verflossenen Jahr durch dunkle schreien
müssen. Mit seiner hohen Gemahlin hat er den Schmerz um ihre Mutier, mit dem Neffen Herzog Albrecht die Trauer uni die unvergeßliche Herzogin Margarete geteilt. Möge dem König im neuen Lebensjahr der Sonnenschein reicher Freude beschieden sein in seinem Haus wie in dem der innig geliebten Tochter — und möge ihm in der Ausübung seines erhabenen Berufes das Vertrauen und die Pflichterfüllung seiner Württemberger zur kräftigen und ermutigenden Stütze werden. Möge Königs Geburtstag in vielen Herzen den monarchischen und patriotischen Sinn stärken, den wir so dringend nötig haben gegen allerlei unsaubere und zerstörende Mächte und der sich in unsrem öffentlichen Leben je mehr und mehr vor ernste Proben gestellt sieht. Unfern König an der Spitze, iin Aufblick zu Gottes Hilfe wollen wir sie bestehen!
Neuenbürg, 22. Febr. Wie der Enz- täler meldet, hat auf die beabsichtigte Fahrplanänderungen hier der Sommer der GewerbeVer- ein Neuenbürg eine Eingabe an die Generaldirektion wie an das Ministerium der auswärt. Angelegenheiten zu Stuttgart abgefertigt hat. Diese Eingabe, welche wir im Wortlaut nachstehend folgen lassen, wurde gleichlautend auch den Eisenbahn-Beiratsmitgliedern, dem Herrn Abgeordneten Weiß, sowie dem Herrn Kommerzienrat Zöpp ritz in Calw mit dem Ersuchen um Unterstützung übergeben. Wir wollen hoffen, daß der Erfolg der Eingabe ein günstiger sein wird. „Nach den Anträgen der Generaldirektiou der Staatseisenbahnen soll für den Sommerfahr- plan folgende wesentliche Aenderung eintreten: Zug 325 wird zur Herstellung eines mittelbaren Anschlusses an den Berliner Schnellzug vorgerückt werden: Pforzheim Abgang 9.15 statt seither 10.30, Neuenbürg an 9.38 statt seither 10 53, und nur Sonn- und Feiertags soll der Zug wie seit mehr als 30 Jahren gefahren werden. Der Gewerbeverein Neuenbürg gestattet sich die hohe Generaldirektion ganz ergebenst zu bitten, die seit so langer Zeit eingehaltene Fahrzeit auch fernerhin werktags beizubehalten. Wir erlauben uns diese Bitte damit zu begründen, daß dieser Zug an Werktagen gerade für den Gewerbetreibenden ein ganz entschiedenes Bedürfnis geworden ist und stets eine gute Frequenz hatte, während doch die von Berlin kommenden Fahrgäste den kleinsten Teil ausmachen. Die Gewerbetreibenden des Enztals würden dagegen den Anschluß der späteren Züge von Stuttgart, Karlsruhe, hauptsächlich aber von Reutlingen, Tübingen, Horb ganz verlieren und z. B. in Tübingen schon um 1.50 oder um 2.36 über Stuttgart abreisen müssen, um noch ins Enzihal zu gelangen, auch von Nagold, Calw re. müßte die Rückfahrt allzufrüh angetreten werden und selbst in Pforzheim könnte kein Vortrag oder dergl. mehr besucht werden, weil dieselben selten vor 8 Uhr beginnen. Das Uebernachten der Geschäftsreisenden, welches durch die Landeskarten schon bedeutend zurückgegangen ist — weil selbst in Mannheim domicilterte Geschäftsreisende sich in Stuttgart wochenlang Zimmer mieten und die von Stuttgart aus irgend erreichbare Plätze von dort aus besuchen und abends dahin zurückkehren würde durch die beabsichtigte Früherlegung ganz abgeschnitten, keinen Anschluß mehr finden und in Pforzheim bleiben müssen. Auch Touristen sind vielfach werktags mit dem letzten Zuge nach Schluß ihrer Geschäftszeit von Stuttgart re. abgefahren, um andern morgen ihre Wanderung frühzeitig an- treten zu können. Im Fernverkehr würde uns der Anschluß von Zürich, Schaffhausen, Konstanz verloren gehen, welcher im Sommer von großer Wichtigkeit ist. Dagegen dürfen wir mit Sicherheit annehmen, daß allein mit dem Orientexpreßzug mehr Fahrgäste in Pforzheim Anschluß ins Enztal suchen als solche von Berlin."
