.
Washington, 18. März. In dem Berichte des amerikanischen Konsuls in Montevideo
heißt es ferner, daß die Eisenbahn zerstört sei und 8000 Mann außerhalb der Stadt ständen, bereit, zum Angriff überzugehen.
Montevideo, 17. März. Wie versichert
wird, sind Aparieio und Saraiva die Anführer der Aufständischen.
Montevideo, 18. März. Die Friedens
unterhändler sind beauftragt, dem Führer der Aufständischen als Grundlage für eine Verständigung mitzuteilen, die Regierung willige ein, daß in 6 Bezirken neue Präfekten im Sinn der Nationalpartei ernannt würden.
Verschiedenes.
— Sountagskinder gelten als „Glücks- kinder". Sind die Sonntagskinder wirklich besser daran als andere Menschen? Eine Umfrage bei ihnen wird wenig helfen, da bekanntlich niemand vor seinem Tode glücklich zu preisen ist wie schon der weise Solon sagte und die meisten die ihnen auferlegten Beschwerden gern überschätzen das Gute aber, das sie genießen, infolge langer Gewöhnung kaum mehr zu würdigen wissen. Unter den Großen dieser Erde, deren Leben abgeschlossen vor uns liegt und besonders reich an glücklichen Erfolgen war, vermag ich — so schreibt der „Tägl. Rundschau" ein Leser—kein Sonntagskind zu nennen. Kaiser Wilhelm l. war an einem Mittwoch geboren, Fürst Bismark an einem Samstag, Königin Viktoria von England an einem Montag, Napoleon I. am Dienstag. Waren sie vielleicht trotz aller ihrer Erfolge doch nicht so glücklich, wie ein Sonntagskind sein soll? Sehen wir uns bei den Berühmtheiten im Reiche des Geistes um. Wie steht es mit Göthe? Der Tag seiner Geburt war ein Donnerstag, der Schillers ein Samstag. Auch Kannt war an einem Samstag geboren und Helmholz an einem Freitag. Da man erwarten kann, daß im Durchschnitt jeder 7te Mensch ein Sonntagskind sei, so fällt es auf, wie wenige Sonntagskinder sich unter den noch lebenden Großen dieser Erde finden. Kaiser Wilhelm I l. erblickte das Licht der Welt Donnerstags, die Kaiserin Freitags. Auch der Zar, der Kaiser von Oestreich und der König von England sind keine Sonntagskinder; Graf Bülow ebensowenig da er Donnerstags geboren ist. Der Kronprinz kam an einem Samstag zur Welt, dev König von Sachsen Mittwochs, der König v. Württembg. Freitags. Aber endlich stoßen wir auf einen Sonntags geborenen Fürsten. Dies ist der unglückliche König Otto v. Bayern, der in seiner geistigen Umnachtung von der Welt so gut wie nichts hört und steht! Auch die unglücklichste aller lebenden Fürstinnen, die in düstern Wahnsinn infolge grausammer Schicksalsschläge verfallene belgische Prinzessin Charlotte, die Witwe des erschossenen Kaisers Maximilian von Mexiko ist an einem Sonntag,dem Pfingstsonntag d. 1.1840 geboren. Wenn man dazu noch vernimmt daß die ermordete Kaiserin Elisabeth ebenfalls an einem Sonntag zur Welt kam, so wird mann die Sonntagskinder um den Vorzug ihres Geburtstages vielleicht nicht länger beneiden.
Moderne Geschäftsanzeigen.
Als ein Muster für strebsame Geschäftsleute in Deutschland geben wir folgende Uebersetzung eines Plakats in dem Schaufenster eines Kolonialwarenhändlers in einer englischen Provinzstadt wieder:
Gebrüder Briggs.
die wohlbekannten Kolonialwarenhändlers, find
in der glücklichen Lage, dem Publikum die
Tatsache zu verkündigen, daß sie die größten
Vorräte in Kolonialwaren, besitzen, die jemals
in dieser Stadt gesehen worden sind. Manche
Kaufleute sind
Schwindler
aller Gebrüder Briggs sind glücklich i n
dem Gedanken, daß sie
der ganzen
Konkurrenz die Spitze bieten können, als die
führende Firma der
Stadt.
— In einem Juwelierladen war ein Einbruch verübt worden, wobei die Diebe keine schlechte Beute gemacht hatten. Abgesehen davon, daß der Verlust durch Versicherung gedeckt war, beutete der Ladeninhaber das an sich Mange« nehme Ereignis noch zu seinem besonderen Vorteil aus, indem er folgendes in seinem Schaufenster anschlagen ließ: „Alles stürzt sich auf unsere Juwelen! Wir bitten jedoch unsere Kunden, nur durch die Türe eintreten zu wollen, und womöglich nur während der regulären Geschäftsstunden." — Einer der schlauesten Geschäftsleute aber war der Inhaber eines Cafös in einem kleinen Dörfchen in der Umgegend von