sollte deshalb jedes deutsche Mädchen das als Dienstmädcben, Stütze der Hausfrau, Erzieherin oder in ähnlicher Stelling Beschäftigung sucht sich vor allein hüten, in zu jugendlichem Alter nach Paris zu gehen, vielmehr dies erst dann zu tun, wenn es schon eine gerechtere Lebenserfahrung besitzt. Ferner wird dringend davor gewarnt, lediglich durch Annoncen französischer Familien in deutschen Zeitungen sich zur Annahme einer Stelle verleiten zu lassen, da solche Annoncen in der Regel von Leuten ausgehen, die in Paris als schlechte Dienstherrschaften bekannt find und durch kein dortiges Vermietungsbureau mehr einen Dienstboten erhalten können. Es wird daher als sehr empfehlenswert bezeichnet vor Annahme einer solchen Stellung in Paris oder vor der Abreise dahin sich mit einer Anfrage an das dortige deutsche Konsulat zu wenden, dessen Geschäftsstelle sich Rue de Lille 78 bis, befindet und das zu jeder Auskunftserteiluug über alle einschlägigen Fragen sehr gern bereit ist. Endlich wird den deutschen Mädchen noch der dringende Rat erteilt, sich das Reisegeld nicht schicken zu lassen, da sie meist nicht in der Lage sind daselbe zurückzubezahlen und es ihnen nur dann unter den größten Schwierigkeiten gelingt, von dieser Stelle wieder loszukommen; auch sollen sich die Mädchen hüten, durch den Dienstvertrag— wie dies von Pariser Herrschaften Ausländern gegenüber gewünscht wird—sich auf 1—2 Jahre zu binden; es wird solchen Angeboten gegenüber darauf aufmerksam gemacht, daß jeder französische Dienstbote, welcher Art er auch sei, sich grundsätzlich nur auf 8 Tage verpflichtet, und, den deutschen Mädchen zur Vermeidung von Unannehmlichkeiten geraten, sich ebenfalls an diese Uebung zu halten. — Da der Zuzug deutscher Mädchen nach Paris erfahrungsgemäß hauptsächlich aus Süddeutschland zu erfolgen pflegt erscheint es wünschenswert, daß vorstehende Ausführungen auch bei uns zur Kenntnis weitere Kreise gelangen.
— Venedig ohne.Wasser. Seit einigen Tagen kann man in Venedig ein eigenartiges Schauspiel genießen. Zur Ebbezeit fließt das Wasser in solchen Mengen und mit solchem Ungestüm zum Meere, daß alle Kanäle der Stadt, auch der Kanal Grande, fast trocken bleiben. Infolgedessen stockt der Verkehr in der Stadt stundenlang, und man kann von den Brücken
aus die Gondeln und Barken auf dem Trockenen liegen und d e Gondelführer auf die Flut warten sehen. Der Fremde aber, der am Bahr Hof an- kommt, wundert sich, keines der üblichen Transportmittel, die ihn zum Hotel bringen könnten, an gewohnter Stelle vorzufinden.
— Besser als Ehescheidung. In das Bureau eines Chicagoer Rechtsanwaltes trat zitternd vor Eile und Aufregung eine Dame, die sich in ängstlicher Haft an den Inhaber wendete, „Haben Sie das Ehescheidungsverfahren gegen meinen Mann bereits anhängig gemacht?" fragte sie ihn. — Ich bin soeben damit beschäftigt und werde noch heute die Sache in Gang bringen", antwortete er etwas narsch; denn ihr stetes Drängen langweilte ihn nachgerade. — „Gott sei Dank, dann komme ich noch nicht zu spät", rief die Scheidungslustige mit Inbrunst. „Verbrennen Sie auf der Stelle Ihre Anklageschrift und alle Schuldbeweise, die gegen meinen Mann sprechen!" — „Ah, Sie haben sich also mit ihm ausgesöhnt? Nun, ich gratuliere Ihnen vom Herzen dazu," sagte der Rechtsanwalt. „Eine Scheidung ist immer etwas Häßliches." — O, nicht doch, es ist eine glückliche Lösung eingetreten," unterbrach sie ihn schnell. „Er ist heute früh von einem Straßenbahnwagen überfahren worden, und ich will sogleich die Gesellschaft auf Schadenersatz verklagen."