Auch wünschenswert wäre es, wenn im Som-- mer die Passanten Touristen re. noch einige Zeit länger hier verweilen könnten als. daß sie schon Um 9 Uhr das Wildbad verlassen müssem
— Calw» 21. Febr. Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs ist tüchtig an der Arbeit. Stadtschultheiß Conz hat die Sache in die Hand genommen und die nötigen Vorarbeiten nun beendigt. Die bürgerl. Kollegien haben einen Betrag für den Verein bewilligt, find eine ergab
einen Betrag von mehr als 2000 Damit ist die Ausführung des Planes gesichert und der Kurorte einlreteu. Die städt. Anlagen am Gcorgenenm werden erweitert und neue Wege angelegt; auch in der Stadt selbst werden verschiedene Verschönerungen angebracht werden; die Wasserleitung wird auch zu den Gebäuden außerhalb der Stadt geführt werden. Bei der prächtigen Lage der Stadt darf auf zahlreiche Kurgäste gerechnet werden.
R««dscha u.
* Minister Dr.v. Weizsäcker, der Staatsminister des Kirchen- und Schulwesens feiert heute am Geburtstag des Königs, sein 50. Wiegenfest. Der Jubilar entstammt einer alt- württembergischen Patrizierfamilie, die dem öffentlichen Leben schon manch bedeutende Persönlichkeit lieferte. Sein Vater war der berühmte Teo- loge und Universitätskanzler v. Weizsäcker, der bis in sein hohes Alter der Fahne der Weiterentwickelung unseres geistigen und politischen Lebens treu getrieben ist. Minister v. Weizsäcker ist am 25. Februar 1853 in Tübingen geboren. In der von ihm ergriffenen juristischen Laufbahn brachte er es dank seiner außergewöhnlichen Befähigung verhältnismäßig rasch zu den höchsten Jnstizämtern bis zum Ministerialdirektor. Vor bald drei Jahren wurde er als solcher, nach dem Tode Sarwey's, vom König zum Chef des Kultusministeriums (als v. Mittnacht noch Ministerpräsident war) berufen.
— Kirchheim u. T., 20. Febr. Der Gauverband der Geflügelzucht- und Vogelschutzvereine von mittleren Neckar, der ans seine Mitglieder durch zweckdienliche Vorträge und sonstige Veranstaltungen belebend einzuwirken sucht, hält seine heurige Gauverbandsausstellung über Ostern in Urach ab.
Tübingen, 20. Febr. Im Museum des geologischen Instituts ist seit einigen Tagen ein vollständiges Skelett, eines Plesiosaurus «.LNo- n6u.-,io8 iMilrnok >s) aus der englischen Juraformation aufgestellt. Das Skelett, aus lauter von Gestein völlig befreiten Knochen zusammengesetzt, ist über 4 Meter lang. Das Tier ist in schwimmender Stellung montiert. Es ist das erste vollständig aufgestellte Exemplar von Plesiosauriern in Europa (abgesehen von einem jungen Exemplar einer anderen Gattung im Britisy Museum), Der Abguß eines immense" Hinterbeins eines Dinosauriers ein landbewohnendes Riesenreptil) aus dem englischen Jura ist ebenfalls in diesen Tagen zur Ausstellung gelangt. Derselbe mißt von oben bis zu den Zehenspitzen 3,90 Meter, senkrecht gemessen ist er 3,25 Meter hoch.
Biberach, 24. Febr. Verunglückt ist gestern abend auf demBahuhos Warthausen der 60jährige Schuhmacher Grünling. Er geriet unter die Räder eines Eisenbahnwagens und wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
Waldsee, 24. Febr. Ertrunken. Der Postbote Goßner, verheiratet und Vater von 3 Kindern, brach auf dem Eis des Stadtsees ein und ertrank.
Tüjjes-Nachrichten.
Karlsruhe, 22. Febr. Bei der Arbeitslosenzählung, die die in der Stadt Karlsruhe durch Umfrage von Haus zu Haus vom Gewerkschafts- tartell in den Tagen vom 18.—20. Januar vorgenommen wurde, sind insgesamt 436 Arbeitslose, 424mäunliche, 11 weibliche festgestellt worden. Siervon waren 231 ledig, 190 verheiratet, 6 verwitwet.
Straßburg, 22. Febr. Bei dem zahlreich von nah und fern besuchten Sängerwettstreit aus dem Rubestein erhielten erste Preise für ernste Gesänge:Wenzel-StraßburgWinternitz-Karlsruhe Gerst-Straßburg, für heitere Lieder: Wenzel rnd Mbrecht-Psorzheim, Beutter-Straßburg und Speck-Pforzheim.
Frankfurt a. d. Oder, 23. Febr. Im Dorfe Wartenburg im Kreise Königsberg in der Neumark brach ein 14 jähriger Knabe durch die Eisdecke eines Pfuhllochs und ertrank. Der zur Hülfeleistung herbeigeeilte Briefträger ertrank ebenfalls,
* Professor Grützmacher in Dresden ist gestern abend gestorben.
* Eine Explosion auf dem Postamt ist zu Berlin passiert. Auf dem Postamt in
der Heiligengeiststraße explorierte beim Vries- sortieren ein Brief unter heftigem Knall; er erhielt wahrscheinlich Kinderpistolzündplättchen und verletzte den Beamten nicht unerheblich an den Armen und im Gesicht.