Orientalische Teppiche. Seit einiger Zeit häufen sich aus allen Teilen des Reichs die Berichte über Schwindeleien, welche beim Vertriebe orientalischer Teppiche durch wandernde Händler Vorkommen und die wiederholt zu gerichtlichen Verurteilungen dieser Händler geführt habest. Es sei deshalb daran erinnert, daß der Verband her Teppich-, Linoleum- und Möbelstoffhändler Deutschlands (mit dem Sitze in Hannover mit Unterstützung einer größeren An- Anzahl von Handelskammen festgestellt hat, daß im Handel mit sogenannten echten orientalischen Teppichen, soweit er durch nicht ortsansässige, orientalische oder sonst fremdländisch aussehende Händler betrieben wird, unlauterer Wettbewerb, Täuschung und Uebervorteilung der Käufer sozusagen fast die Regel bilden. Es kann daher jedem Liebhaber solcher Teppiche nur empfohlen werden, den Hausierern und ihrer Helfershelfern, die sich unter allen möglichen Vorwänden, teilweise unter Verletzung der in Deutschland gel
tenden gewerberechtlichen Bestimmungen. Eingang gerade in die besten Häuser zu verschaffen wissen, die Tür zu weisen, und sich an einen als reell bekannten ansässigen Kaufmann zu wenden, der niit seinem Renommee für Echtheit und PreiZwürdigkeit der von ihm bezogenen oder durch ihn vermittelten Ware bürgt und die sonstigen Garantien bietet, die dem landfremden Händler naturgemäß abgehen.
Anspruchslosigkeit. Was alles unsere Zeit von einem „Heirateweibchen" verlangt, das wolle man aus nachstehendem Heiratsgesuch, das wir im Anzeigenteil einer großen Zeitung lesen. Es lautet: „Wo wäre eine brave Tochter, die geneigt wäre, mit einem seriösen schlichten Jüngling von 25 Jahren, Schweizer, mit schöner, ehrenvoller Professorstelle an einer Staatsanstalt, in nähere Beziehung zu treten? Ein edles und herzliches Familienleben ist einziger Wunsch und Trachten des Suchenden. Gewünscht werden: Liebenswürdiger Charakter, Herzensgüte, häuslich-christlicher Sinn, Verständnis, Wissen und Können im gesamten praktischen Haushalte, vollständige Gesundheit, freifinnig-vernünftige Weltanschauung, überhaupt sorgfältige Bildung und etwas Vermögen. Geneigte Töchter oder deren Vertreter wollen sich wenden unter aufrichtiger Angabe der näheren Verhältnisse . . ." In der Tat ein anspruchloser junger Mann dieser „seriöse schlichte Jüngling von 25 Jahren mit schöner ehrenvoller Professorstelle!"
Immer derjenige, welcher . . ., oder: wie Uebergriffet gesühnt werden. Die „Lustigen Blätter" dichten:
Ein sittsam Mädchen arretiert, —
Dem Arzt gewaltsam vorgeführt. — Gekränkt in seiner Ehr' — —
Verurteilt:
ein Redakteur.
Ein Zeuge, der zu spät erwacht.
Gefesselt übern Markt gebracht;
Im dichtesten Verkehre,--
Verurteilt:
zwei Redakteure.
Ein armer Teufel blau und braun Im Polizeirevier verhau'n, —
Das Resul.at man höre: — — Verurteilt:
drei Redakteure.
acht Jahren in die Hände. Ach wie sehr paßte
er in diese in diese Stunde:
„Gedanken sind an keine Zeit gebunden, Sie trennt kein Ort, kein Erdenraum." Der Gruß hatte ja längst seine Bedeutung verloren — sie war doch vergessen worden jetzt Liebe ganz hoffnungslos war. Ich habe ja auch schien er ihr aber wie ein Balsam auf die immer gekämpft, ach! namenlos, aber glaube mir, ich ! ..och schmerzende Wunde
Die Auge»» Ver Liebe.
Novelle von P. Herrkorn..
Nachdruck verboten.
„Ja, ja, Mama, ich wußte es ja, daß meine
kann meine Hand keinem Andern geben, solange mein Herz an Bodo hängt sagte Irma. — Sieh', Hanna, wenn der Sturm wild daherbraust, die Bäume entwurzelt, Blumen knickt, wie traurig sieht es da in der Natur aus! Und wie könnte ich achtlos norüber gehen, wenn über meinen Herzensgarten ein Sturm gekommen ist, der statt
Nun wäre es aber an der Zeit, nach Bodo, zu sehen, um sehen, um zu erfahren, ob er glücklich seine Freistätte in dem fernen Weltteile gefunden. Die Reise war ganz glücklich von Statten gegangen und Winter hatte sich sogleich als Arzt in New-Tork niedergelassen. Ehe er aber noch festen Fuß in der neuen Heimat fassen konnte
des erwarteten Sonnenscheins für all' die hoffen-! brach in den Vereinigten 'Staaten von Nord- den Keime Eis und Schnee mit sich führte?" > amerika der Sklavenkrieg los. Bodo stellte sich Sie lehnte müde das Haupt an Hanna's Schulter. ' auf die Seite der Union, ebenso begeistert mit „Mein Friede ist dahin." ! fortgerissen, wie alle warm fühlenden Deutschen.
„Du bist noch so jung, Helene — zum ver-: Hatte ihnen das fremde Land doch immerhin zweifeln wenigstens noch viel zu jung. Du hast! eine Freistätte geboten, wenn es ihnen auch die noch ein reiches, schönes Leben vor Dir, willst ! ferne Heimat nicht ersetzen konnte, so hielten sie Du es ungenützt vorüber gehen lassen? SehZ es doch alle für ehre Pflicht, der guten Sache um Dich, Helene, wie viel Dir noch geblieben, ! des Landes, in dem sie ihr Brot aßen, ihren wie Du trotz Deines Kummers dennoch von! starken Arm zu leihen. Auch Bodo setzte seine
volle Manneskraft ein; und wenn er je einem seiner Mitmenschen zu nahe getreten wäre, in jenen Tagen des Kampfes hätte er alles tausendfach gesühnt.
.._,.. Der letzte blutme Kampf war gekämpft, der . , „
die.D« von der Natur so glänzend ausgestattet, Sieg errungen. Müde lagerte Bodo an einem Vater begleiten?" mit so viel Tugenden begabt ist, schwächer sein' verwüsteten Gehöft, da sauste eine Kugel dicht Sie schellte und ordnete alles an, so gut, als andere? Versuche es, Helene ermanne Dich, cm seinem Antlitz vorüber, von ihr' getroffen als es die Eile und ihre innere Aufregung zu
tausend Segnungen umgeben bist. Mar muß stets unter sich sehen, nicht über sich. Glaubst Du, Dein Schmerz wäre einzig in seiner Art? O, mein Kind, ea giebt noch viele, die mit blutendem Herzen lächeln lernten! Willst Du,
harrte Bodo, endlich schlug der Fremde wieder
die Augen auf. Er war bei vollständiger Besinnung und bat Bodo, nach seiner nahe gelegenen Besitzung zu gehen, um seine Tochter Jessy Wood von seinem Unfall schonend zu benachrichtigen und Hilfe zu leisten.
Der Mond stand voll am Himmel und beleuchtete eine Kruppe wundervoller Akazien, und der Duft weißer Lilien drang auf ihnein. Das Haus war ganz von Epheu überwuchert und vervollständigte den malerischen Eindruck, den das Ganze auf den Ankömmling machte.
Bodo trat in die Halle. Da erhob sich aus einem Schaukelstuhl eine junge Dame und trat auf ihn zu, indem sie ihre dunklen Augen fragend über seine Gestalt gleiten ließ.
„Sie wünschen Mr.?
„Verzeihen Sie mein spätes Erscheinen. Ich komme im Aufträge Ihres Herrn Vaters. Mein Name ist Winter, ich bin ein Arzt."
„Was ist mit meinem Vater, ist ihm ein Unglück zugestoßen? Reden Sie, Mr., reden Sie!"
„Es ist eine leichte Verletzung, hoffe ich, vielleicht ein Streifschuß. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um Ihnen den teuren Vater zu retten, aber es giebt ja auch Fälle, wo menschliches Wissen nicht ausreicht."
„Ich will sogleich der Dienerschaft die nötigen Befehle geben, dann darf ich Sie wohl zu meinem
etwas
Ich will Dir helfen und Gott hilft gewiß. Heute sank ein Farmer in seiner Nähe sofort zu Bo-'ließ. Alles geschah aber mit einer Würde, wie
Du die Unterstützung ins Krankenhaus - jetzt, mein liebes Herz, lies mir etwas vor." —
Hanna reichte der traurigen Gefährtin ein Buch, in dem Bodo auch häufig gelesen hatte?
Ganz unmerklich wurde Helene 'immer inehr von' dem Inhalt desselben gefesselt, und beim Um-!
trägst j den. Winter näherte sich ihm: „Sind Sie ver-! es keine Fürstin hätte besser machen können. Sie und mundet, Mr.? Ich bin ein Arzt, mein Beistand war offenbar schon jahrelang an Befehlen ge- kann Ihnen vielleicht vor Nutzen sein." wöhnt.
„Wie freundlich von Ihnen- mir Hilfe am ^ ^ Miß Wood hatte einen Shawl NM die zubieten- nachdem ich überzeugt bin- daß Sie Schultern geworfen und zeigte Bodo mit einem 'sechst sich über ihre Kräfte angestrengt haben, feurigen Blick ihrer schwarzen Augen an, daß
Welch furchtbarer Tag!"
Die Stimme wurde schwächer- die Sinne
wenden der Blätter fiel ihr Bodo s Grug nach ^ vergingen dem Verwundeten. Schweigend »er
ste bereit sei- ihm zu folgen.
(Fortsetzung folgt.)
Lk'-ck u. Verlag der Beruh. HofmaNn'schen Buchdruckern in Wldbad. Verantwortlich für die Redaktion '