Berlin, 23. Febr. Aus München wiro gemeldet: Prinzessin Luise hat an eine h,ch- gestellte Freundin, die hier wohnt, ein Schl eiben gerichtet, worin sie mitteilt, daß ihre Abreise aus Nyon bevorstehe, und ihre Koffer gepackt seien. Zwischen ihr und dem Kronprinzen sei ein endgültiges Arrangement getroffen worden. Die Kronprinzessin will, wie die Deutsche Marte schreibt, im strengsten Inkognito ein bei Salzburggelegenes Schloß beziehen. Nach den gegenwärtigen Dispositionen wird sie ihre Kinder im Sommer in Salzburg sehen wohin die Kinder gehen werden, um die Großeltern zu besuchen.
— Aus Brüssel wird gemeldet: Giron steht direkt oder indirekt in ständigem Verkehr mit der Prinzessin Luise. Er weiß bereits die große Neuigkeit, daß die Prinzessin mit ihrer Familie verhandelte um die Niederkunft in absoluter Sicherheit in Salzburg abzuwarten. Sollte sich der Plan zerschlagen, so wird sie, wie die Dtch. Warte meldet, nichtsdestoweniger La Metairi in nächster Zeit verlassen.
* Zürich. Die Wahl der Lehrer. Der Kantonsrat in Zürich beschloß nach fünfstündiger Debatte unter Namensaufruf mit 152 gegen 59 Stimmen die Abschaffung der Volkswahl der Lehrer für die Stadt Zürich Künftig soll der große Stadtrat sie wählen. Gegen die Abschaffung stimmten geschlossen die Sozialdemokraten, sowie einige Demokraten und Liberale.
* Herzog Nikolaus von Württemberg ist gestern abend 10 Uhr 5 Mm. in Karlsruhe in Schlesien gestorben. Die Beerdigung des verstorbenen Herzogs Nikolaus von Württemberg, indet nächsten Freitag in Karlsruhe in Schlesien tatt. Zu derselben werden sich der König und Herzog Albrecht am Donnerstag dorthin begeben. Die Festvorstellung im Hoftheater und die militärische Feier zum Geburtstags des Königs sind abgesagt.
Wien, 23. Febr. Hugo Wolf ist gestern Abend in der Landesirrenanstallt bei Wien gestorben. Der Komponist Hugo Wolf war am 13. März 1860 in Steiermark geboren. Fünf Jahre alt erlernte er vom Vater das Klavier- und Orgelspiel; dann im Konvikt des Benediktinerstifts St. Paul in Kärnten auch die Orgel. Anfangs der 80er Jahre kam er nach Wien und wurde Schüler des Konservatoriums. Ein Jahr hielt er es dort aus; dann folgte er dem eigenen Weg seiner Natur. Vier Jahre schrieb der junge Musiker Kritiken für eine Wiener Zeitnng. Hugo Wolf hat über 200 Lieder veröffentlicht, von Goethe 53, von Mörike 55 Gedichte in Musik gesetzt. Zu seinen wertvollsten Gesängen gehören die Cyklen aus dem italienischen und spanischen Liederbuch von Heyse und Geibel.
Wieder ein Ehe- und Hofdrama.
Der Pariser Matin bericqt aus Kariro: Dis Prinzessin Tussun, Schwester des Khediven, versuchte sich zu vergiften. Sie wurde an Bord einer Pacht gebracht und ist bereits abgereist. Die Ursache der That soll Eifersucht sein. Die Prinzessin hat bereits die Ehescheidungsklage eingeleitet und soll beabsichtigen, sich mit einem österreichischen Grasen zu verheiraten.
(Warnung.) In einer in Paris erscheinenden deutschen Zeitung ist kürzlich ein Artikel veröffentlicht worden, welche eine Warnung an deutsche Erzieherinnen und Lehrerinnen, sowie an Kindermädchen und Dienstboten vor unüberlegtem Zuzuge nach Paris enthält und Ratschläge-ffür die Uebersiedelung dorthin erteilt. Es wird dabei hauptsächlich auf die Gefahren sittlicher Beziehung hingewiesen, die jungen unerfahrenen Mädchen in Paris drohen, und denen leider alljährlich eine nicht geringe Zahl zugezogener deutscher Mädchen zum Opfer fällt. Diese Gefahr ist insbesondere dann in hohem Maße vorhanden, wenn junge Mädchen in vollständiger Unkenntnis der großstädtischen Lebens- und Dienstverhältnisse vielleicht lediglich auf Zeitungsannoncen hin sich nach Paris begeben und ohne vorher die eingehendsten Erkundigungen übet die betreffendenden Familieu Ungezogen zu haben in die ihnen angeborenen Stellen eintreten. Es